Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite



sem Erdballen noch auszuführen beschlos-
sen hat. Wer hätte unter den Verfol-
gungen der ersten Römischen Kaiser glau-
ben sollen, daß das Volck GOttes jemahls
zu der jetzigen Hoheit kommen würde?
GOtt kan durch Kleinigkeiten grosse Din-
ge thun. Wir erwegen sehr oft mit vie-
lem Vergnügen und zum Preise des all-
waltenden GOttes, wie der Toback und
Zucker, welchen wir so häufig anjetzt brau-
chen, Gelegenheit geben wird grosse Völ-
cker zur Erkenntniß GOttes zu bringen.
Damit diese beyden Stücke häufig können
gebauet werden, holet man viel tausend
Heiden aus andern Ländern und bringet
sie nach America. Dieser Leute Verstand
wird nun zwar jetzo nicht gebauet, damit
sie ausser dem Stande bleiben das gantz
unerträgliche Joch der Europäer abzuwerf-
fen. Allein, was ist wahrscheinlicher, als
daß auch in den dortigen Staaten endlich
eigene Häupter aufstehen und eigene Re-
gierungen anfangen werden? Was wer-
den aber solche für Mittel ergreifen, um ih-
ren Thron zu befestigen? Gewiß, diese wer-
den mit die ersten seyn, daß man den Scla-
ven mehr Freyheit giebet und ihren Ver-

stand
H 2



ſem Erdballen noch auszufuͤhren beſchloſ-
ſen hat. Wer haͤtte unter den Verfol-
gungen der erſten Roͤmiſchen Kaiſer glau-
ben ſollen, daß das Volck GOttes jemahls
zu der jetzigen Hoheit kommen wuͤrde?
GOtt kan durch Kleinigkeiten groſſe Din-
ge thun. Wir erwegen ſehr oft mit vie-
lem Vergnuͤgen und zum Preiſe des all-
waltenden GOttes, wie der Toback und
Zucker, welchen wir ſo haͤufig anjetzt brau-
chen, Gelegenheit geben wird groſſe Voͤl-
cker zur Erkenntniß GOttes zu bringen.
Damit dieſe beyden Stuͤcke haͤufig koͤnnen
gebauet werden, holet man viel tauſend
Heiden aus andern Laͤndern und bringet
ſie nach America. Dieſer Leute Verſtand
wird nun zwar jetzo nicht gebauet, damit
ſie auſſer dem Stande bleiben das gantz
unertraͤgliche Joch der Europaͤer abzuwerf-
fen. Allein, was iſt wahrſcheinlicher, als
daß auch in den dortigen Staaten endlich
eigene Haͤupter aufſtehen und eigene Re-
gierungen anfangen werden? Was wer-
den aber ſolche fuͤr Mittel ergreifen, um ih-
ren Thron zu befeſtigen? Gewiß, dieſe wer-
den mit die erſten ſeyn, daß man den Scla-
ven mehr Freyheit giebet und ihren Ver-

ſtand
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0133" n="115"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;em Erdballen noch auszufu&#x0364;hren be&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en hat. Wer ha&#x0364;tte unter den Verfol-<lb/>
gungen der er&#x017F;ten Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kai&#x017F;er glau-<lb/>
ben &#x017F;ollen, daß das Volck GOttes jemahls<lb/>
zu der jetzigen Hoheit kommen wu&#x0364;rde?<lb/>
GOtt kan durch Kleinigkeiten gro&#x017F;&#x017F;e Din-<lb/>
ge thun. Wir erwegen &#x017F;ehr oft mit vie-<lb/>
lem Vergnu&#x0364;gen und zum Prei&#x017F;e des all-<lb/>
waltenden GOttes, wie der Toback und<lb/>
Zucker, welchen wir &#x017F;o ha&#x0364;ufig anjetzt brau-<lb/>
chen, Gelegenheit geben wird gro&#x017F;&#x017F;e Vo&#x0364;l-<lb/>
cker zur Erkenntniß GOttes zu bringen.<lb/>
Damit die&#x017F;e beyden Stu&#x0364;cke ha&#x0364;ufig ko&#x0364;nnen<lb/>
gebauet werden, holet man viel tau&#x017F;end<lb/>
Heiden aus andern La&#x0364;ndern und bringet<lb/>
&#x017F;ie nach America. Die&#x017F;er Leute Ver&#x017F;tand<lb/>
wird nun zwar jetzo nicht gebauet, damit<lb/>
&#x017F;ie au&#x017F;&#x017F;er dem Stande bleiben das gantz<lb/>
unertra&#x0364;gliche Joch der Europa&#x0364;er abzuwerf-<lb/>
fen. Allein, was i&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlicher, als<lb/>
daß auch in den dortigen Staaten endlich<lb/>
eigene Ha&#x0364;upter auf&#x017F;tehen und eigene Re-<lb/>
gierungen anfangen werden? Was wer-<lb/>
den aber &#x017F;olche fu&#x0364;r Mittel ergreifen, um ih-<lb/>
ren Thron zu befe&#x017F;tigen? Gewiß, die&#x017F;e wer-<lb/>
den mit die er&#x017F;ten &#x017F;eyn, daß man den Scla-<lb/>
ven mehr Freyheit giebet und ihren Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tand</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0133] ſem Erdballen noch auszufuͤhren beſchloſ- ſen hat. Wer haͤtte unter den Verfol- gungen der erſten Roͤmiſchen Kaiſer glau- ben ſollen, daß das Volck GOttes jemahls zu der jetzigen Hoheit kommen wuͤrde? GOtt kan durch Kleinigkeiten groſſe Din- ge thun. Wir erwegen ſehr oft mit vie- lem Vergnuͤgen und zum Preiſe des all- waltenden GOttes, wie der Toback und Zucker, welchen wir ſo haͤufig anjetzt brau- chen, Gelegenheit geben wird groſſe Voͤl- cker zur Erkenntniß GOttes zu bringen. Damit dieſe beyden Stuͤcke haͤufig koͤnnen gebauet werden, holet man viel tauſend Heiden aus andern Laͤndern und bringet ſie nach America. Dieſer Leute Verſtand wird nun zwar jetzo nicht gebauet, damit ſie auſſer dem Stande bleiben das gantz unertraͤgliche Joch der Europaͤer abzuwerf- fen. Allein, was iſt wahrſcheinlicher, als daß auch in den dortigen Staaten endlich eigene Haͤupter aufſtehen und eigene Re- gierungen anfangen werden? Was wer- den aber ſolche fuͤr Mittel ergreifen, um ih- ren Thron zu befeſtigen? Gewiß, dieſe wer- den mit die erſten ſeyn, daß man den Scla- ven mehr Freyheit giebet und ihren Ver- ſtand H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/133
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/133>, abgerufen am 26.04.2024.