Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

hinweg, bis dargethan wird, daß ein sol-
cher Umstand nicht sey vorhanden gewesen.
Es sind der Fälle gar viele, da man blos
durch eine angegebene Möglichkeit eines
Umstandes und allerhand Muthmassungen
Schlüsse entkräften kann, wodurch man
etwas sucht zweifelhaft zu machen, das
doch auf der andern Seite wichtige
Gründe für sich hat. Nur muß man
diese Bescheidenheit dabey beobachten,
daß man Muthmassungen und blos wahr-
scheinliche Sätze nicht für entschiedene
Wahrheiten ausgiebet. Jch werde zwar
in der jetzigen Betrachtung nicht allezeit
sagen, dieses und jenes ist eine Muthmas-
sung, sondern ich werde die verschiedenen
Haushaltungen Gottes, welche uns die
Schrift erzählet, in eine zusammenhan-
gende Geschichte einkleiden und dabey an-
zeigen, wie nach meinen Muthmassungen
eines aus dem andern erfolget sey. Jch
erkläre aber hiermit alle diejenigen Ursa-
chen, welche ich von den göttlichen Einrich-
tungen beybringen werde und nicht mit
ausdrücklichen Aussprüchen der Schrift
beweisen kann, für Muthmassungen, wo-
von einige einen grössern, andere einen ge-
ringern Grad der Wahrscheinlichkeit
haben.

§. 2.

Diejenigen, welche die grosse ThorheitOb die
Welt von
Ewigkeit
her sey?

einsehen, in welche man sich verwickeln

muß
A 3

hinweg, bis dargethan wird, daß ein ſol-
cher Umſtand nicht ſey vorhanden geweſen.
Es ſind der Faͤlle gar viele, da man blos
durch eine angegebene Moͤglichkeit eines
Umſtandes und allerhand Muthmaſſungen
Schluͤſſe entkraͤften kann, wodurch man
etwas ſucht zweifelhaft zu machen, das
doch auf der andern Seite wichtige
Gruͤnde fuͤr ſich hat. Nur muß man
dieſe Beſcheidenheit dabey beobachten,
daß man Muthmaſſungen und blos wahr-
ſcheinliche Saͤtze nicht fuͤr entſchiedene
Wahrheiten ausgiebet. Jch werde zwar
in der jetzigen Betrachtung nicht allezeit
ſagen, dieſes und jenes iſt eine Muthmaſ-
ſung, ſondern ich werde die verſchiedenen
Haushaltungen Gottes, welche uns die
Schrift erzaͤhlet, in eine zuſammenhan-
gende Geſchichte einkleiden und dabey an-
zeigen, wie nach meinen Muthmaſſungen
eines aus dem andern erfolget ſey. Jch
erklaͤre aber hiermit alle diejenigen Urſa-
chen, welche ich von den goͤttlichen Einrich-
tungen beybringen werde und nicht mit
ausdruͤcklichen Ausſpruͤchen der Schrift
beweiſen kann, fuͤr Muthmaſſungen, wo-
von einige einen groͤſſern, andere einen ge-
ringern Grad der Wahrſcheinlichkeit
haben.

§. 2.

Diejenigen, welche die groſſe ThorheitOb die
Welt von
Ewigkeit
her ſey?

einſehen, in welche man ſich verwickeln

muß
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0025" n="5"/>
hinweg, bis dargethan wird, daß ein &#x017F;ol-<lb/>
cher Um&#x017F;tand nicht &#x017F;ey vorhanden gewe&#x017F;en.<lb/>
Es &#x017F;ind der Fa&#x0364;lle gar viele, da man blos<lb/>
durch eine angegebene Mo&#x0364;glichkeit eines<lb/>
Um&#x017F;tandes und allerhand Muthma&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e entkra&#x0364;ften kann, wodurch man<lb/>
etwas &#x017F;ucht zweifelhaft zu machen, das<lb/>
doch auf der andern Seite wichtige<lb/>
Gru&#x0364;nde fu&#x0364;r &#x017F;ich hat. Nur muß man<lb/>
die&#x017F;e Be&#x017F;cheidenheit dabey beobachten,<lb/>
daß man Muthma&#x017F;&#x017F;ungen und blos wahr-<lb/>
&#x017F;cheinliche Sa&#x0364;tze nicht fu&#x0364;r ent&#x017F;chiedene<lb/>
Wahrheiten ausgiebet. Jch werde zwar<lb/>
in der jetzigen Betrachtung nicht allezeit<lb/>
&#x017F;agen, die&#x017F;es und jenes i&#x017F;t eine Muthma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung, &#x017F;ondern ich werde die ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Haushaltungen Gottes, welche uns die<lb/>
Schrift erza&#x0364;hlet, in eine zu&#x017F;ammenhan-<lb/>
gende Ge&#x017F;chichte einkleiden und dabey an-<lb/>
zeigen, wie nach meinen Muthma&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
eines aus dem andern erfolget &#x017F;ey. Jch<lb/>
erkla&#x0364;re aber hiermit alle diejenigen Ur&#x017F;a-<lb/>
chen, welche ich von den go&#x0364;ttlichen Einrich-<lb/>
tungen beybringen werde und nicht mit<lb/>
ausdru&#x0364;cklichen Aus&#x017F;pru&#x0364;chen der Schrift<lb/>
bewei&#x017F;en kann, fu&#x0364;r Muthma&#x017F;&#x017F;ungen, wo-<lb/>
von einige einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern, andere einen ge-<lb/>
ringern Grad der Wahr&#x017F;cheinlichkeit<lb/>
haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 2.</head><lb/>
          <p>Diejenigen, welche die gro&#x017F;&#x017F;e Thorheit<note place="right">Ob die<lb/>
Welt von<lb/>
Ewigkeit<lb/>
her &#x017F;ey?</note><lb/>
ein&#x017F;ehen, in welche man &#x017F;ich verwickeln<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">muß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0025] hinweg, bis dargethan wird, daß ein ſol- cher Umſtand nicht ſey vorhanden geweſen. Es ſind der Faͤlle gar viele, da man blos durch eine angegebene Moͤglichkeit eines Umſtandes und allerhand Muthmaſſungen Schluͤſſe entkraͤften kann, wodurch man etwas ſucht zweifelhaft zu machen, das doch auf der andern Seite wichtige Gruͤnde fuͤr ſich hat. Nur muß man dieſe Beſcheidenheit dabey beobachten, daß man Muthmaſſungen und blos wahr- ſcheinliche Saͤtze nicht fuͤr entſchiedene Wahrheiten ausgiebet. Jch werde zwar in der jetzigen Betrachtung nicht allezeit ſagen, dieſes und jenes iſt eine Muthmaſ- ſung, ſondern ich werde die verſchiedenen Haushaltungen Gottes, welche uns die Schrift erzaͤhlet, in eine zuſammenhan- gende Geſchichte einkleiden und dabey an- zeigen, wie nach meinen Muthmaſſungen eines aus dem andern erfolget ſey. Jch erklaͤre aber hiermit alle diejenigen Urſa- chen, welche ich von den goͤttlichen Einrich- tungen beybringen werde und nicht mit ausdruͤcklichen Ausſpruͤchen der Schrift beweiſen kann, fuͤr Muthmaſſungen, wo- von einige einen groͤſſern, andere einen ge- ringern Grad der Wahrſcheinlichkeit haben. §. 2. Diejenigen, welche die groſſe Thorheit einſehen, in welche man ſich verwickeln muß Ob die Welt von Ewigkeit her ſey? A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/25
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbarung antreffen. Bd. 4. Hannover, 1766, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen04_1766/25>, abgerufen am 26.04.2024.