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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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Von den Lauten oder Buchstaben.
Zunge kann bey dem ill nicht naßer seyn als bey
dem gemeinen L. Vermuthlich heißt das L mouille,
nur darum so, weil es eben in dem Worte mouil-
le
so ausgesprochen wird, und da hatt' es wohl
eben so gut L grille heissen können, weil sich in
diesem Worte auch ein solches ill befindet. Aber ge-
nug, daß diese Bedeutung einmal allgemein ange-
nommen ist, so hab' ich wider den Namen nichts
einzuwenden. Nur muß ich hier anmerken, daß es
ein bloßer Zungenbuchstab, und Gn ein Nasebuch-
stab ist, wie ich es unten zeigen werde.

Beym zehnten: X ist kein eigener Buchstab,
sondern nur eine Zusammensetzung von k und s oder
c und s. ks cs, oder iks ics.

Beym eilften: Die Lippen haben bey dem
französischen que oder gue nichts zu thun. Beyde
sind ganz irrig gutturo-labiales oder Kehllippen-
Buchstaben genannt, und über dies ist q in der
Aussprache kein besonderer, von dem k oder Ca un-
terschiedener Buchstab.

§. 129.
P 2

Von den Lauten oder Buchſtaben.
Zunge kann bey dem ill nicht naßer ſeyn als bey
dem gemeinen L. Vermuthlich heißt das L mouillé,
nur darum ſo, weil es eben in dem Worte mouil-
ſo ausgeſprochen wird, und da hatt' es wohl
eben ſo gut L grillé heiſſen koͤnnen, weil ſich in
dieſem Worte auch ein ſolches ill befindet. Aber ge-
nug, daß dieſe Bedeutung einmal allgemein ange-
nommen iſt, ſo hab' ich wider den Namen nichts
einzuwenden. Nur muß ich hier anmerken, daß es
ein bloßer Zungenbuchſtab, und Gn ein Naſebuch-
ſtab iſt, wie ich es unten zeigen werde.

Beym zehnten: X iſt kein eigener Buchſtab,
ſondern nur eine Zuſammenſetzung von k und s oder
c und s. ks cs, oder iks ics.

Beym eilften: Die Lippen haben bey dem
franzoͤſiſchen que oder gue nichts zu thun. Beyde
ſind ganz irrig gutturo-labiales oder Kehllippen-
Buchſtaben genannt, und uͤber dies iſt q in der
Ausſprache kein beſonderer, von dem k oder Ca un-
terſchiedener Buchſtab.

§. 129.
P 2
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[227/0277] Von den Lauten oder Buchſtaben. Zunge kann bey dem ill nicht naßer ſeyn als bey dem gemeinen L. Vermuthlich heißt das L mouillé, nur darum ſo, weil es eben in dem Worte mouil- lé ſo ausgeſprochen wird, und da hatt' es wohl eben ſo gut L grillé heiſſen koͤnnen, weil ſich in dieſem Worte auch ein ſolches ill befindet. Aber ge- nug, daß dieſe Bedeutung einmal allgemein ange- nommen iſt, ſo hab' ich wider den Namen nichts einzuwenden. Nur muß ich hier anmerken, daß es ein bloßer Zungenbuchſtab, und Gn ein Naſebuch- ſtab iſt, wie ich es unten zeigen werde. Beym zehnten: X iſt kein eigener Buchſtab, ſondern nur eine Zuſammenſetzung von k und s oder c und s. ks cs, oder iks ics. Beym eilften: Die Lippen haben bey dem franzoͤſiſchen que oder gue nichts zu thun. Beyde ſind ganz irrig gutturo-labiales oder Kehllippen- Buchſtaben genannt, und uͤber dies iſt q in der Ausſprache kein beſonderer, von dem k oder Ca un- terſchiedener Buchſtab. §. 129. P 2

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/277>, abgerufen am 26.04.2024.