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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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IV. Abtheilung.
verkhürzt, aufkheimen. Folgt hingegen auf das
K unmittelbar ein Mitlauter, so wird immer das erste
K, das ohne Hauch, angebracht. z. B. Man sagt
klein Kraft, Knecht, nicht khlein, Khraft,
Khnecht.
Damit dieses erstere K wenn es Mit-
ten im Worte zwischen zwey Selbstlautern steht, nicht
mit dem Kh verwechselt werde, hat man die Vor-
sicht gebraucht demselben ein C an die Seite zu geben,
um dadurch zu bedeuten, daß es wie k k lauten soll,
wie in Hacken, stecken wo es nicht wie Hak-
hen, stekhen
lauten darf. Allein auch dieses C ist
schon längst für überflüßig und unnütz erkannt wor-
den, und wir werden vermuthlich noch seine gänz-
liche Verbannung aus der deutschen Sprache, schwer-
lich aber aus dem A, B, C, erleben, denn es wird
noch lange Zeit brauchen, bis man sich in den Schu-
len entschliessen wird A, B, D, zu sagen.

Man kann das K auch für einfach annehmen,
und sagen, die Deutschen haben eben so wie andere
Nationen nur ein K. Daß sie zuweilen das H,
welches für sich selbst ein Buchstab ist, hinzusetzen,
das ändert das K selbst nicht. Wenn man es aus

die-

IV. Abtheilung.
verkhuͤrzt, aufkheimen. Folgt hingegen auf das
K unmittelbar ein Mitlauter, ſo wird immer das erſte
K, das ohne Hauch, angebracht. z. B. Man ſagt
klein Kraft, Knecht, nicht khlein, Khraft,
Khnecht.
Damit dieſes erſtere K wenn es Mit-
ten im Worte zwiſchen zwey Selbſtlautern ſteht, nicht
mit dem Kh verwechſelt werde, hat man die Vor-
ſicht gebraucht demſelben ein C an die Seite zu geben,
um dadurch zu bedeuten, daß es wie k k lauten ſoll,
wie in Hacken, ſtecken wo es nicht wie Hak-
hen, ſtekhen
lauten darf. Allein auch dieſes C iſt
ſchon laͤngſt fuͤr uͤberfluͤßig und unnuͤtz erkannt wor-
den, und wir werden vermuthlich noch ſeine gaͤnz-
liche Verbannung aus der deutſchen Sprache, ſchwer-
lich aber aus dem A, B, C, erleben, denn es wird
noch lange Zeit brauchen, bis man ſich in den Schu-
len entſchlieſſen wird A, B, D, zu ſagen.

Man kann das K auch fuͤr einfach annehmen,
und ſagen, die Deutſchen haben eben ſo wie andere
Nationen nur ein K. Daß ſie zuweilen das H,
welches fuͤr ſich ſelbſt ein Buchſtab iſt, hinzuſetzen,
das aͤndert das K ſelbſt nicht. Wenn man es aus

die-
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[290/0348] IV. Abtheilung. verkhuͤrzt, aufkheimen. Folgt hingegen auf das K unmittelbar ein Mitlauter, ſo wird immer das erſte K, das ohne Hauch, angebracht. z. B. Man ſagt klein Kraft, Knecht, nicht khlein, Khraft, Khnecht. Damit dieſes erſtere K wenn es Mit- ten im Worte zwiſchen zwey Selbſtlautern ſteht, nicht mit dem Kh verwechſelt werde, hat man die Vor- ſicht gebraucht demſelben ein C an die Seite zu geben, um dadurch zu bedeuten, daß es wie k k lauten ſoll, wie in Hacken, ſtecken wo es nicht wie Hak- hen, ſtekhen lauten darf. Allein auch dieſes C iſt ſchon laͤngſt fuͤr uͤberfluͤßig und unnuͤtz erkannt wor- den, und wir werden vermuthlich noch ſeine gaͤnz- liche Verbannung aus der deutſchen Sprache, ſchwer- lich aber aus dem A, B, C, erleben, denn es wird noch lange Zeit brauchen, bis man ſich in den Schu- len entſchlieſſen wird A, B, D, zu ſagen. Man kann das K auch fuͤr einfach annehmen, und ſagen, die Deutſchen haben eben ſo wie andere Nationen nur ein K. Daß ſie zuweilen das H, welches fuͤr ſich ſelbſt ein Buchſtab iſt, hinzuſetzen, das aͤndert das K ſelbſt nicht. Wenn man es aus die-

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/348>, abgerufen am 27.04.2024.