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Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

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III. Abtheilung.
Violine gespielet wird, würde man zu weit ausho-
len, wenn man alle Theile dieses Jnstrumentes,
ihren Zusammenhang, die Art des Holzes, den
Stimmstock, die Darmsaiten, den Steg, die Schrau-
ben, das Griffbret u. s. w. beschreiben, wenn man
angeben wollte, welche Muskeln und Flächsen die
Finger in Bewegung bringen, und was jedes für
einen Namen hat. Geige und Bogen liegt nun
einmal fertig auf dem Tische, und nun frägt es
sich nur, wie wird sie angefaßt, wie werden die
Finger gesetzt, wie wird der Bogen geführt? wie
wird Ton, und Gesang hervorgebracht? -- Wir
haben eine tönende Kehle, einen hohlen Mund,
eine bewegliche Zunge -- wie spricht man damit?

Um doch jene Leser nicht ganz unbefriedigt zu
lassen, die nie Gelegenheit gehabt haben sich mit
diesen innern Theilen unseres Körpers bekannt zu
machen, so soll hier bey jeden zur Sprache beytra-
genden Werkzeuge das Nothwendigste von seiner
Struktur, Bestimmung und Wirkung gesagt wer-
den. Die Hauptwerkzeuge zur Sprache sind also
folgende sechs

1.

III. Abtheilung.
Violine geſpielet wird, wuͤrde man zu weit ausho-
len, wenn man alle Theile dieſes Jnſtrumentes,
ihren Zuſammenhang, die Art des Holzes, den
Stimmſtock, die Darmſaiten, den Steg, die Schrau-
ben, das Griffbret u. ſ. w. beſchreiben, wenn man
angeben wollte, welche Muskeln und Flaͤchſen die
Finger in Bewegung bringen, und was jedes fuͤr
einen Namen hat. Geige und Bogen liegt nun
einmal fertig auf dem Tiſche, und nun fraͤgt es
ſich nur, wie wird ſie angefaßt, wie werden die
Finger geſetzt, wie wird der Bogen gefuͤhrt? wie
wird Ton, und Geſang hervorgebracht? — Wir
haben eine toͤnende Kehle, einen hohlen Mund,
eine bewegliche Zunge — wie ſpricht man damit?

Um doch jene Leſer nicht ganz unbefriedigt zu
laſſen, die nie Gelegenheit gehabt haben ſich mit
dieſen innern Theilen unſeres Koͤrpers bekannt zu
machen, ſo ſoll hier bey jeden zur Sprache beytra-
genden Werkzeuge das Nothwendigſte von ſeiner
Struktur, Beſtimmung und Wirkung geſagt wer-
den. Die Hauptwerkzeuge zur Sprache ſind alſo
folgende ſechs

1.
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[58/0086] III. Abtheilung. Violine geſpielet wird, wuͤrde man zu weit ausho- len, wenn man alle Theile dieſes Jnſtrumentes, ihren Zuſammenhang, die Art des Holzes, den Stimmſtock, die Darmſaiten, den Steg, die Schrau- ben, das Griffbret u. ſ. w. beſchreiben, wenn man angeben wollte, welche Muskeln und Flaͤchſen die Finger in Bewegung bringen, und was jedes fuͤr einen Namen hat. Geige und Bogen liegt nun einmal fertig auf dem Tiſche, und nun fraͤgt es ſich nur, wie wird ſie angefaßt, wie werden die Finger geſetzt, wie wird der Bogen gefuͤhrt? wie wird Ton, und Geſang hervorgebracht? — Wir haben eine toͤnende Kehle, einen hohlen Mund, eine bewegliche Zunge — wie ſpricht man damit? Um doch jene Leſer nicht ganz unbefriedigt zu laſſen, die nie Gelegenheit gehabt haben ſich mit dieſen innern Theilen unſeres Koͤrpers bekannt zu machen, ſo ſoll hier bey jeden zur Sprache beytra- genden Werkzeuge das Nothwendigſte von ſeiner Struktur, Beſtimmung und Wirkung geſagt wer- den. Die Hauptwerkzeuge zur Sprache ſind alſo folgende ſechs 1.

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Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/86>, abgerufen am 26.04.2024.