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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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X. Zinn. Trockne Proben.
an Eisen-, Kupfer-, Antimon-, Wismuth-, Zink-, Bleioxyd, ar-
seniger Säure etc. Bei einem grösseren Wismuthgehalt trübt sich
das Waschwasser von basischem Wismuthsalz; man muss dann
zuvor mehrmals mit verdünnter Salzsäure decantiren, dann erst
mit Wasser.

Das mit dem Zinnoxyd chemisch verbundene Eisen- und
Manganoxyd lässt sich durch Salzsäure nicht ausziehen, indess
ist in den dunkelsten Zinnsteinen nur so wenig (höchstens 2 %)
davon vorhanden, dass sie grösstentheils verschlackt werden.
Auch wird silicirtes Zinn ohne und mit Bleigehalt (z. B. Email)
von Salzsäure nur unvollständig zersetzt.


Wolfram und
Silicate halten-
des Erz.

3) Schmelzen des Erzes mit saurem schwefel-
sauren Kali
. Zur Aufschliessung von wolframhaltigen
Erzen oder Zinnsilicaten (Schlacken, Emaillen) wird die
feingepulverte Substanz, nachdem etwa darin vorhandenes metal-
lisches Zinn (Schlacken) abgesiebt, in die 8--12fache Menge
sauren schwefelsauren Kalis vorsichtig eingetragen, welches
zuvor in einem Porzellantiegel unter der Muffel geschmolzen
ist. Man steigert alsdann die Temperatur so lange, bis keine
unveränderten Theile mehr wahrzunehmen sind und das Auf-
steigen von Gasblasen nachlässt. Die Schmelze wird mit salz-
säurehaltigem Wasser aufgekocht und mit warmem Wasser aus-
gewaschen, wobei die Basen zersetzter fremder Silicate sich
auflösen, während Zinnoxyd, Kieselerde und Wolframsäure
zurückbleiben. Letztere wird durch Digestion mit Aetzammoniak
oder Aetzkali ausgezogen und der Rückstand in gewöhnlicher
Weise (S. 383) reducirt.

Bei einem Bleigehalt des Probirgutes (z. B. Emaille) erfolgt
ein bleihaltiges Zinn, aus welchem durch Behandeln mit Sal-
petersäure Zinnoxyd abgeschieden, dieses ausgewaschen, geglüht
und gewogen werden muss (100 Zinnoxyd enthalten 78,616 Zinn),
wenn man es nicht durch reducirendes Schmelzen in metallisches
Zinn verwandeln will. Im Uebrigen werden Titan- und Wolfram-
verbindungen beim reducirenden und solvirenden Schmelzen
verschlackt.



X. Zinn. Trockne Proben.
an Eisen-, Kupfer-, Antimon-, Wismuth-, Zink-, Bleioxyd, ar-
seniger Säure etc. Bei einem grösseren Wismuthgehalt trübt sich
das Waschwasser von basischem Wismuthsalz; man muss dann
zuvor mehrmals mit verdünnter Salzsäure decantiren, dann erst
mit Wasser.

Das mit dem Zinnoxyd chemisch verbundene Eisen- und
Manganoxyd lässt sich durch Salzsäure nicht ausziehen, indess
ist in den dunkelsten Zinnsteinen nur so wenig (höchstens 2 %)
davon vorhanden, dass sie grösstentheils verschlackt werden.
Auch wird silicirtes Zinn ohne und mit Bleigehalt (z. B. Email)
von Salzsäure nur unvollständig zersetzt.


Wolfram und
Silicate halten-
des Erz.

3) Schmelzen des Erzes mit saurem schwefel-
sauren Kali
. Zur Aufschliessung von wolframhaltigen
Erzen oder Zinnsilicaten (Schlacken, Emaillen) wird die
feingepulverte Substanz, nachdem etwa darin vorhandenes metal-
lisches Zinn (Schlacken) abgesiebt, in die 8—12fache Menge
sauren schwefelsauren Kalis vorsichtig eingetragen, welches
zuvor in einem Porzellantiegel unter der Muffel geschmolzen
ist. Man steigert alsdann die Temperatur so lange, bis keine
unveränderten Theile mehr wahrzunehmen sind und das Auf-
steigen von Gasblasen nachlässt. Die Schmelze wird mit salz-
säurehaltigem Wasser aufgekocht und mit warmem Wasser aus-
gewaschen, wobei die Basen zersetzter fremder Silicate sich
auflösen, während Zinnoxyd, Kieselerde und Wolframsäure
zurückbleiben. Letztere wird durch Digestion mit Aetzammoniak
oder Aetzkali ausgezogen und der Rückstand in gewöhnlicher
Weise (S. 383) reducirt.

Bei einem Bleigehalt des Probirgutes (z. B. Emaille) erfolgt
ein bleihaltiges Zinn, aus welchem durch Behandeln mit Sal-
petersäure Zinnoxyd abgeschieden, dieses ausgewaschen, geglüht
und gewogen werden muss (100 Zinnoxyd enthalten 78,616 Zinn),
wenn man es nicht durch reducirendes Schmelzen in metallisches
Zinn verwandeln will. Im Uebrigen werden Titan- und Wolfram-
verbindungen beim reducirenden und solvirenden Schmelzen
verschlackt.



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[388/0426] X. Zinn. Trockne Proben. an Eisen-, Kupfer-, Antimon-, Wismuth-, Zink-, Bleioxyd, ar- seniger Säure etc. Bei einem grösseren Wismuthgehalt trübt sich das Waschwasser von basischem Wismuthsalz; man muss dann zuvor mehrmals mit verdünnter Salzsäure decantiren, dann erst mit Wasser. Das mit dem Zinnoxyd chemisch verbundene Eisen- und Manganoxyd lässt sich durch Salzsäure nicht ausziehen, indess ist in den dunkelsten Zinnsteinen nur so wenig (höchstens 2 %) davon vorhanden, dass sie grösstentheils verschlackt werden. Auch wird silicirtes Zinn ohne und mit Bleigehalt (z. B. Email) von Salzsäure nur unvollständig zersetzt. 3) Schmelzen des Erzes mit saurem schwefel- sauren Kali. Zur Aufschliessung von wolframhaltigen Erzen oder Zinnsilicaten (Schlacken, Emaillen) wird die feingepulverte Substanz, nachdem etwa darin vorhandenes metal- lisches Zinn (Schlacken) abgesiebt, in die 8—12fache Menge sauren schwefelsauren Kalis vorsichtig eingetragen, welches zuvor in einem Porzellantiegel unter der Muffel geschmolzen ist. Man steigert alsdann die Temperatur so lange, bis keine unveränderten Theile mehr wahrzunehmen sind und das Auf- steigen von Gasblasen nachlässt. Die Schmelze wird mit salz- säurehaltigem Wasser aufgekocht und mit warmem Wasser aus- gewaschen, wobei die Basen zersetzter fremder Silicate sich auflösen, während Zinnoxyd, Kieselerde und Wolframsäure zurückbleiben. Letztere wird durch Digestion mit Aetzammoniak oder Aetzkali ausgezogen und der Rückstand in gewöhnlicher Weise (S. 383) reducirt. Bei einem Bleigehalt des Probirgutes (z. B. Emaille) erfolgt ein bleihaltiges Zinn, aus welchem durch Behandeln mit Sal- petersäure Zinnoxyd abgeschieden, dieses ausgewaschen, geglüht und gewogen werden muss (100 Zinnoxyd enthalten 78,616 Zinn), wenn man es nicht durch reducirendes Schmelzen in metallisches Zinn verwandeln will. Im Uebrigen werden Titan- und Wolfram- verbindungen beim reducirenden und solvirenden Schmelzen verschlackt.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/426>, abgerufen am 27.04.2024.