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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 174. Probirverfahren.
Wismuth im Kolben wiederholt durch Decantiren mit gekochtem
und wieder erkaltetem Wasser aus, füllt den Kolben ganz mit
Wasser, hält über dessen Mündung eine Tassenschale, kippt
ersteren um, lässt sich das Wismuth nebst Bleistreifen in die
Tassenschale entleeren, zieht den noch theilweise mit Wasser
gefüllten Kolben seitlich aus der Schale weg, entfernt alles
Wismuth vom Bleistreifen, spült letzteren nochmals ab, trocknet
das Wismuth wie bei der schwedischen Kupferprobe (S. 200)
rasch bei höchstens 120°C. und wiegt. Ein Bleigehalt ergiebt
sich schliesslich aus dem Gewichtsverlust des ursprünglich an-
gewandten Königs, nachdem Zinn, Kupfer und Wismuth in Rech-
nung gekommen.

2) Patera's Methode1) für silber- und wismuthhal-Patera's
Verfahren.

tiges Blei (Werkblei). Man löst in verdünnter Salpeter-
säure, fügt zur Bildung von Chloriden einen Ueberschuss von
Salzsäure hinzu, versetzt die Lösung mit starkem Weingeist,
bringt das ausgeschiedene Chlorsilber und Chlorblei auf ein ge-
wogenes Filter, süsst mit Weingeist aus, trocknet und wiegt,
treibt dann die Masse auf einer Capelle mit etwas Blei ab und
findet so direct das Silber. Dieses wird auf Chlorsilber umge-
rechnet, dessen Gewicht, von dem des Chlorbleies und Chlor-
silbers zusammen abgezogen, das Gewicht des Chlorbleies er-
giebt, aus welchem sich der Bleigehalt berechnen lässt. Aus
der weingeistigen Lösung fällt man das Wismuth durch kohlen-
saures Ammoniak, glüht den ausgesüssten und getrockneten
Niederschlag und bestimmt das Wismuth als Oxyd. Ein in
dem ammoniakalischen Filtrat vorhandener Kupfergehalt kann
nach dem Abdampfen mit Schwefelsäure durch Eisen ausgefällt
werden.

3) Verfahren zur Untersuchung von bleihaltigemCombin.nass
und trockne
Weg.

Wismuth. Man löst in einem Kolben die ausgeplattete Le-
girung in verdünnter Salpetersäure, engt mit etwas Schwefel-
säure ein, bis dieselbe zu verdampfen beginnt, verdünnt die
abgekühlte Masse mit Wasser, filtrirt das schwefelsaure Bleioxyd
ab, süsst aus, trocknet und glüht, wonach sich dann im Sulphat
der Bleigehalt berechnen lässt (100 Pb S enthalten 68,3 Pb), in-
sofern man ersteres nicht gleich mit Potasche, Mehl und Eisen
(S. 156) auf Blei verschmilzt. Aus dem bleifreien Filtrat fällt

1) Bericht über die erste allgem. Versamml. d. Berg- u. Hüttenmänner
in Wien. Wien 1859. S. 94.

§. 174. Probirverfahren.
Wismuth im Kolben wiederholt durch Decantiren mit gekochtem
und wieder erkaltetem Wasser aus, füllt den Kolben ganz mit
Wasser, hält über dessen Mündung eine Tassenschale, kippt
ersteren um, lässt sich das Wismuth nebst Bleistreifen in die
Tassenschale entleeren, zieht den noch theilweise mit Wasser
gefüllten Kolben seitlich aus der Schale weg, entfernt alles
Wismuth vom Bleistreifen, spült letzteren nochmals ab, trocknet
das Wismuth wie bei der schwedischen Kupferprobe (S. 200)
rasch bei höchstens 120°C. und wiegt. Ein Bleigehalt ergiebt
sich schliesslich aus dem Gewichtsverlust des ursprünglich an-
gewandten Königs, nachdem Zinn, Kupfer und Wismuth in Rech-
nung gekommen.

2) Patera’s Methode1) für silber- und wismuthhal-Patera’s
Verfahren.

tiges Blei (Werkblei). Man löst in verdünnter Salpeter-
säure, fügt zur Bildung von Chloriden einen Ueberschuss von
Salzsäure hinzu, versetzt die Lösung mit starkem Weingeist,
bringt das ausgeschiedene Chlorsilber und Chlorblei auf ein ge-
wogenes Filter, süsst mit Weingeist aus, trocknet und wiegt,
treibt dann die Masse auf einer Capelle mit etwas Blei ab und
findet so direct das Silber. Dieses wird auf Chlorsilber umge-
rechnet, dessen Gewicht, von dem des Chlorbleies und Chlor-
silbers zusammen abgezogen, das Gewicht des Chlorbleies er-
giebt, aus welchem sich der Bleigehalt berechnen lässt. Aus
der weingeistigen Lösung fällt man das Wismuth durch kohlen-
saures Ammoniak, glüht den ausgesüssten und getrockneten
Niederschlag und bestimmt das Wismuth als Oxyd. Ein in
dem ammoniakalischen Filtrat vorhandener Kupfergehalt kann
nach dem Abdampfen mit Schwefelsäure durch Eisen ausgefällt
werden.

3) Verfahren zur Untersuchung von bleihaltigemCombin.nass
und trockne
Weg.

Wismuth. Man löst in einem Kolben die ausgeplattete Le-
girung in verdünnter Salpetersäure, engt mit etwas Schwefel-
säure ein, bis dieselbe zu verdampfen beginnt, verdünnt die
abgekühlte Masse mit Wasser, filtrirt das schwefelsaure Bleioxyd
ab, süsst aus, trocknet und glüht, wonach sich dann im Sulphat
der Bleigehalt berechnen lässt (100 Pb S enthalten 68,3 Pb), in-
sofern man ersteres nicht gleich mit Potasche, Mehl und Eisen
(S. 156) auf Blei verschmilzt. Aus dem bleifreien Filtrat fällt

1) Bericht über die erste allgem. Versamml. d. Berg- u. Hüttenmänner
in Wien. Wien 1859. S. 94.
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[395/0433] §. 174. Probirverfahren. Wismuth im Kolben wiederholt durch Decantiren mit gekochtem und wieder erkaltetem Wasser aus, füllt den Kolben ganz mit Wasser, hält über dessen Mündung eine Tassenschale, kippt ersteren um, lässt sich das Wismuth nebst Bleistreifen in die Tassenschale entleeren, zieht den noch theilweise mit Wasser gefüllten Kolben seitlich aus der Schale weg, entfernt alles Wismuth vom Bleistreifen, spült letzteren nochmals ab, trocknet das Wismuth wie bei der schwedischen Kupferprobe (S. 200) rasch bei höchstens 120°C. und wiegt. Ein Bleigehalt ergiebt sich schliesslich aus dem Gewichtsverlust des ursprünglich an- gewandten Königs, nachdem Zinn, Kupfer und Wismuth in Rech- nung gekommen. 2) Patera’s Methode 1) für silber- und wismuthhal- tiges Blei (Werkblei). Man löst in verdünnter Salpeter- säure, fügt zur Bildung von Chloriden einen Ueberschuss von Salzsäure hinzu, versetzt die Lösung mit starkem Weingeist, bringt das ausgeschiedene Chlorsilber und Chlorblei auf ein ge- wogenes Filter, süsst mit Weingeist aus, trocknet und wiegt, treibt dann die Masse auf einer Capelle mit etwas Blei ab und findet so direct das Silber. Dieses wird auf Chlorsilber umge- rechnet, dessen Gewicht, von dem des Chlorbleies und Chlor- silbers zusammen abgezogen, das Gewicht des Chlorbleies er- giebt, aus welchem sich der Bleigehalt berechnen lässt. Aus der weingeistigen Lösung fällt man das Wismuth durch kohlen- saures Ammoniak, glüht den ausgesüssten und getrockneten Niederschlag und bestimmt das Wismuth als Oxyd. Ein in dem ammoniakalischen Filtrat vorhandener Kupfergehalt kann nach dem Abdampfen mit Schwefelsäure durch Eisen ausgefällt werden. Patera’s Verfahren. 3) Verfahren zur Untersuchung von bleihaltigem Wismuth. Man löst in einem Kolben die ausgeplattete Le- girung in verdünnter Salpetersäure, engt mit etwas Schwefel- säure ein, bis dieselbe zu verdampfen beginnt, verdünnt die abgekühlte Masse mit Wasser, filtrirt das schwefelsaure Bleioxyd ab, süsst aus, trocknet und glüht, wonach sich dann im Sulphat der Bleigehalt berechnen lässt (100 Pb S enthalten 68,3 Pb), in- sofern man ersteres nicht gleich mit Potasche, Mehl und Eisen (S. 156) auf Blei verschmilzt. Aus dem bleifreien Filtrat fällt Combin.nass und trockne Weg. 1) Bericht über die erste allgem. Versamml. d. Berg- u. Hüttenmänner in Wien. Wien 1859. S. 94.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/433>, abgerufen am 26.04.2024.