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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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XV. Schwefel.

Ein reiner, nur aus Schwefeleisen bestehender König
hat einen feinkörnigen Bruch mit speisgelber Farbe und zer-
fällt an der Luft in kurzer Zeit (zuweilen schon nach 1/4 Stunde)
in Folge eines vom Borax herrührenden Gehaltes an Schwefel-
natrium, welches in Aetznatron, schwefelsaures Natron und Schwe-
felwasserstoffgas übergeht.

Kupferkies erzeugt eine messinggelbe Farbe bei rasch
entstehenden Anlauffarben und wirkt günstig, indem er eine
bessere Separation des Leches von der Schlacke bewirkt und
bei der Roharbeit zur vollständigeren Ansammlung des Silbers
beiträgt; dagegen hält bei der Entsilberung eines solchen Leches
durch Blei das Kupfer mehr Silber zurück. Kupferglanz er-
theilt dem Stein eine blaugraue Farbe, feines Korn und grosse
Sprödigkeit. Schwefelblei bringt weissgraue Farbe und einen
mehr oder weniger blättrigen Bruch hervor; dasselbe ist ein
ausgezeichnetes Extractionsmittel für Silber und Gold. Bei ge-
rösteten Erzen scheidet sich ein Bleigehalt mit dem Leche me-
tallisch aus, in welchem Falle man zuerst das Gewicht beider
bestimmt, dann den spröden Lech vom Blei trennt und dieses
für sich wiegt. Zinkblende erschwert wegen ihrer Streng-
flüssigkeit die Bildung des Leches und dessen Ausscheidung
sehr und macht den König auf dem Bruche strahlig oder blättrig,
halbmetallisch glänzend, schwarzgrau, wenig oder gar nicht an
der Luft zerfallend. Bei bedeutendem Blendegehalt zeigt sich
selbst bei viel Boraxzusatz und Anwendung sehr hoher Schmelz-
temperatur ein Gemenge von Lech und Schlacke und nur ein
kleines eckiges oder gar kein abgesondertes Rohsteinkorn. Ein
Zusatz von metallischem Kupfer, als Draht oder Feilspäne, welcher
demnächst wieder in Abzug gebracht werden muss, begünstigt
die Ausscheidung eines blendigen Leches. Zu Przibram 1)
beschickt man z. B. 50 Pfd. blendiger Schwefelkiese mit 100
Pfd. Borax und 20 Pfd. Fensterglas, indem man 2/3 dieses Ge-
menges und 4 Pfd. Kohlenstaub- mit der Probe mengt, das noch
vorhandene Drittel darüber streut, dann eine Kochsalzdecke und
ein Stückchen Holzkohle oder eine Steinkohlen- oder Koks-
pulverschicht obenauf giebt; geröstete Erze erhalten 1/2--1 Pfd.,
rohe Erze bis 2 Pfd. Kupferzusatz. Man schmilzt nach dem
Abflammen 30--35 Min. Zinkblende ist die schädlichste Bei-
mengung, sie erschwert im Grossen die Lechbildung und die

1) Rittinger's Erfahr. 1857. S. 33.
XV. Schwefel.

Ein reiner, nur aus Schwefeleisen bestehender König
hat einen feinkörnigen Bruch mit speisgelber Farbe und zer-
fällt an der Luft in kurzer Zeit (zuweilen schon nach ¼ Stunde)
in Folge eines vom Borax herrührenden Gehaltes an Schwefel-
natrium, welches in Aetznatron, schwefelsaures Natron und Schwe-
felwasserstoffgas übergeht.

Kupferkies erzeugt eine messinggelbe Farbe bei rasch
entstehenden Anlauffarben und wirkt günstig, indem er eine
bessere Separation des Leches von der Schlacke bewirkt und
bei der Roharbeit zur vollständigeren Ansammlung des Silbers
beiträgt; dagegen hält bei der Entsilberung eines solchen Leches
durch Blei das Kupfer mehr Silber zurück. Kupferglanz er-
theilt dem Stein eine blaugraue Farbe, feines Korn und grosse
Sprödigkeit. Schwefelblei bringt weissgraue Farbe und einen
mehr oder weniger blättrigen Bruch hervor; dasselbe ist ein
ausgezeichnetes Extractionsmittel für Silber und Gold. Bei ge-
rösteten Erzen scheidet sich ein Bleigehalt mit dem Leche me-
tallisch aus, in welchem Falle man zuerst das Gewicht beider
bestimmt, dann den spröden Lech vom Blei trennt und dieses
für sich wiegt. Zinkblende erschwert wegen ihrer Streng-
flüssigkeit die Bildung des Leches und dessen Ausscheidung
sehr und macht den König auf dem Bruche strahlig oder blättrig,
halbmetallisch glänzend, schwarzgrau, wenig oder gar nicht an
der Luft zerfallend. Bei bedeutendem Blendegehalt zeigt sich
selbst bei viel Boraxzusatz und Anwendung sehr hoher Schmelz-
temperatur ein Gemenge von Lech und Schlacke und nur ein
kleines eckiges oder gar kein abgesondertes Rohsteinkorn. Ein
Zusatz von metallischem Kupfer, als Draht oder Feilspäne, welcher
demnächst wieder in Abzug gebracht werden muss, begünstigt
die Ausscheidung eines blendigen Leches. Zu Przibram 1)
beschickt man z. B. 50 Pfd. blendiger Schwefelkiese mit 100
Pfd. Borax und 20 Pfd. Fensterglas, indem man ⅔ dieses Ge-
menges und 4 Pfd. Kohlenstaub- mit der Probe mengt, das noch
vorhandene Drittel darüber streut, dann eine Kochsalzdecke und
ein Stückchen Holzkohle oder eine Steinkohlen- oder Koks-
pulverschicht obenauf giebt; geröstete Erze erhalten ½—1 Pfd.,
rohe Erze bis 2 Pfd. Kupferzusatz. Man schmilzt nach dem
Abflammen 30—35 Min. Zinkblende ist die schädlichste Bei-
mengung, sie erschwert im Grossen die Lechbildung und die

1) Rittinger’s Erfahr. 1857. S. 33.
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[418/0456] XV. Schwefel. Ein reiner, nur aus Schwefeleisen bestehender König hat einen feinkörnigen Bruch mit speisgelber Farbe und zer- fällt an der Luft in kurzer Zeit (zuweilen schon nach ¼ Stunde) in Folge eines vom Borax herrührenden Gehaltes an Schwefel- natrium, welches in Aetznatron, schwefelsaures Natron und Schwe- felwasserstoffgas übergeht. Kupferkies erzeugt eine messinggelbe Farbe bei rasch entstehenden Anlauffarben und wirkt günstig, indem er eine bessere Separation des Leches von der Schlacke bewirkt und bei der Roharbeit zur vollständigeren Ansammlung des Silbers beiträgt; dagegen hält bei der Entsilberung eines solchen Leches durch Blei das Kupfer mehr Silber zurück. Kupferglanz er- theilt dem Stein eine blaugraue Farbe, feines Korn und grosse Sprödigkeit. Schwefelblei bringt weissgraue Farbe und einen mehr oder weniger blättrigen Bruch hervor; dasselbe ist ein ausgezeichnetes Extractionsmittel für Silber und Gold. Bei ge- rösteten Erzen scheidet sich ein Bleigehalt mit dem Leche me- tallisch aus, in welchem Falle man zuerst das Gewicht beider bestimmt, dann den spröden Lech vom Blei trennt und dieses für sich wiegt. Zinkblende erschwert wegen ihrer Streng- flüssigkeit die Bildung des Leches und dessen Ausscheidung sehr und macht den König auf dem Bruche strahlig oder blättrig, halbmetallisch glänzend, schwarzgrau, wenig oder gar nicht an der Luft zerfallend. Bei bedeutendem Blendegehalt zeigt sich selbst bei viel Boraxzusatz und Anwendung sehr hoher Schmelz- temperatur ein Gemenge von Lech und Schlacke und nur ein kleines eckiges oder gar kein abgesondertes Rohsteinkorn. Ein Zusatz von metallischem Kupfer, als Draht oder Feilspäne, welcher demnächst wieder in Abzug gebracht werden muss, begünstigt die Ausscheidung eines blendigen Leches. Zu Przibram 1) beschickt man z. B. 50 Pfd. blendiger Schwefelkiese mit 100 Pfd. Borax und 20 Pfd. Fensterglas, indem man ⅔ dieses Ge- menges und 4 Pfd. Kohlenstaub- mit der Probe mengt, das noch vorhandene Drittel darüber streut, dann eine Kochsalzdecke und ein Stückchen Holzkohle oder eine Steinkohlen- oder Koks- pulverschicht obenauf giebt; geröstete Erze erhalten ½—1 Pfd., rohe Erze bis 2 Pfd. Kupferzusatz. Man schmilzt nach dem Abflammen 30—35 Min. Zinkblende ist die schädlichste Bei- mengung, sie erschwert im Grossen die Lechbildung und die 1) Rittinger’s Erfahr. 1857. S. 33.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/456>, abgerufen am 26.04.2024.