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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 13. Glühen.
Beim Herausnehmen kommt dann die letzte Probe rechts im
Ofen links in das erste Loch des Probenbleches zu stehen und,
indem man die Proben von der Rechten zur Linken aus dem
Ofen nimmt, gelangen sie wieder in ihre ursprüngliche Stellung
auf dem Probenbrette, so dass eine Verwechselung nicht mög-
lich ist.

§. 13. Glühen, Brennen oder Caleiniren. Beim Glühen sollenZweck.

1) nur durch die Wärme, und es bedarf dann des Zutrittes der
Luft nicht, Aggregatzustände verändert (Glühen von Silberle-
girungen vor dem Ausplatten, der Goldröllchen von der Quar-
tation, von Quarz behuf Ablöschens in kaltem Wasser, um ihn
mürbe zu machen etc.) oder flüchtige Substanzen ausgetrieben
werden (Wasser und Kohlensäure aus Eisensteinen und Galmei,
Wasser aus Borax, Sublimation von Schwefel und Arsen aus
Schwefel- und Arsenkies, Verkohlung roher Brennstoffe etc.).
Findet in letzterem Falle bei nicht ausgeschlossenem Luftzutritt
eine höhere Oxydation, ohne dass sie beabsichtigt wird, statt,
z. B. bei Spatheisenstein und manchen Manganverbindungen,
so muss bei der Gewichtsbestimmung hierauf Rücksicht genom-
men werden (§. 148).

2) Man will bei Luftzutritt eine oxydirende Wirkung aus-
üben (Aschenbestimmung in Brennmaterialien, Verbrennen von
Filtern, Umwandlung des Cementkupfers von der schwedischen
Kupferprobe in Kupferoxyd etc.).

3) Durch Beschicken mit Zuschlägen sollen anderweitige
chemische Reactionen herbeigeführt werden (Aufschliessen von
in Säuren unlöslichen Substanzen, wie Silicate, Chromeisenstein,
Darstellung von schwarzem Fluss, arsenicirendes Glühen von
Nickel- und Kobalterzen etc.). Das Aufschliessen der Si-
licate
geschieht am zweckmässigsten mit dem 4fachen Gewicht
eines Gemenges von 13 Thln. kohlensauren Kali und 10 Thln.
wasserfreien kohlensauren Natron.

Je nach dem Zwecke des Glühens geschieht dasselbe ent-
weder in offenen (Röstscherben, Bleischerben) oder bedeckten
Gefässen bei niedrigerer oder höherer Temperatur im Muffel-,
Wind- oder Gebläseofen, auch wohl über Lampen. Zum Auf-
schliessen von in Säuren unlöslichen Körpern, z. B. Schlacken,
bedient man sich entweder Thon-, Porzellan- oder Platintiegel.

§. 14. Rösten. Diese Operation, gewöhnlich eine VorarbeitZweck.
für nachfolgende Schmelzung, bezweckt das Erhitzen des Probir-
gutes bei Luftzutritt bis zu einer solchen Temperatur, bei welcher

§. 13. Glühen.
Beim Herausnehmen kommt dann die letzte Probe rechts im
Ofen links in das erste Loch des Probenbleches zu stehen und,
indem man die Proben von der Rechten zur Linken aus dem
Ofen nimmt, gelangen sie wieder in ihre ursprüngliche Stellung
auf dem Probenbrette, so dass eine Verwechselung nicht mög-
lich ist.

§. 13. Glühen, Brennen oder Caleiniren. Beim Glühen sollenZweck.

1) nur durch die Wärme, und es bedarf dann des Zutrittes der
Luft nicht, Aggregatzustände verändert (Glühen von Silberle-
girungen vor dem Ausplatten, der Goldröllchen von der Quar-
tation, von Quarz behuf Ablöschens in kaltem Wasser, um ihn
mürbe zu machen etc.) oder flüchtige Substanzen ausgetrieben
werden (Wasser und Kohlensäure aus Eisensteinen und Galmei,
Wasser aus Borax, Sublimation von Schwefel und Arsen aus
Schwefel- und Arsenkies, Verkohlung roher Brennstoffe etc.).
Findet in letzterem Falle bei nicht ausgeschlossenem Luftzutritt
eine höhere Oxydation, ohne dass sie beabsichtigt wird, statt,
z. B. bei Spatheisenstein und manchen Manganverbindungen,
so muss bei der Gewichtsbestimmung hierauf Rücksicht genom-
men werden (§. 148).

2) Man will bei Luftzutritt eine oxydirende Wirkung aus-
üben (Aschenbestimmung in Brennmaterialien, Verbrennen von
Filtern, Umwandlung des Cementkupfers von der schwedischen
Kupferprobe in Kupferoxyd etc.).

3) Durch Beschicken mit Zuschlägen sollen anderweitige
chemische Reactionen herbeigeführt werden (Aufschliessen von
in Säuren unlöslichen Substanzen, wie Silicate, Chromeisenstein,
Darstellung von schwarzem Fluss, arsenicirendes Glühen von
Nickel- und Kobalterzen etc.). Das Aufschliessen der Si-
licate
geschieht am zweckmässigsten mit dem 4fachen Gewicht
eines Gemenges von 13 Thln. kohlensauren Kali und 10 Thln.
wasserfreien kohlensauren Natron.

Je nach dem Zwecke des Glühens geschieht dasselbe ent-
weder in offenen (Röstscherben, Bleischerben) oder bedeckten
Gefässen bei niedrigerer oder höherer Temperatur im Muffel-,
Wind- oder Gebläseofen, auch wohl über Lampen. Zum Auf-
schliessen von in Säuren unlöslichen Körpern, z. B. Schlacken,
bedient man sich entweder Thon-, Porzellan- oder Platintiegel.

§. 14. Rösten. Diese Operation, gewöhnlich eine VorarbeitZweck.
für nachfolgende Schmelzung, bezweckt das Erhitzen des Probir-
gutes bei Luftzutritt bis zu einer solchen Temperatur, bei welcher

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[27/0065] §. 13. Glühen. Beim Herausnehmen kommt dann die letzte Probe rechts im Ofen links in das erste Loch des Probenbleches zu stehen und, indem man die Proben von der Rechten zur Linken aus dem Ofen nimmt, gelangen sie wieder in ihre ursprüngliche Stellung auf dem Probenbrette, so dass eine Verwechselung nicht mög- lich ist. §. 13. Glühen, Brennen oder Caleiniren. Beim Glühen sollen Zweck. 1) nur durch die Wärme, und es bedarf dann des Zutrittes der Luft nicht, Aggregatzustände verändert (Glühen von Silberle- girungen vor dem Ausplatten, der Goldröllchen von der Quar- tation, von Quarz behuf Ablöschens in kaltem Wasser, um ihn mürbe zu machen etc.) oder flüchtige Substanzen ausgetrieben werden (Wasser und Kohlensäure aus Eisensteinen und Galmei, Wasser aus Borax, Sublimation von Schwefel und Arsen aus Schwefel- und Arsenkies, Verkohlung roher Brennstoffe etc.). Findet in letzterem Falle bei nicht ausgeschlossenem Luftzutritt eine höhere Oxydation, ohne dass sie beabsichtigt wird, statt, z. B. bei Spatheisenstein und manchen Manganverbindungen, so muss bei der Gewichtsbestimmung hierauf Rücksicht genom- men werden (§. 148). 2) Man will bei Luftzutritt eine oxydirende Wirkung aus- üben (Aschenbestimmung in Brennmaterialien, Verbrennen von Filtern, Umwandlung des Cementkupfers von der schwedischen Kupferprobe in Kupferoxyd etc.). 3) Durch Beschicken mit Zuschlägen sollen anderweitige chemische Reactionen herbeigeführt werden (Aufschliessen von in Säuren unlöslichen Substanzen, wie Silicate, Chromeisenstein, Darstellung von schwarzem Fluss, arsenicirendes Glühen von Nickel- und Kobalterzen etc.). Das Aufschliessen der Si- licate geschieht am zweckmässigsten mit dem 4fachen Gewicht eines Gemenges von 13 Thln. kohlensauren Kali und 10 Thln. wasserfreien kohlensauren Natron. Je nach dem Zwecke des Glühens geschieht dasselbe ent- weder in offenen (Röstscherben, Bleischerben) oder bedeckten Gefässen bei niedrigerer oder höherer Temperatur im Muffel-, Wind- oder Gebläseofen, auch wohl über Lampen. Zum Auf- schliessen von in Säuren unlöslichen Körpern, z. B. Schlacken, bedient man sich entweder Thon-, Porzellan- oder Platintiegel. §. 14. Rösten. Diese Operation, gewöhnlich eine Vorarbeit für nachfolgende Schmelzung, bezweckt das Erhitzen des Probir- gutes bei Luftzutritt bis zu einer solchen Temperatur, bei welcher Zweck.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/65>, abgerufen am 26.04.2024.