Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Kein Freyer oder Edler kann den Sattel
tragen. Den tragen nur die Knechte. Un-
terdeß beehrt man, bey geringerer Straffäl-
ligkeit, auch wol Knechte mit dem Hunde.
Es ist dieß eine gelinde Strafe. Sie wird
der Runzel gleich gehalten. Wir haben's
dabey im Sinne unsrer Alten genommen.
Diese, die den wirklichen Hund tragen liessen,
meinten's mit demjenigen nicht schlimm, wel-
cher dem einzigen Geselschafter des Menschen
unter allen Thieren diese kleine Gegenfreund-
schaft erweisen muste. Mit dem Sattel ist
es ganz was anders, nicht sowol deswegen,
weil es vier Folianten, sondern weil es aus-
ländische sind.

Die Landesverweisung geschieht durch den
Herold mit diesem Zurufe:

Geh, du trinkst nicht mehr aus der
Quelle dieses Hains! und wärmst dich
nicht mehr an unserm Feuer!

Einem die Todtenfackel anzünden, heist:
Jhm durch den Herold zurufen lassen, daß
seine Schrift todt sey, ob er gleich selbst
noch lebe.

Es ist schon gesagt worden, was die He-
rolde bey den Belonungen, und auch bey
zwey Bestrafungen zu thun haben.

Wir
B 5

Kein Freyer oder Edler kann den Sattel
tragen. Den tragen nur die Knechte. Un-
terdeß beehrt man, bey geringerer Straffaͤl-
ligkeit, auch wol Knechte mit dem Hunde.
Es iſt dieß eine gelinde Strafe. Sie wird
der Runzel gleich gehalten. Wir haben’s
dabey im Sinne unſrer Alten genommen.
Dieſe, die den wirklichen Hund tragen lieſſen,
meinten’s mit demjenigen nicht ſchlimm, wel-
cher dem einzigen Geſelſchafter des Menſchen
unter allen Thieren dieſe kleine Gegenfreund-
ſchaft erweiſen muſte. Mit dem Sattel iſt
es ganz was anders, nicht ſowol deswegen,
weil es vier Folianten, ſondern weil es aus-
laͤndiſche ſind.

Die Landesverweiſung geſchieht durch den
Herold mit dieſem Zurufe:

Geh, du trinkſt nicht mehr aus der
Quelle dieſes Hains! und waͤrmſt dich
nicht mehr an unſerm Feuer!

Einem die Todtenfackel anzuͤnden, heiſt:
Jhm durch den Herold zurufen laſſen, daß
ſeine Schrift todt ſey, ob er gleich ſelbſt
noch lebe.

Es iſt ſchon geſagt worden, was die He-
rolde bey den Belonungen, und auch bey
zwey Beſtrafungen zu thun haben.

Wir
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0101" n="25"/>
          <p>Kein Freyer oder Edler kann den Sattel<lb/>
tragen. Den tragen nur die Knechte. Un-<lb/>
terdeß beehrt man, bey geringerer Straffa&#x0364;l-<lb/>
ligkeit, auch wol Knechte mit dem Hunde.<lb/>
Es i&#x017F;t dieß eine gelinde Strafe. Sie wird<lb/>
der Runzel gleich gehalten. Wir haben&#x2019;s<lb/>
dabey im Sinne un&#x017F;rer <hi rendition="#fr">Alten</hi> genommen.<lb/>
Die&#x017F;e, die den wirklichen Hund tragen lie&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
meinten&#x2019;s mit demjenigen nicht &#x017F;chlimm, wel-<lb/>
cher dem einzigen Ge&#x017F;el&#x017F;chafter des Men&#x017F;chen<lb/>
unter allen Thieren die&#x017F;e kleine Gegenfreund-<lb/>
&#x017F;chaft erwei&#x017F;en mu&#x017F;te. Mit dem Sattel i&#x017F;t<lb/>
es ganz was anders, nicht &#x017F;owol deswegen,<lb/>
weil es vier Folianten, &#x017F;ondern weil es aus-<lb/>
la&#x0364;ndi&#x017F;che &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#fr">Landesverwei&#x017F;ung</hi> ge&#x017F;chieht durch den<lb/>
Herold mit die&#x017F;em Zurufe:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Geh, du trink&#x017F;t nicht mehr aus der<lb/>
Quelle die&#x017F;es Hains! und wa&#x0364;rm&#x017F;t dich<lb/>
nicht mehr an un&#x017F;erm Feuer!</hi> </p><lb/>
          <p>Einem <hi rendition="#fr">die Todtenfackel anzu&#x0364;nden</hi>, hei&#x017F;t:<lb/>
Jhm durch den Herold zurufen la&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#fr">daß<lb/>
&#x017F;eine Schrift todt &#x017F;ey, ob er gleich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
noch lebe.</hi></p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t &#x017F;chon ge&#x017F;agt worden, was die He-<lb/>
rolde bey den Belonungen, und auch bey<lb/>
zwey Be&#x017F;trafungen zu thun haben.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">B 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Wir</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0101] Kein Freyer oder Edler kann den Sattel tragen. Den tragen nur die Knechte. Un- terdeß beehrt man, bey geringerer Straffaͤl- ligkeit, auch wol Knechte mit dem Hunde. Es iſt dieß eine gelinde Strafe. Sie wird der Runzel gleich gehalten. Wir haben’s dabey im Sinne unſrer Alten genommen. Dieſe, die den wirklichen Hund tragen lieſſen, meinten’s mit demjenigen nicht ſchlimm, wel- cher dem einzigen Geſelſchafter des Menſchen unter allen Thieren dieſe kleine Gegenfreund- ſchaft erweiſen muſte. Mit dem Sattel iſt es ganz was anders, nicht ſowol deswegen, weil es vier Folianten, ſondern weil es aus- laͤndiſche ſind. Die Landesverweiſung geſchieht durch den Herold mit dieſem Zurufe: Geh, du trinkſt nicht mehr aus der Quelle dieſes Hains! und waͤrmſt dich nicht mehr an unſerm Feuer! Einem die Todtenfackel anzuͤnden, heiſt: Jhm durch den Herold zurufen laſſen, daß ſeine Schrift todt ſey, ob er gleich ſelbſt noch lebe. Es iſt ſchon geſagt worden, was die He- rolde bey den Belonungen, und auch bey zwey Beſtrafungen zu thun haben. Wir B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/101
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/101>, abgerufen am 26.04.2024.