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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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sonen wegfallen. Heilige Pflicht ist es: ih¬
nen auf keine Weise Aergerniß zu geben; sich
leichtfertiger Reden und Handlungen zu ent¬
halten, die von niemand so lebhaft, als von
den auf alles Neue so aufmerksam horchenden,
so fein beobachtenden Kindern aufgefangen
werden; ihnen in jeder Art Tugend, in Wohl¬
wollen, Treue, Aufrichtigkeit und Anständig¬
keit Beyspiel zu geben -- kurz! zu ihrer Bil¬
dung alles nur Mögliche beyzutragen.

Vor allen Dingen herrsche Wahrheit in
Deinen Reden und in Deinem Betragen ge¬
gen diese jungen Geschöpfe! Laß Dich herab
(jedoch nicht auf eine Weise, die ihnen selbst
lächerlich vorkommen muß) zu dem Tone, der
ihnen nach ihrem Alter verständlich ist! Zerre,
necke die Kinder nicht, wie einige Leute die
Gewohnheit haben! -- das hat böse Einflüsse
auf den Character.

Gutgeartete Kinder werden durch einen
ganz eigenen Sinn zu edlen, liebevollen Men¬
schen hingezogen, wenn Diese sich auch nicht
so sehr viel mit ihnen zu thun machen, da sie

hin¬
G 2

ſonen wegfallen. Heilige Pflicht iſt es: ih¬
nen auf keine Weiſe Aergerniß zu geben; ſich
leichtfertiger Reden und Handlungen zu ent¬
halten, die von niemand ſo lebhaft, als von
den auf alles Neue ſo aufmerkſam horchenden,
ſo fein beobachtenden Kindern aufgefangen
werden; ihnen in jeder Art Tugend, in Wohl¬
wollen, Treue, Aufrichtigkeit und Anſtaͤndig¬
keit Beyſpiel zu geben — kurz! zu ihrer Bil¬
dung alles nur Moͤgliche beyzutragen.

Vor allen Dingen herrſche Wahrheit in
Deinen Reden und in Deinem Betragen ge¬
gen dieſe jungen Geſchoͤpfe! Laß Dich herab
(jedoch nicht auf eine Weiſe, die ihnen ſelbſt
laͤcherlich vorkommen muß) zu dem Tone, der
ihnen nach ihrem Alter verſtaͤndlich iſt! Zerre,
necke die Kinder nicht, wie einige Leute die
Gewohnheit haben! — das hat boͤſe Einfluͤſſe
auf den Character.

Gutgeartete Kinder werden durch einen
ganz eigenen Sinn zu edlen, liebevollen Men¬
ſchen hingezogen, wenn Dieſe ſich auch nicht
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[99/0129] ſonen wegfallen. Heilige Pflicht iſt es: ih¬ nen auf keine Weiſe Aergerniß zu geben; ſich leichtfertiger Reden und Handlungen zu ent¬ halten, die von niemand ſo lebhaft, als von den auf alles Neue ſo aufmerkſam horchenden, ſo fein beobachtenden Kindern aufgefangen werden; ihnen in jeder Art Tugend, in Wohl¬ wollen, Treue, Aufrichtigkeit und Anſtaͤndig¬ keit Beyſpiel zu geben — kurz! zu ihrer Bil¬ dung alles nur Moͤgliche beyzutragen. Vor allen Dingen herrſche Wahrheit in Deinen Reden und in Deinem Betragen ge¬ gen dieſe jungen Geſchoͤpfe! Laß Dich herab (jedoch nicht auf eine Weiſe, die ihnen ſelbſt laͤcherlich vorkommen muß) zu dem Tone, der ihnen nach ihrem Alter verſtaͤndlich iſt! Zerre, necke die Kinder nicht, wie einige Leute die Gewohnheit haben! — das hat boͤſe Einfluͤſſe auf den Character. Gutgeartete Kinder werden durch einen ganz eigenen Sinn zu edlen, liebevollen Men¬ ſchen hingezogen, wenn Dieſe ſich auch nicht ſo ſehr viel mit ihnen zu thun machen, da ſie hin¬ G 2

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/129>, abgerufen am 26.04.2024.