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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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Diese Erfahrung ist es, durch welche
der empordringende Dummkopf sich zu den
ersten Stellen im Staate hinaufarbeitet, die
verdienstvollsten Männer zu Boden tritt, und
niemand findet, der ihn in seine Schranken zu¬
rückwiese.

Sie ist es, durch welche sich die unbrauch¬
barsten, schiefsten Genies, Menschen ohne Ta¬
lent und Kenntnisse, Plusmacher und Wind¬
beutel bey den Großen der Erde unentbehrlich
zu machen verstehen.

Sie ist es, die größtentheils den Ruf von
Gelehrten, Musikern und Mahlern bestimmt.

Auf diese Erfahrung gestützt, fordert der
fremde Künstler für ein Stück hundert Louis¬
d'or, das der einheimische zehnfach besser ge¬
arbeitet um funfzig Thaler verkaufen würde;
Allein man reisst sich um des Ausländers Werke;
Er kann nicht so viel fertig machen, als von
ihm gefordert wird, und am Ende lässt er bey
dem Einheimischen arbeiten und verkauft das
für ultramontanische Waare.

Auf diese Erfahrung gestützt, erschleicht
sich der Schriftsteller eine vortheilhafte Rezen¬

sion,

Dieſe Erfahrung iſt es, durch welche
der empordringende Dummkopf ſich zu den
erſten Stellen im Staate hinaufarbeitet, die
verdienſtvollſten Maͤnner zu Boden tritt, und
niemand findet, der ihn in ſeine Schranken zu¬
ruͤckwieſe.

Sie iſt es, durch welche ſich die unbrauch¬
barſten, ſchiefſten Genies, Menſchen ohne Ta¬
lent und Kenntniſſe, Plusmacher und Wind¬
beutel bey den Großen der Erde unentbehrlich
zu machen verſtehen.

Sie iſt es, die groͤßtentheils den Ruf von
Gelehrten, Muſikern und Mahlern beſtimmt.

Auf dieſe Erfahrung geſtuͤtzt, fordert der
fremde Kuͤnſtler fuͤr ein Stuͤck hundert Louis¬
d'or, das der einheimiſche zehnfach beſſer ge¬
arbeitet um funfzig Thaler verkaufen wuͤrde;
Allein man reiſſt ſich um des Auslaͤnders Werke;
Er kann nicht ſo viel fertig machen, als von
ihm gefordert wird, und am Ende laͤſſt er bey
dem Einheimiſchen arbeiten und verkauft das
fuͤr ultramontaniſche Waare.

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ſich der Schriftſteller eine vortheilhafte Rezen¬

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[36/0066] Dieſe Erfahrung iſt es, durch welche der empordringende Dummkopf ſich zu den erſten Stellen im Staate hinaufarbeitet, die verdienſtvollſten Maͤnner zu Boden tritt, und niemand findet, der ihn in ſeine Schranken zu¬ ruͤckwieſe. Sie iſt es, durch welche ſich die unbrauch¬ barſten, ſchiefſten Genies, Menſchen ohne Ta¬ lent und Kenntniſſe, Plusmacher und Wind¬ beutel bey den Großen der Erde unentbehrlich zu machen verſtehen. Sie iſt es, die groͤßtentheils den Ruf von Gelehrten, Muſikern und Mahlern beſtimmt. Auf dieſe Erfahrung geſtuͤtzt, fordert der fremde Kuͤnſtler fuͤr ein Stuͤck hundert Louis¬ d'or, das der einheimiſche zehnfach beſſer ge¬ arbeitet um funfzig Thaler verkaufen wuͤrde; Allein man reiſſt ſich um des Auslaͤnders Werke; Er kann nicht ſo viel fertig machen, als von ihm gefordert wird, und am Ende laͤſſt er bey dem Einheimiſchen arbeiten und verkauft das fuͤr ultramontaniſche Waare. Auf dieſe Erfahrung geſtuͤtzt, erſchleicht ſich der Schriftſteller eine vortheilhafte Rezen¬ ſion,

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/66>, abgerufen am 26.04.2024.