Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfte Vorlesung.

Meine Herren! Nachdem ich Ihnen die Geschichte der Em-
bryologie nach ihren wichtigsten Seiten und den jetzigen Standpunct
dieser Wissenschaft dargelegt habe, wende ich mich nun zur eigent-
lichen Aufgabe dieser Vorträge. Ich werde die Entwicklung des
Menschen in zwei Abschnitten besprechen, von denen der eine die
erste Anlage der Leibesform und der wichtigsten Organe, so wie die
kindlichen und mütterlichen Eihüllen, der zweite die Entwicklung
der einzelnen Organe und Systeme zum Gegenstande haben wird.
Wo immer möglich halte ich mich an den Menschen. Da jedoch un-
sere Kenntnisse über die frühesten Zustände des befruchteten mensch-
lichen Eies sehr mangelhaft sind, so ist es nicht anders möglich, als
für diese Periode die höhern Wirbelthiere und vor Allem die Säuge-
thiere zu Grunde zu legen, deren Entwicklung, wenigstens was die
Leibesanlage betrifft, nach Allem, was wir wissen, mit derjenigen
des Menschen in hohem Grade übereinstimmt. Wo die Kenntnisse
über die Säugethiere ebenfalls nicht ausreichen, wie mit Bezug auf
die Schichten der Embryonalanlage, wenden wir uns an die Vögel,
deren erste Anlage mit derjenigen der Säugethiere ebenfalls in allen
wesentlichen Verhältnissen übereinstimmt.

Erster Hauptabschnitt.
Von der Entwicklung der Leibesform und den Eihüllen.

Das unbefruchtete Ei zeigt bei allen Geschöpfen die bekanntenUnbefruchte-
tes Ei.

vier Theile: Dotterhaut (Membrana vitellina), Dotter (Vitellus), Keim-
bläschen (Vesicula germinativa, Purkinje'sches Bläschen) und den
oder die Keimflecken (Macula germinativa, Wagner'scher Fleck), doch

Fünfte Vorlesung.

Meine Herren! Nachdem ich Ihnen die Geschichte der Em-
bryologie nach ihren wichtigsten Seiten und den jetzigen Standpunct
dieser Wissenschaft dargelegt habe, wende ich mich nun zur eigent-
lichen Aufgabe dieser Vorträge. Ich werde die Entwicklung des
Menschen in zwei Abschnitten besprechen, von denen der eine die
erste Anlage der Leibesform und der wichtigsten Organe, so wie die
kindlichen und mütterlichen Eihüllen, der zweite die Entwicklung
der einzelnen Organe und Systeme zum Gegenstande haben wird.
Wo immer möglich halte ich mich an den Menschen. Da jedoch un-
sere Kenntnisse über die frühesten Zustände des befruchteten mensch-
lichen Eies sehr mangelhaft sind, so ist es nicht anders möglich, als
für diese Periode die höhern Wirbelthiere und vor Allem die Säuge-
thiere zu Grunde zu legen, deren Entwicklung, wenigstens was die
Leibesanlage betrifft, nach Allem, was wir wissen, mit derjenigen
des Menschen in hohem Grade übereinstimmt. Wo die Kenntnisse
über die Säugethiere ebenfalls nicht ausreichen, wie mit Bezug auf
die Schichten der Embryonalanlage, wenden wir uns an die Vögel,
deren erste Anlage mit derjenigen der Säugethiere ebenfalls in allen
wesentlichen Verhältnissen übereinstimmt.

Erster Hauptabschnitt.
Von der Entwicklung der Leibesform und den Eihüllen.

Das unbefruchtete Ei zeigt bei allen Geschöpfen die bekanntenUnbefruchte-
tes Ei.

vier Theile: Dotterhaut (Membrana vitellina), Dotter (Vitellus), Keim-
bläschen (Vesicula germinativa, Purkinje’sches Bläschen) und den
oder die Keimflecken (Macula germinativa, Wagner’scher Fleck), doch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0037" n="[21]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Fünfte Vorlesung.</hi> </head><lb/>
        <p>Meine Herren! Nachdem ich Ihnen die Geschichte der Em-<lb/>
bryologie nach ihren wichtigsten Seiten und den jetzigen Standpunct<lb/>
dieser Wissenschaft dargelegt habe, wende ich mich nun zur eigent-<lb/>
lichen Aufgabe dieser Vorträge. Ich werde die Entwicklung des<lb/>
Menschen in zwei Abschnitten besprechen, von denen der eine die<lb/>
erste Anlage der Leibesform und der wichtigsten Organe, so wie die<lb/>
kindlichen und mütterlichen Eihüllen, der zweite die Entwicklung<lb/>
der einzelnen Organe und Systeme zum Gegenstande haben wird.<lb/>
Wo immer möglich halte ich mich an den Menschen. Da jedoch un-<lb/>
sere Kenntnisse über die frühesten Zustände des befruchteten mensch-<lb/>
lichen Eies sehr mangelhaft sind, so ist es nicht anders möglich, als<lb/>
für diese Periode die höhern Wirbelthiere und vor Allem die Säuge-<lb/>
thiere zu Grunde zu legen, deren Entwicklung, wenigstens was die<lb/>
Leibesanlage betrifft, nach Allem, was wir wissen, mit derjenigen<lb/>
des Menschen in hohem Grade übereinstimmt. Wo die Kenntnisse<lb/>
über die Säugethiere ebenfalls nicht ausreichen, wie mit Bezug auf<lb/>
die Schichten der Embryonalanlage, wenden wir uns an die Vögel,<lb/>
deren erste Anlage mit derjenigen der Säugethiere ebenfalls in allen<lb/>
wesentlichen Verhältnissen übereinstimmt.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Erster Hauptabschnitt.<lb/>
Von der Entwicklung der Leibesform und den Eihüllen.</hi> </head><lb/>
          <p>Das unbefruchtete Ei zeigt bei allen Geschöpfen die bekannten<note place="right">Unbefruchte-<lb/>
tes Ei.</note><lb/>
vier Theile: Dotterhaut (<hi rendition="#i">Membrana vitellina</hi>), Dotter (<hi rendition="#i">Vitellus</hi>), Keim-<lb/>
bläschen (<hi rendition="#i">Vesicula germinativa</hi>, Purkinje&#x2019;sches Bläschen) und den<lb/>
oder die Keimflecken (<hi rendition="#i">Macula germinativa</hi>, Wagner&#x2019;scher Fleck), doch<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[21]/0037] Fünfte Vorlesung. Meine Herren! Nachdem ich Ihnen die Geschichte der Em- bryologie nach ihren wichtigsten Seiten und den jetzigen Standpunct dieser Wissenschaft dargelegt habe, wende ich mich nun zur eigent- lichen Aufgabe dieser Vorträge. Ich werde die Entwicklung des Menschen in zwei Abschnitten besprechen, von denen der eine die erste Anlage der Leibesform und der wichtigsten Organe, so wie die kindlichen und mütterlichen Eihüllen, der zweite die Entwicklung der einzelnen Organe und Systeme zum Gegenstande haben wird. Wo immer möglich halte ich mich an den Menschen. Da jedoch un- sere Kenntnisse über die frühesten Zustände des befruchteten mensch- lichen Eies sehr mangelhaft sind, so ist es nicht anders möglich, als für diese Periode die höhern Wirbelthiere und vor Allem die Säuge- thiere zu Grunde zu legen, deren Entwicklung, wenigstens was die Leibesanlage betrifft, nach Allem, was wir wissen, mit derjenigen des Menschen in hohem Grade übereinstimmt. Wo die Kenntnisse über die Säugethiere ebenfalls nicht ausreichen, wie mit Bezug auf die Schichten der Embryonalanlage, wenden wir uns an die Vögel, deren erste Anlage mit derjenigen der Säugethiere ebenfalls in allen wesentlichen Verhältnissen übereinstimmt. Erster Hauptabschnitt. Von der Entwicklung der Leibesform und den Eihüllen. Das unbefruchtete Ei zeigt bei allen Geschöpfen die bekannten vier Theile: Dotterhaut (Membrana vitellina), Dotter (Vitellus), Keim- bläschen (Vesicula germinativa, Purkinje’sches Bläschen) und den oder die Keimflecken (Macula germinativa, Wagner’scher Fleck), doch Unbefruchte- tes Ei.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/37
Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/37>, abgerufen am 19.03.2024.