Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
21. Er gab ihm also deutlich zu verstehen,
Daß er nun anders sich möchte begehen,
Denn ein junger Theologus
Müsse leben nach geistlichem Fuß.
22. Als er kurz drauf nach dem Koffer gefraget,
Hat Hieronimus alsobald gesaget
Und dabei kräftig geschworen: daß er
Vom Postwagen jüngst ihm gestohlen wär'.
23. Diese Nachricht, daß er den Koffer verlohren,
Klang unangenehm in des Vaters Ohren
Und er fing zu knurren drob an,
Hätte es nicht die Mutter gethan.
24. Denn sie hielte den Alten zurücke,
Sprach, das ist ja ein Ungelücke
Woran unser lieber Sohn nicht schuld;
Er ergabe sich also in Geduld.
25. Indessen verbreitete auch das Gerüchte,
Des Hieronimus Wiederkunftsgeschichte
Ueberall in dem Städtelein aus
Und wälzete sich von Haus zu Haus.
26. Der ganzen Bürgerschaft schien dran gelegen,
Und überall that sich Verwunderung erregen,
Und wo ein Mensch nur den andern sah,
So hieß es: Hieronimus ist wieder da.
27. Es
21. Er gab ihm alſo deutlich zu verſtehen,
Daß er nun anders ſich moͤchte begehen,
Denn ein junger Theologus
Muͤſſe leben nach geiſtlichem Fuß.
22. Als er kurz drauf nach dem Koffer gefraget,
Hat Hieronimus alſobald geſaget
Und dabei kraͤftig geſchworen: daß er
Vom Poſtwagen juͤngſt ihm geſtohlen waͤr’.
23. Dieſe Nachricht, daß er den Koffer verlohren,
Klang unangenehm in des Vaters Ohren
Und er fing zu knurren drob an,
Haͤtte es nicht die Mutter gethan.
24. Denn ſie hielte den Alten zuruͤcke,
Sprach, das iſt ja ein Ungeluͤcke
Woran unſer lieber Sohn nicht ſchuld;
Er ergabe ſich alſo in Geduld.
25. Indeſſen verbreitete auch das Geruͤchte,
Des Hieronimus Wiederkunftsgeſchichte
Ueberall in dem Staͤdtelein aus
Und waͤlzete ſich von Haus zu Haus.
26. Der ganzen Buͤrgerſchaft ſchien dran gelegen,
Und uͤberall that ſich Verwunderung erregen,
Und wo ein Menſch nur den andern ſah,
So hieß es: Hieronimus iſt wieder da.
27. Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0099" n="75"/>
          <lg n="21">
            <l>21. Er gab ihm al&#x017F;o deutlich zu ver&#x017F;tehen,</l><lb/>
            <l>Daß er nun anders &#x017F;ich mo&#x0364;chte begehen,</l><lb/>
            <l>Denn ein junger Theologus</l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e leben nach gei&#x017F;tlichem Fuß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="22">
            <l>22. Als er kurz drauf nach dem Koffer gefraget,</l><lb/>
            <l>Hat Hieronimus al&#x017F;obald ge&#x017F;aget</l><lb/>
            <l>Und dabei kra&#x0364;ftig ge&#x017F;chworen: daß er</l><lb/>
            <l>Vom Po&#x017F;twagen ju&#x0364;ng&#x017F;t ihm ge&#x017F;tohlen wa&#x0364;r&#x2019;.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="23">
            <l>23. Die&#x017F;e Nachricht, daß er den Koffer verlohren,</l><lb/>
            <l>Klang unangenehm in des Vaters Ohren</l><lb/>
            <l>Und er fing zu knurren drob an,</l><lb/>
            <l>Ha&#x0364;tte es nicht die Mutter gethan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="24">
            <l>24. Denn &#x017F;ie hielte den Alten zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
            <l>Sprach, das i&#x017F;t ja ein Ungelu&#x0364;cke</l><lb/>
            <l>Woran un&#x017F;er lieber Sohn nicht &#x017F;chuld;</l><lb/>
            <l>Er ergabe &#x017F;ich al&#x017F;o in Geduld.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="25">
            <l>25. Inde&#x017F;&#x017F;en verbreitete auch das Geru&#x0364;chte,</l><lb/>
            <l>Des Hieronimus Wiederkunftsge&#x017F;chichte</l><lb/>
            <l>Ueberall in dem Sta&#x0364;dtelein aus</l><lb/>
            <l>Und wa&#x0364;lzete &#x017F;ich von Haus zu Haus.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="26">
            <l>26. Der ganzen Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft &#x017F;chien dran gelegen,</l><lb/>
            <l>Und u&#x0364;berall that &#x017F;ich Verwunderung erregen,</l><lb/>
            <l>Und wo ein Men&#x017F;ch nur den andern &#x017F;ah,</l><lb/>
            <l>So hieß es: Hieronimus i&#x017F;t wieder da.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">27. Es</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0099] 21. Er gab ihm alſo deutlich zu verſtehen, Daß er nun anders ſich moͤchte begehen, Denn ein junger Theologus Muͤſſe leben nach geiſtlichem Fuß. 22. Als er kurz drauf nach dem Koffer gefraget, Hat Hieronimus alſobald geſaget Und dabei kraͤftig geſchworen: daß er Vom Poſtwagen juͤngſt ihm geſtohlen waͤr’. 23. Dieſe Nachricht, daß er den Koffer verlohren, Klang unangenehm in des Vaters Ohren Und er fing zu knurren drob an, Haͤtte es nicht die Mutter gethan. 24. Denn ſie hielte den Alten zuruͤcke, Sprach, das iſt ja ein Ungeluͤcke Woran unſer lieber Sohn nicht ſchuld; Er ergabe ſich alſo in Geduld. 25. Indeſſen verbreitete auch das Geruͤchte, Des Hieronimus Wiederkunftsgeſchichte Ueberall in dem Staͤdtelein aus Und waͤlzete ſich von Haus zu Haus. 26. Der ganzen Buͤrgerſchaft ſchien dran gelegen, Und uͤberall that ſich Verwunderung erregen, Und wo ein Menſch nur den andern ſah, So hieß es: Hieronimus iſt wieder da. 27. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/99
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/99>, abgerufen am 26.04.2024.