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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.

In der letzten, dritten Periode der Mastung nimmt die Freßlust der Thiere
ab, das Fett nimmt eine kernige Beschaffenheit an und es tritt eine Verfettung der
Gewebe ein. Der Gehalt an Trockensubstanz ist in dieser Periode durch Strohentzug
zu vermindern, der Gehalt an Fett, indem man z. B. die Oelkuchen durch Getreide-
schrot ersetzt, zu verringern. Bei der verminderten Freßlust handelt es sich vor-
zugsweise um die Verabreichung schmackhaften Futters, um die vollständige Aus-
mästung zu erzielen. Der Nährstoffbedarf stellt sich in dieser letzten Mastungsperiode
für je 1000 Kilogr. Lebendgewicht auf:

[Tabelle]

Die Ausmästung wird oft durch Verabreichung von fettreichem Futter, wie Oel-
kuchen und Oelsämereien, selbst von Rüböl bis zu 0.25--0.5 Kilogr. per Kopf in
der zweiten oder Hauptperiode der Mastung rascher erreicht. Die Verabreichung von
Oel hat sich jedoch in der Praxis nicht als wirthschaftlich herausgestellt, abgesehen
davon, daß sie leicht zu einem Nachlassen des Appetites führen kann. Die Schmack-
haftigkeit des Futters ist durch passende Mischung und Zubereitung, sowie durch
Salzgaben zu erhöhen.

5. Die Pflege.

"Was Züchtung schafft, Ernährung aufbaut, muß Haltung und Pflege zur
rechten Wirkung, zur vollen Nutzbarkeit bringen" (Settegast). Das Wohlbefinden
der Thiere und damit deren Nutzbarkeit gewinnt durch eine freundliche, sanfte Be-
handlung. Die Abwartung der Thiere soll daher nur aufmerksamen, ruhigen Leuten
anvertraut werden. Die Zahl der Thiere, welche einer Person zur Abwartung an-
vertraut werden sollen, richtet sich nach der Viehart, der Stalleinrichtung, der Art der
Futterzubereitung, der Landessitte und der Leistungsfähigkeit der Wärter. Einem
Knechte können 15--18, einer Magd 10--12 Stück Milchkühe oder Mastochsen,
24--30, resp. 16--24 Stück Jungvieh zur Pflege anvertraut werden. Diese Pflege
erstreckt sich, abgesehen von dem Melken, vorzugsweise auf die Fütterung und die
Erhaltung der unerläßlichen Reinlichkeit.

Die Erhaltung der Reinlichkeit wird wesentlich unterstützt durch tägliches Aus-
misten und durch die Verabfolgung reichlicher Streu. Wird der Dünger im Stalle
gewonnen, so ist die Streumenge zu vermehren, ebenso, wenn wässeriges, saftiges
Futter verabreicht wird. Eine schwache Stroheinstreu erfordert täglich 2--2.8 Kilogr.,
eine mittlere 3--4 Kilogr., eine reichliche 4.4--5.6 Kilogr. Streustroh. Bei Grün-
fütterung ist die mittlere Streumenge auf 6.5--8 Kilogr. zu erhöhen. Bei mangelndem

Beſondere Thierzuchtlehre.

In der letzten, dritten Periode der Maſtung nimmt die Freßluſt der Thiere
ab, das Fett nimmt eine kernige Beſchaffenheit an und es tritt eine Verfettung der
Gewebe ein. Der Gehalt an Trockenſubſtanz iſt in dieſer Periode durch Strohentzug
zu vermindern, der Gehalt an Fett, indem man z. B. die Oelkuchen durch Getreide-
ſchrot erſetzt, zu verringern. Bei der verminderten Freßluſt handelt es ſich vor-
zugsweiſe um die Verabreichung ſchmackhaften Futters, um die vollſtändige Aus-
mäſtung zu erzielen. Der Nährſtoffbedarf ſtellt ſich in dieſer letzten Maſtungsperiode
für je 1000 Kilogr. Lebendgewicht auf:

[Tabelle]

Die Ausmäſtung wird oft durch Verabreichung von fettreichem Futter, wie Oel-
kuchen und Oelſämereien, ſelbſt von Rüböl bis zu 0.25—0.5 Kilogr. per Kopf in
der zweiten oder Hauptperiode der Maſtung raſcher erreicht. Die Verabreichung von
Oel hat ſich jedoch in der Praxis nicht als wirthſchaftlich herausgeſtellt, abgeſehen
davon, daß ſie leicht zu einem Nachlaſſen des Appetites führen kann. Die Schmack-
haftigkeit des Futters iſt durch paſſende Miſchung und Zubereitung, ſowie durch
Salzgaben zu erhöhen.

5. Die Pflege.

„Was Züchtung ſchafft, Ernährung aufbaut, muß Haltung und Pflege zur
rechten Wirkung, zur vollen Nutzbarkeit bringen“ (Settegaſt). Das Wohlbefinden
der Thiere und damit deren Nutzbarkeit gewinnt durch eine freundliche, ſanfte Be-
handlung. Die Abwartung der Thiere ſoll daher nur aufmerkſamen, ruhigen Leuten
anvertraut werden. Die Zahl der Thiere, welche einer Perſon zur Abwartung an-
vertraut werden ſollen, richtet ſich nach der Viehart, der Stalleinrichtung, der Art der
Futterzubereitung, der Landesſitte und der Leiſtungsfähigkeit der Wärter. Einem
Knechte können 15—18, einer Magd 10—12 Stück Milchkühe oder Maſtochſen,
24—30, reſp. 16—24 Stück Jungvieh zur Pflege anvertraut werden. Dieſe Pflege
erſtreckt ſich, abgeſehen von dem Melken, vorzugsweiſe auf die Fütterung und die
Erhaltung der unerläßlichen Reinlichkeit.

Die Erhaltung der Reinlichkeit wird weſentlich unterſtützt durch tägliches Aus-
miſten und durch die Verabfolgung reichlicher Streu. Wird der Dünger im Stalle
gewonnen, ſo iſt die Streumenge zu vermehren, ebenſo, wenn wäſſeriges, ſaftiges
Futter verabreicht wird. Eine ſchwache Stroheinſtreu erfordert täglich 2—2.8 Kilogr.,
eine mittlere 3—4 Kilogr., eine reichliche 4.4—5.6 Kilogr. Streuſtroh. Bei Grün-
fütterung iſt die mittlere Streumenge auf 6.5—8 Kilogr. zu erhöhen. Bei mangelndem

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[132/0148] Beſondere Thierzuchtlehre. In der letzten, dritten Periode der Maſtung nimmt die Freßluſt der Thiere ab, das Fett nimmt eine kernige Beſchaffenheit an und es tritt eine Verfettung der Gewebe ein. Der Gehalt an Trockenſubſtanz iſt in dieſer Periode durch Strohentzug zu vermindern, der Gehalt an Fett, indem man z. B. die Oelkuchen durch Getreide- ſchrot erſetzt, zu verringern. Bei der verminderten Freßluſt handelt es ſich vor- zugsweiſe um die Verabreichung ſchmackhaften Futters, um die vollſtändige Aus- mäſtung zu erzielen. Der Nährſtoffbedarf ſtellt ſich in dieſer letzten Maſtungsperiode für je 1000 Kilogr. Lebendgewicht auf: Die Ausmäſtung wird oft durch Verabreichung von fettreichem Futter, wie Oel- kuchen und Oelſämereien, ſelbſt von Rüböl bis zu 0.25—0.5 Kilogr. per Kopf in der zweiten oder Hauptperiode der Maſtung raſcher erreicht. Die Verabreichung von Oel hat ſich jedoch in der Praxis nicht als wirthſchaftlich herausgeſtellt, abgeſehen davon, daß ſie leicht zu einem Nachlaſſen des Appetites führen kann. Die Schmack- haftigkeit des Futters iſt durch paſſende Miſchung und Zubereitung, ſowie durch Salzgaben zu erhöhen. 5. Die Pflege. „Was Züchtung ſchafft, Ernährung aufbaut, muß Haltung und Pflege zur rechten Wirkung, zur vollen Nutzbarkeit bringen“ (Settegaſt). Das Wohlbefinden der Thiere und damit deren Nutzbarkeit gewinnt durch eine freundliche, ſanfte Be- handlung. Die Abwartung der Thiere ſoll daher nur aufmerkſamen, ruhigen Leuten anvertraut werden. Die Zahl der Thiere, welche einer Perſon zur Abwartung an- vertraut werden ſollen, richtet ſich nach der Viehart, der Stalleinrichtung, der Art der Futterzubereitung, der Landesſitte und der Leiſtungsfähigkeit der Wärter. Einem Knechte können 15—18, einer Magd 10—12 Stück Milchkühe oder Maſtochſen, 24—30, reſp. 16—24 Stück Jungvieh zur Pflege anvertraut werden. Dieſe Pflege erſtreckt ſich, abgeſehen von dem Melken, vorzugsweiſe auf die Fütterung und die Erhaltung der unerläßlichen Reinlichkeit. Die Erhaltung der Reinlichkeit wird weſentlich unterſtützt durch tägliches Aus- miſten und durch die Verabfolgung reichlicher Streu. Wird der Dünger im Stalle gewonnen, ſo iſt die Streumenge zu vermehren, ebenſo, wenn wäſſeriges, ſaftiges Futter verabreicht wird. Eine ſchwache Stroheinſtreu erfordert täglich 2—2.8 Kilogr., eine mittlere 3—4 Kilogr., eine reichliche 4.4—5.6 Kilogr. Streuſtroh. Bei Grün- fütterung iſt die mittlere Streumenge auf 6.5—8 Kilogr. zu erhöhen. Bei mangelndem

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/148>, abgerufen am 26.04.2024.