Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Rindviehzucht.
häufigsten noch in südlicheren Ländern eingespannt, um ihnen Bewegung zu ver-
schaffen oder um sie zu zähmen.

Die Anspannung der Ochsen erfolgt entweder durch ein Kummet, Kopfjoch oder
Widerristjoch. Letztere beiden Geschirrarten werden entweder als Doppeljoch gleich-
zeitig für zwei Thiere oder als Halbjoch für je ein Thier gebraucht. Das Kopfjoch
wird entweder als Nackenjoch hinter die Hörner gelegt und an der Hornwurzel be-
festigt oder als Stirnjoch verwendet. Die Anspannung mit gepolstertem Stirnjoche
entspricht, abgesehen von dem kostspieligen Kummet, am besten dem Knochen- und
Muskelbaue des Ochsens. Ihm zunächst steht die Anspannung mit dem einzelnen
Widerristjoche.

Die Ochsen sind zu schwe-
rem, langsamem Zuge ge-
eigneter als die Pferde. We-
gen des feineren Baues des
Klauenhornes haben die Zug-
ochsen, wenn sie auf hartem
Boden gehen sollen, ein Be-
schlagen viel nothwendiger
als selbst die Pferde. Wer-
den sie daher zu Marktfuh-
ren auf geschotterten Chaus-
seen verwendet, so trägt ein
Beschlagen wenigstens der
äußeren Klaue mit einem
halben Eisen zu deren Er-

[Abbildung] Fig. 107.

Hohenheimer Ochsen-
beschlag für die linke Klaue; Bo-
denseite.

[Abbildung] Fig. 108.

Hohenheimer Och-
senbeschlag für die rechte Klaue;
Klauenseite.

haltung wesentlich bei. Die Klauen des Rindviehes sind im Wesentlichen ähnlich wie der
Huf der Pferde gebaut. Es fehlt ihnen jedoch der Strahl; die Elasticität wird durch die
Spaltung in zwei Zehen erreicht. Das Beschläge der Ochsen besteht gewöhnlich aus
einer der Form des Tragrandes der Klaue
genau angepaßten Eisenplatte, Fig. 106, S. 164,
welche mit 5--6 feinen Nägeln auf jeder äuße-
ren Zehenseite befestigt wird. Mehr Dauer-
haftigkeit und sicherere Befestigung bieten jene
Beschläge, welche, wie das Hohenheimer Be-
schläg, Fig. 107 und 108, mit einer schnabel-
artigen Verlängerung d versehen sind, welche
als Aufzug über die Zehe dient. Die Boden-
platte ist bei diesem Eisen am hinteren Rande
rechtwinkelig umgebogen. Der dadurch ent-
stehende Stollen dient als Schärfung für
Glatteis im Winter. In Gebirgsgegenden
verwendet man zuweilen mit Vortheil ein
[Abbildung] Fig. 109.

Ochsenbeschlag für beide
Klauen.

Die Rindviehzucht.
häufigſten noch in ſüdlicheren Ländern eingeſpannt, um ihnen Bewegung zu ver-
ſchaffen oder um ſie zu zähmen.

Die Anſpannung der Ochſen erfolgt entweder durch ein Kummet, Kopfjoch oder
Widerriſtjoch. Letztere beiden Geſchirrarten werden entweder als Doppeljoch gleich-
zeitig für zwei Thiere oder als Halbjoch für je ein Thier gebraucht. Das Kopfjoch
wird entweder als Nackenjoch hinter die Hörner gelegt und an der Hornwurzel be-
feſtigt oder als Stirnjoch verwendet. Die Anſpannung mit gepolſtertem Stirnjoche
entſpricht, abgeſehen von dem koſtſpieligen Kummet, am beſten dem Knochen- und
Muskelbaue des Ochſens. Ihm zunächſt ſteht die Anſpannung mit dem einzelnen
Widerriſtjoche.

Die Ochſen ſind zu ſchwe-
rem, langſamem Zuge ge-
eigneter als die Pferde. We-
gen des feineren Baues des
Klauenhornes haben die Zug-
ochſen, wenn ſie auf hartem
Boden gehen ſollen, ein Be-
ſchlagen viel nothwendiger
als ſelbſt die Pferde. Wer-
den ſie daher zu Marktfuh-
ren auf geſchotterten Chauſ-
ſeen verwendet, ſo trägt ein
Beſchlagen wenigſtens der
äußeren Klaue mit einem
halben Eiſen zu deren Er-

[Abbildung] Fig. 107.

Hohenheimer Ochſen-
beſchlag für die linke Klaue; Bo-
denſeite.

[Abbildung] Fig. 108.

Hohenheimer Och-
ſenbeſchlag für die rechte Klaue;
Klauenſeite.

haltung weſentlich bei. Die Klauen des Rindviehes ſind im Weſentlichen ähnlich wie der
Huf der Pferde gebaut. Es fehlt ihnen jedoch der Strahl; die Elaſticität wird durch die
Spaltung in zwei Zehen erreicht. Das Beſchläge der Ochſen beſteht gewöhnlich aus
einer der Form des Tragrandes der Klaue
genau angepaßten Eiſenplatte, Fig. 106, S. 164,
welche mit 5—6 feinen Nägeln auf jeder äuße-
ren Zehenſeite befeſtigt wird. Mehr Dauer-
haftigkeit und ſicherere Befeſtigung bieten jene
Beſchläge, welche, wie das Hohenheimer Be-
ſchläg, Fig. 107 und 108, mit einer ſchnabel-
artigen Verlängerung d verſehen ſind, welche
als Aufzug über die Zehe dient. Die Boden-
platte iſt bei dieſem Eiſen am hinteren Rande
rechtwinkelig umgebogen. Der dadurch ent-
ſtehende Stollen dient als Schärfung für
Glatteis im Winter. In Gebirgsgegenden
verwendet man zuweilen mit Vortheil ein
[Abbildung] Fig. 109.

Ochſenbeſchlag für beide
Klauen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0181" n="165"/><fw place="top" type="header">Die Rindviehzucht.</fw><lb/>
häufig&#x017F;ten noch in &#x017F;üdlicheren Ländern einge&#x017F;pannt, um ihnen Bewegung zu ver-<lb/>
&#x017F;chaffen oder um &#x017F;ie zu zähmen.</p><lb/>
                  <p>Die An&#x017F;pannung der Och&#x017F;en erfolgt entweder durch ein Kummet, Kopfjoch oder<lb/>
Widerri&#x017F;tjoch. Letztere beiden Ge&#x017F;chirrarten werden entweder als Doppeljoch gleich-<lb/>
zeitig für zwei Thiere oder als Halbjoch für je ein Thier gebraucht. Das Kopfjoch<lb/>
wird entweder als Nackenjoch hinter die Hörner gelegt und an der Hornwurzel be-<lb/>
fe&#x017F;tigt oder als Stirnjoch verwendet. Die An&#x017F;pannung mit gepol&#x017F;tertem Stirnjoche<lb/>
ent&#x017F;pricht, abge&#x017F;ehen von dem ko&#x017F;t&#x017F;pieligen Kummet, am be&#x017F;ten dem Knochen- und<lb/>
Muskelbaue des Och&#x017F;ens. Ihm zunäch&#x017F;t &#x017F;teht die An&#x017F;pannung mit dem einzelnen<lb/>
Widerri&#x017F;tjoche.</p><lb/>
                  <p>Die Och&#x017F;en &#x017F;ind zu &#x017F;chwe-<lb/>
rem, lang&#x017F;amem Zuge ge-<lb/>
eigneter als die Pferde. We-<lb/>
gen des feineren Baues des<lb/>
Klauenhornes haben die Zug-<lb/>
och&#x017F;en, wenn &#x017F;ie auf hartem<lb/>
Boden gehen &#x017F;ollen, ein Be-<lb/>
&#x017F;chlagen viel nothwendiger<lb/>
als &#x017F;elb&#x017F;t die Pferde. Wer-<lb/>
den &#x017F;ie daher zu Marktfuh-<lb/>
ren auf ge&#x017F;chotterten Chau&#x017F;-<lb/>
&#x017F;een verwendet, &#x017F;o trägt ein<lb/>
Be&#x017F;chlagen wenig&#x017F;tens der<lb/>
äußeren Klaue mit einem<lb/>
halben Ei&#x017F;en zu deren Er-<lb/><figure><head>Fig. 107. </head><p>Hohenheimer Och&#x017F;en-<lb/>
be&#x017F;chlag für die linke Klaue; Bo-<lb/>
den&#x017F;eite.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 108. </head><p>Hohenheimer Och-<lb/>
&#x017F;enbe&#x017F;chlag für die rechte Klaue;<lb/>
Klauen&#x017F;eite.</p></figure><lb/>
haltung we&#x017F;entlich bei. Die Klauen des Rindviehes &#x017F;ind im We&#x017F;entlichen ähnlich wie der<lb/>
Huf der Pferde gebaut. Es fehlt ihnen jedoch der Strahl; die Ela&#x017F;ticität wird durch die<lb/>
Spaltung in zwei Zehen erreicht. Das Be&#x017F;chläge der Och&#x017F;en be&#x017F;teht gewöhnlich aus<lb/>
einer der Form des Tragrandes der Klaue<lb/>
genau angepaßten Ei&#x017F;enplatte, Fig. 106, S. 164,<lb/>
welche mit 5&#x2014;6 feinen Nägeln auf jeder äuße-<lb/>
ren Zehen&#x017F;eite befe&#x017F;tigt wird. Mehr Dauer-<lb/>
haftigkeit und &#x017F;icherere Befe&#x017F;tigung bieten jene<lb/>
Be&#x017F;chläge, welche, wie das Hohenheimer Be-<lb/>
&#x017F;chläg, Fig. 107 und 108, mit einer &#x017F;chnabel-<lb/>
artigen Verlängerung <hi rendition="#aq">d</hi> ver&#x017F;ehen &#x017F;ind, welche<lb/>
als Aufzug über die Zehe dient. Die Boden-<lb/>
platte i&#x017F;t bei die&#x017F;em Ei&#x017F;en am hinteren Rande<lb/>
rechtwinkelig umgebogen. Der dadurch ent-<lb/>
&#x017F;tehende Stollen dient als Schärfung für<lb/>
Glatteis im Winter. In Gebirgsgegenden<lb/>
verwendet man zuweilen mit Vortheil ein<lb/><figure><head>Fig. 109. </head><p>Och&#x017F;enbe&#x017F;chlag für beide<lb/>
Klauen.</p></figure><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0181] Die Rindviehzucht. häufigſten noch in ſüdlicheren Ländern eingeſpannt, um ihnen Bewegung zu ver- ſchaffen oder um ſie zu zähmen. Die Anſpannung der Ochſen erfolgt entweder durch ein Kummet, Kopfjoch oder Widerriſtjoch. Letztere beiden Geſchirrarten werden entweder als Doppeljoch gleich- zeitig für zwei Thiere oder als Halbjoch für je ein Thier gebraucht. Das Kopfjoch wird entweder als Nackenjoch hinter die Hörner gelegt und an der Hornwurzel be- feſtigt oder als Stirnjoch verwendet. Die Anſpannung mit gepolſtertem Stirnjoche entſpricht, abgeſehen von dem koſtſpieligen Kummet, am beſten dem Knochen- und Muskelbaue des Ochſens. Ihm zunächſt ſteht die Anſpannung mit dem einzelnen Widerriſtjoche. Die Ochſen ſind zu ſchwe- rem, langſamem Zuge ge- eigneter als die Pferde. We- gen des feineren Baues des Klauenhornes haben die Zug- ochſen, wenn ſie auf hartem Boden gehen ſollen, ein Be- ſchlagen viel nothwendiger als ſelbſt die Pferde. Wer- den ſie daher zu Marktfuh- ren auf geſchotterten Chauſ- ſeen verwendet, ſo trägt ein Beſchlagen wenigſtens der äußeren Klaue mit einem halben Eiſen zu deren Er- [Abbildung Fig. 107. Hohenheimer Ochſen- beſchlag für die linke Klaue; Bo- denſeite.] [Abbildung Fig. 108. Hohenheimer Och- ſenbeſchlag für die rechte Klaue; Klauenſeite.] haltung weſentlich bei. Die Klauen des Rindviehes ſind im Weſentlichen ähnlich wie der Huf der Pferde gebaut. Es fehlt ihnen jedoch der Strahl; die Elaſticität wird durch die Spaltung in zwei Zehen erreicht. Das Beſchläge der Ochſen beſteht gewöhnlich aus einer der Form des Tragrandes der Klaue genau angepaßten Eiſenplatte, Fig. 106, S. 164, welche mit 5—6 feinen Nägeln auf jeder äuße- ren Zehenſeite befeſtigt wird. Mehr Dauer- haftigkeit und ſicherere Befeſtigung bieten jene Beſchläge, welche, wie das Hohenheimer Be- ſchläg, Fig. 107 und 108, mit einer ſchnabel- artigen Verlängerung d verſehen ſind, welche als Aufzug über die Zehe dient. Die Boden- platte iſt bei dieſem Eiſen am hinteren Rande rechtwinkelig umgebogen. Der dadurch ent- ſtehende Stollen dient als Schärfung für Glatteis im Winter. In Gebirgsgegenden verwendet man zuweilen mit Vortheil ein [Abbildung Fig. 109. Ochſenbeſchlag für beide Klauen.]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/181
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/181>, abgerufen am 26.04.2024.