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Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746.

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in den allerältesten Zeiten.
chen, oder noch ganz andere Progreßionen in der Natur
vorkommen, da wir wissen, daß die arithmetischen geo-
metrischen und harmonischen in so vielen Fällen ihre Ap-
plication haben. Man hat schon einige davon entdeckt,
wohin die von dem berühmten Keppler erfundene Regel
gehört, daß sich die Quadrate der periodischen Zeiten bey
dem Umlaufe der Planeten wie die Cubi ihrer Entfer-
nungen verhalten. Wird man, wie es zu vermuthen
stehet, ins künftige fortfahren die Mathematick mit der
Naturlehre zu verbinden, so wird man mit der Zeit noch
mehrere entdecken, und dadurch endlich in den Stand ge-
setzt werden viele Rätzel in der Arzeneygelahrheit aufzulö-
sen, die uns noch zur Zeit bewundernswürdige Geheim-
nisse sind, ein Glück, welches unsern Nachkommen auf-
gehoben ist, dazu aber die jetzt lebenden Mathematiker
und Naturlehrer den Grund legen müssen.

§. 84.

Ich habe mich schon erklärt, daß ich der Welt nichts
böses prophezeyhen will, und ich hoffe, es werden mir auch
so gar solches diejenigen vergeben müssen, die, ich weiß
nicht aus was für einer Ursache, dem Erdboden alles Un-
glücke wünschen. Denn ich habe mir nicht vorgesetzt in
der gegenwärtigen Schrift zukünftige, sondern vergange-
ne Dinge abzuhandeln. Wenn nun schon ein allgemei-
nes Erdbeben nicht zu befürchten wäre, so könnte es sich
doch wohl ehemals zugetragen haben. Ich weiß selbst
nicht warum ich mir dieses so feste in den Kopf gesetzt ha-
be, dieses aber weiß ich, daß man sehr viel Mühe haben
wird, wenn man mir es ausreden will. Denn ich kan
mir gar nicht einbilden, daß die Erde, so wie sie gegen-
wärtig ist, erschaffen seyn sollte. Man weiß von keiner
andern Hauptveränderung, als einer allgemeinen Ueber-
schwemmung, und dadurch kan sie nicht in den gegenwär-

tigen

in den alleraͤlteſten Zeiten.
chen, oder noch ganz andere Progreßionen in der Natur
vorkommen, da wir wiſſen, daß die arithmetiſchen geo-
metriſchen und harmoniſchen in ſo vielen Faͤllen ihre Ap-
plication haben. Man hat ſchon einige davon entdeckt,
wohin die von dem beruͤhmten Keppler erfundene Regel
gehoͤrt, daß ſich die Quadrate der periodiſchen Zeiten bey
dem Umlaufe der Planeten wie die Cubi ihrer Entfer-
nungen verhalten. Wird man, wie es zu vermuthen
ſtehet, ins kuͤnftige fortfahren die Mathematick mit der
Naturlehre zu verbinden, ſo wird man mit der Zeit noch
mehrere entdecken, und dadurch endlich in den Stand ge-
ſetzt werden viele Raͤtzel in der Arzeneygelahrheit aufzuloͤ-
ſen, die uns noch zur Zeit bewundernswuͤrdige Geheim-
niſſe ſind, ein Gluͤck, welches unſern Nachkommen auf-
gehoben iſt, dazu aber die jetzt lebenden Mathematiker
und Naturlehrer den Grund legen muͤſſen.

§. 84.

Ich habe mich ſchon erklaͤrt, daß ich der Welt nichts
boͤſes prophezeyhen will, und ich hoffe, es werden mir auch
ſo gar ſolches diejenigen vergeben muͤſſen, die, ich weiß
nicht aus was fuͤr einer Urſache, dem Erdboden alles Un-
gluͤcke wuͤnſchen. Denn ich habe mir nicht vorgeſetzt in
der gegenwaͤrtigen Schrift zukuͤnftige, ſondern vergange-
ne Dinge abzuhandeln. Wenn nun ſchon ein allgemei-
nes Erdbeben nicht zu befuͤrchten waͤre, ſo koͤnnte es ſich
doch wohl ehemals zugetragen haben. Ich weiß ſelbſt
nicht warum ich mir dieſes ſo feſte in den Kopf geſetzt ha-
be, dieſes aber weiß ich, daß man ſehr viel Muͤhe haben
wird, wenn man mir es ausreden will. Denn ich kan
mir gar nicht einbilden, daß die Erde, ſo wie ſie gegen-
waͤrtig iſt, erſchaffen ſeyn ſollte. Man weiß von keiner
andern Hauptveraͤnderung, als einer allgemeinen Ueber-
ſchwemmung, und dadurch kan ſie nicht in den gegenwaͤr-

tigen
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[155/0169] in den alleraͤlteſten Zeiten. chen, oder noch ganz andere Progreßionen in der Natur vorkommen, da wir wiſſen, daß die arithmetiſchen geo- metriſchen und harmoniſchen in ſo vielen Faͤllen ihre Ap- plication haben. Man hat ſchon einige davon entdeckt, wohin die von dem beruͤhmten Keppler erfundene Regel gehoͤrt, daß ſich die Quadrate der periodiſchen Zeiten bey dem Umlaufe der Planeten wie die Cubi ihrer Entfer- nungen verhalten. Wird man, wie es zu vermuthen ſtehet, ins kuͤnftige fortfahren die Mathematick mit der Naturlehre zu verbinden, ſo wird man mit der Zeit noch mehrere entdecken, und dadurch endlich in den Stand ge- ſetzt werden viele Raͤtzel in der Arzeneygelahrheit aufzuloͤ- ſen, die uns noch zur Zeit bewundernswuͤrdige Geheim- niſſe ſind, ein Gluͤck, welches unſern Nachkommen auf- gehoben iſt, dazu aber die jetzt lebenden Mathematiker und Naturlehrer den Grund legen muͤſſen. §. 84. Ich habe mich ſchon erklaͤrt, daß ich der Welt nichts boͤſes prophezeyhen will, und ich hoffe, es werden mir auch ſo gar ſolches diejenigen vergeben muͤſſen, die, ich weiß nicht aus was fuͤr einer Urſache, dem Erdboden alles Un- gluͤcke wuͤnſchen. Denn ich habe mir nicht vorgeſetzt in der gegenwaͤrtigen Schrift zukuͤnftige, ſondern vergange- ne Dinge abzuhandeln. Wenn nun ſchon ein allgemei- nes Erdbeben nicht zu befuͤrchten waͤre, ſo koͤnnte es ſich doch wohl ehemals zugetragen haben. Ich weiß ſelbſt nicht warum ich mir dieſes ſo feſte in den Kopf geſetzt ha- be, dieſes aber weiß ich, daß man ſehr viel Muͤhe haben wird, wenn man mir es ausreden will. Denn ich kan mir gar nicht einbilden, daß die Erde, ſo wie ſie gegen- waͤrtig iſt, erſchaffen ſeyn ſollte. Man weiß von keiner andern Hauptveraͤnderung, als einer allgemeinen Ueber- ſchwemmung, und dadurch kan ſie nicht in den gegenwaͤr- tigen

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Gottlob: Geschichte der Erde in den allerältesten Zeiten. Halle, 1746, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_weltweisheit_1746/169>, abgerufen am 27.04.2024.