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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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Von der Glasmacher-Kunst.
welchen wir die Farben der Orientalischen Edelgesteine nachahmen kön-
nen/ welches mit dem Crystall/ oder andern dergleichen Glas nicht ge-
schehen kan.

Dieses Glas/ wenn man in der Bereitung nicht sehr wohl/ und
genau achtung darauff hat/ so zerreisset es alle Töpffe und Geschirr/
und wird zu Aschen: derowegen beschreibe ich allhier alles so eigentlich
und genau/ daß man/ wie ich glaube/ alle Gefahr verhüten kan; solches
aber beruhet eintzig und allein darinnen/ daß man nemlich das Bley
recht zu calciniren/ und die Calcination gebührend zu wiederholen/ wis-
se; denn je öffter es calciniret wird/ je weniger es sich reduciren lässet/
und zerbricht auch also desto weniger die Töpffe: Es muß aber allezeit ins
Wasser geworffen/ und nachmahls wieder geschmoltzen werden: Und
so offt auffdem Boden des Topffes/ etwas reducirtes Bley gefunden
wird/ so muß solches allemahl fleißig herausgenommen werden; denn
sonsten durchlöchert es den Topff-Boden/ oder zerreisset solchen/ gehet
sammt dem Glas durch die allerengsten Risse hindurch/ und hinterlässet
den Topff leer: darumb soll man nachfolgende Regeln/ in diesem Buch
beschrieben/ fleißig in acht nehmen/ so wird man aller Gefahr entgehen.

Das 62. Cap.

Das Bley zu calciniren.

MAn calciniret erstlich das Bley in dem Oefelein/ welches denen
Töpffern wohl bekannt ist/ und zwar in ziemlicher Qvantität;
denn man kan innerhalb 2. Tagen viel Bley calciniren; allein es ist zu
mercken/ daß das Oeffgen nicht wärmer/ als ob man Glas schmeltzen
wolte/ seyn müsse; sonst würde das Bley sich nicht calciniren.

Wenn nun das Bley eine kleine weil geflossen/ und eine gelblich-
te Haut bekommen hat/ so ziehet man das calcinirte herab mit einem
hierzu beqvemlichen Eysen/ und solches breitet man aus auff den innern
Ofen-Herd/ welcher von glatten und Feuerbeständigen Steinen seyn
soll/ und gegen den Mundloch etwas herreichen muß; dieses alles/ weiln
es ins gemein sehr wohl bekannt ist/ wollen wir mit Fleiß vorbey gehen;
nur allein bemerckend/ daß das Bley/ welches einmahl calciniret ist/
wiederumb müsse in dem Ofen auffn Herdt ausgebreitet/ und bey mäs-
siger Wärme reverberiret/ auch mit einem Eysen etliche Stund lang/
stets umbgerühret werden; da es dann in dieser andern Calcination ei-

ne

Von der Glasmacher-Kunſt.
welchen wir die Farben der Orientaliſchen Edelgeſteine nachahmen koͤn-
nen/ welches mit dem Cryſtall/ oder andern dergleichen Glas nicht ge-
ſchehen kan.

Dieſes Glas/ wenn man in der Bereitung nicht ſehr wohl/ und
genau achtung darauff hat/ ſo zerreiſſet es alle Toͤpffe und Geſchirr/
und wird zu Aſchen: derowegen beſchreibe ich allhier alles ſo eigentlich
und genau/ daß man/ wie ich glaube/ alle Gefahr verhuͤten kan; ſolches
aber beruhet eintzig und allein darinnen/ daß man nemlich das Bley
recht zu calciniren/ und die Calcination gebuͤhrend zu wiederholen/ wiſ-
ſe; denn je oͤffter es calciniret wird/ je weniger es ſich reduciren laͤſſet/
und zerbricht auch alſo deſto weniger die Toͤpffe: Es muß aber allezeit ins
Waſſer geworffen/ und nachmahls wieder geſchmoltzen werden: Und
ſo offt auffdem Boden des Topffes/ etwas reducirtes Bley gefunden
wird/ ſo muß ſolches allemahl fleißig herausgenommen werden; denn
ſonſten durchloͤchert es den Topff-Boden/ oder zerreiſſet ſolchen/ gehet
ſammt dem Glas durch die allerengſten Riſſe hindurch/ und hinterlaͤſſet
den Topff leer: darumb ſoll man nachfolgende Regeln/ in dieſem Buch
beſchrieben/ fleißig in acht nehmen/ ſo wird man aller Gefahr entgehen.

Das 62. Cap.

Das Bley zu calciniren.

MAn calciniret erſtlich das Bley in dem Oefelein/ welches denen
Toͤpffern wohl bekannt iſt/ und zwar in ziemlicher Qvantitaͤt;
denn man kan innerhalb 2. Tagen viel Bley calciniren; allein es iſt zu
mercken/ daß das Oeffgen nicht waͤrmer/ als ob man Glas ſchmeltzen
wolte/ ſeyn muͤſſe; ſonſt wuͤrde das Bley ſich nicht calciniren.

Wenn nun das Bley eine kleine weil gefloſſen/ und eine gelblich-
te Haut bekommen hat/ ſo ziehet man das calcinirte herab mit einem
hierzu beqvemlichen Eyſen/ und ſolches breitet man aus auff den innern
Ofen-Herd/ welcher von glatten und Feuerbeſtaͤndigen Steinen ſeyn
ſoll/ und gegen den Mundloch etwas herreichen muß; dieſes alles/ weiln
es ins gemein ſehr wohl bekannt iſt/ wollen wir mit Fleiß vorbey gehen;
nur allein bemerckend/ daß das Bley/ welches einmahl calciniret iſt/
wiederumb muͤſſe in dem Ofen auffn Herdt ausgebreitet/ und bey maͤſ-
ſiger Waͤrme reverberiret/ auch mit einem Eyſen etliche Stund lang/
ſtets umbgeruͤhret werden; da es dann in dieſer andern Calcination ei-

ne
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[103/0143] Von der Glasmacher-Kunſt. welchen wir die Farben der Orientaliſchen Edelgeſteine nachahmen koͤn- nen/ welches mit dem Cryſtall/ oder andern dergleichen Glas nicht ge- ſchehen kan. Dieſes Glas/ wenn man in der Bereitung nicht ſehr wohl/ und genau achtung darauff hat/ ſo zerreiſſet es alle Toͤpffe und Geſchirr/ und wird zu Aſchen: derowegen beſchreibe ich allhier alles ſo eigentlich und genau/ daß man/ wie ich glaube/ alle Gefahr verhuͤten kan; ſolches aber beruhet eintzig und allein darinnen/ daß man nemlich das Bley recht zu calciniren/ und die Calcination gebuͤhrend zu wiederholen/ wiſ- ſe; denn je oͤffter es calciniret wird/ je weniger es ſich reduciren laͤſſet/ und zerbricht auch alſo deſto weniger die Toͤpffe: Es muß aber allezeit ins Waſſer geworffen/ und nachmahls wieder geſchmoltzen werden: Und ſo offt auffdem Boden des Topffes/ etwas reducirtes Bley gefunden wird/ ſo muß ſolches allemahl fleißig herausgenommen werden; denn ſonſten durchloͤchert es den Topff-Boden/ oder zerreiſſet ſolchen/ gehet ſammt dem Glas durch die allerengſten Riſſe hindurch/ und hinterlaͤſſet den Topff leer: darumb ſoll man nachfolgende Regeln/ in dieſem Buch beſchrieben/ fleißig in acht nehmen/ ſo wird man aller Gefahr entgehen. Das 62. Cap. Das Bley zu calciniren. MAn calciniret erſtlich das Bley in dem Oefelein/ welches denen Toͤpffern wohl bekannt iſt/ und zwar in ziemlicher Qvantitaͤt; denn man kan innerhalb 2. Tagen viel Bley calciniren; allein es iſt zu mercken/ daß das Oeffgen nicht waͤrmer/ als ob man Glas ſchmeltzen wolte/ ſeyn muͤſſe; ſonſt wuͤrde das Bley ſich nicht calciniren. Wenn nun das Bley eine kleine weil gefloſſen/ und eine gelblich- te Haut bekommen hat/ ſo ziehet man das calcinirte herab mit einem hierzu beqvemlichen Eyſen/ und ſolches breitet man aus auff den innern Ofen-Herd/ welcher von glatten und Feuerbeſtaͤndigen Steinen ſeyn ſoll/ und gegen den Mundloch etwas herreichen muß; dieſes alles/ weiln es ins gemein ſehr wohl bekannt iſt/ wollen wir mit Fleiß vorbey gehen; nur allein bemerckend/ daß das Bley/ welches einmahl calciniret iſt/ wiederumb muͤſſe in dem Ofen auffn Herdt ausgebreitet/ und bey maͤſ- ſiger Waͤrme reverberiret/ auch mit einem Eyſen etliche Stund lang/ ſtets umbgeruͤhret werden; da es dann in dieſer andern Calcination ei- ne

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/143>, abgerufen am 26.04.2024.