Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
C. Merrets Anmerckungen über die Bücher NERI,
Von denen Oefen.

Ehe und bevor wir zu der Kunst selber schreiten/ so wird nothwen-
dig seyn/ daß wir von denen Formen oder Gestalten der Oefen einige
Anzeigung thun; ingleichen auch von dem fürnehmsten Werckzeug; item
von der Art und Weis/ wie man die verfertigte Glas-Metallen verar-
beiten soll; welches von unserm Autore ausgelassen worden/ da es doch
zu wissen auch sehr nothwendig ist.

Die Oefen nun werden bey dem Agricola, zu Ende seines Buchs
von Metallischen Sachen/ in drey Sorten abgetheilet; Der erste wird
der Kalch-oder Calcinir-Ofen geheissen/ dieser ist gleichwie ein ander
Ofen gebauet/ in der Läng 10. Schuhe/ und 7. Schuh breit/ wann er sehr
weit ist/ auch 2. Schuh in die Tieffe; auff der einen Seiten hat er inwen-
dig einen viereckichten Graben/ von ungefehr 6. Zoll; dessen oberer Theil
mit der Fläche des Ofens/ in gleicher ebene lieget/ und wird von solcher
Ofen-Fläche/ nahe beym Ofen-Loch/ in einer Weite/ von ungefehr 10.
Zoll/ unterschieden: in diesen Graben werden die Koblen gethan/ deren
Flammen den gantzen Ofen bestreichen/ und von dar sich wiederum zu-
rück auff die Frittam biegen oder neigen; der schwartze Rauch aber/ wel-
cher über der Ofen-Fläche schwebet/ gehet zu dem Ofen-Loch hinaus.

Es berühret der Glasmacher die Frittam oder das rohe Glasme-
tall nicht eher/ als biß aller Rauch zum Ofen hinaus ist; Die Kohlen lie-
gen in diesem/ gleich wie in allen andern Oefen/ auff einen eyseren Rost/
damit die Aschen von dar in den Aschen-Heerd/ welcher darunter gema-
chet ist/ fallen.

Der Glaßmacher/ den man in den Glas-Hütten insgemein den
Giesser nennet/ ist derjenige/ welcher dem Saltz/ Aschen und Sand/ das
gebührliche Gewicht giebet oder zueignet/ auch zugleich machet/ vermit-
tels eines sehr hefftigen Feuers/ daß solches in eine Massam zusammen
gehe/ und eine weisse Farb erlange.

Wann dieses Glasmetall gar zu hart und also zerbrechlicher wird/
weder der gemeine Halt erfordert/ so wird noch mehr Saltz der Aschen;
hingegen wann es gar zu lind und dünne werden wolte/ noch etwas des
Sandes hinzu gethan/ und so lang herumb gerühret/ biß alle diese Stück
ein Temperament oder Gleichheit erlanget haben/ welches man nicht
anders/ als im verarbeiten erkennen kan: Die Frittam, wann sie also ist

bereitet
C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,
Von denen Oefen.

Ehe und bevor wir zu der Kunſt ſelber ſchreiten/ ſo wird nothwen-
dig ſeyn/ daß wir von denen Formen oder Geſtalten der Oefen einige
Anzeigung thun; ingleichen auch von dem fuͤrnehmſten Werckzeug; item
von der Art und Weis/ wie man die verfertigte Glas-Metallen verar-
beiten ſoll; welches von unſerm Autore ausgelaſſen worden/ da es doch
zu wiſſen auch ſehr nothwendig iſt.

Die Oefen nun werden bey dem Agricola, zu Ende ſeines Buchs
von Metalliſchen Sachen/ in drey Sorten abgetheilet; Der erſte wird
der Kalch-oder Calcinir-Ofen geheiſſen/ dieſer iſt gleichwie ein ander
Ofen gebauet/ in der Laͤng 10. Schuhe/ und 7. Schuh breit/ wann er ſehr
weit iſt/ auch 2. Schuh in die Tieffe; auff der einen Seiten hat er inwen-
dig einen viereckichten Graben/ von ungefehr 6. Zoll; deſſen oberer Theil
mit der Flaͤche des Ofens/ in gleicher ebene lieget/ und wird von ſolcher
Ofen-Flaͤche/ nahe beym Ofen-Loch/ in einer Weite/ von ungefehr 10.
Zoll/ unterſchieden: in dieſen Graben werden die Koblen gethan/ deren
Flammen den gantzen Ofen beſtreichen/ und von dar ſich wiederum zu-
ruͤck auff die Frittam biegen oder neigen; der ſchwartze Rauch aber/ wel-
cher uͤber der Ofen-Flaͤche ſchwebet/ gehet zu dem Ofen-Loch hinaus.

Es beruͤhret der Glasmacher die Frittam oder das rohe Glasme-
tall nicht eher/ als biß aller Rauch zum Ofen hinaus iſt; Die Kohlen lie-
gen in dieſem/ gleich wie in allen andern Oefen/ auff einen eyſeren Roſt/
damit die Aſchen von dar in den Aſchen-Heerd/ welcher darunter gema-
chet iſt/ fallen.

Der Glaßmacher/ den man in den Glas-Huͤtten insgemein den
Gieſſer nennet/ iſt derjenige/ welcher dem Saltz/ Aſchen und Sand/ das
gebuͤhrliche Gewicht giebet oder zueignet/ auch zugleich machet/ vermit-
tels eines ſehr hefftigen Feuers/ daß ſolches in eine Maſſam zuſammen
gehe/ und eine weiſſe Farb erlange.

Wann dieſes Glasmetall gar zu hart und alſo zerbrechlicher wird/
weder der gemeine Halt erfordert/ ſo wird noch mehr Saltz der Aſchen;
hingegen wann es gar zu lind und duͤnne werden wolte/ noch etwas des
Sandes hinzu gethan/ und ſo lang herumb geruͤhret/ biß alle dieſe Stuͤck
ein Temperament oder Gleichheit erlanget haben/ welches man nicht
anders/ als im verarbeiten erkennen kan: Die Frittam, wann ſie alſo iſt

bereitet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0282" n="238"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">C. Merrets Anmerckungen u&#x0364;ber die Bu&#x0364;cher <hi rendition="#aq">NERI,</hi></hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Von denen Oefen.</hi> </head><lb/>
              <p>Ehe und bevor wir zu der Kun&#x017F;t &#x017F;elber &#x017F;chreiten/ &#x017F;o wird nothwen-<lb/>
dig &#x017F;eyn/ daß wir von denen Formen oder Ge&#x017F;talten der Oefen einige<lb/>
Anzeigung thun; ingleichen auch von dem fu&#x0364;rnehm&#x017F;ten Werckzeug; <hi rendition="#aq">item</hi><lb/>
von der Art und Weis/ wie man die verfertigte Glas-Metallen verar-<lb/>
beiten &#x017F;oll; welches von un&#x017F;erm <hi rendition="#aq">Autore</hi> ausgela&#x017F;&#x017F;en worden/ da es doch<lb/>
zu wi&#x017F;&#x017F;en auch &#x017F;ehr nothwendig i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Die Oefen nun werden bey dem <hi rendition="#aq">Agricola,</hi> zu Ende &#x017F;eines Buchs<lb/>
von Metalli&#x017F;chen Sachen/ in drey Sorten abgetheilet; Der er&#x017F;te wird<lb/>
der Kalch-oder <hi rendition="#aq">Calcinir-</hi>Ofen gehei&#x017F;&#x017F;en/ die&#x017F;er i&#x017F;t gleichwie ein ander<lb/>
Ofen gebauet/ in der La&#x0364;ng 10. Schuhe/ und 7. Schuh breit/ wann er &#x017F;ehr<lb/>
weit i&#x017F;t/ auch 2. Schuh in die Tieffe; auff der einen Seiten hat er inwen-<lb/>
dig einen viereckichten Graben/ von ungefehr 6. Zoll; de&#x017F;&#x017F;en oberer Theil<lb/>
mit der Fla&#x0364;che des Ofens/ in gleicher ebene lieget/ und wird von &#x017F;olcher<lb/>
Ofen-Fla&#x0364;che/ nahe beym Ofen-Loch/ in einer Weite/ von ungefehr 10.<lb/>
Zoll/ unter&#x017F;chieden: in die&#x017F;en Graben werden die Koblen gethan/ deren<lb/>
Flammen den gantzen Ofen be&#x017F;treichen/ und von dar &#x017F;ich wiederum zu-<lb/>
ru&#x0364;ck auff die <hi rendition="#aq">Frittam</hi> biegen oder neigen; der &#x017F;chwartze Rauch aber/ wel-<lb/>
cher u&#x0364;ber der Ofen-Fla&#x0364;che &#x017F;chwebet/ gehet zu dem Ofen-Loch hinaus.</p><lb/>
              <p>Es beru&#x0364;hret der Glasmacher die <hi rendition="#aq">Frittam</hi> oder das rohe Glasme-<lb/>
tall nicht eher/ als biß aller Rauch zum Ofen hinaus i&#x017F;t; Die Kohlen lie-<lb/>
gen in die&#x017F;em/ gleich wie in allen andern Oefen/ auff einen ey&#x017F;eren Ro&#x017F;t/<lb/>
damit die A&#x017F;chen von dar in den A&#x017F;chen-Heerd/ welcher darunter gema-<lb/>
chet i&#x017F;t/ fallen.</p><lb/>
              <p>Der Glaßmacher/ den man in den Glas-Hu&#x0364;tten insgemein den<lb/>
Gie&#x017F;&#x017F;er nennet/ i&#x017F;t derjenige/ welcher dem Saltz/ A&#x017F;chen und Sand/ das<lb/>
gebu&#x0364;hrliche Gewicht giebet oder zueignet/ auch zugleich machet/ vermit-<lb/>
tels eines &#x017F;ehr hefftigen Feuers/ daß &#x017F;olches in eine <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;am</hi> zu&#x017F;ammen<lb/>
gehe/ und eine wei&#x017F;&#x017F;e Farb erlange.</p><lb/>
              <p>Wann die&#x017F;es Glasmetall gar zu hart und al&#x017F;o zerbrechlicher wird/<lb/>
weder der gemeine Halt erfordert/ &#x017F;o wird noch mehr Saltz der A&#x017F;chen;<lb/>
hingegen wann es gar zu lind und du&#x0364;nne werden wolte/ noch etwas des<lb/>
Sandes hinzu gethan/ und &#x017F;o lang herumb geru&#x0364;hret/ biß alle die&#x017F;e Stu&#x0364;ck<lb/>
ein Temperament oder Gleichheit erlanget haben/ welches man nicht<lb/>
anders/ als im verarbeiten erkennen kan: Die <hi rendition="#aq">Frittam,</hi> wann &#x017F;ie al&#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bereitet</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0282] C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, Von denen Oefen. Ehe und bevor wir zu der Kunſt ſelber ſchreiten/ ſo wird nothwen- dig ſeyn/ daß wir von denen Formen oder Geſtalten der Oefen einige Anzeigung thun; ingleichen auch von dem fuͤrnehmſten Werckzeug; item von der Art und Weis/ wie man die verfertigte Glas-Metallen verar- beiten ſoll; welches von unſerm Autore ausgelaſſen worden/ da es doch zu wiſſen auch ſehr nothwendig iſt. Die Oefen nun werden bey dem Agricola, zu Ende ſeines Buchs von Metalliſchen Sachen/ in drey Sorten abgetheilet; Der erſte wird der Kalch-oder Calcinir-Ofen geheiſſen/ dieſer iſt gleichwie ein ander Ofen gebauet/ in der Laͤng 10. Schuhe/ und 7. Schuh breit/ wann er ſehr weit iſt/ auch 2. Schuh in die Tieffe; auff der einen Seiten hat er inwen- dig einen viereckichten Graben/ von ungefehr 6. Zoll; deſſen oberer Theil mit der Flaͤche des Ofens/ in gleicher ebene lieget/ und wird von ſolcher Ofen-Flaͤche/ nahe beym Ofen-Loch/ in einer Weite/ von ungefehr 10. Zoll/ unterſchieden: in dieſen Graben werden die Koblen gethan/ deren Flammen den gantzen Ofen beſtreichen/ und von dar ſich wiederum zu- ruͤck auff die Frittam biegen oder neigen; der ſchwartze Rauch aber/ wel- cher uͤber der Ofen-Flaͤche ſchwebet/ gehet zu dem Ofen-Loch hinaus. Es beruͤhret der Glasmacher die Frittam oder das rohe Glasme- tall nicht eher/ als biß aller Rauch zum Ofen hinaus iſt; Die Kohlen lie- gen in dieſem/ gleich wie in allen andern Oefen/ auff einen eyſeren Roſt/ damit die Aſchen von dar in den Aſchen-Heerd/ welcher darunter gema- chet iſt/ fallen. Der Glaßmacher/ den man in den Glas-Huͤtten insgemein den Gieſſer nennet/ iſt derjenige/ welcher dem Saltz/ Aſchen und Sand/ das gebuͤhrliche Gewicht giebet oder zueignet/ auch zugleich machet/ vermit- tels eines ſehr hefftigen Feuers/ daß ſolches in eine Maſſam zuſammen gehe/ und eine weiſſe Farb erlange. Wann dieſes Glasmetall gar zu hart und alſo zerbrechlicher wird/ weder der gemeine Halt erfordert/ ſo wird noch mehr Saltz der Aſchen; hingegen wann es gar zu lind und duͤnne werden wolte/ noch etwas des Sandes hinzu gethan/ und ſo lang herumb geruͤhret/ biß alle dieſe Stuͤck ein Temperament oder Gleichheit erlanget haben/ welches man nicht anders/ als im verarbeiten erkennen kan: Die Frittam, wann ſie alſo iſt bereitet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/282
Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/282>, abgerufen am 26.04.2024.