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Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679.

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C. Merrets Anmerckungen in die Bücher/
wird; es praestiret aber die also genannte Potasche/ mit dem Alaun eben
dieses.

Jch kenne einen gelehrten von Adel/ welcher Jhme vermittels ei-
ner solchen Lauge/ allerley Farben aus den Pflantzen und Blumen be-
reitet hat; mit welchen Farben er vielerley/ und zwar die fürnehmsten
Blumen in ein grosses Buch/ nach dem Leben mit ihren eigenen Farben
abgebildet hat.

Die Operation der Potaschen/ deren sich die Färber gebrau-
chen/ ist auch an den Jndig und Glesto zu ersehen/ als von welchen bey-
den keines seine Tinctur/ ohne diese Asche/ von sich giebet.

Die hellen und durchsichtigen Farben erfordern nur die Solution
des Alauns; denn sie werden von einen schärffern Saltz verderbet/ wie
solches in der Färbereykunst/ und mit der Seiffensieder-Laugen genug-
sam zu ersehen ist: Jtem daß die gelbe Glasfarb/ wie im 4. Capitel zu er-
sehen ist/ mit dem Weinstein nicht angehe.

Das 110. Capitel.

Aus allerley Blumen und Kräutern etc.

DJeses Experiment und Probierungs-Art unsers Autoris ist sehr
gut; wann aber die Farb ein leinernes Tüchlein färbet/ so ist es ein
besser Zeichen: Wann die Schiffleute nach dergleichen gefärbten Pflantzen
verreisen/ so wird ihnen von den Kauffleuten insonderheit anbefohlen/ daß
sie die Pflantzen sollen im Munde zerkäuen und sehen/ ob der Speichel
gefärbet seye/ welches ein gutes Zeichen ist; Solche Prob kan auch mit
einem dünnen Papier oder leinern Geräth geschehen.

Allhier will ich dem Liebhaber eine Verzeichniß derjenigen Pflan-
tzen und Vegetabilien mittheilen/ welche eine Farb bey sich haben/ und
also folgbar dienen eine Lacca aus ihnen zu extrahiren; und zwar wol-
len wir erstlich diejenigen/ welche die Färber gebrauchen/ erzehlen/ der-
gleichen sind:

Lignum Nephriticum, das Grieß-Holtz sammt seinen dreyerley
Geschlechtern/ welches die Engelländer Fusticks zu nennen pflegen/ die-
net zur gelben und grünen Farb.

Campegiana und Sylvester, dieses sind einige Arten der kleinern
Beere oder Körner/ und werden aus West-Jndien zu uns anhero ge-
bracht; sie geben fast eben eine solche Farb wie die Kermesinbeer/ jedoch
nicht so schöne.

Hier

C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher/
wird; es præſtiret aber die alſo genannte Potaſche/ mit dem Alaun eben
dieſes.

Jch kenne einen gelehrten von Adel/ welcher Jhme vermittels ei-
ner ſolchen Lauge/ allerley Farben aus den Pflantzen und Blumen be-
reitet hat; mit welchen Farben er vielerley/ und zwar die fuͤrnehmſten
Blumen in ein groſſes Buch/ nach dem Leben mit ihren eigenen Farben
abgebildet hat.

Die Operation der Potaſchen/ deren ſich die Faͤrber gebrau-
chen/ iſt auch an den Jndig und Gleſto zu erſehen/ als von welchen bey-
den keines ſeine Tinctur/ ohne dieſe Aſche/ von ſich giebet.

Die hellen und durchſichtigen Farben erfordern nur die Solution
des Alauns; denn ſie werden von einen ſchaͤrffern Saltz verderbet/ wie
ſolches in der Faͤrbereykunſt/ und mit der Seiffenſieder-Laugen genug-
ſam zu erſehen iſt: Jtem daß die gelbe Glasfarb/ wie im 4. Capitel zu er-
ſehen iſt/ mit dem Weinſtein nicht angehe.

Das 110. Capitel.

Aus allerley Blumen und Kraͤutern ꝛc.

DJeſes Experiment und Probierungs-Art unſers Autoris iſt ſehr
gut; wann aber die Farb ein leinernes Tuͤchlein faͤrbet/ ſo iſt es ein
beſſer Zeichen: Wann die Schiffleute nach dergleichen gefaͤrbtẽ Pflantzen
verreiſen/ ſo wird ihnen von den Kauffleuten inſonderheit anbefohlen/ daß
ſie die Pflantzen ſollen im Munde zerkaͤuen und ſehen/ ob der Speichel
gefaͤrbet ſeye/ welches ein gutes Zeichen iſt; Solche Prob kan auch mit
einem duͤnnen Papier oder leinern Geraͤth geſchehen.

Allhier will ich dem Liebhaber eine Verzeichniß derjenigen Pflan-
tzen und Vegetabilien mittheilen/ welche eine Farb bey ſich haben/ und
alſo folgbar dienen eine Lacca aus ihnen zu extrahiren; und zwar wol-
len wir erſtlich diejenigen/ welche die Faͤrber gebrauchen/ erzehlen/ der-
gleichen ſind:

Lignum Nephriticum, das Grieß-Holtz ſammt ſeinen dreyerley
Geſchlechtern/ welches die Engellaͤnder Fuſticks zu nennen pflegen/ die-
net zur gelben und gruͤnen Farb.

Campegiana und Sylveſter, dieſes ſind einige Arten der kleinern
Beere oder Koͤrner/ und werden aus Weſt-Jndien zu uns anhero ge-
bracht; ſie geben faſt eben eine ſolche Farb wie die Kermeſinbeer/ jedoch
nicht ſo ſchoͤne.

Hier
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[306/0350] C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher/ wird; es præſtiret aber die alſo genannte Potaſche/ mit dem Alaun eben dieſes. Jch kenne einen gelehrten von Adel/ welcher Jhme vermittels ei- ner ſolchen Lauge/ allerley Farben aus den Pflantzen und Blumen be- reitet hat; mit welchen Farben er vielerley/ und zwar die fuͤrnehmſten Blumen in ein groſſes Buch/ nach dem Leben mit ihren eigenen Farben abgebildet hat. Die Operation der Potaſchen/ deren ſich die Faͤrber gebrau- chen/ iſt auch an den Jndig und Gleſto zu erſehen/ als von welchen bey- den keines ſeine Tinctur/ ohne dieſe Aſche/ von ſich giebet. Die hellen und durchſichtigen Farben erfordern nur die Solution des Alauns; denn ſie werden von einen ſchaͤrffern Saltz verderbet/ wie ſolches in der Faͤrbereykunſt/ und mit der Seiffenſieder-Laugen genug- ſam zu erſehen iſt: Jtem daß die gelbe Glasfarb/ wie im 4. Capitel zu er- ſehen iſt/ mit dem Weinſtein nicht angehe. Das 110. Capitel. Aus allerley Blumen und Kraͤutern ꝛc. DJeſes Experiment und Probierungs-Art unſers Autoris iſt ſehr gut; wann aber die Farb ein leinernes Tuͤchlein faͤrbet/ ſo iſt es ein beſſer Zeichen: Wann die Schiffleute nach dergleichen gefaͤrbtẽ Pflantzen verreiſen/ ſo wird ihnen von den Kauffleuten inſonderheit anbefohlen/ daß ſie die Pflantzen ſollen im Munde zerkaͤuen und ſehen/ ob der Speichel gefaͤrbet ſeye/ welches ein gutes Zeichen iſt; Solche Prob kan auch mit einem duͤnnen Papier oder leinern Geraͤth geſchehen. Allhier will ich dem Liebhaber eine Verzeichniß derjenigen Pflan- tzen und Vegetabilien mittheilen/ welche eine Farb bey ſich haben/ und alſo folgbar dienen eine Lacca aus ihnen zu extrahiren; und zwar wol- len wir erſtlich diejenigen/ welche die Faͤrber gebrauchen/ erzehlen/ der- gleichen ſind: Lignum Nephriticum, das Grieß-Holtz ſammt ſeinen dreyerley Geſchlechtern/ welches die Engellaͤnder Fuſticks zu nennen pflegen/ die- net zur gelben und gruͤnen Farb. Campegiana und Sylveſter, dieſes ſind einige Arten der kleinern Beere oder Koͤrner/ und werden aus Weſt-Jndien zu uns anhero ge- bracht; ſie geben faſt eben eine ſolche Farb wie die Kermeſinbeer/ jedoch nicht ſo ſchoͤne. Hier

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Zitationshilfe: Kunckel, Johann: Ars Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst. Frankfurt (Main) u. a., 1679, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kunckel_glasmacher_1679/350>, abgerufen am 26.04.2024.