Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

auch wirklich unsere Nibelungennoth treffe, wird es nöthig
sein zu untersuchen, was der Dichter selbst von seiner
Quelle für Nachricht gibt.

Als den letzten Ursprung seiner Erzählung gibt er am
Schluß ein Mähre an, das auf Befehl des Bischofs Pil-
grin sein Schreiber, Meister Konrad, nach den Erzählun-
gen des Hünischen Fiedelets Swemmel, geprüft, das heißt,
bereitet 23) und in Lateinischen Buchstaben geschrieben 24).
Was den Inhalt dieses Werkes betrifft, so las man
darin,
Wiez ergangen woere
-- -- -- -- -- -- --
Von der alresten stunde,
Wiez sich hub und ouch began,
Unde wiez ende gewan
Umbe der guten knehte not,
Und wie si alle gelagen tot;

oder, wie es in einer anderen Stelle (Z. 3705 ff.) heißt:
Die sturme und der recken not,
Und wie si sin beliben tot.

Ferner nennt er es (Z. 17) ein viel altes Mähre, und
berichtet (Z. 12), es sei von alten Stunden her viel währ-
lich gesagt; noch deutlicher am Schluß, gleich nach der Er-
zählung von Konrads Arbeit:
Getihtet man ez sit hat
Dicke in Tutscher zungen; 25) Die alten mit den jungen
Erkennent wol daz moere.

Im Anfange erwähnt er nun aber auch ein einzelnes
Deutsches Gedicht:

C

auch wirklich unſere Nibelungennoth treffe, wird es nöthig
ſein zu unterſuchen, was der Dichter ſelbſt von ſeiner
Quelle für Nachricht gibt.

Als den letzten Urſprung ſeiner Erzählung gibt er am
Schluß ein Mähre an, das auf Befehl des Biſchofs Pil-
grin ſein Schreiber, Meiſter Konrad, nach den Erzählun-
gen des Hüniſchen Fiedelets Swemmel, geprüft, das heißt,
bereitet 23) und in Lateiniſchen Buchſtaben geſchrieben 24).
Was den Inhalt dieſes Werkes betrifft, ſo las man
darin,
Wiez ergangen wœre
— — — — — — —
Von der alreſten ſtunde,
Wiez ſich hůb und oͧch began,
Unde wiez ende gewan
Umbe der gůten knehte not,
Und wie ſi alle gelagen tot;

oder, wie es in einer anderen Stelle (Z. 3705 ff.) heißt:
Die ſtu̓rme und der recken not,
Und wie ſi ſin beliben tot.

Ferner nennt er es (Z. 17) ein viel altes Mähre, und
berichtet (Z. 12), es ſei von alten Stunden her viel währ-
lich geſagt; noch deutlicher am Schluß, gleich nach der Er-
zählung von Konrads Arbeit:
Getihtet man ez ſit hat
Dicke in Tu̓tſcher zungen; 25) Die alten mit den jungen
Erkennent wol daz mœre.

Im Anfange erwähnt er nun aber auch ein einzelnes
Deutſches Gedicht:

C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="33"/>
auch wirklich un&#x017F;ere Nibelungennoth treffe, wird es nöthig<lb/>
&#x017F;ein zu unter&#x017F;uchen, was der Dichter &#x017F;elb&#x017F;t von &#x017F;einer<lb/>
Quelle für Nachricht gibt.</p><lb/>
        <p>Als den letzten Ur&#x017F;prung &#x017F;einer Erzählung gibt er am<lb/>
Schluß ein Mähre an, das auf Befehl des Bi&#x017F;chofs Pil-<lb/>
grin &#x017F;ein Schreiber, Mei&#x017F;ter Konrad, nach den Erzählun-<lb/>
gen des Hüni&#x017F;chen Fiedelets Swemmel, geprüft, das heißt,<lb/>
bereitet <note xml:id="en23" next="#en23-text" place="end" n="23)"/> und in Lateini&#x017F;chen Buch&#x017F;taben ge&#x017F;chrieben <note xml:id="en24" next="#en24-text" place="end" n="24)"/>.<lb/>
Was den Inhalt die&#x017F;es Werkes betrifft, &#x017F;o las man<lb/>
darin,<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Wiez ergangen w&#x0153;re<lb/>
&#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014; &#x2014;<lb/>
Von der alre&#x017F;ten &#x017F;tunde,<lb/>
Wiez &#x017F;ich h&#x016F;b und o&#x0367;ch began,<lb/>
Unde wiez ende gewan<lb/>
Umbe der g&#x016F;ten knehte not,<lb/>
Und wie &#x017F;i alle gelagen tot;</quote><lb/>
oder, wie es in einer anderen Stelle (Z. 3705 ff.) heißt:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Die &#x017F;tu&#x0313;rme und der recken not,<lb/>
Und wie &#x017F;i &#x017F;in beliben tot.</quote></p><lb/>
        <p>Ferner nennt er es (Z. 17) ein viel altes Mähre, und<lb/>
berichtet (Z. 12), es &#x017F;ei von alten Stunden her viel währ-<lb/>
lich ge&#x017F;agt; noch deutlicher am Schluß, gleich nach der Er-<lb/>
zählung von Konrads Arbeit:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Getihtet man ez &#x017F;it hat<lb/>
Dicke <hi rendition="#g">in Tu&#x0313;t&#x017F;cher zungen</hi>; <note xml:id="en25" next="#en25-text" place="end" n="25)"/><lb/>
Die alten mit den jungen<lb/>
Erkennent wol daz m&#x0153;re.</quote></p><lb/>
        <p>Im Anfange erwähnt er nun aber auch ein einzelnes<lb/>
Deut&#x017F;ches Gedicht:<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0041] auch wirklich unſere Nibelungennoth treffe, wird es nöthig ſein zu unterſuchen, was der Dichter ſelbſt von ſeiner Quelle für Nachricht gibt. Als den letzten Urſprung ſeiner Erzählung gibt er am Schluß ein Mähre an, das auf Befehl des Biſchofs Pil- grin ſein Schreiber, Meiſter Konrad, nach den Erzählun- gen des Hüniſchen Fiedelets Swemmel, geprüft, das heißt, bereitet ²³⁾ und in Lateiniſchen Buchſtaben geſchrieben ²⁴⁾ . Was den Inhalt dieſes Werkes betrifft, ſo las man darin, Wiez ergangen wœre — — — — — — — Von der alreſten ſtunde, Wiez ſich hůb und oͧch began, Unde wiez ende gewan Umbe der gůten knehte not, Und wie ſi alle gelagen tot; oder, wie es in einer anderen Stelle (Z. 3705 ff.) heißt: Die ſtu̓rme und der recken not, Und wie ſi ſin beliben tot. Ferner nennt er es (Z. 17) ein viel altes Mähre, und berichtet (Z. 12), es ſei von alten Stunden her viel währ- lich geſagt; noch deutlicher am Schluß, gleich nach der Er- zählung von Konrads Arbeit: Getihtet man ez ſit hat Dicke in Tu̓tſcher zungen; ²⁵⁾ Die alten mit den jungen Erkennent wol daz mœre. Im Anfange erwähnt er nun aber auch ein einzelnes Deutſches Gedicht: C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/41
Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/41>, abgerufen am 26.04.2024.