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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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und Forderungen der Jdentität.
nochmals A, so denke ich einerley. Die Jdentität
ist auch an sich nur ein idealer Begriff, und giebt
und benimmt den verglichenen Dingen nichts, dafern
wir uns nicht vorsetzen, sie so zu ändern, bis sie
einerley werden.

§. 127.

Die Jdentität ist eine Einheit von derjenigen
Art, daß sie Brüche admittirt, die von 0 bis
auf 1 gehen, aber nicht weiter.
Zwey Dinge
können mehr oder minder verschieden, aber nicht mehr
als einerley seyn, und wird dieses nach aller Schärfe
genommen, so sind es nicht mehr zwey Dinge, son-
dern ein und eben dasselbe Ding (Numero idem).
Diese Jdentität ist absolut, oder die völlige Einheit,
die der Jntensität nach nicht größer werden kann.

§. 128.

Die Sprache scheint auch diesen Unterschied anzu-
zeigen. Jm Deutschen wird das Wort einerley bey
jeden Graden der Jdentität gebraucht, dahingegen
der Ausdruck ein und eben dasselbe nur bey der
absoluten Jdentität vorkömmt. Jm Lateinischen
finden sich zwischen vnum idemque, idem, eadem,
ähnliche Unterschiede.

§. 129.

Es seyn nun zwey Dinge, diese können, die
Jdentität der Zahl nach ausgenommen, und
an sich betrachtet, durchaus einerley seyn.
Jch
sage erstlich, die Jdentität der Zahl nach aus-
genommen.
Denn sonst wären es nicht mehr zwey,
sondern ein und eben das Ding. Sodann sage ich:
an sich betrachtet. Denn jedes kann in andern
Verhältnissen stehen, zu einer andern Zeit existiren,

und

und Forderungen der Jdentitaͤt.
nochmals A, ſo denke ich einerley. Die Jdentitaͤt
iſt auch an ſich nur ein idealer Begriff, und giebt
und benimmt den verglichenen Dingen nichts, dafern
wir uns nicht vorſetzen, ſie ſo zu aͤndern, bis ſie
einerley werden.

§. 127.

Die Jdentitaͤt iſt eine Einheit von derjenigen
Art, daß ſie Bruͤche admittirt, die von 0 bis
auf 1 gehen, aber nicht weiter.
Zwey Dinge
koͤnnen mehr oder minder verſchieden, aber nicht mehr
als einerley ſeyn, und wird dieſes nach aller Schaͤrfe
genommen, ſo ſind es nicht mehr zwey Dinge, ſon-
dern ein und eben daſſelbe Ding (Numero idem).
Dieſe Jdentitaͤt iſt abſolut, oder die voͤllige Einheit,
die der Jntenſitaͤt nach nicht groͤßer werden kann.

§. 128.

Die Sprache ſcheint auch dieſen Unterſchied anzu-
zeigen. Jm Deutſchen wird das Wort einerley bey
jeden Graden der Jdentitaͤt gebraucht, dahingegen
der Ausdruck ein und eben daſſelbe nur bey der
abſoluten Jdentitaͤt vorkoͤmmt. Jm Lateiniſchen
finden ſich zwiſchen vnum idemque, idem, eadem,
aͤhnliche Unterſchiede.

§. 129.

Es ſeyn nun zwey Dinge, dieſe koͤnnen, die
Jdentitaͤt der Zahl nach ausgenommen, und
an ſich betrachtet, durchaus einerley ſeyn.
Jch
ſage erſtlich, die Jdentitaͤt der Zahl nach aus-
genommen.
Denn ſonſt waͤren es nicht mehr zwey,
ſondern ein und eben das Ding. Sodann ſage ich:
an ſich betrachtet. Denn jedes kann in andern
Verhaͤltniſſen ſtehen, zu einer andern Zeit exiſtiren,

und
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[91/0127] und Forderungen der Jdentitaͤt. nochmals A, ſo denke ich einerley. Die Jdentitaͤt iſt auch an ſich nur ein idealer Begriff, und giebt und benimmt den verglichenen Dingen nichts, dafern wir uns nicht vorſetzen, ſie ſo zu aͤndern, bis ſie einerley werden. §. 127. Die Jdentitaͤt iſt eine Einheit von derjenigen Art, daß ſie Bruͤche admittirt, die von 0 bis auf 1 gehen, aber nicht weiter. Zwey Dinge koͤnnen mehr oder minder verſchieden, aber nicht mehr als einerley ſeyn, und wird dieſes nach aller Schaͤrfe genommen, ſo ſind es nicht mehr zwey Dinge, ſon- dern ein und eben daſſelbe Ding (Numero idem). Dieſe Jdentitaͤt iſt abſolut, oder die voͤllige Einheit, die der Jntenſitaͤt nach nicht groͤßer werden kann. §. 128. Die Sprache ſcheint auch dieſen Unterſchied anzu- zeigen. Jm Deutſchen wird das Wort einerley bey jeden Graden der Jdentitaͤt gebraucht, dahingegen der Ausdruck ein und eben daſſelbe nur bey der abſoluten Jdentitaͤt vorkoͤmmt. Jm Lateiniſchen finden ſich zwiſchen vnum idemque, idem, eadem, aͤhnliche Unterſchiede. §. 129. Es ſeyn nun zwey Dinge, dieſe koͤnnen, die Jdentitaͤt der Zahl nach ausgenommen, und an ſich betrachtet, durchaus einerley ſeyn. Jch ſage erſtlich, die Jdentitaͤt der Zahl nach aus- genommen. Denn ſonſt waͤren es nicht mehr zwey, ſondern ein und eben das Ding. Sodann ſage ich: an ſich betrachtet. Denn jedes kann in andern Verhaͤltniſſen ſtehen, zu einer andern Zeit exiſtiren, und

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/127>, abgerufen am 26.04.2024.