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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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IV. Hauptstück. Grundsätze
sich abzählen, und indem man bestimmet, ob die
zwey verglichenen Dinge in jedem dieser Stücke ähn-
lich oder verschieden sind, so kann man die Aehnlich-
keiten besonders, und so auch die Verschiedenheiten
besonders nehmen. Auf diese Weise wird man
z. E. wenn man Gold mit Silber, und Gold mit
Holz vergleicht, allerdings leicht finden, daß das
Gold mit dem Silber mehrere Aehnlichkeiten habe
als mit dem Holze. Solches Vorzählen der Aehn-
lichkeiten und Verschiedenheiten zweyer oder mehrerer
Dinge wird in der französischen Sprache Parallele
genennet. Jn so fern dabey vorgezählt und die
Summe der ähnlichen und verschiedenen Stücke ge-
schätzet und gegen einander gehalten
wird, ge-
höret die Theorie davon in die allgemeine Mathesin
(§. 78. 56.).

§. 150.

Wir haben bey der Betrachtung des Aehnlichen
und Verschiedenen noch einiger sehr bekannter Aus-
drücke zu erwähnen, die uns im Lateinischen geläufiger
sind als im Deutschen. Der erste ist das mutatis
mutandis
,
und diesen gebrauchen wir, wo mit Bey-
behaltung des Stoffes die Formalien, oder mit Bey-
behaltung der Formalien der Stoff, oder beydes in
so ferne geändert werden muß, als es die Absichten,
Umstände etc. der Sache, und wohin sie dienen soll,
erfordern. Dieser Ausdruck geht auf das Practische,
und setzet ein Vorbild, Modell, Formel, ähnlichen
Fall etc. voraus, nach welchem eine Sache, jedoch
mit den behörigen Aenderungen, die ihre beson-
dere Umstände, Absicht, Beschaffenheit etc. erfordern,
gemacht, nachgebildet, nachgeahmet, in ihre Form
gebracht werden etc. solle.

§. 151.

IV. Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze
ſich abzaͤhlen, und indem man beſtimmet, ob die
zwey verglichenen Dinge in jedem dieſer Stuͤcke aͤhn-
lich oder verſchieden ſind, ſo kann man die Aehnlich-
keiten beſonders, und ſo auch die Verſchiedenheiten
beſonders nehmen. Auf dieſe Weiſe wird man
z. E. wenn man Gold mit Silber, und Gold mit
Holz vergleicht, allerdings leicht finden, daß das
Gold mit dem Silber mehrere Aehnlichkeiten habe
als mit dem Holze. Solches Vorzaͤhlen der Aehn-
lichkeiten und Verſchiedenheiten zweyer oder mehrerer
Dinge wird in der franzoͤſiſchen Sprache Parallele
genennet. Jn ſo fern dabey vorgezaͤhlt und die
Summe der aͤhnlichen und verſchiedenen Stuͤcke ge-
ſchaͤtzet und gegen einander gehalten
wird, ge-
hoͤret die Theorie davon in die allgemeine Matheſin
(§. 78. 56.).

§. 150.

Wir haben bey der Betrachtung des Aehnlichen
und Verſchiedenen noch einiger ſehr bekannter Aus-
druͤcke zu erwaͤhnen, die uns im Lateiniſchen gelaͤufiger
ſind als im Deutſchen. Der erſte iſt das mutatis
mutandis
,
und dieſen gebrauchen wir, wo mit Bey-
behaltung des Stoffes die Formalien, oder mit Bey-
behaltung der Formalien der Stoff, oder beydes in
ſo ferne geaͤndert werden muß, als es die Abſichten,
Umſtaͤnde ꝛc. der Sache, und wohin ſie dienen ſoll,
erfordern. Dieſer Ausdruck geht auf das Practiſche,
und ſetzet ein Vorbild, Modell, Formel, aͤhnlichen
Fall ꝛc. voraus, nach welchem eine Sache, jedoch
mit den behoͤrigen Aenderungen, die ihre beſon-
dere Umſtaͤnde, Abſicht, Beſchaffenheit ꝛc. erfordern,
gemacht, nachgebildet, nachgeahmet, in ihre Form
gebracht werden ꝛc. ſolle.

§. 151.
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[108/0144] IV. Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze ſich abzaͤhlen, und indem man beſtimmet, ob die zwey verglichenen Dinge in jedem dieſer Stuͤcke aͤhn- lich oder verſchieden ſind, ſo kann man die Aehnlich- keiten beſonders, und ſo auch die Verſchiedenheiten beſonders nehmen. Auf dieſe Weiſe wird man z. E. wenn man Gold mit Silber, und Gold mit Holz vergleicht, allerdings leicht finden, daß das Gold mit dem Silber mehrere Aehnlichkeiten habe als mit dem Holze. Solches Vorzaͤhlen der Aehn- lichkeiten und Verſchiedenheiten zweyer oder mehrerer Dinge wird in der franzoͤſiſchen Sprache Parallele genennet. Jn ſo fern dabey vorgezaͤhlt und die Summe der aͤhnlichen und verſchiedenen Stuͤcke ge- ſchaͤtzet und gegen einander gehalten wird, ge- hoͤret die Theorie davon in die allgemeine Matheſin (§. 78. 56.). §. 150. Wir haben bey der Betrachtung des Aehnlichen und Verſchiedenen noch einiger ſehr bekannter Aus- druͤcke zu erwaͤhnen, die uns im Lateiniſchen gelaͤufiger ſind als im Deutſchen. Der erſte iſt das mutatis mutandis, und dieſen gebrauchen wir, wo mit Bey- behaltung des Stoffes die Formalien, oder mit Bey- behaltung der Formalien der Stoff, oder beydes in ſo ferne geaͤndert werden muß, als es die Abſichten, Umſtaͤnde ꝛc. der Sache, und wohin ſie dienen ſoll, erfordern. Dieſer Ausdruck geht auf das Practiſche, und ſetzet ein Vorbild, Modell, Formel, aͤhnlichen Fall ꝛc. voraus, nach welchem eine Sache, jedoch mit den behoͤrigen Aenderungen, die ihre beſon- dere Umſtaͤnde, Abſicht, Beſchaffenheit ꝛc. erfordern, gemacht, nachgebildet, nachgeahmet, in ihre Form gebracht werden ꝛc. ſolle. §. 151.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/144>, abgerufen am 26.04.2024.