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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Volle und das Durchgängige.
Auf eine ähnliche Art, wenn eine Uhr Stunden,
Minuten, Tage etc. zeigen und die Stunden schlagen
soll, so wird nicht für jede dieser Absichten ein beson-
deres Uhrwerk gemacht, sondern man sucht es so zu-
sammenzurichten, daß wenn die Uhr eines anzeiget,
es kaum ein oder das andere Rad mehr gebrauche,
um auch das übrige anzuzeigen.

§. 366.

Zuweilen kommen bey ein und eben derselben Sa-
che mehrere Absichten vor, die schlechthin nicht zugleich
können erhalten werden, und wo man folglich einer
jeden mehr oder minder etwas abbrechen muß. Das
oben (§. 356.) von den Fernröhren angeführte Bey-
spiel mag auch hier zur Erläuterung dienen. Fol-
gendes ist einfacher, und kann zugleich wegen der
Berechnung, die dabey auf Gründe gebracht werden
muß, angemerket werden. Man weiß, daß man
Gärten entweder zum Nutzen oder zum Vergnügen
anleget. Beydes bestimmet dabey die Vertheilung
des Raums in Betten, Geländer, Gänge und Wege.
Besonders schränkt die Absicht des Nutzens, wenn
man schlechthin nur darauf sieht, die Breite der
Wege so ein, daß sie breit genug sind, wenn man
nur durchgehen kann, und folglich giebt man den-
selben höchstens zween Schuhbreite. Hingegen wenn
der Garten zum Vergnügen angelegt wird, da wür-
den so schmale Wege ein wirklicher Fehler seyn, und
man giebt denselben, damit drey, vier oder fünf Per-
sonen neben einander darinn spatzieren und sich unter-
reden können, eine Breite von acht bis zehen und
mehr Schuhen, doch so, daß man dieses überhaupt
zu der Größe und Weitläuftigkeit des Gartens pro-
portionirt. Nun geschieht es in den meisten Fällen,

daß
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Das Volle und das Durchgaͤngige.
Auf eine aͤhnliche Art, wenn eine Uhr Stunden,
Minuten, Tage ꝛc. zeigen und die Stunden ſchlagen
ſoll, ſo wird nicht fuͤr jede dieſer Abſichten ein beſon-
deres Uhrwerk gemacht, ſondern man ſucht es ſo zu-
ſammenzurichten, daß wenn die Uhr eines anzeiget,
es kaum ein oder das andere Rad mehr gebrauche,
um auch das uͤbrige anzuzeigen.

§. 366.

Zuweilen kommen bey ein und eben derſelben Sa-
che mehrere Abſichten vor, die ſchlechthin nicht zugleich
koͤnnen erhalten werden, und wo man folglich einer
jeden mehr oder minder etwas abbrechen muß. Das
oben (§. 356.) von den Fernroͤhren angefuͤhrte Bey-
ſpiel mag auch hier zur Erlaͤuterung dienen. Fol-
gendes iſt einfacher, und kann zugleich wegen der
Berechnung, die dabey auf Gruͤnde gebracht werden
muß, angemerket werden. Man weiß, daß man
Gaͤrten entweder zum Nutzen oder zum Vergnuͤgen
anleget. Beydes beſtimmet dabey die Vertheilung
des Raums in Betten, Gelaͤnder, Gaͤnge und Wege.
Beſonders ſchraͤnkt die Abſicht des Nutzens, wenn
man ſchlechthin nur darauf ſieht, die Breite der
Wege ſo ein, daß ſie breit genug ſind, wenn man
nur durchgehen kann, und folglich giebt man den-
ſelben hoͤchſtens zween Schuhbreite. Hingegen wenn
der Garten zum Vergnuͤgen angelegt wird, da wuͤr-
den ſo ſchmale Wege ein wirklicher Fehler ſeyn, und
man giebt denſelben, damit drey, vier oder fuͤnf Per-
ſonen neben einander darinn ſpatzieren und ſich unter-
reden koͤnnen, eine Breite von acht bis zehen und
mehr Schuhen, doch ſo, daß man dieſes uͤberhaupt
zu der Groͤße und Weitlaͤuftigkeit des Gartens pro-
portionirt. Nun geſchieht es in den meiſten Faͤllen,

daß
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[359/0395] Das Volle und das Durchgaͤngige. Auf eine aͤhnliche Art, wenn eine Uhr Stunden, Minuten, Tage ꝛc. zeigen und die Stunden ſchlagen ſoll, ſo wird nicht fuͤr jede dieſer Abſichten ein beſon- deres Uhrwerk gemacht, ſondern man ſucht es ſo zu- ſammenzurichten, daß wenn die Uhr eines anzeiget, es kaum ein oder das andere Rad mehr gebrauche, um auch das uͤbrige anzuzeigen. §. 366. Zuweilen kommen bey ein und eben derſelben Sa- che mehrere Abſichten vor, die ſchlechthin nicht zugleich koͤnnen erhalten werden, und wo man folglich einer jeden mehr oder minder etwas abbrechen muß. Das oben (§. 356.) von den Fernroͤhren angefuͤhrte Bey- ſpiel mag auch hier zur Erlaͤuterung dienen. Fol- gendes iſt einfacher, und kann zugleich wegen der Berechnung, die dabey auf Gruͤnde gebracht werden muß, angemerket werden. Man weiß, daß man Gaͤrten entweder zum Nutzen oder zum Vergnuͤgen anleget. Beydes beſtimmet dabey die Vertheilung des Raums in Betten, Gelaͤnder, Gaͤnge und Wege. Beſonders ſchraͤnkt die Abſicht des Nutzens, wenn man ſchlechthin nur darauf ſieht, die Breite der Wege ſo ein, daß ſie breit genug ſind, wenn man nur durchgehen kann, und folglich giebt man den- ſelben hoͤchſtens zween Schuhbreite. Hingegen wenn der Garten zum Vergnuͤgen angelegt wird, da wuͤr- den ſo ſchmale Wege ein wirklicher Fehler ſeyn, und man giebt denſelben, damit drey, vier oder fuͤnf Per- ſonen neben einander darinn ſpatzieren und ſich unter- reden koͤnnen, eine Breite von acht bis zehen und mehr Schuhen, doch ſo, daß man dieſes uͤberhaupt zu der Groͤße und Weitlaͤuftigkeit des Gartens pro- portionirt. Nun geſchieht es in den meiſten Faͤllen, daß Z 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/395>, abgerufen am 26.04.2024.