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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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XII. Hauptstück.
Art der Vollkommenheit, weil alles, was zu einer
oder mehrern Absichten in den Mitteln vorkömmt, da-
zu dienen oder darinn zusammenstimmen soll. Hin-
gegen müssen hiebey die Mittel selbst ehender einfach,
und hingegen die Absichten, die man dadurch errei-
chen kann, mannichfaltig seyn (§. 355. 363. 364.).
Und dabey kommen sodann Stufen der Vollkom-
menheit und bey jeder für sich betrachtet ein Maximum
vor. Man hat daher zwischen der Zusammenstim-
mung des Mannichfaltigen im Einfachen oder
in einem Ganzen
(§. 353.) und zwischen der Zu-
sammen- oder Uebereinstimmung des Einfa-
chen oder Ganzen im Mannichfaltigen
(§. 355.)
allerdings einen Unterschied zu machen. Dieser Un-
terschied besteht auch nicht bloß darinn, daß die letz-
tere Vollkommenheit zusammengesetzet, die erstere
aber einfach genennet werde, denn beyde Arten kön-
nen beydes seyn, je nachdem man das Mannichfaltige
einfacher oder zusammengesetzter macht. Hingegen
läßt sich aus beyden Arten eine zusammengesetzte ge-
denken, wobey nämlich das Mannichfaltige im
Mannichfaltigen zusammenstimmet.
Diese fin-
det z. E. statt, wo durch ein System von Mitteln ein
System von Absichten erhalten wird, und noch in hö-
herm Grade, wo bey der durchgängigen Verflechtung
und Anordnung der Mittel und Absichten ebenfalls
noch eine durchgängige und schickliche Verflechtung
des Aehnlichen und Verschiedenen statt hat, das ist,
wo die ideale Vollkommenheiten (§. 354.) mit den
realen (§. 355.) zusammentreffen.

§. 368.

Man betrachtet ferner überhaupt das, was man
vollkommen nennet, als ein Ganzes, es mögen nun
seine Theile an sich oder durch das, was wir das

Band

XII. Hauptſtuͤck.
Art der Vollkommenheit, weil alles, was zu einer
oder mehrern Abſichten in den Mitteln vorkoͤmmt, da-
zu dienen oder darinn zuſammenſtimmen ſoll. Hin-
gegen muͤſſen hiebey die Mittel ſelbſt ehender einfach,
und hingegen die Abſichten, die man dadurch errei-
chen kann, mannichfaltig ſeyn (§. 355. 363. 364.).
Und dabey kommen ſodann Stufen der Vollkom-
menheit und bey jeder fuͤr ſich betrachtet ein Maximum
vor. Man hat daher zwiſchen der Zuſammenſtim-
mung des Mannichfaltigen im Einfachen oder
in einem Ganzen
(§. 353.) und zwiſchen der Zu-
ſammen- oder Uebereinſtimmung des Einfa-
chen oder Ganzen im Mannichfaltigen
(§. 355.)
allerdings einen Unterſchied zu machen. Dieſer Un-
terſchied beſteht auch nicht bloß darinn, daß die letz-
tere Vollkommenheit zuſammengeſetzet, die erſtere
aber einfach genennet werde, denn beyde Arten koͤn-
nen beydes ſeyn, je nachdem man das Mannichfaltige
einfacher oder zuſammengeſetzter macht. Hingegen
laͤßt ſich aus beyden Arten eine zuſammengeſetzte ge-
denken, wobey naͤmlich das Mannichfaltige im
Mannichfaltigen zuſammenſtimmet.
Dieſe fin-
det z. E. ſtatt, wo durch ein Syſtem von Mitteln ein
Syſtem von Abſichten erhalten wird, und noch in hoͤ-
herm Grade, wo bey der durchgaͤngigen Verflechtung
und Anordnung der Mittel und Abſichten ebenfalls
noch eine durchgaͤngige und ſchickliche Verflechtung
des Aehnlichen und Verſchiedenen ſtatt hat, das iſt,
wo die ideale Vollkommenheiten (§. 354.) mit den
realen (§. 355.) zuſammentreffen.

§. 368.

Man betrachtet ferner uͤberhaupt das, was man
vollkommen nennet, als ein Ganzes, es moͤgen nun
ſeine Theile an ſich oder durch das, was wir das

Band
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[362/0398] XII. Hauptſtuͤck. Art der Vollkommenheit, weil alles, was zu einer oder mehrern Abſichten in den Mitteln vorkoͤmmt, da- zu dienen oder darinn zuſammenſtimmen ſoll. Hin- gegen muͤſſen hiebey die Mittel ſelbſt ehender einfach, und hingegen die Abſichten, die man dadurch errei- chen kann, mannichfaltig ſeyn (§. 355. 363. 364.). Und dabey kommen ſodann Stufen der Vollkom- menheit und bey jeder fuͤr ſich betrachtet ein Maximum vor. Man hat daher zwiſchen der Zuſammenſtim- mung des Mannichfaltigen im Einfachen oder in einem Ganzen (§. 353.) und zwiſchen der Zu- ſammen- oder Uebereinſtimmung des Einfa- chen oder Ganzen im Mannichfaltigen (§. 355.) allerdings einen Unterſchied zu machen. Dieſer Un- terſchied beſteht auch nicht bloß darinn, daß die letz- tere Vollkommenheit zuſammengeſetzet, die erſtere aber einfach genennet werde, denn beyde Arten koͤn- nen beydes ſeyn, je nachdem man das Mannichfaltige einfacher oder zuſammengeſetzter macht. Hingegen laͤßt ſich aus beyden Arten eine zuſammengeſetzte ge- denken, wobey naͤmlich das Mannichfaltige im Mannichfaltigen zuſammenſtimmet. Dieſe fin- det z. E. ſtatt, wo durch ein Syſtem von Mitteln ein Syſtem von Abſichten erhalten wird, und noch in hoͤ- herm Grade, wo bey der durchgaͤngigen Verflechtung und Anordnung der Mittel und Abſichten ebenfalls noch eine durchgaͤngige und ſchickliche Verflechtung des Aehnlichen und Verſchiedenen ſtatt hat, das iſt, wo die ideale Vollkommenheiten (§. 354.) mit den realen (§. 355.) zuſammentreffen. §. 368. Man betrachtet ferner uͤberhaupt das, was man vollkommen nennet, als ein Ganzes, es moͤgen nun ſeine Theile an ſich oder durch das, was wir das Band

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/398>, abgerufen am 26.04.2024.