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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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einer wissenschaftlichen Grundlehre.
übrigens in des Comenii Orbc picto eine ziemliche
Vorbereitung finden.

§. 27.

Da man also in Ansehung der Worterklärungen
noch nicht so systematisch verfahren kann, so hat man
dazu andere Mittel gesucht, sie in einzeln Fällen zu
machen, und dieß geschieht besonders durch Ver-
hältnißbegriffe.
Man bestimmt nämlich die Sa-
che, deren Namen man erklären will, durch ihre Ver-
hältniß zu andern Sachen, deren Namen bekannter
sind, oder als bekannter angenommen werden können,
z. E. die Mittel durch die Absichten, das Ganze durch
seine Theile, die Ursachen durch die Wirkungen, die
Handlungen durch die Werkzeuge, Gliedmaßen, Ab-
sichten etc. Und dabey ist es genug, wenn man so
viel anzeiget, als hinlänglich ist, die durch das Wort
vorgestellte Sache oder den dadurch angedeuteten Be-
griff kenntlich zu machen. Da man voraus setzet,
daß die in der Nominaldefinition gebrauchten Wörter
eine bekanntere Bedeutung haben, als das Wort,
dessen Bedeutung dadurch bestimmt, kenntlich ge-
macht und angegeben werden soll; so läßt sich auch
hiebey etwas Systematisches gedenken, weil die ein-
mal definirten Wörter wiederum zum Definiren an-
derer Wörter können gebraucht werden. Allein wenn
man logische Cirkel vermeiden und ein vollständiges
und nettes System von Worterklärungen herausbrin-
gen will, so verfällt man nothwendig auf das vorhin
(§. 26.) beschriebene, welches mehr Grammatisches
und Charakteristisches hat. Es fängt ganz von hin-
ten an, weil die erste Grundlage dazu von den Sin-
nen hergenommen ist. Hingegen müssen die Sach-
erklärungen
ganz von vorn, das ist, von den ein-
fachen Begriffen anfangen, wenn sie systematisch

und
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einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre.
uͤbrigens in des Comenii Orbc picto eine ziemliche
Vorbereitung finden.

§. 27.

Da man alſo in Anſehung der Worterklaͤrungen
noch nicht ſo ſyſtematiſch verfahren kann, ſo hat man
dazu andere Mittel geſucht, ſie in einzeln Faͤllen zu
machen, und dieß geſchieht beſonders durch Ver-
haͤltnißbegriffe.
Man beſtimmt naͤmlich die Sa-
che, deren Namen man erklaͤren will, durch ihre Ver-
haͤltniß zu andern Sachen, deren Namen bekannter
ſind, oder als bekannter angenommen werden koͤnnen,
z. E. die Mittel durch die Abſichten, das Ganze durch
ſeine Theile, die Urſachen durch die Wirkungen, die
Handlungen durch die Werkzeuge, Gliedmaßen, Ab-
ſichten ꝛc. Und dabey iſt es genug, wenn man ſo
viel anzeiget, als hinlaͤnglich iſt, die durch das Wort
vorgeſtellte Sache oder den dadurch angedeuteten Be-
griff kenntlich zu machen. Da man voraus ſetzet,
daß die in der Nominaldefinition gebrauchten Woͤrter
eine bekanntere Bedeutung haben, als das Wort,
deſſen Bedeutung dadurch beſtimmt, kenntlich ge-
macht und angegeben werden ſoll; ſo laͤßt ſich auch
hiebey etwas Syſtematiſches gedenken, weil die ein-
mal definirten Woͤrter wiederum zum Definiren an-
derer Woͤrter koͤnnen gebraucht werden. Allein wenn
man logiſche Cirkel vermeiden und ein vollſtaͤndiges
und nettes Syſtem von Worterklaͤrungen herausbrin-
gen will, ſo verfaͤllt man nothwendig auf das vorhin
(§. 26.) beſchriebene, welches mehr Grammatiſches
und Charakteriſtiſches hat. Es faͤngt ganz von hin-
ten an, weil die erſte Grundlage dazu von den Sin-
nen hergenommen iſt. Hingegen muͤſſen die Sach-
erklaͤrungen
ganz von vorn, das iſt, von den ein-
fachen Begriffen anfangen, wenn ſie ſyſtematiſch

und
B 4
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[23/0059] einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre. uͤbrigens in des Comenii Orbc picto eine ziemliche Vorbereitung finden. §. 27. Da man alſo in Anſehung der Worterklaͤrungen noch nicht ſo ſyſtematiſch verfahren kann, ſo hat man dazu andere Mittel geſucht, ſie in einzeln Faͤllen zu machen, und dieß geſchieht beſonders durch Ver- haͤltnißbegriffe. Man beſtimmt naͤmlich die Sa- che, deren Namen man erklaͤren will, durch ihre Ver- haͤltniß zu andern Sachen, deren Namen bekannter ſind, oder als bekannter angenommen werden koͤnnen, z. E. die Mittel durch die Abſichten, das Ganze durch ſeine Theile, die Urſachen durch die Wirkungen, die Handlungen durch die Werkzeuge, Gliedmaßen, Ab- ſichten ꝛc. Und dabey iſt es genug, wenn man ſo viel anzeiget, als hinlaͤnglich iſt, die durch das Wort vorgeſtellte Sache oder den dadurch angedeuteten Be- griff kenntlich zu machen. Da man voraus ſetzet, daß die in der Nominaldefinition gebrauchten Woͤrter eine bekanntere Bedeutung haben, als das Wort, deſſen Bedeutung dadurch beſtimmt, kenntlich ge- macht und angegeben werden ſoll; ſo laͤßt ſich auch hiebey etwas Syſtematiſches gedenken, weil die ein- mal definirten Woͤrter wiederum zum Definiren an- derer Woͤrter koͤnnen gebraucht werden. Allein wenn man logiſche Cirkel vermeiden und ein vollſtaͤndiges und nettes Syſtem von Worterklaͤrungen herausbrin- gen will, ſo verfaͤllt man nothwendig auf das vorhin (§. 26.) beſchriebene, welches mehr Grammatiſches und Charakteriſtiſches hat. Es faͤngt ganz von hin- ten an, weil die erſte Grundlage dazu von den Sin- nen hergenommen iſt. Hingegen muͤſſen die Sach- erklaͤrungen ganz von vorn, das iſt, von den ein- fachen Begriffen anfangen, wenn ſie ſyſtematiſch und B 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/59>, abgerufen am 26.04.2024.