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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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I. Hauptstück. Erfordernisse
der Ontologie auch die allerkläresten Wörter zu defini-
ren, und die Definitionen so unter einander zu ordnen
suchte, daß keine logischen Cirkel darinnen vorkämen,
die aber nach der Art, wie man dabey verfahren,
nicht wohl zu vermeiden waren, (§. 22. 27.). Die
Frage, wo man damit anfangen, und wie man fort-
setzen solle, war immer die schwerste, und kam noth-
wendig vor, so lange man dem Definiren weder ein
Ziel setzte, noch dasselbe kannte. Die Betrachtun-
gen, die wir oben über die Systeme von Sach-
erklärungen und Worterklärungen angestellet haben,
(§. 22-28.) zeigen, wie man anders verfahren müsse,
und daß bey den einfachen Begriffen beyde Arten von
Definitionen schlechthin wegfallen, weil diese Begriffe
und ihre Namen der Anfang zu beyden Systemen
sind. Auf diese Art lassen sich nun die logischen Cir-
kel vermeiden. Wir müssen aber noch zeigen, daß
man in dem Vortrage der Grundlehre, und beson-
ders im Anfange nicht nothwendig in den Worten
sparsam seyn müsse.

§. 37.

Zu diesem Ende merken wir an, daß man in jeden
Wissenschaften zwischen denen Wörtern, welche eigent-
lich die Grundlage derselben sind, und zwischen denen,
die man aus der gemeinen Erkenntniß entlehnet, al-
lerdings einen Unterschied machen könne. Die Wis-
senschaft, ihre Erklärungen, Lehrsätze und Aufgaben
gehen eigentlich auf jene, und da sie den Hauptgegen-
stand davon ausmachen, so werden sie eben dadurch
schon von denen aus der gemeinen Erkenntniß ent-
lehnten, ohne Mühe unterschieden. Auf diese Art
kann man z. E. über die ersten Begriffe der Grund-
lehre Anmerkungen machen und Betrachtungen an-

stellen,

I. Hauptſtuͤck. Erforderniſſe
der Ontologie auch die allerklaͤreſten Woͤrter zu defini-
ren, und die Definitionen ſo unter einander zu ordnen
ſuchte, daß keine logiſchen Cirkel darinnen vorkaͤmen,
die aber nach der Art, wie man dabey verfahren,
nicht wohl zu vermeiden waren, (§. 22. 27.). Die
Frage, wo man damit anfangen, und wie man fort-
ſetzen ſolle, war immer die ſchwerſte, und kam noth-
wendig vor, ſo lange man dem Definiren weder ein
Ziel ſetzte, noch daſſelbe kannte. Die Betrachtun-
gen, die wir oben uͤber die Syſteme von Sach-
erklaͤrungen und Worterklaͤrungen angeſtellet haben,
(§. 22-28.) zeigen, wie man anders verfahren muͤſſe,
und daß bey den einfachen Begriffen beyde Arten von
Definitionen ſchlechthin wegfallen, weil dieſe Begriffe
und ihre Namen der Anfang zu beyden Syſtemen
ſind. Auf dieſe Art laſſen ſich nun die logiſchen Cir-
kel vermeiden. Wir muͤſſen aber noch zeigen, daß
man in dem Vortrage der Grundlehre, und beſon-
ders im Anfange nicht nothwendig in den Worten
ſparſam ſeyn muͤſſe.

§. 37.

Zu dieſem Ende merken wir an, daß man in jeden
Wiſſenſchaften zwiſchen denen Woͤrtern, welche eigent-
lich die Grundlage derſelben ſind, und zwiſchen denen,
die man aus der gemeinen Erkenntniß entlehnet, al-
lerdings einen Unterſchied machen koͤnne. Die Wiſ-
ſenſchaft, ihre Erklaͤrungen, Lehrſaͤtze und Aufgaben
gehen eigentlich auf jene, und da ſie den Hauptgegen-
ſtand davon ausmachen, ſo werden ſie eben dadurch
ſchon von denen aus der gemeinen Erkenntniß ent-
lehnten, ohne Muͤhe unterſchieden. Auf dieſe Art
kann man z. E. uͤber die erſten Begriffe der Grund-
lehre Anmerkungen machen und Betrachtungen an-

ſtellen,
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[32/0068] I. Hauptſtuͤck. Erforderniſſe der Ontologie auch die allerklaͤreſten Woͤrter zu defini- ren, und die Definitionen ſo unter einander zu ordnen ſuchte, daß keine logiſchen Cirkel darinnen vorkaͤmen, die aber nach der Art, wie man dabey verfahren, nicht wohl zu vermeiden waren, (§. 22. 27.). Die Frage, wo man damit anfangen, und wie man fort- ſetzen ſolle, war immer die ſchwerſte, und kam noth- wendig vor, ſo lange man dem Definiren weder ein Ziel ſetzte, noch daſſelbe kannte. Die Betrachtun- gen, die wir oben uͤber die Syſteme von Sach- erklaͤrungen und Worterklaͤrungen angeſtellet haben, (§. 22-28.) zeigen, wie man anders verfahren muͤſſe, und daß bey den einfachen Begriffen beyde Arten von Definitionen ſchlechthin wegfallen, weil dieſe Begriffe und ihre Namen der Anfang zu beyden Syſtemen ſind. Auf dieſe Art laſſen ſich nun die logiſchen Cir- kel vermeiden. Wir muͤſſen aber noch zeigen, daß man in dem Vortrage der Grundlehre, und beſon- ders im Anfange nicht nothwendig in den Worten ſparſam ſeyn muͤſſe. §. 37. Zu dieſem Ende merken wir an, daß man in jeden Wiſſenſchaften zwiſchen denen Woͤrtern, welche eigent- lich die Grundlage derſelben ſind, und zwiſchen denen, die man aus der gemeinen Erkenntniß entlehnet, al- lerdings einen Unterſchied machen koͤnne. Die Wiſ- ſenſchaft, ihre Erklaͤrungen, Lehrſaͤtze und Aufgaben gehen eigentlich auf jene, und da ſie den Hauptgegen- ſtand davon ausmachen, ſo werden ſie eben dadurch ſchon von denen aus der gemeinen Erkenntniß ent- lehnten, ohne Muͤhe unterſchieden. Auf dieſe Art kann man z. E. uͤber die erſten Begriffe der Grund- lehre Anmerkungen machen und Betrachtungen an- ſtellen,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/68>, abgerufen am 27.04.2024.