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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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II. Hauptst. Einfache Grundbegriffe
§. 47.

Das erste, was wir hiebey anzumerken haben, ist,
daß wir diese Wörter, so fern sie einfache Begriffe
vorstellen, sämmtlich in ihrer eigentlichen Bedeu-
tung
nehmen, weil viele darunter metaphorisch wer-
den können, und es bereits schon sind.

§. 48.

Sodann ist aus der Betrachtung dieses Verzeich-
nisses leicht zu sehen, daß die Vergleichung der Jn-
tellectualwelt und der Körperwelt bereits schon bey
den einfachen Begriffen anfängt. Wir vergleichen das
Wollen mit der Kraft und mit der Bewegung.
Dem Verstande geben wir gleichfalls eine Kraft,
und den Gedanken eine Ausdehnung und Soli-
dität,
so fern nämlich die Solidität mit der Fe-
stigkeit
eine Verbindung hat. Die Begriffe Exi-
stenz, Dauer, Einheit, Größe
sind ohnehin tran-
scendent, und kommen in der Jntellectualwelt so gut
als in der Körperwelt vor. Da wir die meisten oder
gar alle Ausdrücke, so wir bey dem Verstande und
Willen gebrauchen, aus der Körperwelt borgen und
metaphorisch machen, so werden sich die Gründe zur
Vergleichung, und die Vergleichungsstücke immer ge-
nauer und leichter finden lassen, je besser uns die
Körperwelt, oder die Theile derselben, woher wir die
Vergleichung nehmen können, bekannt ist. Daher
werden wir dem oben in dieser Absicht angegebenen
Leitfaden folgen, (§. 29. 39.).

§. 49.

Jch habe ferner in diesem Verzeichnisse die einfa-
chen Begriffe in Classen getheilet. Die ersten bey-
den Classen hat Locke in seinem Werke von dem
menschlichen Verstande
bereits durch eine sorgfäl-
tige Anatomie heraus gebracht, und sie auf eine ähn-

liche
II. Hauptſt. Einfache Grundbegriffe
§. 47.

Das erſte, was wir hiebey anzumerken haben, iſt,
daß wir dieſe Woͤrter, ſo fern ſie einfache Begriffe
vorſtellen, ſaͤmmtlich in ihrer eigentlichen Bedeu-
tung
nehmen, weil viele darunter metaphoriſch wer-
den koͤnnen, und es bereits ſchon ſind.

§. 48.

Sodann iſt aus der Betrachtung dieſes Verzeich-
niſſes leicht zu ſehen, daß die Vergleichung der Jn-
tellectualwelt und der Koͤrperwelt bereits ſchon bey
den einfachen Begriffen anfaͤngt. Wir vergleichen das
Wollen mit der Kraft und mit der Bewegung.
Dem Verſtande geben wir gleichfalls eine Kraft,
und den Gedanken eine Ausdehnung und Soli-
ditaͤt,
ſo fern naͤmlich die Soliditaͤt mit der Fe-
ſtigkeit
eine Verbindung hat. Die Begriffe Exi-
ſtenz, Dauer, Einheit, Groͤße
ſind ohnehin tran-
ſcendent, und kommen in der Jntellectualwelt ſo gut
als in der Koͤrperwelt vor. Da wir die meiſten oder
gar alle Ausdruͤcke, ſo wir bey dem Verſtande und
Willen gebrauchen, aus der Koͤrperwelt borgen und
metaphoriſch machen, ſo werden ſich die Gruͤnde zur
Vergleichung, und die Vergleichungsſtuͤcke immer ge-
nauer und leichter finden laſſen, je beſſer uns die
Koͤrperwelt, oder die Theile derſelben, woher wir die
Vergleichung nehmen koͤnnen, bekannt iſt. Daher
werden wir dem oben in dieſer Abſicht angegebenen
Leitfaden folgen, (§. 29. 39.).

§. 49.

Jch habe ferner in dieſem Verzeichniſſe die einfa-
chen Begriffe in Claſſen getheilet. Die erſten bey-
den Claſſen hat Locke in ſeinem Werke von dem
menſchlichen Verſtande
bereits durch eine ſorgfaͤl-
tige Anatomie heraus gebracht, und ſie auf eine aͤhn-

liche
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[42/0078] II. Hauptſt. Einfache Grundbegriffe §. 47. Das erſte, was wir hiebey anzumerken haben, iſt, daß wir dieſe Woͤrter, ſo fern ſie einfache Begriffe vorſtellen, ſaͤmmtlich in ihrer eigentlichen Bedeu- tung nehmen, weil viele darunter metaphoriſch wer- den koͤnnen, und es bereits ſchon ſind. §. 48. Sodann iſt aus der Betrachtung dieſes Verzeich- niſſes leicht zu ſehen, daß die Vergleichung der Jn- tellectualwelt und der Koͤrperwelt bereits ſchon bey den einfachen Begriffen anfaͤngt. Wir vergleichen das Wollen mit der Kraft und mit der Bewegung. Dem Verſtande geben wir gleichfalls eine Kraft, und den Gedanken eine Ausdehnung und Soli- ditaͤt, ſo fern naͤmlich die Soliditaͤt mit der Fe- ſtigkeit eine Verbindung hat. Die Begriffe Exi- ſtenz, Dauer, Einheit, Groͤße ſind ohnehin tran- ſcendent, und kommen in der Jntellectualwelt ſo gut als in der Koͤrperwelt vor. Da wir die meiſten oder gar alle Ausdruͤcke, ſo wir bey dem Verſtande und Willen gebrauchen, aus der Koͤrperwelt borgen und metaphoriſch machen, ſo werden ſich die Gruͤnde zur Vergleichung, und die Vergleichungsſtuͤcke immer ge- nauer und leichter finden laſſen, je beſſer uns die Koͤrperwelt, oder die Theile derſelben, woher wir die Vergleichung nehmen koͤnnen, bekannt iſt. Daher werden wir dem oben in dieſer Abſicht angegebenen Leitfaden folgen, (§. 29. 39.). §. 49. Jch habe ferner in dieſem Verzeichniſſe die einfa- chen Begriffe in Claſſen getheilet. Die erſten bey- den Claſſen hat Locke in ſeinem Werke von dem menſchlichen Verſtande bereits durch eine ſorgfaͤl- tige Anatomie heraus gebracht, und ſie auf eine aͤhn- liche

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/78>, abgerufen am 26.04.2024.