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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die Gleichartigkeit.
stehet man an sich schon dadurch die Größe des Rau-
mes, den er einnimmt, und selbst auch diese benen-
net man, wo es seyn muß, nach seinen drey einfa-
chern Dimensionen besonders. Und dabey versteht
sich ebenfalls von selbst, daß, wo von der Größe die
Rede ist, die Frage von der Härtigkeit, Dichtigkeit,
Elasticität, Schwere, Durchsichtigkeit etc. nicht vor-
komme, ungeachtet sie in andern Absichten betrachtet
vorkommen kann, weil diese Eigenschaften mit der
Größe allerdings auch eine Verbindung haben kön-
nen. Man nimmt aber, wie wir bereits vorhin
(§. 826.) angemerkt haben, in Absicht auf die Grö-
ßen, immer nur so viele zusammen, als erfordert
werden, die eine durch die mit dazu genommene zu
bestimmen. So z. E. ist, um das Gewicht zu bestim-
men, die Größe nicht hinreichend, weil man noch die
Dichtigkeit mit hinzu nehmen muß, dabey aber würde
die Härtigkeit, Elasticität, Durchsichtigkeit etc. ganz
überflüßig seyn. Man sieht überhaupt leicht, daß
es bald bey jedem Dinge eine Menge solcher einfa-
chen Bestimmungsstücke giebt. Ein Philosoph hat
dieselbe, um den Begriff der Sache vollständig zu
machen, nur vorzuzählen, und zu sehen, daß er die,
in welchen andere einfachere enthalten sind, besonders
nehme. Der Mathematiker aber combinirt sie der-
gestalt, daß er finden könne, wie viele Einheiten,
sowohl von einer als von mehrern Dimensionen er da-
bey heraus bringen kann, weil er dadurch eben so
viele Verhältnisse, Vergleichungen und Ausmeßbar-
keiten findet. Ueber die Menge hat man sich desto
weniger zu verwundern, weil das Substantiale etwas
an sich einfaches, alles übrige aber solche Bestim-
mungen sind.

§. 829.
F f 4

Die Gleichartigkeit.
ſtehet man an ſich ſchon dadurch die Groͤße des Rau-
mes, den er einnimmt, und ſelbſt auch dieſe benen-
net man, wo es ſeyn muß, nach ſeinen drey einfa-
chern Dimenſionen beſonders. Und dabey verſteht
ſich ebenfalls von ſelbſt, daß, wo von der Groͤße die
Rede iſt, die Frage von der Haͤrtigkeit, Dichtigkeit,
Elaſticitaͤt, Schwere, Durchſichtigkeit ꝛc. nicht vor-
komme, ungeachtet ſie in andern Abſichten betrachtet
vorkommen kann, weil dieſe Eigenſchaften mit der
Groͤße allerdings auch eine Verbindung haben koͤn-
nen. Man nimmt aber, wie wir bereits vorhin
(§. 826.) angemerkt haben, in Abſicht auf die Groͤ-
ßen, immer nur ſo viele zuſammen, als erfordert
werden, die eine durch die mit dazu genommene zu
beſtimmen. So z. E. iſt, um das Gewicht zu beſtim-
men, die Groͤße nicht hinreichend, weil man noch die
Dichtigkeit mit hinzu nehmen muß, dabey aber wuͤrde
die Haͤrtigkeit, Elaſticitaͤt, Durchſichtigkeit ꝛc. ganz
uͤberfluͤßig ſeyn. Man ſieht uͤberhaupt leicht, daß
es bald bey jedem Dinge eine Menge ſolcher einfa-
chen Beſtimmungsſtuͤcke giebt. Ein Philoſoph hat
dieſelbe, um den Begriff der Sache vollſtaͤndig zu
machen, nur vorzuzaͤhlen, und zu ſehen, daß er die,
in welchen andere einfachere enthalten ſind, beſonders
nehme. Der Mathematiker aber combinirt ſie der-
geſtalt, daß er finden koͤnne, wie viele Einheiten,
ſowohl von einer als von mehrern Dimenſionen er da-
bey heraus bringen kann, weil er dadurch eben ſo
viele Verhaͤltniſſe, Vergleichungen und Ausmeßbar-
keiten findet. Ueber die Menge hat man ſich deſto
weniger zu verwundern, weil das Subſtantiale etwas
an ſich einfaches, alles uͤbrige aber ſolche Beſtim-
mungen ſind.

§. 829.
F f 4
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[455/0463] Die Gleichartigkeit. ſtehet man an ſich ſchon dadurch die Groͤße des Rau- mes, den er einnimmt, und ſelbſt auch dieſe benen- net man, wo es ſeyn muß, nach ſeinen drey einfa- chern Dimenſionen beſonders. Und dabey verſteht ſich ebenfalls von ſelbſt, daß, wo von der Groͤße die Rede iſt, die Frage von der Haͤrtigkeit, Dichtigkeit, Elaſticitaͤt, Schwere, Durchſichtigkeit ꝛc. nicht vor- komme, ungeachtet ſie in andern Abſichten betrachtet vorkommen kann, weil dieſe Eigenſchaften mit der Groͤße allerdings auch eine Verbindung haben koͤn- nen. Man nimmt aber, wie wir bereits vorhin (§. 826.) angemerkt haben, in Abſicht auf die Groͤ- ßen, immer nur ſo viele zuſammen, als erfordert werden, die eine durch die mit dazu genommene zu beſtimmen. So z. E. iſt, um das Gewicht zu beſtim- men, die Groͤße nicht hinreichend, weil man noch die Dichtigkeit mit hinzu nehmen muß, dabey aber wuͤrde die Haͤrtigkeit, Elaſticitaͤt, Durchſichtigkeit ꝛc. ganz uͤberfluͤßig ſeyn. Man ſieht uͤberhaupt leicht, daß es bald bey jedem Dinge eine Menge ſolcher einfa- chen Beſtimmungsſtuͤcke giebt. Ein Philoſoph hat dieſelbe, um den Begriff der Sache vollſtaͤndig zu machen, nur vorzuzaͤhlen, und zu ſehen, daß er die, in welchen andere einfachere enthalten ſind, beſonders nehme. Der Mathematiker aber combinirt ſie der- geſtalt, daß er finden koͤnne, wie viele Einheiten, ſowohl von einer als von mehrern Dimenſionen er da- bey heraus bringen kann, weil er dadurch eben ſo viele Verhaͤltniſſe, Vergleichungen und Ausmeßbar- keiten findet. Ueber die Menge hat man ſich deſto weniger zu verwundern, weil das Subſtantiale etwas an ſich einfaches, alles uͤbrige aber ſolche Beſtim- mungen ſind. §. 829. F f 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/463>, abgerufen am 26.04.2024.