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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XIV. Hauptstück.
sie bleibt, was sie an sich ist. Jndessen giebt uns
dennoch die Theorie ihrer Aehnlichkeit und Verschie-
denheit (§. 124-160.) und die darauf gebaute Einthei-
lung der Dinge in Arten und Gattungen (§. 160-200.),
ingleichen die ebenfalls darauf beruhende Theorie des
Beständigen und Veränderlichen (§. 201-230.) die
erste Anlage zu der Allgemeinheit der wissenschaftli-
chen Erkenntniß, (§. 165. 201.). Auf eine ähnliche
Art ist viel von den Verhältnissen der Zeit und des
Ortes schlechthin nur ideal (§. 416.), besonders wenn
wir, um es für sich zu betrachten, wie es in der
Geometrie, Chronometrie und Phoronomie geschieht
(§. 63. 64. 68. 80. 86.), von dem dabey zum Grunde
liegenden Realen abstrahiren. Wir haben daher
(§. 416. seqq.) etwas umständlicher angezeiget, daß
Zeit und Raum in den Dingen selbst nichts ändert,
daß man aber dennoch nicht davon abstrahiren könne,
weil die Dinge, so bald sie existiren, nothwendig in
Zeit und Ort sind, und wenn sie verändert werden,
der Zeit und dem Orte nach verändert werden. Auf
diese Art, da sich die Wirkung eines Körpers in den
andern schlechthin nur nach der relativen Direction
und Geschwindigkeit richtet, muß man, um die Wir-
kung zu bestimmen, dieselben aus der absoluten Di-
rection und Geschwindigkeit herleiten, und wenn die
Wirkung und die dadurch geänderte relative Geschwin-
digkeit und Direction gefunden worden, so muß man
aus dieser die Aenderung der absoluten Geschwindig-
keit und Direction finden. Man nimmt dabey gleich-
sam eine gedoppelte Uebersetzung vor, und kann da-
mit am kürzesten fortkommen, wenn man den Mit-
telpunct der Schwere des Systems dazu gebraucht
(§. 417. seqq.), welcher überhaupt derjenige Punct
ist, den man findet, wenn der Abstand beyder Körper

in

XIV. Hauptſtuͤck.
ſie bleibt, was ſie an ſich iſt. Jndeſſen giebt uns
dennoch die Theorie ihrer Aehnlichkeit und Verſchie-
denheit (§. 124-160.) und die darauf gebaute Einthei-
lung der Dinge in Arten und Gattungen (§. 160-200.),
ingleichen die ebenfalls darauf beruhende Theorie des
Beſtaͤndigen und Veraͤnderlichen (§. 201-230.) die
erſte Anlage zu der Allgemeinheit der wiſſenſchaftli-
chen Erkenntniß, (§. 165. 201.). Auf eine aͤhnliche
Art iſt viel von den Verhaͤltniſſen der Zeit und des
Ortes ſchlechthin nur ideal (§. 416.), beſonders wenn
wir, um es fuͤr ſich zu betrachten, wie es in der
Geometrie, Chronometrie und Phoronomie geſchieht
(§. 63. 64. 68. 80. 86.), von dem dabey zum Grunde
liegenden Realen abſtrahiren. Wir haben daher
(§. 416. ſeqq.) etwas umſtaͤndlicher angezeiget, daß
Zeit und Raum in den Dingen ſelbſt nichts aͤndert,
daß man aber dennoch nicht davon abſtrahiren koͤnne,
weil die Dinge, ſo bald ſie exiſtiren, nothwendig in
Zeit und Ort ſind, und wenn ſie veraͤndert werden,
der Zeit und dem Orte nach veraͤndert werden. Auf
dieſe Art, da ſich die Wirkung eines Koͤrpers in den
andern ſchlechthin nur nach der relativen Direction
und Geſchwindigkeit richtet, muß man, um die Wir-
kung zu beſtimmen, dieſelben aus der abſoluten Di-
rection und Geſchwindigkeit herleiten, und wenn die
Wirkung und die dadurch geaͤnderte relative Geſchwin-
digkeit und Direction gefunden worden, ſo muß man
aus dieſer die Aenderung der abſoluten Geſchwindig-
keit und Direction finden. Man nimmt dabey gleich-
ſam eine gedoppelte Ueberſetzung vor, und kann da-
mit am kuͤrzeſten fortkommen, wenn man den Mit-
telpunct der Schwere des Syſtems dazu gebraucht
(§. 417. ſeqq.), welcher uͤberhaupt derjenige Punct
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[52/0060] XIV. Hauptſtuͤck. ſie bleibt, was ſie an ſich iſt. Jndeſſen giebt uns dennoch die Theorie ihrer Aehnlichkeit und Verſchie- denheit (§. 124-160.) und die darauf gebaute Einthei- lung der Dinge in Arten und Gattungen (§. 160-200.), ingleichen die ebenfalls darauf beruhende Theorie des Beſtaͤndigen und Veraͤnderlichen (§. 201-230.) die erſte Anlage zu der Allgemeinheit der wiſſenſchaftli- chen Erkenntniß, (§. 165. 201.). Auf eine aͤhnliche Art iſt viel von den Verhaͤltniſſen der Zeit und des Ortes ſchlechthin nur ideal (§. 416.), beſonders wenn wir, um es fuͤr ſich zu betrachten, wie es in der Geometrie, Chronometrie und Phoronomie geſchieht (§. 63. 64. 68. 80. 86.), von dem dabey zum Grunde liegenden Realen abſtrahiren. Wir haben daher (§. 416. ſeqq.) etwas umſtaͤndlicher angezeiget, daß Zeit und Raum in den Dingen ſelbſt nichts aͤndert, daß man aber dennoch nicht davon abſtrahiren koͤnne, weil die Dinge, ſo bald ſie exiſtiren, nothwendig in Zeit und Ort ſind, und wenn ſie veraͤndert werden, der Zeit und dem Orte nach veraͤndert werden. Auf dieſe Art, da ſich die Wirkung eines Koͤrpers in den andern ſchlechthin nur nach der relativen Direction und Geſchwindigkeit richtet, muß man, um die Wir- kung zu beſtimmen, dieſelben aus der abſoluten Di- rection und Geſchwindigkeit herleiten, und wenn die Wirkung und die dadurch geaͤnderte relative Geſchwin- digkeit und Direction gefunden worden, ſo muß man aus dieſer die Aenderung der abſoluten Geſchwindig- keit und Direction finden. Man nimmt dabey gleich- ſam eine gedoppelte Ueberſetzung vor, und kann da- mit am kuͤrzeſten fortkommen, wenn man den Mit- telpunct der Schwere des Syſtems dazu gebraucht (§. 417. ſeqq.), welcher uͤberhaupt derjenige Punct iſt, den man findet, wenn der Abſtand beyder Koͤrper in

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/60>, abgerufen am 26.04.2024.