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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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Jahren, ausser vielen anderen Schriften, unter dem Titel:
"Series of Lessons" schrieb; auch Walker hat den Vor-
zug grosser Gründlichkeit und praktischer Klarheit. Für
Deutschland hat der alte Codex von Koch aus dem An-
fange dieses Jahrhunderts durch die gediegenen Arbeiten
eines v. d. Lasa Erledigung gefunden. Dasselbe darf von
den Büchern Silberschmidt's gesagt werden, obgleich
diese, namentlich im Königsgambit, grössere Originalität,
als jener Codex, für sich haben.

Neunundsechszigstes Kapitel.
Die neuere Zeit.

§. 441. Die umfassenden Arbeiten eines v. Bilguer
und v. d. Lasa, eines v. Jaenisch und Staunton sowie die
grossen Compilationen Alexandre's führten zu einer univer-
sellen Behandlung des gesammten Schachspieles, welche
durch die Gründung der periodischen Blätter eine unersetz-
liche Förderung gewann. Während die französischen Organe
wie der Palamede und die ihn später ersetzende Regence
dem literarisch-gesellschaftlichen Theile vorwiegende Auf-
merksamkeit schenkten und die englische Zeitschrift "The
Chess Player's Chronicle" die rein praktische Seite durch
überreiche Ausstattung mit wirklich gespielten Partien ver-
trat, waren deutsche Meister wie Hanstein, v. d. Lasa,
v. Oppen, und in Verbindung mit ihnen der ausgezeichnete
Theoretiker v. Jaenisch, für die Ausbeutung des gesammten
Schachstoffes nach jeder Richtung in theoretischer, prakti-
scher und literarischer Sphäre thätig. Die Behandlung des
Spieles gewann dadurch eine Universalität, wie sie noch nie
gekannt war und ohne die erwähnten Organe wohl noch
lange fremd geblieben wäre.

Anmerkung. v. Bilguer entwarf und begann das nach sei-
nem Tode von v. d. Lasa grossentheils ausgearbeitete
rühmlichst bekannte deutsche Handbuch des Schachspieles,
welches zuerst im Jahre 1843 erschien und 1852 eine zweite
Auflage erlebte. v. Jaenisch gab in seiner "Analyse
nouvelle des ouvertures du jeu des Echecs" (1843) eine
gediegene originelle Analyse sämmtlicher Eröffnungen und
gründete sich nebst v. d. Lasa durch verdienstreiche Ab-
handlungen in allen Schachjournalen den Rut des ersten
17
Jahren, ausser vielen anderen Schriften, unter dem Titel:
„Series of Lessons“ schrieb; auch Walker hat den Vor-
zug grosser Gründlichkeit und praktischer Klarheit. Für
Deutschland hat der alte Codex von Koch aus dem An-
fange dieses Jahrhunderts durch die gediegenen Arbeiten
eines v. d. Lasa Erledigung gefunden. Dasselbe darf von
den Büchern Silberschmidt’s gesagt werden, obgleich
diese, namentlich im Königsgambit, grössere Originalität,
als jener Codex, für sich haben.

Neunundsechszigstes Kapitel.
Die neuere Zeit.

§. 441. Die umfassenden Arbeiten eines v. Bilguer
und v. d. Lasa, eines v. Jaenisch und Staunton sowie die
grossen Compilationen Alexandre’s führten zu einer univer-
sellen Behandlung des gesammten Schachspieles, welche
durch die Gründung der periodischen Blätter eine unersetz-
liche Förderung gewann. Während die französischen Organe
wie der Palaméde und die ihn später ersetzende Régence
dem literarisch-gesellschaftlichen Theile vorwiegende Auf-
merksamkeit schenkten und die englische Zeitschrift „The
Chess Player’s Chronicle“ die rein praktische Seite durch
überreiche Ausstattung mit wirklich gespielten Partien ver-
trat, waren deutsche Meister wie Hanstein, v. d. Lasa,
v. Oppen, und in Verbindung mit ihnen der ausgezeichnete
Theoretiker v. Jaenisch, für die Ausbeutung des gesammten
Schachstoffes nach jeder Richtung in theoretischer, prakti-
scher und literarischer Sphäre thätig. Die Behandlung des
Spieles gewann dadurch eine Universalität, wie sie noch nie
gekannt war und ohne die erwähnten Organe wohl noch
lange fremd geblieben wäre.

Anmerkung. v. Bilguer entwarf und begann das nach sei-
nem Tode von v. d. Lasa grossentheils ausgearbeitete
rühmlichst bekannte deutsche Handbuch des Schachspieles,
welches zuerst im Jahre 1843 erschien und 1852 eine zweite
Auflage erlebte. v. Jaenisch gab in seiner „Analyse
nouvelle des ouvertures du jeu des Echecs“ (1843) eine
gediegene originelle Analyse sämmtlicher Eröffnungen und
gründete sich nebst v. d. Lasa durch verdienstreiche Ab-
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[257/0269] Jahren, ausser vielen anderen Schriften, unter dem Titel: „Series of Lessons“ schrieb; auch Walker hat den Vor- zug grosser Gründlichkeit und praktischer Klarheit. Für Deutschland hat der alte Codex von Koch aus dem An- fange dieses Jahrhunderts durch die gediegenen Arbeiten eines v. d. Lasa Erledigung gefunden. Dasselbe darf von den Büchern Silberschmidt’s gesagt werden, obgleich diese, namentlich im Königsgambit, grössere Originalität, als jener Codex, für sich haben. Neunundsechszigstes Kapitel. Die neuere Zeit. §. 441. Die umfassenden Arbeiten eines v. Bilguer und v. d. Lasa, eines v. Jaenisch und Staunton sowie die grossen Compilationen Alexandre’s führten zu einer univer- sellen Behandlung des gesammten Schachspieles, welche durch die Gründung der periodischen Blätter eine unersetz- liche Förderung gewann. Während die französischen Organe wie der Palaméde und die ihn später ersetzende Régence dem literarisch-gesellschaftlichen Theile vorwiegende Auf- merksamkeit schenkten und die englische Zeitschrift „The Chess Player’s Chronicle“ die rein praktische Seite durch überreiche Ausstattung mit wirklich gespielten Partien ver- trat, waren deutsche Meister wie Hanstein, v. d. Lasa, v. Oppen, und in Verbindung mit ihnen der ausgezeichnete Theoretiker v. Jaenisch, für die Ausbeutung des gesammten Schachstoffes nach jeder Richtung in theoretischer, prakti- scher und literarischer Sphäre thätig. Die Behandlung des Spieles gewann dadurch eine Universalität, wie sie noch nie gekannt war und ohne die erwähnten Organe wohl noch lange fremd geblieben wäre. Anmerkung. v. Bilguer entwarf und begann das nach sei- nem Tode von v. d. Lasa grossentheils ausgearbeitete rühmlichst bekannte deutsche Handbuch des Schachspieles, welches zuerst im Jahre 1843 erschien und 1852 eine zweite Auflage erlebte. v. Jaenisch gab in seiner „Analyse nouvelle des ouvertures du jeu des Echecs“ (1843) eine gediegene originelle Analyse sämmtlicher Eröffnungen und gründete sich nebst v. d. Lasa durch verdienstreiche Ab- handlungen in allen Schachjournalen den Rut des ersten 17

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/269>, abgerufen am 26.04.2024.