Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

devant abgeschmackte Großsprecher, voll Dunkel
und dummer Rachsucht.

Wie tief muß diesen elenden Hof-Insekten der
alte diplomatische Hofschlamm ankleben, und wie
verpestet muß die Luft ehedem um sie gewesen seyn,
da sie es jezt noch immer ist! Die härtesten Stöße
des Schicksals haben ihre adlichen Halbseelen noch
nicht zur vernünftigen Besinnung bringen können:
und so wandern sie, wie verdammte Scheusale,
zur exemplarischen Belehrung für alle die, welche
auf Vorrechte des Standes gestützet, die Rechte
der Menschheit ihrer usurpirten Convenienz auf-
opfern, und alles wie Sklav behandeln mögten,
was nicht zum Hof, zum Adel oder zur Söldne-
rey gehöret.

Vielleicht meynen einige meiner Leser, daß man
doch nun der Emigrirten schonen müsse, da sie,
von der ganzen Welt verlassen, die Strafe ihrer
rachsüchtigen oder leichtgläubigen Entweichung aus
ihrem Vaterlande nur gar zu sehr fühlen; und aus
diesem Grunde verdenkt es mir vielleicht Mancher,
daß ich die ärgerliche, empörende Beschreibung ih-
res Betragens vom Jahr 1792 jezt noch aufstelle.
Auch ist der Grund, daß man den Gestürzten nicht
noch mehr niederdrücken müsse, stark genug, je-
den, der Gefühl hat, von der Verfolgung eines
Elenden abzuhalten.


devant abgeſchmackte Großſprecher, voll Dunkel
und dummer Rachſucht.

Wie tief muß dieſen elenden Hof-Inſekten der
alte diplomatiſche Hofſchlamm ankleben, und wie
verpeſtet muß die Luft ehedem um ſie geweſen ſeyn,
da ſie es jezt noch immer iſt! Die haͤrteſten Stoͤße
des Schickſals haben ihre adlichen Halbſeelen noch
nicht zur vernuͤnftigen Beſinnung bringen koͤnnen:
und ſo wandern ſie, wie verdammte Scheuſale,
zur exemplariſchen Belehrung fuͤr alle die, welche
auf Vorrechte des Standes geſtuͤtzet, die Rechte
der Menſchheit ihrer uſurpirten Convenienz auf-
opfern, und alles wie Sklav behandeln moͤgten,
was nicht zum Hof, zum Adel oder zur Soͤldne-
rey gehoͤret.

Vielleicht meynen einige meiner Leſer, daß man
doch nun der Emigrirten ſchonen muͤſſe, da ſie,
von der ganzen Welt verlaſſen, die Strafe ihrer
rachſuͤchtigen oder leichtglaͤubigen Entweichung aus
ihrem Vaterlande nur gar zu ſehr fuͤhlen; und aus
dieſem Grunde verdenkt es mir vielleicht Mancher,
daß ich die aͤrgerliche, empoͤrende Beſchreibung ih-
res Betragens vom Jahr 1792 jezt noch aufſtelle.
Auch iſt der Grund, daß man den Geſtuͤrzten nicht
noch mehr niederdruͤcken muͤſſe, ſtark genug, je-
den, der Gefuͤhl hat, von der Verfolgung eines
Elenden abzuhalten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0042" n="30"/>
devant</hi> abge&#x017F;chmackte Groß&#x017F;precher, voll Dunkel<lb/>
und dummer Rach&#x017F;ucht.</p><lb/>
        <p>Wie tief muß die&#x017F;en elenden Hof-In&#x017F;ekten der<lb/>
alte diplomati&#x017F;che Hof&#x017F;chlamm ankleben, und wie<lb/>
verpe&#x017F;tet muß die Luft ehedem um &#x017F;ie gewe&#x017F;en &#x017F;eyn,<lb/>
da &#x017F;ie es jezt noch immer i&#x017F;t! Die ha&#x0364;rte&#x017F;ten Sto&#x0364;ße<lb/>
des Schick&#x017F;als haben ihre adlichen Halb&#x017F;eelen noch<lb/>
nicht zur vernu&#x0364;nftigen Be&#x017F;innung bringen ko&#x0364;nnen:<lb/>
und &#x017F;o wandern &#x017F;ie, wie verdammte Scheu&#x017F;ale,<lb/>
zur exemplari&#x017F;chen Belehrung fu&#x0364;r alle die, welche<lb/>
auf Vorrechte des <hi rendition="#g">Standes</hi> ge&#x017F;tu&#x0364;tzet, die Rechte<lb/>
der <hi rendition="#g">Men&#x017F;chheit</hi> ihrer u&#x017F;urpirten Convenienz auf-<lb/>
opfern, und alles wie Sklav behandeln mo&#x0364;gten,<lb/>
was nicht zum Hof, zum Adel oder zur So&#x0364;ldne-<lb/>
rey geho&#x0364;ret.</p><lb/>
        <p>Vielleicht meynen einige meiner Le&#x017F;er, daß man<lb/>
doch nun der Emigrirten &#x017F;chonen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, da &#x017F;ie,<lb/>
von der ganzen Welt verla&#x017F;&#x017F;en, die Strafe ihrer<lb/>
rach&#x017F;u&#x0364;chtigen oder leichtgla&#x0364;ubigen Entweichung aus<lb/>
ihrem Vaterlande nur gar zu &#x017F;ehr fu&#x0364;hlen; und aus<lb/>
die&#x017F;em Grunde verdenkt es mir vielleicht Mancher,<lb/>
daß ich die a&#x0364;rgerliche, empo&#x0364;rende Be&#x017F;chreibung ih-<lb/>
res Betragens vom Jahr 1792 jezt noch auf&#x017F;telle.<lb/>
Auch i&#x017F;t der Grund, daß man den Ge&#x017F;tu&#x0364;rzten nicht<lb/>
noch mehr niederdru&#x0364;cken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;tark genug, je-<lb/>
den, der Gefu&#x0364;hl hat, von der Verfolgung eines<lb/>
Elenden abzuhalten.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0042] devant abgeſchmackte Großſprecher, voll Dunkel und dummer Rachſucht. Wie tief muß dieſen elenden Hof-Inſekten der alte diplomatiſche Hofſchlamm ankleben, und wie verpeſtet muß die Luft ehedem um ſie geweſen ſeyn, da ſie es jezt noch immer iſt! Die haͤrteſten Stoͤße des Schickſals haben ihre adlichen Halbſeelen noch nicht zur vernuͤnftigen Beſinnung bringen koͤnnen: und ſo wandern ſie, wie verdammte Scheuſale, zur exemplariſchen Belehrung fuͤr alle die, welche auf Vorrechte des Standes geſtuͤtzet, die Rechte der Menſchheit ihrer uſurpirten Convenienz auf- opfern, und alles wie Sklav behandeln moͤgten, was nicht zum Hof, zum Adel oder zur Soͤldne- rey gehoͤret. Vielleicht meynen einige meiner Leſer, daß man doch nun der Emigrirten ſchonen muͤſſe, da ſie, von der ganzen Welt verlaſſen, die Strafe ihrer rachſuͤchtigen oder leichtglaͤubigen Entweichung aus ihrem Vaterlande nur gar zu ſehr fuͤhlen; und aus dieſem Grunde verdenkt es mir vielleicht Mancher, daß ich die aͤrgerliche, empoͤrende Beſchreibung ih- res Betragens vom Jahr 1792 jezt noch aufſtelle. Auch iſt der Grund, daß man den Geſtuͤrzten nicht noch mehr niederdruͤcken muͤſſe, ſtark genug, je- den, der Gefuͤhl hat, von der Verfolgung eines Elenden abzuhalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/42
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/42>, abgerufen am 27.04.2024.