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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Ich, fuhr er voll Enthusiasmus fort, ich bin
völlig überzeugt, daß die künftige Generation in
Frankreich besser seyn wird, als die gegenwärtige,
und daß man in hundert Jahren die Uebung der
gesellschaftlichen Tugenden, und der Pflichten ge-
gen das Vaterland, für das Wohl der Menschheit
eben so nothwendig allgemein halten wird, als
man jezt das Othemholen nöthig für das Leben
hält. Dann werden die Strafgesetze freilich noch
da seyn, aber kein Mensch wird sie brauchen: in
Erz wird man sie eingraben, und Moos wird sie
überziehen. Ihre Sprache wird so veraltern, daß
die Gelehrten nach Jahrtausenden Mühe haben
werden, zu erklären, welche Laster man ehemals,
und wie man sie bestraft habe. --

Das Urtheil über das Räsonnement des ehrli-
chen Landrin, wie über die Würdigung seiner er-
baulichen Aussicht in die Zukunft überlasse ich dem
Leser.

Ehe wir nach Besancon kamen, passirten wir
eine kleine Stadt, Beaumes les Nonnes ge-
nannt, wo ehemals das erste Nonnenkloster im
ganzen Lande, Hochburgund, gestanden hat. Jezt
heißt die Stadt Beaumes les Citoyens.

Den 11ten Jänner kamen wir nach Besancon.


Ich, fuhr er voll Enthuſiasmus fort, ich bin
voͤllig uͤberzeugt, daß die kuͤnftige Generation in
Frankreich beſſer ſeyn wird, als die gegenwaͤrtige,
und daß man in hundert Jahren die Uebung der
geſellſchaftlichen Tugenden, und der Pflichten ge-
gen das Vaterland, fuͤr das Wohl der Menſchheit
eben ſo nothwendig allgemein halten wird, als
man jezt das Othemholen noͤthig fuͤr das Leben
haͤlt. Dann werden die Strafgeſetze freilich noch
da ſeyn, aber kein Menſch wird ſie brauchen: in
Erz wird man ſie eingraben, und Moos wird ſie
uͤberziehen. Ihre Sprache wird ſo veraltern, daß
die Gelehrten nach Jahrtauſenden Muͤhe haben
werden, zu erklaͤren, welche Laſter man ehemals,
und wie man ſie beſtraft habe. —

Das Urtheil uͤber das Raͤſonnement des ehrli-
chen Landrin, wie uͤber die Wuͤrdigung ſeiner er-
baulichen Ausſicht in die Zukunft uͤberlaſſe ich dem
Leſer.

Ehe wir nach Beſançon kamen, paſſirten wir
eine kleine Stadt, Beaumes les Nonnes ge-
nannt, wo ehemals das erſte Nonnenkloſter im
ganzen Lande, Hochburgund, geſtanden hat. Jezt
heißt die Stadt Beaumes les Citoyens.

Den 11ten Jaͤnner kamen wir nach Beſançon.


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[330/0334] Ich, fuhr er voll Enthuſiasmus fort, ich bin voͤllig uͤberzeugt, daß die kuͤnftige Generation in Frankreich beſſer ſeyn wird, als die gegenwaͤrtige, und daß man in hundert Jahren die Uebung der geſellſchaftlichen Tugenden, und der Pflichten ge- gen das Vaterland, fuͤr das Wohl der Menſchheit eben ſo nothwendig allgemein halten wird, als man jezt das Othemholen noͤthig fuͤr das Leben haͤlt. Dann werden die Strafgeſetze freilich noch da ſeyn, aber kein Menſch wird ſie brauchen: in Erz wird man ſie eingraben, und Moos wird ſie uͤberziehen. Ihre Sprache wird ſo veraltern, daß die Gelehrten nach Jahrtauſenden Muͤhe haben werden, zu erklaͤren, welche Laſter man ehemals, und wie man ſie beſtraft habe. — Das Urtheil uͤber das Raͤſonnement des ehrli- chen Landrin, wie uͤber die Wuͤrdigung ſeiner er- baulichen Ausſicht in die Zukunft uͤberlaſſe ich dem Leſer. Ehe wir nach Beſançon kamen, paſſirten wir eine kleine Stadt, Beaumes les Nonnes ge- nannt, wo ehemals das erſte Nonnenkloſter im ganzen Lande, Hochburgund, geſtanden hat. Jezt heißt die Stadt Beaumes les Citoyens. Den 11ten Jaͤnner kamen wir nach Beſançon.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/334>, abgerufen am 26.04.2024.