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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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welches alibi das schöne Geschlecht so sehr übel re-
commandirt, ob gleich die Damen wunder glauben,
wie hübsch ihnen die hohe Nase und die futile Im-
pertinenz anstehe. Indeßen wißen die Nordhäuser
Schönen recht gut, was sie sich und ihrer Würde
schuldig sind, und daher herrscht unter ihnen wahre
Sittsamkeit, und kein Wort wird aus ihrem Munde
gehört, woraus man auf verderbte Sitten, oder auf
Lüsternheit schließen könnte. Unter dem Pöbel giebts
freylich weggeworfne Menscher, und wer des
Nachts ausgeht, um solche Möbel auf der Straße
aufzusuchen, geht nicht vergebens. Aber das ist
ja aller Orten so.

Reisende, welche dahin kommen, werden ge-
wiß wieder zufrieden abgehen, wenn sie sich um die
Bekanntschaft einiger braven Männer bemühen wol-
len: denn durch einen und den andern lernen sie
gewiß alles Sehenswerthe der Stadt kennen und wer-
den in die besten Familien eingeführt. Sehens-
würdig sind aber die sehr gut eingerichteten Hospitä-
ler, welche ein gewißer Flugapostel durch Deutsch-
land so schief beschrieben hat, die Kunst, wodurch
das Flußwasser der ganzen Stadt mitgetheilt wird,
und andere Dinge, welche sich besser sehen, als
beschreiben laßen. Der große Roland von Nord-
hausen, [ - 2 Zeichen fehlen]lcher daselbst am Rathhause steht, und
ein allmächtiges Rachschwert in der Hand führt,

welches alibi das ſchoͤne Geſchlecht ſo ſehr uͤbel re-
commandirt, ob gleich die Damen wunder glauben,
wie huͤbſch ihnen die hohe Naſe und die futile Im-
pertinenz anſtehe. Indeßen wißen die Nordhaͤuſer
Schoͤnen recht gut, was ſie ſich und ihrer Wuͤrde
ſchuldig ſind, und daher herrſcht unter ihnen wahre
Sittſamkeit, und kein Wort wird aus ihrem Munde
gehoͤrt, woraus man auf verderbte Sitten, oder auf
Luͤſternheit ſchließen koͤnnte. Unter dem Poͤbel giebts
freylich weggeworfne Menſcher, und wer des
Nachts ausgeht, um ſolche Moͤbel auf der Straße
aufzuſuchen, geht nicht vergebens. Aber das iſt
ja aller Orten ſo.

Reiſende, welche dahin kommen, werden ge-
wiß wieder zufrieden abgehen, wenn ſie ſich um die
Bekanntſchaft einiger braven Maͤnner bemuͤhen wol-
len: denn durch einen und den andern lernen ſie
gewiß alles Sehenswerthe der Stadt kennen und wer-
den in die beſten Familien eingefuͤhrt. Sehens-
wuͤrdig ſind aber die ſehr gut eingerichteten Hoſpitaͤ-
ler, welche ein gewißer Flugapoſtel durch Deutſch-
land ſo ſchief beſchrieben hat, die Kunſt, wodurch
das Flußwaſſer der ganzen Stadt mitgetheilt wird,
und andere Dinge, welche ſich beſſer ſehen, als
beſchreiben laßen. Der große Roland von Nord-
hauſen, [ – 2 Zeichen fehlen]lcher daſelbſt am Rathhauſe ſteht, und
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[220/0228] welches alibi das ſchoͤne Geſchlecht ſo ſehr uͤbel re- commandirt, ob gleich die Damen wunder glauben, wie huͤbſch ihnen die hohe Naſe und die futile Im- pertinenz anſtehe. Indeßen wißen die Nordhaͤuſer Schoͤnen recht gut, was ſie ſich und ihrer Wuͤrde ſchuldig ſind, und daher herrſcht unter ihnen wahre Sittſamkeit, und kein Wort wird aus ihrem Munde gehoͤrt, woraus man auf verderbte Sitten, oder auf Luͤſternheit ſchließen koͤnnte. Unter dem Poͤbel giebts freylich weggeworfne Menſcher, und wer des Nachts ausgeht, um ſolche Moͤbel auf der Straße aufzuſuchen, geht nicht vergebens. Aber das iſt ja aller Orten ſo. Reiſende, welche dahin kommen, werden ge- wiß wieder zufrieden abgehen, wenn ſie ſich um die Bekanntſchaft einiger braven Maͤnner bemuͤhen wol- len: denn durch einen und den andern lernen ſie gewiß alles Sehenswerthe der Stadt kennen und wer- den in die beſten Familien eingefuͤhrt. Sehens- wuͤrdig ſind aber die ſehr gut eingerichteten Hoſpitaͤ- ler, welche ein gewißer Flugapoſtel durch Deutſch- land ſo ſchief beſchrieben hat, die Kunſt, wodurch das Flußwaſſer der ganzen Stadt mitgetheilt wird, und andere Dinge, welche ſich beſſer ſehen, als beſchreiben laßen. Der große Roland von Nord- hauſen, __lcher daſelbſt am Rathhauſe ſteht, und ein allmaͤchtiges Rachſchwert in der Hand fuͤhrt,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/228>, abgerufen am 26.04.2024.