Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
XXVIII. Fragment. Drey Künstler.

Jn A das Aug' gespannter, weniger treffend, als in B. Ferner in A zu entfernt von dem
Nasenläppchen, -- daher in diesem Gesichte eine Gedehntheit, die mit dem Geiste stiller, in sich
verschlingender Aufmerksamkeit, der den Charakter des Originals ausmacht, nicht wohl bestehen
kann.

Jn A ist auch der religiöse Charakter des Mannes nicht so gut ausgedrückt, als in B,
wo, wenn nicht sichtbar genug, doch auf die leichteste Anzeige, nicht befremdend ist -- die -- Brü-
der mährische Jmaginations-Empfindsamkeit.

Treu und Fleiß ist in beyden. Frömmigkeit aber mehr in B.

Der Kopf A ist spitzer und schmäler, als B; -- und das macht B Zutrauens würdiger,
empfindsamer -- frömmer?

Jch füg' ihm bey einen Umriß eines berühmten Miniaturmahlers von Grisone in Sklavo-
nien -- der mehr angestrengter, als bloß still empfänglicher Aufmerksamkeit fähig ist. --

[Abbildung]

Zweyte
E e 3
XXVIII. Fragment. Drey Kuͤnſtler.

Jn A das Aug’ geſpannter, weniger treffend, als in B. Ferner in A zu entfernt von dem
Naſenlaͤppchen, — daher in dieſem Geſichte eine Gedehntheit, die mit dem Geiſte ſtiller, in ſich
verſchlingender Aufmerkſamkeit, der den Charakter des Originals ausmacht, nicht wohl beſtehen
kann.

Jn A iſt auch der religioͤſe Charakter des Mannes nicht ſo gut ausgedruͤckt, als in B,
wo, wenn nicht ſichtbar genug, doch auf die leichteſte Anzeige, nicht befremdend iſt — die — Bruͤ-
der maͤhriſche Jmaginations-Empfindſamkeit.

Treu und Fleiß iſt in beyden. Froͤmmigkeit aber mehr in B.

Der Kopf A iſt ſpitzer und ſchmaͤler, als B; — und das macht B Zutrauens wuͤrdiger,
empfindſamer — froͤmmer?

Jch fuͤg’ ihm bey einen Umriß eines beruͤhmten Miniaturmahlers von Griſone in Sklavo-
nien — der mehr angeſtrengter, als bloß ſtill empfaͤnglicher Aufmerkſamkeit faͤhig iſt. —

[Abbildung]

Zweyte
E e 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0365" n="221"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Fragment. Drey Ku&#x0364;n&#x017F;tler.</hi> </fw><lb/>
            <p>Jn <hi rendition="#aq">A</hi> das Aug&#x2019; ge&#x017F;pannter, weniger treffend, als in <hi rendition="#aq">B.</hi> Ferner in <hi rendition="#aq">A</hi> zu entfernt von dem<lb/>
Na&#x017F;enla&#x0364;ppchen, &#x2014; daher in die&#x017F;em Ge&#x017F;ichte eine Gedehntheit, die mit dem Gei&#x017F;te &#x017F;tiller, in &#x017F;ich<lb/>
ver&#x017F;chlingender Aufmerk&#x017F;amkeit, der den Charakter des Originals ausmacht, nicht wohl be&#x017F;tehen<lb/>
kann.</p><lb/>
            <p>Jn <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t auch der religio&#x0364;&#x017F;e Charakter des Mannes nicht &#x017F;o gut ausgedru&#x0364;ckt, als in <hi rendition="#aq">B</hi>,<lb/>
wo, wenn nicht &#x017F;ichtbar genug, doch auf die leichte&#x017F;te Anzeige, nicht befremdend i&#x017F;t &#x2014; die &#x2014; <hi rendition="#fr">Bru&#x0364;-<lb/>
der ma&#x0364;hri&#x017F;che Jmaginations-Empfind&#x017F;amkeit.</hi></p><lb/>
            <p>Treu und Fleiß i&#x017F;t in beyden. Fro&#x0364;mmigkeit aber mehr in <hi rendition="#aq">B.</hi></p><lb/>
            <p>Der Kopf <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t &#x017F;pitzer und &#x017F;chma&#x0364;ler, als <hi rendition="#aq">B;</hi> &#x2014; und das macht <hi rendition="#aq">B</hi> Zutrauens wu&#x0364;rdiger,<lb/>
empfind&#x017F;amer &#x2014; fro&#x0364;mmer?</p><lb/>
            <p>Jch fu&#x0364;g&#x2019; ihm bey einen Umriß eines beru&#x0364;hmten Miniaturmahlers von Gri&#x017F;one in Sklavo-<lb/>
nien &#x2014; der mehr ange&#x017F;trengter, als bloß &#x017F;till empfa&#x0364;nglicher Aufmerk&#x017F;amkeit fa&#x0364;hig i&#x017F;t. &#x2014;</p><lb/>
            <figure/><lb/>
          </div>
          <fw place="bottom" type="sig">E e 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Zweyte</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0365] XXVIII. Fragment. Drey Kuͤnſtler. Jn A das Aug’ geſpannter, weniger treffend, als in B. Ferner in A zu entfernt von dem Naſenlaͤppchen, — daher in dieſem Geſichte eine Gedehntheit, die mit dem Geiſte ſtiller, in ſich verſchlingender Aufmerkſamkeit, der den Charakter des Originals ausmacht, nicht wohl beſtehen kann. Jn A iſt auch der religioͤſe Charakter des Mannes nicht ſo gut ausgedruͤckt, als in B, wo, wenn nicht ſichtbar genug, doch auf die leichteſte Anzeige, nicht befremdend iſt — die — Bruͤ- der maͤhriſche Jmaginations-Empfindſamkeit. Treu und Fleiß iſt in beyden. Froͤmmigkeit aber mehr in B. Der Kopf A iſt ſpitzer und ſchmaͤler, als B; — und das macht B Zutrauens wuͤrdiger, empfindſamer — froͤmmer? Jch fuͤg’ ihm bey einen Umriß eines beruͤhmten Miniaturmahlers von Griſone in Sklavo- nien — der mehr angeſtrengter, als bloß ſtill empfaͤnglicher Aufmerkſamkeit faͤhig iſt. — [Abbildung] Zweyte E e 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/365
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 2. Leipzig u. a., 1776, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente02_1776/365>, abgerufen am 26.04.2024.