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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Brennstoffe.
Einspritzwasser wie das condensirte Wasser und der Theer sammeln
sich unterhalb der Stäbe und lassen sich durch einen mit dem äusseren
Raume communicirenden Kanal entfernen. Derartige Condensatoren
sind u. a. auf dem Eisenwerke zu Riesa (für Braunkohlengas) sowie auf
einigen kärntnischen und schwedischen Eisenwerken (für Braunkohlen-
und Holzgas) in Anwendung.

Selbst Sägespäne sind durch Einschaltung eines derartigen, aus-
reichend geräumigen Condensators in die Leitung noch in gut brauch-
bares Gas für Schweissöfen umgewandelt worden (Lundin's Conden-
sator, vergl. Literatur).

Zu erwägen bleibt immerhin bei einer derartigen Anlage, ob nicht
eine Zerlegung der gebildeten nachtheiligen Körper und Umwandlung
in brennbare Gase durch Einwirkung glühender Kohle, wie sie z. B.
in dem Gröbe-Lürmann'schen Generator stattfindet, aber auch in
anderer Weise zu erreichen sein würde, vortheilhafter als die Con-
densation sei; denn jede Condensation ist gleichbedeutend mit einem
Verluste von Wärme.

Das Wassergas und sein Gemisch mit Luftgas.

Mehrfach war bereits in Vorstehendem jenes Vorganges gedacht,
dem das Wassergas seine Entstehung verdankt: ein Zerfallen von
Wasserdampf in Berührung mit glühender Kohle unter Bildung von
Kohlenoxyd und Wasserstoff. Dieser Process findet in gewöhnlichen
Generatoren nicht selten neben der Bildung des eigentlichen Generator-
gases (Luftgases) statt, wenn man wasserhaltige Brennstoffe verarbeitet
und die Temperatur hoch genug zur Zerlegung der Wasserdämpfe u. s. w.
ist (z. B. im Gröbe-Lürmann'schen Generator); er ist auch als
selbstständiger Process zur Darstellung brennbarer Gase, des eigentlichen
Wassergases, seit einer Reihe von Jahren in die Praxis eingeführt worden.

Schon in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts wurden --
zuerst durch Donnovan in Dublin, bald darauf durch Selligue in
Paris -- mehrfache Versuche in grösserem Maassstabe gemacht, Wasser-
gas technisch darzustellen und zu verwerthen, sei es zu Heizzwecken
oder zur Beleuchtung, nachdem ihm für letzteren Zweck entweder durch
Beimengung flüchtiger Kohlenwasserstoffe die Eigenschaft, mit leuchten-
der Flamme zu brennen, ertheilt worden war, oder auch, indem man
es unter einem Korbe aus Platindrahtgewebe verbrennen liess, welcher
ins Weissglühen gerieth und dabei ein klares, ruhiges Licht ausstrahlte.
In dieser Weise wurde z. B. die Stadt Narbonne in den Jahren 1855
bis 1865 erleuchtet.

Die allgemeinere Anwendung des Wassergases, insbesondere auch
die Anwendung desselben zu Heizzwecken, scheiterte jedoch lange Zeit
hindurch an dem Umstande, dass die Erzeugung des Gases einen ganz
erheblichen Verbrauch an Wärme erheischt, der nur durch Verbren-
nung anderweitiger Brennstoffe gedeckt werden kann.

Denkt man sich den ideellen Vorgang bei der Wassergaserzeugung
folgendermaassen:
[Formel 1] ,
so lässt sich unschwer berechnen, dass für jedes kg zerlegten Wasser-
dampfes 1591 W.-E. oder für jedes kg vergasten Kohlenstoffes 2387 W.-E.

Die Brennstoffe.
Einspritzwasser wie das condensirte Wasser und der Theer sammeln
sich unterhalb der Stäbe und lassen sich durch einen mit dem äusseren
Raume communicirenden Kanal entfernen. Derartige Condensatoren
sind u. a. auf dem Eisenwerke zu Riesa (für Braunkohlengas) sowie auf
einigen kärntnischen und schwedischen Eisenwerken (für Braunkohlen-
und Holzgas) in Anwendung.

Selbst Sägespäne sind durch Einschaltung eines derartigen, aus-
reichend geräumigen Condensators in die Leitung noch in gut brauch-
bares Gas für Schweissöfen umgewandelt worden (Lundin’s Conden-
sator, vergl. Literatur).

Zu erwägen bleibt immerhin bei einer derartigen Anlage, ob nicht
eine Zerlegung der gebildeten nachtheiligen Körper und Umwandlung
in brennbare Gase durch Einwirkung glühender Kohle, wie sie z. B.
in dem Gröbe-Lürmann’schen Generator stattfindet, aber auch in
anderer Weise zu erreichen sein würde, vortheilhafter als die Con-
densation sei; denn jede Condensation ist gleichbedeutend mit einem
Verluste von Wärme.

Das Wassergas und sein Gemisch mit Luftgas.

Mehrfach war bereits in Vorstehendem jenes Vorganges gedacht,
dem das Wassergas seine Entstehung verdankt: ein Zerfallen von
Wasserdampf in Berührung mit glühender Kohle unter Bildung von
Kohlenoxyd und Wasserstoff. Dieser Process findet in gewöhnlichen
Generatoren nicht selten neben der Bildung des eigentlichen Generator-
gases (Luftgases) statt, wenn man wasserhaltige Brennstoffe verarbeitet
und die Temperatur hoch genug zur Zerlegung der Wasserdämpfe u. s. w.
ist (z. B. im Gröbe-Lürmann’schen Generator); er ist auch als
selbstständiger Process zur Darstellung brennbarer Gase, des eigentlichen
Wassergases, seit einer Reihe von Jahren in die Praxis eingeführt worden.

Schon in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts wurden —
zuerst durch Donnovan in Dublin, bald darauf durch Selligue in
Paris — mehrfache Versuche in grösserem Maassstabe gemacht, Wasser-
gas technisch darzustellen und zu verwerthen, sei es zu Heizzwecken
oder zur Beleuchtung, nachdem ihm für letzteren Zweck entweder durch
Beimengung flüchtiger Kohlenwasserstoffe die Eigenschaft, mit leuchten-
der Flamme zu brennen, ertheilt worden war, oder auch, indem man
es unter einem Korbe aus Platindrahtgewebe verbrennen liess, welcher
ins Weissglühen gerieth und dabei ein klares, ruhiges Licht ausstrahlte.
In dieser Weise wurde z. B. die Stadt Narbonne in den Jahren 1855
bis 1865 erleuchtet.

Die allgemeinere Anwendung des Wassergases, insbesondere auch
die Anwendung desselben zu Heizzwecken, scheiterte jedoch lange Zeit
hindurch an dem Umstande, dass die Erzeugung des Gases einen ganz
erheblichen Verbrauch an Wärme erheischt, der nur durch Verbren-
nung anderweitiger Brennstoffe gedeckt werden kann.

Denkt man sich den ideellen Vorgang bei der Wassergaserzeugung
folgendermaassen:
[Formel 1] ,
so lässt sich unschwer berechnen, dass für jedes kg zerlegten Wasser-
dampfes 1591 W.-E. oder für jedes kg vergasten Kohlenstoffes 2387 W.-E.

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[96/0128] Die Brennstoffe. Einspritzwasser wie das condensirte Wasser und der Theer sammeln sich unterhalb der Stäbe und lassen sich durch einen mit dem äusseren Raume communicirenden Kanal entfernen. Derartige Condensatoren sind u. a. auf dem Eisenwerke zu Riesa (für Braunkohlengas) sowie auf einigen kärntnischen und schwedischen Eisenwerken (für Braunkohlen- und Holzgas) in Anwendung. Selbst Sägespäne sind durch Einschaltung eines derartigen, aus- reichend geräumigen Condensators in die Leitung noch in gut brauch- bares Gas für Schweissöfen umgewandelt worden (Lundin’s Conden- sator, vergl. Literatur). Zu erwägen bleibt immerhin bei einer derartigen Anlage, ob nicht eine Zerlegung der gebildeten nachtheiligen Körper und Umwandlung in brennbare Gase durch Einwirkung glühender Kohle, wie sie z. B. in dem Gröbe-Lürmann’schen Generator stattfindet, aber auch in anderer Weise zu erreichen sein würde, vortheilhafter als die Con- densation sei; denn jede Condensation ist gleichbedeutend mit einem Verluste von Wärme. Das Wassergas und sein Gemisch mit Luftgas. Mehrfach war bereits in Vorstehendem jenes Vorganges gedacht, dem das Wassergas seine Entstehung verdankt: ein Zerfallen von Wasserdampf in Berührung mit glühender Kohle unter Bildung von Kohlenoxyd und Wasserstoff. Dieser Process findet in gewöhnlichen Generatoren nicht selten neben der Bildung des eigentlichen Generator- gases (Luftgases) statt, wenn man wasserhaltige Brennstoffe verarbeitet und die Temperatur hoch genug zur Zerlegung der Wasserdämpfe u. s. w. ist (z. B. im Gröbe-Lürmann’schen Generator); er ist auch als selbstständiger Process zur Darstellung brennbarer Gase, des eigentlichen Wassergases, seit einer Reihe von Jahren in die Praxis eingeführt worden. Schon in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts wurden — zuerst durch Donnovan in Dublin, bald darauf durch Selligue in Paris — mehrfache Versuche in grösserem Maassstabe gemacht, Wasser- gas technisch darzustellen und zu verwerthen, sei es zu Heizzwecken oder zur Beleuchtung, nachdem ihm für letzteren Zweck entweder durch Beimengung flüchtiger Kohlenwasserstoffe die Eigenschaft, mit leuchten- der Flamme zu brennen, ertheilt worden war, oder auch, indem man es unter einem Korbe aus Platindrahtgewebe verbrennen liess, welcher ins Weissglühen gerieth und dabei ein klares, ruhiges Licht ausstrahlte. In dieser Weise wurde z. B. die Stadt Narbonne in den Jahren 1855 bis 1865 erleuchtet. Die allgemeinere Anwendung des Wassergases, insbesondere auch die Anwendung desselben zu Heizzwecken, scheiterte jedoch lange Zeit hindurch an dem Umstande, dass die Erzeugung des Gases einen ganz erheblichen Verbrauch an Wärme erheischt, der nur durch Verbren- nung anderweitiger Brennstoffe gedeckt werden kann. Denkt man sich den ideellen Vorgang bei der Wassergaserzeugung folgendermaassen: [FORMEL], so lässt sich unschwer berechnen, dass für jedes kg zerlegten Wasser- dampfes 1591 W.-E. oder für jedes kg vergasten Kohlenstoffes 2387 W.-E.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/128>, abgerufen am 26.04.2024.