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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die feuerfesten Materialien.
C. Feuerfeste Materialien mit Kalkerde oder Magnesia als
Grundbestandtheil.

Dieselben werden im rohen Zustande ziemlich selten verwendet.
Kalkstein und Dolomit, obschon unschmelzbar, eignen sich doch
nicht gut ohne Weiteres zur Benutzung als feuerfeste Materialien, da
die bei ihrer Erhitzung stattfindende Kohlensäureentwickelung ein Zer-
fallen der Steine herbeiführen würde; Serpentin, Speckstein, Talk-
schiefer
und ähnliche magnesiareiche Gesteine sind mitunter wohl,
doch nicht häufig, als feuerfeste Materialien benutzt. Ihr Wassergehalt
und das Entweichen desselben in hoher Temperatur wird immerhin
ihre Verwendung für diesen Zweck erschweren.

Eine grosse Wichtigkeit dagegen haben in neuerer Zeit die so-
genannten basischen Ziegel oder allgemein basischen feuerfesten
Materialien,
welche der Hauptsache nach aus Kalkerde und Magnesia
oder auch aus Magnesia ohne Kalkerde, mitunter auch aus Kalkerde
ohne Magnesia mit geringen Mengen Thonerde und Kieselsäure zu
bestehen pflegen, für solche Zwecke erlangt, wo eine grosse Feuer-
beständigkeit erforderlich, die Bildung einer kieselsäurereichen Schlacke
aber ausgeschlossen ist und ausgeschlossen sein muss (basischer Besse-
merp
rocess oder Thomasprocess; siehe Abtheilung III).

Es sind zahlreiche Vorschläge für die Gewinnung eines geeigneten
Rohmaterials zur Herstellung dieser basischen Ziegeln sowie eines ge-
eigneten Zusatzes als Bindemittel gemacht worden. Das einfachste und
bis jetzt üblichste Verfahren beruht auf der Verarbeitung eines eisen-
armen Dolomits, welcher neben ca. 45 Proc. Kohlensäure ca. 30 Proc.
Kalkerde, 20 Proc. Magnesia, 1--2 Proc. Kieselsäure und ebenso viel
Thonerde, daneben kleine Mengen unwesentlicher Körper zu enthalten
pflegt.1)

Der Dolomit wird zur Austreibung der Kohlensäure und des
Wassers gebrannt, dann gemahlen, gesiebt und mit gekochtem Theer
(auf 8 Volumina Dolomit ca. 11/2 Volumina Theer) gemischt, um ihn
bildsam zu machen (Befeuchten mit Wasser zu diesem Zwecke würde
selbstverständlich eine sofortige chemische Vereinigung des letzteren
mit dem gebrannten Kalk zur Folge haben und die Benutzbarkeit der
Masse aufheben). Dann formt man Steine daraus und brennt sie in
Oefen mit hoher Temperatur.

Solche kalkerdereichen Steine nehmen beim längeren Lagern an
der Luft Feuchtigkeit und Kohlensäure auf, zerfallen und werden un-
brauchbar. Beim Einbauen ist aus demselben Grunde die Berührung
mit Wasser sorgfältig zu vermeiden, und man muss sich flüssiger
Kohlenwasserstoffe (Theer, Petroleum) statt des Wassers dabei bedienen.

Todtgebrannte Magnesia dagegen ist gegen Wasser und Kohlen-
säure weit weniger empfindlich und geht nur ganz allmählich bei stetiger
Berührung in chemische Verbindung mit diesen Körpern. Magnesia-

1) Z. B. Dolomit, in Ilsede zur Herstellung basischer Ziegeln benutzt enthält:
[Tabelle]
Die feuerfesten Materialien.
C. Feuerfeste Materialien mit Kalkerde oder Magnesia als
Grundbestandtheil.

Dieselben werden im rohen Zustande ziemlich selten verwendet.
Kalkstein und Dolomit, obschon unschmelzbar, eignen sich doch
nicht gut ohne Weiteres zur Benutzung als feuerfeste Materialien, da
die bei ihrer Erhitzung stattfindende Kohlensäureentwickelung ein Zer-
fallen der Steine herbeiführen würde; Serpentin, Speckstein, Talk-
schiefer
und ähnliche magnesiareiche Gesteine sind mitunter wohl,
doch nicht häufig, als feuerfeste Materialien benutzt. Ihr Wassergehalt
und das Entweichen desselben in hoher Temperatur wird immerhin
ihre Verwendung für diesen Zweck erschweren.

Eine grosse Wichtigkeit dagegen haben in neuerer Zeit die so-
genannten basischen Ziegel oder allgemein basischen feuerfesten
Materialien,
welche der Hauptsache nach aus Kalkerde und Magnesia
oder auch aus Magnesia ohne Kalkerde, mitunter auch aus Kalkerde
ohne Magnesia mit geringen Mengen Thonerde und Kieselsäure zu
bestehen pflegen, für solche Zwecke erlangt, wo eine grosse Feuer-
beständigkeit erforderlich, die Bildung einer kieselsäurereichen Schlacke
aber ausgeschlossen ist und ausgeschlossen sein muss (basischer Besse-
merp
rocess oder Thomasprocess; siehe Abtheilung III).

Es sind zahlreiche Vorschläge für die Gewinnung eines geeigneten
Rohmaterials zur Herstellung dieser basischen Ziegeln sowie eines ge-
eigneten Zusatzes als Bindemittel gemacht worden. Das einfachste und
bis jetzt üblichste Verfahren beruht auf der Verarbeitung eines eisen-
armen Dolomits, welcher neben ca. 45 Proc. Kohlensäure ca. 30 Proc.
Kalkerde, 20 Proc. Magnesia, 1—2 Proc. Kieselsäure und ebenso viel
Thonerde, daneben kleine Mengen unwesentlicher Körper zu enthalten
pflegt.1)

Der Dolomit wird zur Austreibung der Kohlensäure und des
Wassers gebrannt, dann gemahlen, gesiebt und mit gekochtem Theer
(auf 8 Volumina Dolomit ca. 1½ Volumina Theer) gemischt, um ihn
bildsam zu machen (Befeuchten mit Wasser zu diesem Zwecke würde
selbstverständlich eine sofortige chemische Vereinigung des letzteren
mit dem gebrannten Kalk zur Folge haben und die Benutzbarkeit der
Masse aufheben). Dann formt man Steine daraus und brennt sie in
Oefen mit hoher Temperatur.

Solche kalkerdereichen Steine nehmen beim längeren Lagern an
der Luft Feuchtigkeit und Kohlensäure auf, zerfallen und werden un-
brauchbar. Beim Einbauen ist aus demselben Grunde die Berührung
mit Wasser sorgfältig zu vermeiden, und man muss sich flüssiger
Kohlenwasserstoffe (Theer, Petroleum) statt des Wassers dabei bedienen.

Todtgebrannte Magnesia dagegen ist gegen Wasser und Kohlen-
säure weit weniger empfindlich und geht nur ganz allmählich bei stetiger
Berührung in chemische Verbindung mit diesen Körpern. Magnesia-

1) Z. B. Dolomit, in Ilsede zur Herstellung basischer Ziegeln benutzt enthält:
[Tabelle]
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[141/0181] Die feuerfesten Materialien. C. Feuerfeste Materialien mit Kalkerde oder Magnesia als Grundbestandtheil. Dieselben werden im rohen Zustande ziemlich selten verwendet. Kalkstein und Dolomit, obschon unschmelzbar, eignen sich doch nicht gut ohne Weiteres zur Benutzung als feuerfeste Materialien, da die bei ihrer Erhitzung stattfindende Kohlensäureentwickelung ein Zer- fallen der Steine herbeiführen würde; Serpentin, Speckstein, Talk- schiefer und ähnliche magnesiareiche Gesteine sind mitunter wohl, doch nicht häufig, als feuerfeste Materialien benutzt. Ihr Wassergehalt und das Entweichen desselben in hoher Temperatur wird immerhin ihre Verwendung für diesen Zweck erschweren. Eine grosse Wichtigkeit dagegen haben in neuerer Zeit die so- genannten basischen Ziegel oder allgemein basischen feuerfesten Materialien, welche der Hauptsache nach aus Kalkerde und Magnesia oder auch aus Magnesia ohne Kalkerde, mitunter auch aus Kalkerde ohne Magnesia mit geringen Mengen Thonerde und Kieselsäure zu bestehen pflegen, für solche Zwecke erlangt, wo eine grosse Feuer- beständigkeit erforderlich, die Bildung einer kieselsäurereichen Schlacke aber ausgeschlossen ist und ausgeschlossen sein muss (basischer Besse- merprocess oder Thomasprocess; siehe Abtheilung III). Es sind zahlreiche Vorschläge für die Gewinnung eines geeigneten Rohmaterials zur Herstellung dieser basischen Ziegeln sowie eines ge- eigneten Zusatzes als Bindemittel gemacht worden. Das einfachste und bis jetzt üblichste Verfahren beruht auf der Verarbeitung eines eisen- armen Dolomits, welcher neben ca. 45 Proc. Kohlensäure ca. 30 Proc. Kalkerde, 20 Proc. Magnesia, 1—2 Proc. Kieselsäure und ebenso viel Thonerde, daneben kleine Mengen unwesentlicher Körper zu enthalten pflegt. 1) Der Dolomit wird zur Austreibung der Kohlensäure und des Wassers gebrannt, dann gemahlen, gesiebt und mit gekochtem Theer (auf 8 Volumina Dolomit ca. 1½ Volumina Theer) gemischt, um ihn bildsam zu machen (Befeuchten mit Wasser zu diesem Zwecke würde selbstverständlich eine sofortige chemische Vereinigung des letzteren mit dem gebrannten Kalk zur Folge haben und die Benutzbarkeit der Masse aufheben). Dann formt man Steine daraus und brennt sie in Oefen mit hoher Temperatur. Solche kalkerdereichen Steine nehmen beim längeren Lagern an der Luft Feuchtigkeit und Kohlensäure auf, zerfallen und werden un- brauchbar. Beim Einbauen ist aus demselben Grunde die Berührung mit Wasser sorgfältig zu vermeiden, und man muss sich flüssiger Kohlenwasserstoffe (Theer, Petroleum) statt des Wassers dabei bedienen. Todtgebrannte Magnesia dagegen ist gegen Wasser und Kohlen- säure weit weniger empfindlich und geht nur ganz allmählich bei stetiger Berührung in chemische Verbindung mit diesen Körpern. Magnesia- 1) Z. B. Dolomit, in Ilsede zur Herstellung basischer Ziegeln benutzt enthält:

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/181>, abgerufen am 26.04.2024.