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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
sich ringsum an den Wänden festsetzt, hier einen Ring bildend, dessen
Stärke mehr und mehr zunimmt. Bricht man den Zinkschwamm los,
so findet man einen Körper von graugrüner Farbe und schiefrigem
Gefüge, dessen Spaltungsflächen parallel den Ofenwänden liegen. Die
Analyse zeigt vorwiegend Zinkoxyd; daneben Eisenoxydul, mitunter
etwas metallisches Blei und mechanisch eingemengten Sand. Ebelmen
fand in einem Zinkschwamme vom Hochofen zu Treveray Zinkoxyd
91.6 Proc., Eisenoxydul 3 Proc., Bleioxyd 1.6 Proc., Schwefelblei 1.6 Proc.,
metallisches Blei 1.4 Proc., Sand 0.8 Proc. 1)

Die Stelle, wo im Hochofen der Gichtschwamm gefunden wird,
ist von der Höhe des Ofens und Gichttemperatur abhängig und befindet
sich meistens 1--2 m unterhalb der Gicht.

Damit nicht durch den angesetzten Zinkschwamm der Ofenquer-
schnitt allzu sehr verengt werde, und hauptsächlich auch, damit nicht
grössere Mengen des Zinkschwammes sich von selbst ablösen, mit der
Beschickung nach unten gehen und nachtheilig auf den Ofengang und
die Roheisenbeschaffenheit einwirken, ist es bei Oefen, welche zink-
reiche Erze verarbeiten, nothwendig, von Zeit zu Zeit den Zinkschwamm
loszubrechen und durch die Gicht aus dem Ofen zu entfernen. Das
hierbei angewendete Verfahren wurde schon auf S. 520 beschrieben.

Der Zinkschwamm wird an die Zinkhütten zur Verarbeitung auf
metallisches Zink geliefert. Im Jahre 1881 wurden von 31 im Betriebe
befindlichen oberschlesischen Hochöfen 1580 t Zinkschwamm geliefert;
jedenfalls ist der Erfolg bei einzelnen Oefen erheblich grösser als der
Durchschnittsziffer (51 t) entsprechen würde.

4. Blei.

Des Verfahrens, mittelst dessen bei Hochöfen, welche bleiische Erze
verhütten, das Blei gewonnen werden kann, wurde bereits mehrfach
gedacht (S. 351); auch dass dieses Blei silberhaltig zu sein pflegt,
wurde erwähnt. Im Jahre 1881 erfolgte in den Hochöfen Oberschlesiens
1832 t silberhaltiges Blei; die Hubertushütte allein lieferte per Hoch-
ofen 177 t.

5. Gichtstaub.

An den kälteren Theilen der Gicht, in den Gasleitungsröhren, in
den Winderhitzungsapparaten, in den Zügen der Dampfkesselöfen setzt
sich ein weisslicher oder gelblicher, staubförmiger Beschlag ab, welcher
aus mechanisch mitgerissenen, theilweise ursprünglich flüchtigen Körper-
chen besteht. Manche dieser Körperchen waren zweifellos in anderer
Form in dem Gasstrome enthalten, als sie in dem abgelagerten Staube
gefunden werden und wurden erst durch Oxydation oder sonstige
chemische Einwirkungen umgewandelt.

Nicht nur die Menge dieses Staubes sondern auch seine chemische
Zusammensetzung ist bei verschiedenen Hochöfen sehr verschieden.
Regelmässig enthält derselbe Kieselsäure, welche vermuthlich zum Theil

1) Trav. Scient. I, p. 304; Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. II,
S. 760.

Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung.
sich ringsum an den Wänden festsetzt, hier einen Ring bildend, dessen
Stärke mehr und mehr zunimmt. Bricht man den Zinkschwamm los,
so findet man einen Körper von graugrüner Farbe und schiefrigem
Gefüge, dessen Spaltungsflächen parallel den Ofenwänden liegen. Die
Analyse zeigt vorwiegend Zinkoxyd; daneben Eisenoxydul, mitunter
etwas metallisches Blei und mechanisch eingemengten Sand. Ebelmen
fand in einem Zinkschwamme vom Hochofen zu Treveray Zinkoxyd
91.6 Proc., Eisenoxydul 3 Proc., Bleioxyd 1.6 Proc., Schwefelblei 1.6 Proc.,
metallisches Blei 1.4 Proc., Sand 0.8 Proc. 1)

Die Stelle, wo im Hochofen der Gichtschwamm gefunden wird,
ist von der Höhe des Ofens und Gichttemperatur abhängig und befindet
sich meistens 1—2 m unterhalb der Gicht.

Damit nicht durch den angesetzten Zinkschwamm der Ofenquer-
schnitt allzu sehr verengt werde, und hauptsächlich auch, damit nicht
grössere Mengen des Zinkschwammes sich von selbst ablösen, mit der
Beschickung nach unten gehen und nachtheilig auf den Ofengang und
die Roheisenbeschaffenheit einwirken, ist es bei Oefen, welche zink-
reiche Erze verarbeiten, nothwendig, von Zeit zu Zeit den Zinkschwamm
loszubrechen und durch die Gicht aus dem Ofen zu entfernen. Das
hierbei angewendete Verfahren wurde schon auf S. 520 beschrieben.

Der Zinkschwamm wird an die Zinkhütten zur Verarbeitung auf
metallisches Zink geliefert. Im Jahre 1881 wurden von 31 im Betriebe
befindlichen oberschlesischen Hochöfen 1580 t Zinkschwamm geliefert;
jedenfalls ist der Erfolg bei einzelnen Oefen erheblich grösser als der
Durchschnittsziffer (51 t) entsprechen würde.

4. Blei.

Des Verfahrens, mittelst dessen bei Hochöfen, welche bleiische Erze
verhütten, das Blei gewonnen werden kann, wurde bereits mehrfach
gedacht (S. 351); auch dass dieses Blei silberhaltig zu sein pflegt,
wurde erwähnt. Im Jahre 1881 erfolgte in den Hochöfen Oberschlesiens
1832 t silberhaltiges Blei; die Hubertushütte allein lieferte per Hoch-
ofen 177 t.

5. Gichtstaub.

An den kälteren Theilen der Gicht, in den Gasleitungsröhren, in
den Winderhitzungsapparaten, in den Zügen der Dampfkesselöfen setzt
sich ein weisslicher oder gelblicher, staubförmiger Beschlag ab, welcher
aus mechanisch mitgerissenen, theilweise ursprünglich flüchtigen Körper-
chen besteht. Manche dieser Körperchen waren zweifellos in anderer
Form in dem Gasstrome enthalten, als sie in dem abgelagerten Staube
gefunden werden und wurden erst durch Oxydation oder sonstige
chemische Einwirkungen umgewandelt.

Nicht nur die Menge dieses Staubes sondern auch seine chemische
Zusammensetzung ist bei verschiedenen Hochöfen sehr verschieden.
Regelmässig enthält derselbe Kieselsäure, welche vermuthlich zum Theil

1) Trav. Scient. I, p. 304; Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. II,
S. 760.
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[594/0654] Die Nebenerzeugnisse des Hochofenbetriebes und ihre Verwendung. sich ringsum an den Wänden festsetzt, hier einen Ring bildend, dessen Stärke mehr und mehr zunimmt. Bricht man den Zinkschwamm los, so findet man einen Körper von graugrüner Farbe und schiefrigem Gefüge, dessen Spaltungsflächen parallel den Ofenwänden liegen. Die Analyse zeigt vorwiegend Zinkoxyd; daneben Eisenoxydul, mitunter etwas metallisches Blei und mechanisch eingemengten Sand. Ebelmen fand in einem Zinkschwamme vom Hochofen zu Treveray Zinkoxyd 91.6 Proc., Eisenoxydul 3 Proc., Bleioxyd 1.6 Proc., Schwefelblei 1.6 Proc., metallisches Blei 1.4 Proc., Sand 0.8 Proc. 1) Die Stelle, wo im Hochofen der Gichtschwamm gefunden wird, ist von der Höhe des Ofens und Gichttemperatur abhängig und befindet sich meistens 1—2 m unterhalb der Gicht. Damit nicht durch den angesetzten Zinkschwamm der Ofenquer- schnitt allzu sehr verengt werde, und hauptsächlich auch, damit nicht grössere Mengen des Zinkschwammes sich von selbst ablösen, mit der Beschickung nach unten gehen und nachtheilig auf den Ofengang und die Roheisenbeschaffenheit einwirken, ist es bei Oefen, welche zink- reiche Erze verarbeiten, nothwendig, von Zeit zu Zeit den Zinkschwamm loszubrechen und durch die Gicht aus dem Ofen zu entfernen. Das hierbei angewendete Verfahren wurde schon auf S. 520 beschrieben. Der Zinkschwamm wird an die Zinkhütten zur Verarbeitung auf metallisches Zink geliefert. Im Jahre 1881 wurden von 31 im Betriebe befindlichen oberschlesischen Hochöfen 1580 t Zinkschwamm geliefert; jedenfalls ist der Erfolg bei einzelnen Oefen erheblich grösser als der Durchschnittsziffer (51 t) entsprechen würde. 4. Blei. Des Verfahrens, mittelst dessen bei Hochöfen, welche bleiische Erze verhütten, das Blei gewonnen werden kann, wurde bereits mehrfach gedacht (S. 351); auch dass dieses Blei silberhaltig zu sein pflegt, wurde erwähnt. Im Jahre 1881 erfolgte in den Hochöfen Oberschlesiens 1832 t silberhaltiges Blei; die Hubertushütte allein lieferte per Hoch- ofen 177 t. 5. Gichtstaub. An den kälteren Theilen der Gicht, in den Gasleitungsröhren, in den Winderhitzungsapparaten, in den Zügen der Dampfkesselöfen setzt sich ein weisslicher oder gelblicher, staubförmiger Beschlag ab, welcher aus mechanisch mitgerissenen, theilweise ursprünglich flüchtigen Körper- chen besteht. Manche dieser Körperchen waren zweifellos in anderer Form in dem Gasstrome enthalten, als sie in dem abgelagerten Staube gefunden werden und wurden erst durch Oxydation oder sonstige chemische Einwirkungen umgewandelt. Nicht nur die Menge dieses Staubes sondern auch seine chemische Zusammensetzung ist bei verschiedenen Hochöfen sehr verschieden. Regelmässig enthält derselbe Kieselsäure, welche vermuthlich zum Theil 1) Trav. Scient. I, p. 304; Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde, Abth. II, S. 760.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/654>, abgerufen am 27.04.2024.