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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Die Prüfung des schmiedbaren Eisens.
[Tabelle]

Die Bruchfläche der zerrissenen Glieder liess keinen durch die
Benutzung herbeigeführten Unterschied erkennen; die benutzten Glieder
zeigten zum grossen Theil sehniges Gefüge.

Bei schmiedeeisernen Hängebolzen einer hölzernen Eisenbahnbrücke
der Allgäubahn, welche vor der Benutzung auf ihre Festigkeitseigen-
schaften geprüft worden waren und dann durch Bauschinger nach
25 jähriger Benutzung wiederum geprüft wurden, zeigte sich ebenfalls
keine Verschlechterung der Festigkeitseigenschaften. Es betrug als Durch-
schnitt aus mehreren Versuchen:

[Tabelle]

7. Die Prüfung des schmiedbaren Eisens.

Die Verschiedenheit der Ansprüche, welche an die Eigenschaften
des schmiedbaren Eisens gestellt werden, je nachdem dasselbe für den
einen oder andern Zweck bestimmt ist, erklärt es, dass auch die Me-
thoden für die Prüfung desselben ziemlich mannigfaltig sind. Für be-
sondere Arten oder Formen des schmiedbaren Eisens (Bleche, Träger,
Eisenbahnschienen u. s. w.) können auch ganz besondere Prüfungs-
methoden am Platze sein; und die Prüfung wird um so wichtiger, je
grösser die Gefahr ist, welche durch ungenügende Beschaffenheit des
Eisens -- z. B. bei einer Eisenbahnschiene oder dem Radreifen eines
Eisenbahnwagens -- herbeigeführt wird.

Nicht selten wird man eine, wenn auch vielleicht nur vorläufige,
Prüfung unmittelbar auf die Herstellung folgen lassen, um sich von
der Beschaffenheit des in einem Male dargestellten Eisens zu über-
zeugen. Je grösser die Menge dieses Eisens ist und je mehr Werth
auf eine bestimmte Beschaffenheit desselben gelegt wird, desto noth-
wendiger ist ein solches Verfahren. Einige unten beschriebene Methoden
zur Prüfung der Schmiedbarkeit, Zähigkeit u. s. w., welche sich in Zeit von
wenigen Minuten ausführen lassen, sind hierfür geeignet und besonders
bei Darstellung des Flusseisens ziemlich regelmässig in Anwendung.1)

1) Bei den Methoden zur Darstellung des Flusseisens pflegt nicht nur die Menge
des in einem Male (bei einem Einsatze) erfolgenden Eisens bedeutend grösser zu sein
als bei der Schweisseisendarstellung, sondern auch die Beschaffenheit des Erzeug-
nisses ist durchschnittlich mehr von Zufälligkeiten abhängig als in letzterem Falle.

Die Prüfung des schmiedbaren Eisens.
[Tabelle]

Die Bruchfläche der zerrissenen Glieder liess keinen durch die
Benutzung herbeigeführten Unterschied erkennen; die benutzten Glieder
zeigten zum grossen Theil sehniges Gefüge.

Bei schmiedeeisernen Hängebolzen einer hölzernen Eisenbahnbrücke
der Allgäubahn, welche vor der Benutzung auf ihre Festigkeitseigen-
schaften geprüft worden waren und dann durch Bauschinger nach
25 jähriger Benutzung wiederum geprüft wurden, zeigte sich ebenfalls
keine Verschlechterung der Festigkeitseigenschaften. Es betrug als Durch-
schnitt aus mehreren Versuchen:

[Tabelle]

7. Die Prüfung des schmiedbaren Eisens.

Die Verschiedenheit der Ansprüche, welche an die Eigenschaften
des schmiedbaren Eisens gestellt werden, je nachdem dasselbe für den
einen oder andern Zweck bestimmt ist, erklärt es, dass auch die Me-
thoden für die Prüfung desselben ziemlich mannigfaltig sind. Für be-
sondere Arten oder Formen des schmiedbaren Eisens (Bleche, Träger,
Eisenbahnschienen u. s. w.) können auch ganz besondere Prüfungs-
methoden am Platze sein; und die Prüfung wird um so wichtiger, je
grösser die Gefahr ist, welche durch ungenügende Beschaffenheit des
Eisens — z. B. bei einer Eisenbahnschiene oder dem Radreifen eines
Eisenbahnwagens — herbeigeführt wird.

Nicht selten wird man eine, wenn auch vielleicht nur vorläufige,
Prüfung unmittelbar auf die Herstellung folgen lassen, um sich von
der Beschaffenheit des in einem Male dargestellten Eisens zu über-
zeugen. Je grösser die Menge dieses Eisens ist und je mehr Werth
auf eine bestimmte Beschaffenheit desselben gelegt wird, desto noth-
wendiger ist ein solches Verfahren. Einige unten beschriebene Methoden
zur Prüfung der Schmiedbarkeit, Zähigkeit u. s. w., welche sich in Zeit von
wenigen Minuten ausführen lassen, sind hierfür geeignet und besonders
bei Darstellung des Flusseisens ziemlich regelmässig in Anwendung.1)

1) Bei den Methoden zur Darstellung des Flusseisens pflegt nicht nur die Menge
des in einem Male (bei einem Einsatze) erfolgenden Eisens bedeutend grösser zu sein
als bei der Schweisseisendarstellung, sondern auch die Beschaffenheit des Erzeug-
nisses ist durchschnittlich mehr von Zufälligkeiten abhängig als in letzterem Falle.
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[661/0729] Die Prüfung des schmiedbaren Eisens. Die Bruchfläche der zerrissenen Glieder liess keinen durch die Benutzung herbeigeführten Unterschied erkennen; die benutzten Glieder zeigten zum grossen Theil sehniges Gefüge. Bei schmiedeeisernen Hängebolzen einer hölzernen Eisenbahnbrücke der Allgäubahn, welche vor der Benutzung auf ihre Festigkeitseigen- schaften geprüft worden waren und dann durch Bauschinger nach 25 jähriger Benutzung wiederum geprüft wurden, zeigte sich ebenfalls keine Verschlechterung der Festigkeitseigenschaften. Es betrug als Durch- schnitt aus mehreren Versuchen: 7. Die Prüfung des schmiedbaren Eisens. Die Verschiedenheit der Ansprüche, welche an die Eigenschaften des schmiedbaren Eisens gestellt werden, je nachdem dasselbe für den einen oder andern Zweck bestimmt ist, erklärt es, dass auch die Me- thoden für die Prüfung desselben ziemlich mannigfaltig sind. Für be- sondere Arten oder Formen des schmiedbaren Eisens (Bleche, Träger, Eisenbahnschienen u. s. w.) können auch ganz besondere Prüfungs- methoden am Platze sein; und die Prüfung wird um so wichtiger, je grösser die Gefahr ist, welche durch ungenügende Beschaffenheit des Eisens — z. B. bei einer Eisenbahnschiene oder dem Radreifen eines Eisenbahnwagens — herbeigeführt wird. Nicht selten wird man eine, wenn auch vielleicht nur vorläufige, Prüfung unmittelbar auf die Herstellung folgen lassen, um sich von der Beschaffenheit des in einem Male dargestellten Eisens zu über- zeugen. Je grösser die Menge dieses Eisens ist und je mehr Werth auf eine bestimmte Beschaffenheit desselben gelegt wird, desto noth- wendiger ist ein solches Verfahren. Einige unten beschriebene Methoden zur Prüfung der Schmiedbarkeit, Zähigkeit u. s. w., welche sich in Zeit von wenigen Minuten ausführen lassen, sind hierfür geeignet und besonders bei Darstellung des Flusseisens ziemlich regelmässig in Anwendung. 1) 1) Bei den Methoden zur Darstellung des Flusseisens pflegt nicht nur die Menge des in einem Male (bei einem Einsatze) erfolgenden Eisens bedeutend grösser zu sein als bei der Schweisseisendarstellung, sondern auch die Beschaffenheit des Erzeug- nisses ist durchschnittlich mehr von Zufälligkeiten abhängig als in letzterem Falle.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/729>, abgerufen am 27.04.2024.