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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Schwanzhämmer. Dampfhämmer.
sonders beim Schmieden, d. h. bei der Herstellung von Gebrauchs-
stücken aus Handelseisen, zur Geltung; und sie machen es im Ver-
eine mit der verhältnissmässigen Billigkeit der Anlage erklärlich, dass
man selbst da, wo Dampf als Betriebskraft dient, in Schmiedewerk-
stätten mitunter einen kleinen Schwanzhammer an Stelle kostspieligerer
Einrichtungen verwendet, indem man ihn unmittelbar von der Dampf-
maschine oder auch von einer Transmissionswelle aus antreiben lässt.
Wie beim Aufwerfhammer ist aber die Grösse des Hammers und die
erreichbare Schlagwirkung durch die Eigenthümlichkeiten der Form
und die Anwendung des Holzes begrenzt; bei grösseren Schwanz-
hämmern macht sich im Vergleiche zu den Aufwerfhämmern ein
häufigeres Abbrechen des hölzernen Stieles in nachtheiliger Weise be-
merkbar.

Je nachdem der Schwanzhammer vorwiegend zum raschen Aus-
schmieden kleinerer Eisengegenstände oder für die Verdichtung be-
stimmt ist, giebt man ihm ein Gewicht von 50--350 kg; den kleinsten
eine Hubzahl, welche bis zu 300 per Minute gesteigert werden kann
bei einer Hubhöhe von mitunter nicht mehr als 150 mm; den grösseren
eine Hubzahl bis zu 120 per Minute bei einer Hubhöhe bis zu 480 mm.

d) Dampfhämmer.

Obschon man als Dampfhammer im allgemeinen Sinne jeden durch
Dampfkraft betriebenen Hammer bezeichnen könnte -- also z. B. auch
einen durch eine Dampfmaschine betriebenen Schwanzhammer --, so
versteht man doch regelmässig unter jener Benennung einen solchen
Hammer, dessen Fallstück, welches man den Bär des Hammers nennt,
unmittelbar an der Kolbenstange des darüber angeordneten Dampf-
cylinders befestigt ist und mit dieser von dem Dampfkolben gehoben
wird. Die unten gegebenen Abbildungen von Dampfhämmern ver-
anschaulichen genugsam diese Anordnung.

Während bei den bisher besprochenen Hämmern, welche man
gemeinsam als Stielhämmer zu bezeichnen pflegt, die Bewegung des
Hammerkopfes nach einer Kreisbogenlinie stattfand, geht sie beim
Dampfhammer geradlinig vor sich. Bei den ersteren Hämmern giebt
es nur eine einzige Stellung, in welcher die Hammer- und Ambosbahn
vollständig parallel zu einander stehen, bei dem Dampfhammer behalten
sie ihre gegenseitige Stellung unverändert bei, man mag dickere oder
dünnere Stücke darunter bearbeiten.

Grösser noch ist der Vortheil, welchen die leichtere Regelung der
Schlagstärke dem Dampfhammer gewährt. Bei einem Stielhammer lässt
sich eine stärkere Schlagwirkung nur durch Beschleunigung des Ganges
hervorbringen, durch welchen die theoretische Hubhöhe vergrössert wird
(vergl. die Erläuterungen auf S. 680); arbeitet der Hammer, wie der
Stirn- und Brusthammer, ohne Prellung, so tritt hierbei sehr bald die
Grenze des Zulässigen ein, damit er nicht von den rascher folgenden
Daumen gefangen werde; bei Anwendung einer Prellung wird mit der
Schlagstärke auch die Schlagzahl unvermeidlich gesteigert. Nicht immer
jedoch ist eine solche gemeinschaftliche Steigerung der Schlagstärke

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Schwanzhämmer. Dampfhämmer.
sonders beim Schmieden, d. h. bei der Herstellung von Gebrauchs-
stücken aus Handelseisen, zur Geltung; und sie machen es im Ver-
eine mit der verhältnissmässigen Billigkeit der Anlage erklärlich, dass
man selbst da, wo Dampf als Betriebskraft dient, in Schmiedewerk-
stätten mitunter einen kleinen Schwanzhammer an Stelle kostspieligerer
Einrichtungen verwendet, indem man ihn unmittelbar von der Dampf-
maschine oder auch von einer Transmissionswelle aus antreiben lässt.
Wie beim Aufwerfhammer ist aber die Grösse des Hammers und die
erreichbare Schlagwirkung durch die Eigenthümlichkeiten der Form
und die Anwendung des Holzes begrenzt; bei grösseren Schwanz-
hämmern macht sich im Vergleiche zu den Aufwerfhämmern ein
häufigeres Abbrechen des hölzernen Stieles in nachtheiliger Weise be-
merkbar.

Je nachdem der Schwanzhammer vorwiegend zum raschen Aus-
schmieden kleinerer Eisengegenstände oder für die Verdichtung be-
stimmt ist, giebt man ihm ein Gewicht von 50—350 kg; den kleinsten
eine Hubzahl, welche bis zu 300 per Minute gesteigert werden kann
bei einer Hubhöhe von mitunter nicht mehr als 150 mm; den grösseren
eine Hubzahl bis zu 120 per Minute bei einer Hubhöhe bis zu 480 mm.

d) Dampfhämmer.

Obschon man als Dampfhammer im allgemeinen Sinne jeden durch
Dampfkraft betriebenen Hammer bezeichnen könnte — also z. B. auch
einen durch eine Dampfmaschine betriebenen Schwanzhammer —, so
versteht man doch regelmässig unter jener Benennung einen solchen
Hammer, dessen Fallstück, welches man den Bär des Hammers nennt,
unmittelbar an der Kolbenstange des darüber angeordneten Dampf-
cylinders befestigt ist und mit dieser von dem Dampfkolben gehoben
wird. Die unten gegebenen Abbildungen von Dampfhämmern ver-
anschaulichen genugsam diese Anordnung.

Während bei den bisher besprochenen Hämmern, welche man
gemeinsam als Stielhämmer zu bezeichnen pflegt, die Bewegung des
Hammerkopfes nach einer Kreisbogenlinie stattfand, geht sie beim
Dampfhammer geradlinig vor sich. Bei den ersteren Hämmern giebt
es nur eine einzige Stellung, in welcher die Hammer- und Ambosbahn
vollständig parallel zu einander stehen, bei dem Dampfhammer behalten
sie ihre gegenseitige Stellung unverändert bei, man mag dickere oder
dünnere Stücke darunter bearbeiten.

Grösser noch ist der Vortheil, welchen die leichtere Regelung der
Schlagstärke dem Dampfhammer gewährt. Bei einem Stielhammer lässt
sich eine stärkere Schlagwirkung nur durch Beschleunigung des Ganges
hervorbringen, durch welchen die theoretische Hubhöhe vergrössert wird
(vergl. die Erläuterungen auf S. 680); arbeitet der Hammer, wie der
Stirn- und Brusthammer, ohne Prellung, so tritt hierbei sehr bald die
Grenze des Zulässigen ein, damit er nicht von den rascher folgenden
Daumen gefangen werde; bei Anwendung einer Prellung wird mit der
Schlagstärke auch die Schlagzahl unvermeidlich gesteigert. Nicht immer
jedoch ist eine solche gemeinschaftliche Steigerung der Schlagstärke

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[683/0751] Schwanzhämmer. Dampfhämmer. sonders beim Schmieden, d. h. bei der Herstellung von Gebrauchs- stücken aus Handelseisen, zur Geltung; und sie machen es im Ver- eine mit der verhältnissmässigen Billigkeit der Anlage erklärlich, dass man selbst da, wo Dampf als Betriebskraft dient, in Schmiedewerk- stätten mitunter einen kleinen Schwanzhammer an Stelle kostspieligerer Einrichtungen verwendet, indem man ihn unmittelbar von der Dampf- maschine oder auch von einer Transmissionswelle aus antreiben lässt. Wie beim Aufwerfhammer ist aber die Grösse des Hammers und die erreichbare Schlagwirkung durch die Eigenthümlichkeiten der Form und die Anwendung des Holzes begrenzt; bei grösseren Schwanz- hämmern macht sich im Vergleiche zu den Aufwerfhämmern ein häufigeres Abbrechen des hölzernen Stieles in nachtheiliger Weise be- merkbar. Je nachdem der Schwanzhammer vorwiegend zum raschen Aus- schmieden kleinerer Eisengegenstände oder für die Verdichtung be- stimmt ist, giebt man ihm ein Gewicht von 50—350 kg; den kleinsten eine Hubzahl, welche bis zu 300 per Minute gesteigert werden kann bei einer Hubhöhe von mitunter nicht mehr als 150 mm; den grösseren eine Hubzahl bis zu 120 per Minute bei einer Hubhöhe bis zu 480 mm. d) Dampfhämmer. Obschon man als Dampfhammer im allgemeinen Sinne jeden durch Dampfkraft betriebenen Hammer bezeichnen könnte — also z. B. auch einen durch eine Dampfmaschine betriebenen Schwanzhammer —, so versteht man doch regelmässig unter jener Benennung einen solchen Hammer, dessen Fallstück, welches man den Bär des Hammers nennt, unmittelbar an der Kolbenstange des darüber angeordneten Dampf- cylinders befestigt ist und mit dieser von dem Dampfkolben gehoben wird. Die unten gegebenen Abbildungen von Dampfhämmern ver- anschaulichen genugsam diese Anordnung. Während bei den bisher besprochenen Hämmern, welche man gemeinsam als Stielhämmer zu bezeichnen pflegt, die Bewegung des Hammerkopfes nach einer Kreisbogenlinie stattfand, geht sie beim Dampfhammer geradlinig vor sich. Bei den ersteren Hämmern giebt es nur eine einzige Stellung, in welcher die Hammer- und Ambosbahn vollständig parallel zu einander stehen, bei dem Dampfhammer behalten sie ihre gegenseitige Stellung unverändert bei, man mag dickere oder dünnere Stücke darunter bearbeiten. Grösser noch ist der Vortheil, welchen die leichtere Regelung der Schlagstärke dem Dampfhammer gewährt. Bei einem Stielhammer lässt sich eine stärkere Schlagwirkung nur durch Beschleunigung des Ganges hervorbringen, durch welchen die theoretische Hubhöhe vergrössert wird (vergl. die Erläuterungen auf S. 680); arbeitet der Hammer, wie der Stirn- und Brusthammer, ohne Prellung, so tritt hierbei sehr bald die Grenze des Zulässigen ein, damit er nicht von den rascher folgenden Daumen gefangen werde; bei Anwendung einer Prellung wird mit der Schlagstärke auch die Schlagzahl unvermeidlich gesteigert. Nicht immer jedoch ist eine solche gemeinschaftliche Steigerung der Schlagstärke 44*

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/751>, abgerufen am 26.04.2024.