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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884.

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Das Herdfrischen.
mehrfach erwähntes Werk über Stabeisen- und Stahlbereitung in Frisch-
herden verwiesen werden.

Der Kohlenverbrauch bei der Stahlerzeugung ist, wie sich aus der
Verzögerung des Gaarens und der Benutzung des Feuers zum Aus-
heizen der Schirbeln erklärt, erheblich höher als bei der Schmiede-
eisendarstellung im Lancashirefeuer und dürfte sich durchschnittlich
auf 1600 kg Holzkohlen per 1000 kg Stahl beziffern. Der Abbrand
beträgt gewöhnlich 9--10 Proc., die Zeitdauer der Verarbeitung eines
Einsatzes etwa 2 Stunden.

Chemische Untersuchungen.

Da der Herdfrischprocess bereits an Wichtigkeit verlor, als man
anfing, die chemische Analyse für die Erforschung eisenhüttenmänni-
scher Processe nutzbar zu machen, so liegen nur wenige chemische
Untersuchungen über den Verlauf des Processes vor; und nicht alle
der veröffentlichten Analysen sind hinsichtlich ihrer Richtigkeit über
jeden Zweifel erhaben. Das meiste Vertrauen dürfte folgende von
Botischew 1) angestellte Ermittelung über die Zusammensetzung des
Eisens in verschiedenen Stadien des Processes auf dem Eisenwerke
Nischneturinski verdienen.

[Tabelle]

Der Analyse zufolge war das verwendete Roheisen grau, ziemlich
rohfrischend. Die stattfindenden Veränderungen in der Zusammen-
setzung des Eisens entsprechen ziemlich genau dem oben S. 759 in
allgemeinen Zügen geschilderten Verlaufe des Herdfrischprocesses.

Zuerst verbrennt Eisen in grösseren Mengen, die Menge desselben
vermindert sich. Es ist daher nicht auffällig, dass der Procentgehalt
an Kohlenstoff in den ersten 30 Minuten des Schmelzens etwas zu-
nimmt. Einige Bedenken erregt jedoch die gleichzeitige Anreicherung

1) Vergl. Literatur. Eine in der nämlichen Abhandlung enthaltene zweite
Analysenreihe verdient Misstrauen, da bei dieser der gesammte Kohlenstoffgehalt des
Roheisens mit 6.53 Proc. bei nur 0.17 Proc. Mangan angegeben ist. Einen solchen
Kohlenstoffgehalt können nur manganreiche und siliciumarme Eisenmangane ent-
halten.

Das Herdfrischen.
mehrfach erwähntes Werk über Stabeisen- und Stahlbereitung in Frisch-
herden verwiesen werden.

Der Kohlenverbrauch bei der Stahlerzeugung ist, wie sich aus der
Verzögerung des Gaarens und der Benutzung des Feuers zum Aus-
heizen der Schirbeln erklärt, erheblich höher als bei der Schmiede-
eisendarstellung im Lancashirefeuer und dürfte sich durchschnittlich
auf 1600 kg Holzkohlen per 1000 kg Stahl beziffern. Der Abbrand
beträgt gewöhnlich 9—10 Proc., die Zeitdauer der Verarbeitung eines
Einsatzes etwa 2 Stunden.

Chemische Untersuchungen.

Da der Herdfrischprocess bereits an Wichtigkeit verlor, als man
anfing, die chemische Analyse für die Erforschung eisenhüttenmänni-
scher Processe nutzbar zu machen, so liegen nur wenige chemische
Untersuchungen über den Verlauf des Processes vor; und nicht alle
der veröffentlichten Analysen sind hinsichtlich ihrer Richtigkeit über
jeden Zweifel erhaben. Das meiste Vertrauen dürfte folgende von
Botischew 1) angestellte Ermittelung über die Zusammensetzung des
Eisens in verschiedenen Stadien des Processes auf dem Eisenwerke
Nischneturinski verdienen.

[Tabelle]

Der Analyse zufolge war das verwendete Roheisen grau, ziemlich
rohfrischend. Die stattfindenden Veränderungen in der Zusammen-
setzung des Eisens entsprechen ziemlich genau dem oben S. 759 in
allgemeinen Zügen geschilderten Verlaufe des Herdfrischprocesses.

Zuerst verbrennt Eisen in grösseren Mengen, die Menge desselben
vermindert sich. Es ist daher nicht auffällig, dass der Procentgehalt
an Kohlenstoff in den ersten 30 Minuten des Schmelzens etwas zu-
nimmt. Einige Bedenken erregt jedoch die gleichzeitige Anreicherung

1) Vergl. Literatur. Eine in der nämlichen Abhandlung enthaltene zweite
Analysenreihe verdient Misstrauen, da bei dieser der gesammte Kohlenstoffgehalt des
Roheisens mit 6.53 Proc. bei nur 0.17 Proc. Mangan angegeben ist. Einen solchen
Kohlenstoffgehalt können nur manganreiche und siliciumarme Eisenmangane ent-
halten.
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[767/0839] Das Herdfrischen. mehrfach erwähntes Werk über Stabeisen- und Stahlbereitung in Frisch- herden verwiesen werden. Der Kohlenverbrauch bei der Stahlerzeugung ist, wie sich aus der Verzögerung des Gaarens und der Benutzung des Feuers zum Aus- heizen der Schirbeln erklärt, erheblich höher als bei der Schmiede- eisendarstellung im Lancashirefeuer und dürfte sich durchschnittlich auf 1600 kg Holzkohlen per 1000 kg Stahl beziffern. Der Abbrand beträgt gewöhnlich 9—10 Proc., die Zeitdauer der Verarbeitung eines Einsatzes etwa 2 Stunden. Chemische Untersuchungen. Da der Herdfrischprocess bereits an Wichtigkeit verlor, als man anfing, die chemische Analyse für die Erforschung eisenhüttenmänni- scher Processe nutzbar zu machen, so liegen nur wenige chemische Untersuchungen über den Verlauf des Processes vor; und nicht alle der veröffentlichten Analysen sind hinsichtlich ihrer Richtigkeit über jeden Zweifel erhaben. Das meiste Vertrauen dürfte folgende von Botischew 1) angestellte Ermittelung über die Zusammensetzung des Eisens in verschiedenen Stadien des Processes auf dem Eisenwerke Nischneturinski verdienen. Der Analyse zufolge war das verwendete Roheisen grau, ziemlich rohfrischend. Die stattfindenden Veränderungen in der Zusammen- setzung des Eisens entsprechen ziemlich genau dem oben S. 759 in allgemeinen Zügen geschilderten Verlaufe des Herdfrischprocesses. Zuerst verbrennt Eisen in grösseren Mengen, die Menge desselben vermindert sich. Es ist daher nicht auffällig, dass der Procentgehalt an Kohlenstoff in den ersten 30 Minuten des Schmelzens etwas zu- nimmt. Einige Bedenken erregt jedoch die gleichzeitige Anreicherung 1) Vergl. Literatur. Eine in der nämlichen Abhandlung enthaltene zweite Analysenreihe verdient Misstrauen, da bei dieser der gesammte Kohlenstoffgehalt des Roheisens mit 6.53 Proc. bei nur 0.17 Proc. Mangan angegeben ist. Einen solchen Kohlenstoffgehalt können nur manganreiche und siliciumarme Eisenmangane ent- halten.

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Zitationshilfe: Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/839>, abgerufen am 26.04.2024.