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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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S. Paolo de Loanda.

An der Westküste von Afrika haben die Portugiesen einen ähn-
lich ausgedehnten Besitz (800.000 km2), wie in Ostafrika, den sie aber
weit besser ausnützen, als die Landstriche, welche sie auf der Ost-
küste beherrschen.

Das portugiesische Colonialgebiet von Südwestafrika wird am rich-
tigsten mit dem Gesammtnamen von Angola bezeichnet. Es erstreckt sich
von der Mündung des Cunene bis an das Südufer der Congo-Mündung
und zerfällt in drei Theile: Mossamedes, Benguella und Loanda.
Auch im Norden des Congostaates sind die Portugiesen Herren über
einige Küstenorte. Das ganze Gebiet ist von Negern bewohnt, nur in
den Küstenorten findet man portugiesische Bevölkerung. Für die Ent-
wicklung des Landes ist in den letzten Jahren Manches geschehen
und dem Mangel an brauchbaren Verbindungen wurde durch Eisen-
bahnen, deren Ausgangspunkte Mossamedes und Loanda sind, zum
Theile schon abgeholfen, doch ist die Gewinnung der Rohprodukte,
von denen wir Gummi, Orseille, Wachs, Oel und Oelkerne, Häute,
Elefantenzähne, Kautschuk, Cocosnüsse u. dgl. neunen wollen, wie
auch der Handel mit denselben nicht ausreichend organisirt, während
wieder der Einfuhr die geringe Absatzfähigkeit hindernd ent-
gegensteht.

Der Hauptort des südlichsten gleichnamigen Districtes ist
Mossamedes. Diese Stadt geniesst den Ruf einer schönen Lage,
doch ist dies mehr relativ zu nehmen, entschieden ist sie aber ge-
sünder als die meisten anderen Orte Westafrikas.

Mossamedes ist eine noch junge Gründung (1840), jetzt gerade
ein halbes Jahrhundert alt. Sie liegt an der Little Fish Bay auf
15° 13' südl. Breite und 12° 1' östl. Länge und hat einen guten Anker-
platz. Die Stadt verdankt dem Umstande ihrer Gründung in neuerer
Zeit die sehr regelmässige Anlage. Sie zeigt nur steinerne Häuser in
freundlichen Palmenalleen und bloss als Vorort ein aus Hütten

S. Paolo de Loanda.

An der Westküste von Afrika haben die Portugiesen einen ähn-
lich ausgedehnten Besitz (800.000 km2), wie in Ostafrika, den sie aber
weit besser ausnützen, als die Landstriche, welche sie auf der Ost-
küste beherrschen.

Das portugiesische Colonialgebiet von Südwestafrika wird am rich-
tigsten mit dem Gesammtnamen von Angola bezeichnet. Es erstreckt sich
von der Mündung des Cunene bis an das Südufer der Congo-Mündung
und zerfällt in drei Theile: Mossamedes, Benguella und Loanda.
Auch im Norden des Congostaates sind die Portugiesen Herren über
einige Küstenorte. Das ganze Gebiet ist von Negern bewohnt, nur in
den Küstenorten findet man portugiesische Bevölkerung. Für die Ent-
wicklung des Landes ist in den letzten Jahren Manches geschehen
und dem Mangel an brauchbaren Verbindungen wurde durch Eisen-
bahnen, deren Ausgangspunkte Mossamedes und Loanda sind, zum
Theile schon abgeholfen, doch ist die Gewinnung der Rohprodukte,
von denen wir Gummi, Orseille, Wachs, Oel und Oelkerne, Häute,
Elefantenzähne, Kautschuk, Cocosnüsse u. dgl. neunen wollen, wie
auch der Handel mit denselben nicht ausreichend organisirt, während
wieder der Einfuhr die geringe Absatzfähigkeit hindernd ent-
gegensteht.

Der Hauptort des südlichsten gleichnamigen Districtes ist
Mossamedes. Diese Stadt geniesst den Ruf einer schönen Lage,
doch ist dies mehr relativ zu nehmen, entschieden ist sie aber ge-
sünder als die meisten anderen Orte Westafrikas.

Mossamedes ist eine noch junge Gründung (1840), jetzt gerade
ein halbes Jahrhundert alt. Sie liegt an der Little Fish Bay auf
15° 13′ südl. Breite und 12° 1′ östl. Länge und hat einen guten Anker-
platz. Die Stadt verdankt dem Umstande ihrer Gründung in neuerer
Zeit die sehr regelmässige Anlage. Sie zeigt nur steinerne Häuser in
freundlichen Palmenalleen und bloss als Vorort ein aus Hütten

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[[690]/0706] S. Paolo de Loanda. An der Westküste von Afrika haben die Portugiesen einen ähn- lich ausgedehnten Besitz (800.000 km2), wie in Ostafrika, den sie aber weit besser ausnützen, als die Landstriche, welche sie auf der Ost- küste beherrschen. Das portugiesische Colonialgebiet von Südwestafrika wird am rich- tigsten mit dem Gesammtnamen von Angola bezeichnet. Es erstreckt sich von der Mündung des Cunene bis an das Südufer der Congo-Mündung und zerfällt in drei Theile: Mossamedes, Benguella und Loanda. Auch im Norden des Congostaates sind die Portugiesen Herren über einige Küstenorte. Das ganze Gebiet ist von Negern bewohnt, nur in den Küstenorten findet man portugiesische Bevölkerung. Für die Ent- wicklung des Landes ist in den letzten Jahren Manches geschehen und dem Mangel an brauchbaren Verbindungen wurde durch Eisen- bahnen, deren Ausgangspunkte Mossamedes und Loanda sind, zum Theile schon abgeholfen, doch ist die Gewinnung der Rohprodukte, von denen wir Gummi, Orseille, Wachs, Oel und Oelkerne, Häute, Elefantenzähne, Kautschuk, Cocosnüsse u. dgl. neunen wollen, wie auch der Handel mit denselben nicht ausreichend organisirt, während wieder der Einfuhr die geringe Absatzfähigkeit hindernd ent- gegensteht. Der Hauptort des südlichsten gleichnamigen Districtes ist Mossamedes. Diese Stadt geniesst den Ruf einer schönen Lage, doch ist dies mehr relativ zu nehmen, entschieden ist sie aber ge- sünder als die meisten anderen Orte Westafrikas. Mossamedes ist eine noch junge Gründung (1840), jetzt gerade ein halbes Jahrhundert alt. Sie liegt an der Little Fish Bay auf 15° 13′ südl. Breite und 12° 1′ östl. Länge und hat einen guten Anker- platz. Die Stadt verdankt dem Umstande ihrer Gründung in neuerer Zeit die sehr regelmässige Anlage. Sie zeigt nur steinerne Häuser in freundlichen Palmenalleen und bloss als Vorort ein aus Hütten

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. [690]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/706>, abgerufen am 26.04.2024.