Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] sodann wie eine goldgelbe Bohne aus, und haben keine merckliche Bewegung, ohne, wann man sie anrühret, so bewegen sie sich etwas: es ist weder Maul noch Fuß daran zu sehen. Wann nun die Raupe in solchem Stande ist, wird sie Aurelia oder Chrysalis, frantzösisch Nymphe, und auf teutsch, ein Püppgen, oder auch ein Dattelkern, genennet. Allein, diese Tittel führen sie nicht alleine, sondern auch noch ander Würmer mehr, die eben, als wie diese Raupen sich verwandeln, und eine solche Farbe und Figur annehmen. In dieser Gestalt verharret das Geschmeisse eine gute Zeit, bis daß es endlich seine Haut, wie einen Schlafrock ab- und von sich leget: alsdann schlieffet es aus seinem Häuslein heraus, in einen schönen Schmetterling, Zweyfalter, Sommervogel, oder Molckendieb verwandelt, der auf seinen Flügeln mit allerhand Farben gantz prächtig ausgezieret, welches recht angenehme anzusehen. Die Weiblein begatten sich mit den Männlein, und legen Eyer, welche in dem Frühjahre auszukriechen pflegen. Der Schmetterling lebt nicht gar lange. Zuweilen stöst der Raupe etwas zu, wann sie als wie ein Püppgen in dem Häuslein lieget: daher entstehen Würmer in ihrem Leibe, vermuthlich, weil sie, da sie noch ein Wurm und grüne war, zusamt dem Kraute, damit sie sich ernähret, Eyer eingefressen; die kriechen dann zu ihrer Zeit in ihrem Leibe aus: dieser Unfall ist so groß, daß das Thier daran sterben muß. Jedoch ist dabey auch zu mercken, daß diese Würmer, die aus dem Dattelkern entspriessen, gar vieles von der Raupen Art behalten; dann sie spinnen, und wickeln sich in rauche Häuslein, daraus sie hernach als wie Fliegen kriechen. Die Raupen führen viel phlegma, Oel und flüchtig Saltz.

Raupen verbrannt, und in die Nasenlöcher gestecket, stillen das Bluten.

In Brasilien werden Raupen gefunden, die verwandeln sich in kleine Vögel, welche so starck, als wie Heuschrecken sind. Sie sind mit goldfarbenen und rubinrothen Federn bedecket und gezieret, welche trefflich gläntzen, und an Schönheit die Pfauenfedern übertreffen. Sie fliegen aus dermassen schnell, daß man sie in dem Augenblicke aus den Augen wird verliehren: sie haben einen sehr langen Schnabel.

Bruchus kommt von brukho, rodo, ich zernage, dieweil die Raupe das Laub an den Bäumen zu zernagen pflegt.

Aurelia kommt von aurum, Gold, weil dieses Gewürme in seinem Häuslein eine Farbe, gleich dem Golde hat.

Chryfalis kommt von khrusos, aurum, Gold, ebenfalls wegen seiner Goldfarbe.

Erucago.

Erucago segetum, Pit. Tournef.

Sinapi echinatum, Lugd.

Eruca Monspeliaca siliqua quadrangula echinata, C. B.

Ist ein Kraut, welches sehr viel Stengel treibet, die zu Anfang purperhaftig sehen, und einen oder anderthalben Fuß hoch sind, rund und gestreiffet, rauhe, und bekommen starcke Zweige, indem sie sich erheben. Die untersten Blätter liegen auf der Erde herum, sind länglicht und schmal, rauh und rauch. Die an den Stengeln stehen zwey und zwey, auch drey und [Spaltenumbruch] drey beysammen. Die Blüten sind klein, vierblätterig, in Creutzesform und gelb. Auf dieselben folgen die Früchte, die sehen einem Streitkolben gar sehr gleich, dann sie sind mit starcken Spitzen besetzet, und beschliesset eine iede in drey oder vier kleinen Hölen, runde, braunrothe Samen, die insgemeine als wie einen kleinen Schnabel haben. Die Wurtzel ist einer halben Hand lang, ziemlich dicke, weißlicht, und stösset einen Hauffen Zaserwurtzeln von sich. Es wächset in Languedoc, um Montpellier herum, im Getraide, und an andern warmen Orten.

Es zertreibet und machet dünne, zertheilet den Schleim im Gehirne, und erwecket niesen.

Erucago kommt von Eruca, weil dieses Kraut der Raucke ziemlich nahe kommt.

Ervum.

Ervum, frantzösisch, Ers, teutsch, Erven, ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet.

Die eine wird genannt

Ervum verum, Cam. Hort. Pit. Tournef.

Orobus siliquis articulatis semine majore, C. B.

Orobus sive Ervum multis, J.B. Raji Hist.

Orobus receptus herbariorum, Ger.

Mochus sive Cicer sativum, Dod.

Die treibet etwan eines Fusses hohe Stengel, die sind schwach, eckigt und ästig, breiten sich weit aus. Ihre Blätter sind den Linsenblättern gleich, und stehen Paar und Paar nach der Länge an dem Stiele. Die Blüten sehen wie an andern Hülsenfrüchten, sind klein, purperfarbig, auch bisweilen weiß, und sitzen in den Kelchen, die als wie ausgezackte Hörnlein formiret. Wann dieselbigen vergangen, so folgen Schoten, die sind auf einer Seite wie geflammet, und hängen unter sich. Eine iedwede beschliesset etliche fast gantz runde Samen, die dem Samen des Orobi ähnlich sind, und nicht unangenehme schmecken. Die Wurtzeln sind dünne. Dieses Gewächse wird auf den Aeckern gebauet.

Die andere Sorte heist

Ervum semine minore, Pit. Tournef.

Orobus Creticus, Matth. Lugd.

Orobus semine minore, C. B.

Das ist ein niedriges Gewächs, das sich gar weit ausbreitet. Seine Blätter sind länglicht, schmal, und stehen Paarweise an den Stielen. Blüten und Schoten sind denen an den vorhergehenden gantz gleich, die Samen aber sind viel kleiner, und schmecken übel. Dieses Gewächse wächst in dürren Boden, und wird unter dem Kraute gezeuget.

Beyder Samen führen viel Oel, und wenig Sal essentiale.

Sie eröffnen und lindern; reinigen das Geblüte, und mehren die Milch bey säugenden Weibern.

Ervum kommt von erepto, edo, ich esse, und bous, bos, ein Ochse, als ob man wolte sprechen, ein Kraut, welches das Rindvieh gerne frist.

Eryngium.

Eryngium, Fuch. Ang.

Eryngium vulgare, J.B. Pit. Tournef.

Iringus, quibusdam.

Centumcapita, Plinii.

Eryngium mediterraneum, sive campestre, Park.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sodann wie eine goldgelbe Bohne aus, und haben keine merckliche Bewegung, ohne, wann man sie anrühret, so bewegen sie sich etwas: es ist weder Maul noch Fuß daran zu sehen. Wann nun die Raupe in solchem Stande ist, wird sie Aurelia oder Chrysalis, frantzösisch Nymphe, und auf teutsch, ein Püppgen, oder auch ein Dattelkern, genennet. Allein, diese Tittel führen sie nicht alleine, sondern auch noch ander Würmer mehr, die eben, als wie diese Raupen sich verwandeln, und eine solche Farbe und Figur annehmen. In dieser Gestalt verharret das Geschmeisse eine gute Zeit, bis daß es endlich seine Haut, wie einen Schlafrock ab- und von sich leget: alsdann schlieffet es aus seinem Häuslein heraus, in einen schönen Schmetterling, Zweyfalter, Sommervogel, oder Molckendieb verwandelt, der auf seinen Flügeln mit allerhand Farben gantz prächtig ausgezieret, welches recht angenehme anzusehen. Die Weiblein begatten sich mit den Männlein, und legen Eyer, welche in dem Frühjahre auszukriechen pflegen. Der Schmetterling lebt nicht gar lange. Zuweilen stöst der Raupe etwas zu, wann sie als wie ein Püppgen in dem Häuslein lieget: daher entstehen Würmer in ihrem Leibe, vermuthlich, weil sie, da sie noch ein Wurm und grüne war, zusamt dem Kraute, damit sie sich ernähret, Eyer eingefressen; die kriechen dann zu ihrer Zeit in ihrem Leibe aus: dieser Unfall ist so groß, daß das Thier daran sterben muß. Jedoch ist dabey auch zu mercken, daß diese Würmer, die aus dem Dattelkern entspriessen, gar vieles von der Raupen Art behalten; dann sie spinnen, und wickeln sich in rauche Häuslein, daraus sie hernach als wie Fliegen kriechen. Die Raupen führen viel phlegma, Oel und flüchtig Saltz.

Raupen verbrannt, und in die Nasenlöcher gestecket, stillen das Bluten.

In Brasilien werden Raupen gefunden, die verwandeln sich in kleine Vögel, welche so starck, als wie Heuschrecken sind. Sie sind mit goldfarbenen und rubinrothen Federn bedecket und gezieret, welche trefflich gläntzen, und an Schönheit die Pfauenfedern übertreffen. Sie fliegen aus dermassen schnell, daß man sie in dem Augenblicke aus den Augen wird verliehren: sie haben einen sehr langen Schnabel.

Bruchus kommt von βρύχω, rodo, ich zernage, dieweil die Raupe das Laub an den Bäumen zu zernagen pflegt.

Aurelia kommt von aurum, Gold, weil dieses Gewürme in seinem Häuslein eine Farbe, gleich dem Golde hat.

Chryfalis kommt von χρυσὸς, aurum, Gold, ebenfalls wegen seiner Goldfarbe.

Erucago.

Erucago segetum, Pit. Tournef.

Sinapi echinatum, Lugd.

Eruca Monspeliaca siliqua quadrangula echinata, C. B.

Ist ein Kraut, welches sehr viel Stengel treibet, die zu Anfang purperhaftig sehen, und einen oder anderthalben Fuß hoch sind, rund und gestreiffet, rauhe, und bekommen starcke Zweige, indem sie sich erheben. Die untersten Blätter liegen auf der Erde herum, sind länglicht und schmal, rauh und rauch. Die an den Stengeln stehen zwey und zwey, auch drey und [Spaltenumbruch] drey beysammen. Die Blüten sind klein, vierblätterig, in Creutzesform und gelb. Auf dieselben folgen die Früchte, die sehen einem Streitkolben gar sehr gleich, dann sie sind mit starcken Spitzen besetzet, und beschliesset eine iede in drey oder vier kleinen Hölen, runde, braunrothe Samen, die insgemeine als wie einen kleinen Schnabel haben. Die Wurtzel ist einer halben Hand lang, ziemlich dicke, weißlicht, und stösset einen Hauffen Zaserwurtzeln von sich. Es wächset in Languedoc, um Montpellier herum, im Getraide, und an andern warmen Orten.

Es zertreibet und machet dünne, zertheilet den Schleim im Gehirne, und erwecket niesen.

Erucago kommt von Eruca, weil dieses Kraut der Raucke ziemlich nahe kommt.

Ervum.

Ervum, frantzösisch, Ers, teutsch, Erven, ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet.

Die eine wird genannt

Ervum verum, Cam. Hort. Pit. Tournef.

Orobus siliquis articulatis semine majore, C. B.

Orobus sive Ervum multis, J.B. Raji Hist.

Orobus receptus herbariorum, Ger.

Mochus sive Cicer sativum, Dod.

Die treibet etwan eines Fusses hohe Stengel, die sind schwach, eckigt und ästig, breiten sich weit aus. Ihre Blätter sind den Linsenblättern gleich, und stehen Paar und Paar nach der Länge an dem Stiele. Die Blüten sehen wie an andern Hülsenfrüchten, sind klein, purperfarbig, auch bisweilen weiß, und sitzen in den Kelchen, die als wie ausgezackte Hörnlein formiret. Wann dieselbigen vergangen, so folgen Schoten, die sind auf einer Seite wie geflammet, und hängen unter sich. Eine iedwede beschliesset etliche fast gantz runde Samen, die dem Samen des Orobi ähnlich sind, und nicht unangenehme schmecken. Die Wurtzeln sind dünne. Dieses Gewächse wird auf den Aeckern gebauet.

Die andere Sorte heist

Ervum semine minore, Pit. Tournef.

Orobus Creticus, Matth. Lugd.

Orobus semine minore, C. B.

Das ist ein niedriges Gewächs, das sich gar weit ausbreitet. Seine Blätter sind länglicht, schmal, und stehen Paarweise an den Stielen. Blüten und Schoten sind denen an den vorhergehenden gantz gleich, die Samen aber sind viel kleiner, und schmecken übel. Dieses Gewächse wächst in dürren Boden, und wird unter dem Kraute gezeuget.

Beyder Samen führen viel Oel, und wenig Sal essentiale.

Sie eröffnen und lindern; reinigen das Geblüte, und mehren die Milch bey säugenden Weibern.

Ervum kommt von ἐρέπτω, edo, ich esse, und βοῦς, bos, ein Ochse, als ob man wolte sprechen, ein Kraut, welches das Rindvieh gerne frist.

Eryngium.

Eryngium, Fuch. Ang.

Eryngium vulgare, J.B. Pit. Tournef.

Iringus, quibusdam.

Centumcapita, Plinii.

Eryngium mediterraneum, sive campestre, Park.

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0238"/><cb type="start"/>
sodann wie eine goldgelbe Bohne aus, und haben keine merckliche Bewegung, ohne, wann man sie anrühret, so bewegen sie sich etwas: es ist weder Maul noch Fuß daran zu sehen. Wann nun die Raupe in solchem Stande ist, wird sie <hi rendition="#i">Aurelia</hi> oder <hi rendition="#i">Chrysalis,</hi> frantzösisch <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Nymphe</hi></hi>, und auf teutsch, ein <hi rendition="#fr">Püppgen,</hi> oder auch ein <hi rendition="#fr">Dattelkern,</hi> genennet. Allein, diese Tittel führen sie nicht alleine, sondern auch noch ander Würmer mehr, die eben, als wie diese Raupen sich verwandeln, und eine solche Farbe und Figur annehmen. In dieser Gestalt verharret das Geschmeisse eine gute Zeit, bis daß es endlich seine Haut, wie einen Schlafrock ab- und von sich leget: alsdann schlieffet es aus seinem Häuslein heraus, in einen schönen <hi rendition="#fr">Schmetterling, Zweyfalter, Sommervogel,</hi> oder <hi rendition="#fr">Molckendieb</hi> verwandelt, der auf seinen Flügeln mit allerhand Farben gantz prächtig ausgezieret, welches recht angenehme anzusehen. Die Weiblein begatten sich mit den Männlein, und legen Eyer, welche in dem Frühjahre auszukriechen pflegen. Der Schmetterling lebt nicht gar lange. Zuweilen stöst der Raupe etwas zu, wann sie als wie ein Püppgen in dem Häuslein lieget: daher entstehen Würmer in ihrem Leibe, vermuthlich, weil sie, da sie noch ein Wurm und grüne war, zusamt dem Kraute, damit sie sich ernähret, Eyer eingefressen; die kriechen dann zu ihrer Zeit in ihrem Leibe aus: dieser Unfall ist so groß, daß das Thier daran sterben muß. Jedoch ist dabey auch zu mercken, daß diese Würmer, die aus dem Dattelkern entspriessen, gar vieles von der Raupen Art behalten; dann sie spinnen, und wickeln sich in rauche Häuslein, daraus sie hernach als wie Fliegen kriechen. Die Raupen führen viel <hi rendition="#i">phlegma,</hi> Oel und flüchtig Saltz.</p><lb/>
          <p>Raupen verbrannt, und in die Nasenlöcher gestecket, stillen das Bluten.</p><lb/>
          <p>In <hi rendition="#fr">Brasilien</hi> werden Raupen gefunden, die verwandeln sich in kleine Vögel, welche so starck, als wie Heuschrecken sind. Sie sind mit goldfarbenen und rubinrothen Federn bedecket und gezieret, welche trefflich gläntzen, und an Schönheit die Pfauenfedern übertreffen. Sie fliegen aus dermassen schnell, daß man sie in dem Augenblicke aus den Augen wird verliehren: sie haben einen sehr langen Schnabel.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Bruchus</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03B2;&#x03C1;&#x1F7B;&#x03C7;&#x03C9;, rodo,</hi> ich <hi rendition="#fr">zernage,</hi> dieweil die Raupe das Laub an den Bäumen zu zernagen pflegt.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Aurelia</hi> kommt von <hi rendition="#i">aurum,</hi> <hi rendition="#fr">Gold,</hi> weil dieses Gewürme in seinem Häuslein eine Farbe, gleich dem Golde hat.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Chryfalis</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x03C7;&#x03C1;&#x03C5;&#x03C3;&#x1F78;&#x03C2;, aurum,</hi> <hi rendition="#fr">Gold,</hi> ebenfalls wegen seiner Goldfarbe.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Erucago.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Erucago segetum</hi>, Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Sinapi echinatum</hi>, Lugd.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Eruca Monspeliaca siliqua quadrangula echinata</hi>, C. B.</hi> </p><lb/>
          <p>Ist ein Kraut, welches sehr viel Stengel treibet, die zu Anfang purperhaftig sehen, und einen oder anderthalben Fuß hoch sind, rund und gestreiffet, rauhe, und bekommen starcke Zweige, indem sie sich erheben. Die untersten Blätter liegen auf der Erde herum, sind länglicht und schmal, rauh und rauch. Die an den Stengeln stehen zwey und zwey, auch drey und <cb/>
drey beysammen. Die Blüten sind klein, vierblätterig, in Creutzesform und gelb. Auf dieselben folgen die Früchte, die sehen einem Streitkolben gar sehr gleich, dann sie sind mit starcken Spitzen besetzet, und beschliesset eine iede in drey oder vier kleinen Hölen, runde, braunrothe Samen, die insgemeine als wie einen kleinen Schnabel haben. Die Wurtzel ist einer halben Hand lang, ziemlich dicke, weißlicht, und stösset einen Hauffen Zaserwurtzeln von sich. Es wächset in <hi rendition="#fr">Languedoc,</hi> um <hi rendition="#fr">Montpellier</hi> herum, im Getraide, und an andern warmen Orten.</p><lb/>
          <p>Es zertreibet und machet dünne, zertheilet den Schleim im Gehirne, und erwecket niesen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Erucago</hi> kommt von <hi rendition="#i">Eruca,</hi> weil dieses Kraut der Raucke ziemlich nahe kommt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Ervum.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ervum</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ers</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Erven,</hi> ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet.</p><lb/>
          <p>Die eine wird genannt</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Ervum verum</hi>, Cam. Hort. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Orobus siliquis articulatis semine majore</hi>, C. B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Orobus sive Ervum multis</hi>, J.B. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Orobus receptus herbariorum</hi>, Ger.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Mochus sive Cicer sativum</hi>, Dod.</hi> </p><lb/>
          <p>Die treibet etwan eines Fusses hohe Stengel, die sind schwach, eckigt und ästig, breiten sich weit aus. Ihre Blätter sind den Linsenblättern gleich, und stehen Paar und Paar nach der Länge an dem Stiele. Die Blüten sehen wie an andern Hülsenfrüchten, sind klein, purperfarbig, auch bisweilen weiß, und sitzen in den Kelchen, die als wie ausgezackte Hörnlein formiret. Wann dieselbigen vergangen, so folgen Schoten, die sind auf einer Seite wie geflammet, und hängen unter sich. Eine iedwede beschliesset etliche fast gantz runde Samen, die dem Samen des <hi rendition="#i">Orobi</hi> ähnlich sind, und nicht unangenehme schmecken. Die Wurtzeln sind dünne. Dieses Gewächse wird auf den <hi rendition="#fr">Aeckern</hi> gebauet.</p><lb/>
          <p>Die andere Sorte heist</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Ervum semine minore</hi>, Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Orobus Creticus</hi>, Matth. Lugd.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Orobus semine minore</hi>, C. B.</hi> </p><lb/>
          <p>Das ist ein niedriges Gewächs, das sich gar weit ausbreitet. Seine Blätter sind länglicht, schmal, und stehen Paarweise an den Stielen. Blüten und Schoten sind denen an den vorhergehenden gantz gleich, die Samen aber sind viel kleiner, und schmecken übel. Dieses Gewächse wächst in <hi rendition="#fr">dürren Boden,</hi> und wird unter dem Kraute gezeuget.</p><lb/>
          <p>Beyder Samen führen viel Oel, und wenig <hi rendition="#i">Sal essentiale.</hi></p><lb/>
          <p>Sie eröffnen und lindern; reinigen das Geblüte, und mehren die Milch bey säugenden Weibern.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Ervum</hi> kommt von <hi rendition="#i">&#x1F10;&#x03C1;&#x1F73;&#x03C0;&#x03C4;&#x03C9;, edo,</hi> ich <hi rendition="#fr">esse,</hi> und <hi rendition="#i">&#x03B2;&#x03BF;&#x1FE6;&#x03C2;, bos,</hi> ein <hi rendition="#fr">Ochse,</hi> als ob man wolte sprechen, ein <hi rendition="#fr">Kraut, welches das Rindvieh gerne frist.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Eryngium.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Eryngium</hi>, Fuch. Ang.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Eryngium vulgare</hi>, J.B. Pit. Tournef.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Iringus</hi>, quibusdam.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Centumcapita</hi>, Plinii.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Eryngium mediterraneum, sive campestre</hi>, Park.</hi> </p>
          <cb type="end"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0238] sodann wie eine goldgelbe Bohne aus, und haben keine merckliche Bewegung, ohne, wann man sie anrühret, so bewegen sie sich etwas: es ist weder Maul noch Fuß daran zu sehen. Wann nun die Raupe in solchem Stande ist, wird sie Aurelia oder Chrysalis, frantzösisch Nymphe, und auf teutsch, ein Püppgen, oder auch ein Dattelkern, genennet. Allein, diese Tittel führen sie nicht alleine, sondern auch noch ander Würmer mehr, die eben, als wie diese Raupen sich verwandeln, und eine solche Farbe und Figur annehmen. In dieser Gestalt verharret das Geschmeisse eine gute Zeit, bis daß es endlich seine Haut, wie einen Schlafrock ab- und von sich leget: alsdann schlieffet es aus seinem Häuslein heraus, in einen schönen Schmetterling, Zweyfalter, Sommervogel, oder Molckendieb verwandelt, der auf seinen Flügeln mit allerhand Farben gantz prächtig ausgezieret, welches recht angenehme anzusehen. Die Weiblein begatten sich mit den Männlein, und legen Eyer, welche in dem Frühjahre auszukriechen pflegen. Der Schmetterling lebt nicht gar lange. Zuweilen stöst der Raupe etwas zu, wann sie als wie ein Püppgen in dem Häuslein lieget: daher entstehen Würmer in ihrem Leibe, vermuthlich, weil sie, da sie noch ein Wurm und grüne war, zusamt dem Kraute, damit sie sich ernähret, Eyer eingefressen; die kriechen dann zu ihrer Zeit in ihrem Leibe aus: dieser Unfall ist so groß, daß das Thier daran sterben muß. Jedoch ist dabey auch zu mercken, daß diese Würmer, die aus dem Dattelkern entspriessen, gar vieles von der Raupen Art behalten; dann sie spinnen, und wickeln sich in rauche Häuslein, daraus sie hernach als wie Fliegen kriechen. Die Raupen führen viel phlegma, Oel und flüchtig Saltz. Raupen verbrannt, und in die Nasenlöcher gestecket, stillen das Bluten. In Brasilien werden Raupen gefunden, die verwandeln sich in kleine Vögel, welche so starck, als wie Heuschrecken sind. Sie sind mit goldfarbenen und rubinrothen Federn bedecket und gezieret, welche trefflich gläntzen, und an Schönheit die Pfauenfedern übertreffen. Sie fliegen aus dermassen schnell, daß man sie in dem Augenblicke aus den Augen wird verliehren: sie haben einen sehr langen Schnabel. Bruchus kommt von βρύχω, rodo, ich zernage, dieweil die Raupe das Laub an den Bäumen zu zernagen pflegt. Aurelia kommt von aurum, Gold, weil dieses Gewürme in seinem Häuslein eine Farbe, gleich dem Golde hat. Chryfalis kommt von χρυσὸς, aurum, Gold, ebenfalls wegen seiner Goldfarbe. Erucago. Erucago segetum, Pit. Tournef. Sinapi echinatum, Lugd. Eruca Monspeliaca siliqua quadrangula echinata, C. B. Ist ein Kraut, welches sehr viel Stengel treibet, die zu Anfang purperhaftig sehen, und einen oder anderthalben Fuß hoch sind, rund und gestreiffet, rauhe, und bekommen starcke Zweige, indem sie sich erheben. Die untersten Blätter liegen auf der Erde herum, sind länglicht und schmal, rauh und rauch. Die an den Stengeln stehen zwey und zwey, auch drey und drey beysammen. Die Blüten sind klein, vierblätterig, in Creutzesform und gelb. Auf dieselben folgen die Früchte, die sehen einem Streitkolben gar sehr gleich, dann sie sind mit starcken Spitzen besetzet, und beschliesset eine iede in drey oder vier kleinen Hölen, runde, braunrothe Samen, die insgemeine als wie einen kleinen Schnabel haben. Die Wurtzel ist einer halben Hand lang, ziemlich dicke, weißlicht, und stösset einen Hauffen Zaserwurtzeln von sich. Es wächset in Languedoc, um Montpellier herum, im Getraide, und an andern warmen Orten. Es zertreibet und machet dünne, zertheilet den Schleim im Gehirne, und erwecket niesen. Erucago kommt von Eruca, weil dieses Kraut der Raucke ziemlich nahe kommt. Ervum. Ervum, frantzösisch, Ers, teutsch, Erven, ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet. Die eine wird genannt Ervum verum, Cam. Hort. Pit. Tournef. Orobus siliquis articulatis semine majore, C. B. Orobus sive Ervum multis, J.B. Raji Hist. Orobus receptus herbariorum, Ger. Mochus sive Cicer sativum, Dod. Die treibet etwan eines Fusses hohe Stengel, die sind schwach, eckigt und ästig, breiten sich weit aus. Ihre Blätter sind den Linsenblättern gleich, und stehen Paar und Paar nach der Länge an dem Stiele. Die Blüten sehen wie an andern Hülsenfrüchten, sind klein, purperfarbig, auch bisweilen weiß, und sitzen in den Kelchen, die als wie ausgezackte Hörnlein formiret. Wann dieselbigen vergangen, so folgen Schoten, die sind auf einer Seite wie geflammet, und hängen unter sich. Eine iedwede beschliesset etliche fast gantz runde Samen, die dem Samen des Orobi ähnlich sind, und nicht unangenehme schmecken. Die Wurtzeln sind dünne. Dieses Gewächse wird auf den Aeckern gebauet. Die andere Sorte heist Ervum semine minore, Pit. Tournef. Orobus Creticus, Matth. Lugd. Orobus semine minore, C. B. Das ist ein niedriges Gewächs, das sich gar weit ausbreitet. Seine Blätter sind länglicht, schmal, und stehen Paarweise an den Stielen. Blüten und Schoten sind denen an den vorhergehenden gantz gleich, die Samen aber sind viel kleiner, und schmecken übel. Dieses Gewächse wächst in dürren Boden, und wird unter dem Kraute gezeuget. Beyder Samen führen viel Oel, und wenig Sal essentiale. Sie eröffnen und lindern; reinigen das Geblüte, und mehren die Milch bey säugenden Weibern. Ervum kommt von ἐρέπτω, edo, ich esse, und βοῦς, bos, ein Ochse, als ob man wolte sprechen, ein Kraut, welches das Rindvieh gerne frist. Eryngium. Eryngium, Fuch. Ang. Eryngium vulgare, J.B. Pit. Tournef. Iringus, quibusdam. Centumcapita, Plinii. Eryngium mediterraneum, sive campestre, Park.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/238
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/238>, abgerufen am 26.04.2024.