Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
[Beginn Spaltensatz]

Aus Calabrien bringen sie uns eine Gattung Manna wie schöne lange Stöcklein, die sind so dicke, wie ein Finger, leicht und sehen weiß, doch oftermahls in etwas röthlicht. Die Gestalt und Schönheit, die Reinlichkeit und Zurichtung dieser Stöcklein, welche sie bekommen haben, sind Ursach, daß man zweiffeln will, ob diese Manna auch natürlich sey. Wie dann ihrer viel vermeinen, daß sie von den Calabriern verfälschet und auf diese Weise zugerichtet worden, damit sie besser zu verkauffen möge seyn. Doch steht noch eher zu vermuthen, daß sie natürlich sey; indem ihr Wesen und Substantz, ihr Geschmack, Geruch, principia, und woraus sie bestehet, zusamt ihrer purgirenden Kraft und Wirckung derjenigen Manna ihren durchaus gleich und ähnlich sich befinden, welche wie kleine Tropfen ist, und die man siehet aus dem Baume tringen, die auch, gleich wie man weiß, natürlich ist. Es verursachet aber, daß diese schöne Manna, als wie kleine Stöcklein wird, daß die Landleute in die Risse, die sie in die Stämme und die stärcksten Aeste der Eschenbäume machen, Strohhalmen oder etwas lange Höltzlein stossen, damit die annoch flüßige Manna auf dem Strohe und Holtze herab rinnen möge, zusammen lauffe, und die Gestalt bekomme, wie wir sie zu sehen kriegen. Hernach ziehen sie die Hälmlein und Stöcklein wiederum gantz sanfte heraus, und lassen ihre Manna in solcher Forme treuge werden.

Jedannoch weiset die Erfahrung, wie die so schöne, reine und crystallisirte Manna, sie mag aussehen, wie sie will, bey weitem nicht so gut purgiret, als wie, die etwas schmierig ist. Die Ursache daran ist, wann selbige so gar sehr rein, so geht sie gar zu schnelle durch den Leib, und hat nicht rechte Zeit zu ihrer Wirckung, kan auch die Feuchtigkeiten nicht sowol auflösen, wie die schmierige, als welche etwas schleimig ist, und dessentwegen sich ein wenig länger im Gedärm aufhält.

Wann die Manna gar zu lange lieget, verliehret sie gar viel von ihrer Schönheit, iedoch wird ihre Kraft darum nichts nicht gemindert. Viel stehen in der Meinung, ie alter die Manna sey, ie mehr purgire sie; welches ich aber nicht verspüret habe. Allein die braune Manna, oder die braunrothe, die schmutzig ist, voll Honig oder gar zu weich, dergleichen sich gar oft bey den Würtzkrumern findet, und guten Kauffes ist, die soll man nicht gebrauchen; dann es mögen leichtlich ein und andre schädliche Dinge drunter seyn gemischet worden, oder aber solche Sachen, dadurch der Manna Kraft verringert wird.

Die Manna führet den Schleim und die gallhaften Feuchtigkeiten linde aus, und wird zu Hauptkranckheiten gern gebrauchet: auf einmahl werden ein Paar Quintlein bis auf ein Paar Untzen eingegeben.

Das Wort Manna kommt vom ebräischen Man, das bedeutet eine Art Brod, oder sonsten etwas, das sich essen läst: dann in verwichenen Zeiten hat man geglaubet, unsere Manna sey der Thau aus der Luft, der in Calabrien auf den Kräutern und Gewächsen zusammen gelauffen und geronnen, und derjenigen gleich, welche GOtt der HErr, in der Wüsten, auf die Kinder Israel, zu ihrer Nahrung fallen liesse.

Gegen Brianson zu, und fast durchs gantze Delphinat, [Spaltenumbruch] findet sich auf den Bäumen und auf den Stauden, eine Gattung Manna, die ist so rund, wie Coriandersamen, weiß und trocken. Unterweilen, iedoch gar sehr selten, wird ihrer nach Paris gebracht, und wird Manne de Briancon genennet: sie purgiret gar wenig.

In Persien wächst auch eine purgirende Manna, der von Brianson nicht ungleich, auf einem stachlichten Gewächse, welches vier oder fünff Schuh hoch ist, und von den Arabern Agul oder Alhagi genennet wird. Rauvvolffius gedencket ihrer. Wann diese Manna lange aufbehalten worden, wird sie wie ein brauner Teig: sie schmecket zuckersüsse, hinterläst aber einige wenige Schärffe.

Es wächst auch eine Gattung Manna auf einem Baume, der auf lateinisch, Acer, frantzösisch, Erable, und teutsch, Ahorn genennet wird.

Alle diese Sorten Manna entstehen aus einem Safte, der aus dem Gewächs schwitzet und an der Luft gerinnet.

Der jüdische Historienschreiber Josephus giebt an, das Wörtlein Man sey in ebräischer Sprache ein Fragewörtlein, und bedeutet soviel, als, was ist das? dieweil die Israeliten sich verwunderten, da sie sahen, wie das Manna, welches in demselben Lande Mane hiesse, fiele: es war so groß, wie Coriandersamen, und sie stunden anfangs in den Gedancken, es wäre Schnee, oder vielmehr Reiff.

Manobi.

Manobi, Lerii, J. B. sind Brasilianische Früchte, rund und gewunden, so groß wie unsere Erdäpfel, dunckel von Farbe: eine iede enthält einen Kern in sich, der ist so dicke, wie bey uns die Haselnüsse, und schmecket auch also, sieht aschenfarbig, klinget und machet ein Geräusche, wann er dörre ist. Diese Früchte finden sich in der Erde, und hangen bey einander an zarten, dünnen Fasen, haben sonsten weder Wurtzel noch Kraut. Sie schmecken sehr gut.

Den Magen sollen sie vortrefflich stärcken.

Manus Marina.

Manus sive Palma marina, frantzösisch, Main de mer, ist ein Gewächs, in Gestalt einer Hand mit ihrem Gelencke. Es ist dick, weißlicht und eitel Haut: wächst in der See: riecht gar seehaftig und schmecket saltzig. Es führet phlegma, Oel und Saltz.

Es zertheilet und machet dünne, wann es zerquetscht und aufgeleget wird.

Marcasita.

Marcasita, frantzösisch, Marcasite, teutsch, Marcasit, ist ein metallartiges Mineral, von welchem es allerhand Arten giebet; dann alle Steine, die viel oder wenig Metall bey sich führen, werden mit diesem Titel beleget: gemeiniglich aber werden unter diesem Namen dreyerley metallartige Mineralien verstanden, nehmlich, Goldmarcasit, Marcasite d'or, Silbermarcasit, Marcasite d'argent, und Kupfermarcasit, Marcasite d' cuivre.

Die beyden ersten bestehen aus kleinen Kugeln, die sind so groß wie Nüsse, bey nahe rund, schwer und gewichtig, auswendig braun, inwendig durch die Farbe unterschieden, indem die eine wie Gold, die andere wie [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Aus Calabrien bringen sie uns eine Gattung Manna wie schöne lange Stöcklein, die sind so dicke, wie ein Finger, leicht und sehen weiß, doch oftermahls in etwas röthlicht. Die Gestalt und Schönheit, die Reinlichkeit und Zurichtung dieser Stöcklein, welche sie bekommen haben, sind Ursach, daß man zweiffeln will, ob diese Manna auch natürlich sey. Wie dann ihrer viel vermeinen, daß sie von den Calabriern verfälschet und auf diese Weise zugerichtet worden, damit sie besser zu verkauffen möge seyn. Doch steht noch eher zu vermuthen, daß sie natürlich sey; indem ihr Wesen und Substantz, ihr Geschmack, Geruch, principia, und woraus sie bestehet, zusamt ihrer purgirenden Kraft und Wirckung derjenigen Manna ihren durchaus gleich und ähnlich sich befinden, welche wie kleine Tropfen ist, und die man siehet aus dem Baume tringen, die auch, gleich wie man weiß, natürlich ist. Es verursachet aber, daß diese schöne Manna, als wie kleine Stöcklein wird, daß die Landleute in die Risse, die sie in die Stämme und die stärcksten Aeste der Eschenbäume machen, Strohhalmen oder etwas lange Höltzlein stossen, damit die annoch flüßige Manna auf dem Strohe und Holtze herab rinnen möge, zusammen lauffe, und die Gestalt bekomme, wie wir sie zu sehen kriegen. Hernach ziehen sie die Hälmlein und Stöcklein wiederum gantz sanfte heraus, und lassen ihre Manna in solcher Forme treuge werden.

Jedannoch weiset die Erfahrung, wie die so schöne, reine und crystallisirte Manna, sie mag aussehen, wie sie will, bey weitem nicht so gut purgiret, als wie, die etwas schmierig ist. Die Ursache daran ist, wann selbige so gar sehr rein, so geht sie gar zu schnelle durch den Leib, und hat nicht rechte Zeit zu ihrer Wirckung, kan auch die Feuchtigkeiten nicht sowol auflösen, wie die schmierige, als welche etwas schleimig ist, und dessentwegen sich ein wenig länger im Gedärm aufhält.

Wann die Manna gar zu lange lieget, verliehret sie gar viel von ihrer Schönheit, iedoch wird ihre Kraft darum nichts nicht gemindert. Viel stehen in der Meinung, ie alter die Manna sey, ie mehr purgire sie; welches ich aber nicht verspüret habe. Allein die braune Manna, oder die braunrothe, die schmutzig ist, voll Honig oder gar zu weich, dergleichen sich gar oft bey den Würtzkrumern findet, und guten Kauffes ist, die soll man nicht gebrauchen; dann es mögen leichtlich ein und andre schädliche Dinge drunter seyn gemischet worden, oder aber solche Sachen, dadurch der Manna Kraft verringert wird.

Die Manna führet den Schleim und die gallhaften Feuchtigkeiten linde aus, und wird zu Hauptkranckheiten gern gebrauchet: auf einmahl werden ein Paar Quintlein bis auf ein Paar Untzen eingegeben.

Das Wort Manna kommt vom ebräischen Man, das bedeutet eine Art Brod, oder sonsten etwas, das sich essen läst: dann in verwichenen Zeiten hat man geglaubet, unsere Manna sey der Thau aus der Luft, der in Calabrien auf den Kräutern und Gewächsen zusammen gelauffen und geronnen, und derjenigen gleich, welche GOtt der HErr, in der Wüsten, auf die Kinder Israel, zu ihrer Nahrung fallen liesse.

Gegen Brianson zu, und fast durchs gantze Delphinat, [Spaltenumbruch] findet sich auf den Bäumen und auf den Stauden, eine Gattung Manna, die ist so rund, wie Coriandersamen, weiß und trocken. Unterweilen, iedoch gar sehr selten, wird ihrer nach Paris gebracht, und wird Manne de Briançon genennet: sie purgiret gar wenig.

In Persien wächst auch eine purgirende Manna, der von Brianson nicht ungleich, auf einem stachlichten Gewächse, welches vier oder fünff Schuh hoch ist, und von den Arabern Agul oder Alhagi genennet wird. Rauvvolffius gedencket ihrer. Wann diese Manna lange aufbehalten worden, wird sie wie ein brauner Teig: sie schmecket zuckersüsse, hinterläst aber einige wenige Schärffe.

Es wächst auch eine Gattung Manna auf einem Baume, der auf lateinisch, Acer, frantzösisch, Erable, und teutsch, Ahorn genennet wird.

Alle diese Sorten Manna entstehen aus einem Safte, der aus dem Gewächs schwitzet und an der Luft gerinnet.

Der jüdische Historienschreiber Josephus giebt an, das Wörtlein Man sey in ebräischer Sprache ein Fragewörtlein, und bedeutet soviel, als, was ist das? dieweil die Israeliten sich verwunderten, da sie sahen, wie das Manna, welches in demselben Lande Mane hiesse, fiele: es war so groß, wie Coriandersamen, und sie stunden anfangs in den Gedancken, es wäre Schnee, oder vielmehr Reiff.

Manobi.

Manobi, Lerii, J. B. sind Brasilianische Früchte, rund und gewunden, so groß wie unsere Erdäpfel, dunckel von Farbe: eine iede enthält einen Kern in sich, der ist so dicke, wie bey uns die Haselnüsse, und schmecket auch also, sieht aschenfarbig, klinget und machet ein Geräusche, wann er dörre ist. Diese Früchte finden sich in der Erde, und hangen bey einander an zarten, dünnen Fasen, haben sonsten weder Wurtzel noch Kraut. Sie schmecken sehr gut.

Den Magen sollen sie vortrefflich stärcken.

Manus Marina.

Manus sive Palma marina, frantzösisch, Main de mer, ist ein Gewächs, in Gestalt einer Hand mit ihrem Gelencke. Es ist dick, weißlicht und eitel Haut: wächst in der See: riecht gar seehaftig und schmecket saltzig. Es führet phlegma, Oel und Saltz.

Es zertheilet und machet dünne, wann es zerquetscht und aufgeleget wird.

Marcasita.

Marcasita, frantzösisch, Marcasite, teutsch, Marcasit, ist ein metallartiges Mineral, von welchem es allerhand Arten giebet; dann alle Steine, die viel oder wenig Metall bey sich führen, werden mit diesem Titel beleget: gemeiniglich aber werden unter diesem Namen dreyerley metallartige Mineralien verstanden, nehmlich, Goldmarcasit, Marcasite d'or, Silbermarcasit, Marcasite d'argent, und Kupfermarcasit, Marcasite d' cuivre.

Die beyden ersten bestehen aus kleinen Kugeln, die sind so groß wie Nüsse, bey nahe rund, schwer und gewichtig, auswendig braun, inwendig durch die Farbe unterschieden, indem die eine wie Gold, die andere wie [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <pb facs="#f0368"/>
          <cb type="start"/>
          <p>Aus <hi rendition="#fr">Calabrien</hi> bringen sie uns eine Gattung Manna wie schöne lange Stöcklein, die sind so dicke, wie ein Finger, leicht und sehen weiß, doch oftermahls in etwas röthlicht. Die Gestalt und Schönheit, die Reinlichkeit und Zurichtung dieser Stöcklein, welche sie bekommen haben, sind Ursach, daß man zweiffeln will, ob diese Manna auch natürlich sey. Wie dann ihrer viel vermeinen, daß sie von den Calabriern verfälschet und auf diese Weise zugerichtet worden, damit sie besser zu verkauffen möge seyn. Doch steht noch eher zu vermuthen, daß sie natürlich sey; indem ihr Wesen und Substantz, ihr Geschmack, Geruch, <hi rendition="#i">principia,</hi> und woraus sie bestehet, zusamt ihrer <hi rendition="#i">purgir</hi>enden Kraft und Wirckung derjenigen Manna ihren durchaus gleich und ähnlich sich befinden, welche wie kleine Tropfen ist, und die man siehet aus dem Baume tringen, die auch, gleich wie man weiß, natürlich ist. Es verursachet aber, daß diese schöne Manna, als wie kleine Stöcklein wird, daß die Landleute in die Risse, die sie in die Stämme und die stärcksten Aeste der Eschenbäume machen, Strohhalmen oder etwas lange Höltzlein stossen, damit die annoch flüßige Manna auf dem Strohe und Holtze herab rinnen möge, zusammen lauffe, und die Gestalt bekomme, wie wir sie zu sehen kriegen. Hernach ziehen sie die Hälmlein und Stöcklein wiederum gantz sanfte heraus, und lassen ihre Manna in solcher Forme treuge werden.</p><lb/>
          <p>Jedannoch weiset die Erfahrung, wie die so schöne, reine und crystallisirte Manna, sie mag aussehen, wie sie will, bey weitem nicht so gut purgiret, als wie, die etwas schmierig ist. Die Ursache daran ist, wann selbige so gar sehr rein, so geht sie gar zu schnelle durch den Leib, und hat nicht rechte Zeit zu ihrer Wirckung, kan auch die Feuchtigkeiten nicht sowol auflösen, wie die schmierige, als welche etwas schleimig ist, und dessentwegen sich ein wenig länger im Gedärm aufhält.</p><lb/>
          <p>Wann die Manna gar zu lange lieget, verliehret sie gar viel von ihrer Schönheit, iedoch wird ihre Kraft darum nichts nicht gemindert. Viel stehen in der Meinung, ie alter die Manna sey, ie mehr purgire sie; welches ich aber nicht verspüret habe. Allein die braune Manna, oder die braunrothe, die schmutzig ist, voll Honig oder gar zu weich, dergleichen sich gar oft bey den Würtzkrumern findet, und guten Kauffes ist, die soll man nicht gebrauchen; dann es mögen leichtlich ein und andre schädliche Dinge drunter seyn gemischet worden, oder aber solche Sachen, dadurch der Manna Kraft verringert wird.</p><lb/>
          <p>Die Manna führet den Schleim und die gallhaften Feuchtigkeiten linde aus, und wird zu Hauptkranckheiten gern gebrauchet: auf einmahl werden ein Paar Quintlein bis auf ein Paar Untzen eingegeben.</p><lb/>
          <p>Das Wort <hi rendition="#i">Manna</hi> kommt vom ebräischen <hi rendition="#i">Man,</hi> das bedeutet eine Art Brod, oder sonsten etwas, das sich essen läst: dann in verwichenen Zeiten hat man geglaubet, unsere Manna sey der Thau aus der Luft, der in Calabrien auf den Kräutern und Gewächsen zusammen gelauffen und geronnen, und derjenigen gleich, welche GOtt der HErr, in der Wüsten, auf die Kinder Israel, zu ihrer Nahrung fallen liesse.</p><lb/>
          <p>Gegen <hi rendition="#fr">Brianson</hi> zu, und fast durchs gantze <hi rendition="#fr">Delphinat,</hi> <cb/>
findet sich auf den Bäumen und auf den Stauden, eine Gattung Manna, die ist so rund, wie Coriandersamen, weiß und trocken. Unterweilen, iedoch gar sehr selten, wird ihrer nach Paris gebracht, und wird <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Manne de Briançon</hi></hi> genennet: sie purgiret gar wenig.</p><lb/>
          <p>In <hi rendition="#fr">Persien</hi> wächst auch eine purgirende Manna, der von Brianson nicht ungleich, auf einem stachlichten Gewächse, welches vier oder fünff Schuh hoch ist, und von den Arabern <hi rendition="#i">Agul</hi> oder <hi rendition="#i">Alhagi</hi> genennet wird. <hi rendition="#i">Rauvvolffius</hi> gedencket ihrer. Wann diese Manna lange aufbehalten worden, wird sie wie ein brauner Teig: sie schmecket zuckersüsse, hinterläst aber einige wenige Schärffe.</p><lb/>
          <p>Es wächst auch eine Gattung Manna auf einem Baume, der auf lateinisch, <hi rendition="#i">Acer,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Erable</hi></hi>, und teutsch, <hi rendition="#fr">Ahorn</hi> genennet wird.</p><lb/>
          <p>Alle diese Sorten Manna entstehen aus einem Safte, der aus dem Gewächs schwitzet und an der Luft gerinnet.</p><lb/>
          <p>Der jüdische Historienschreiber <hi rendition="#i">Josephus</hi> giebt an, das Wörtlein <hi rendition="#i">Man</hi> sey in ebräischer Sprache ein Fragewörtlein, und bedeutet soviel, als, was ist das? dieweil die Israeliten sich verwunderten, da sie sahen, wie das Manna, welches in demselben Lande <hi rendition="#i">Mane</hi> hiesse, fiele: es war so groß, wie Coriandersamen, und sie stunden anfangs in den Gedancken, es wäre Schnee, oder vielmehr Reiff.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Manobi.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Manobi,</hi> Lerii, J. B.</hi> sind <hi rendition="#fr">Brasilianische Früchte,</hi> rund und gewunden, so groß wie unsere Erdäpfel, dunckel von Farbe: eine iede enthält einen Kern in sich, der ist so dicke, wie bey uns die Haselnüsse, und schmecket auch also, sieht aschenfarbig, klinget und machet ein Geräusche, wann er dörre ist. Diese Früchte finden sich in der Erde, und hangen bey einander an zarten, dünnen Fasen, haben sonsten weder Wurtzel noch Kraut. Sie schmecken sehr gut.</p><lb/>
          <p>Den Magen sollen sie vortrefflich stärcken.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Manus Marina.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Manus sive Palma marina</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Main de mer</hi></hi>, ist ein Gewächs, in Gestalt einer Hand mit ihrem Gelencke. Es ist dick, weißlicht und eitel Haut: wächst in der <hi rendition="#fr">See:</hi> riecht gar <hi rendition="#g">seeh</hi>aftig und schmecket saltzig. Es führet <hi rendition="#i">phlegma,</hi> Oel und Saltz.</p><lb/>
          <p>Es zertheilet und machet dünne, wann es zerquetscht und aufgeleget wird.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Marcasita.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Marcasita</hi></hi>, frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Marcasite</hi></hi>, teutsch, <hi rendition="#fr">Marcasit,</hi> ist ein metallartiges Mineral, von welchem es allerhand Arten giebet; dann alle Steine, die viel oder wenig Metall bey sich führen, werden mit diesem Titel beleget: gemeiniglich aber werden unter diesem Namen dreyerley metallartige Mineralien verstanden, nehmlich, <hi rendition="#fr">Goldmarcasit,</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Marcasite d'or</hi></hi>, <hi rendition="#fr">Silbermarcasit,</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Marcasite d'argent</hi></hi>, und <hi rendition="#fr">Kupfermarcasit,</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Marcasite d' cuivre.</hi></hi></p><lb/>
          <p>Die beyden ersten bestehen aus kleinen Kugeln, die sind so groß wie Nüsse, bey nahe rund, schwer und gewichtig, auswendig braun, inwendig durch die Farbe unterschieden, indem die eine wie Gold, die andere wie <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0368] Aus Calabrien bringen sie uns eine Gattung Manna wie schöne lange Stöcklein, die sind so dicke, wie ein Finger, leicht und sehen weiß, doch oftermahls in etwas röthlicht. Die Gestalt und Schönheit, die Reinlichkeit und Zurichtung dieser Stöcklein, welche sie bekommen haben, sind Ursach, daß man zweiffeln will, ob diese Manna auch natürlich sey. Wie dann ihrer viel vermeinen, daß sie von den Calabriern verfälschet und auf diese Weise zugerichtet worden, damit sie besser zu verkauffen möge seyn. Doch steht noch eher zu vermuthen, daß sie natürlich sey; indem ihr Wesen und Substantz, ihr Geschmack, Geruch, principia, und woraus sie bestehet, zusamt ihrer purgirenden Kraft und Wirckung derjenigen Manna ihren durchaus gleich und ähnlich sich befinden, welche wie kleine Tropfen ist, und die man siehet aus dem Baume tringen, die auch, gleich wie man weiß, natürlich ist. Es verursachet aber, daß diese schöne Manna, als wie kleine Stöcklein wird, daß die Landleute in die Risse, die sie in die Stämme und die stärcksten Aeste der Eschenbäume machen, Strohhalmen oder etwas lange Höltzlein stossen, damit die annoch flüßige Manna auf dem Strohe und Holtze herab rinnen möge, zusammen lauffe, und die Gestalt bekomme, wie wir sie zu sehen kriegen. Hernach ziehen sie die Hälmlein und Stöcklein wiederum gantz sanfte heraus, und lassen ihre Manna in solcher Forme treuge werden. Jedannoch weiset die Erfahrung, wie die so schöne, reine und crystallisirte Manna, sie mag aussehen, wie sie will, bey weitem nicht so gut purgiret, als wie, die etwas schmierig ist. Die Ursache daran ist, wann selbige so gar sehr rein, so geht sie gar zu schnelle durch den Leib, und hat nicht rechte Zeit zu ihrer Wirckung, kan auch die Feuchtigkeiten nicht sowol auflösen, wie die schmierige, als welche etwas schleimig ist, und dessentwegen sich ein wenig länger im Gedärm aufhält. Wann die Manna gar zu lange lieget, verliehret sie gar viel von ihrer Schönheit, iedoch wird ihre Kraft darum nichts nicht gemindert. Viel stehen in der Meinung, ie alter die Manna sey, ie mehr purgire sie; welches ich aber nicht verspüret habe. Allein die braune Manna, oder die braunrothe, die schmutzig ist, voll Honig oder gar zu weich, dergleichen sich gar oft bey den Würtzkrumern findet, und guten Kauffes ist, die soll man nicht gebrauchen; dann es mögen leichtlich ein und andre schädliche Dinge drunter seyn gemischet worden, oder aber solche Sachen, dadurch der Manna Kraft verringert wird. Die Manna führet den Schleim und die gallhaften Feuchtigkeiten linde aus, und wird zu Hauptkranckheiten gern gebrauchet: auf einmahl werden ein Paar Quintlein bis auf ein Paar Untzen eingegeben. Das Wort Manna kommt vom ebräischen Man, das bedeutet eine Art Brod, oder sonsten etwas, das sich essen läst: dann in verwichenen Zeiten hat man geglaubet, unsere Manna sey der Thau aus der Luft, der in Calabrien auf den Kräutern und Gewächsen zusammen gelauffen und geronnen, und derjenigen gleich, welche GOtt der HErr, in der Wüsten, auf die Kinder Israel, zu ihrer Nahrung fallen liesse. Gegen Brianson zu, und fast durchs gantze Delphinat, findet sich auf den Bäumen und auf den Stauden, eine Gattung Manna, die ist so rund, wie Coriandersamen, weiß und trocken. Unterweilen, iedoch gar sehr selten, wird ihrer nach Paris gebracht, und wird Manne de Briançon genennet: sie purgiret gar wenig. In Persien wächst auch eine purgirende Manna, der von Brianson nicht ungleich, auf einem stachlichten Gewächse, welches vier oder fünff Schuh hoch ist, und von den Arabern Agul oder Alhagi genennet wird. Rauvvolffius gedencket ihrer. Wann diese Manna lange aufbehalten worden, wird sie wie ein brauner Teig: sie schmecket zuckersüsse, hinterläst aber einige wenige Schärffe. Es wächst auch eine Gattung Manna auf einem Baume, der auf lateinisch, Acer, frantzösisch, Erable, und teutsch, Ahorn genennet wird. Alle diese Sorten Manna entstehen aus einem Safte, der aus dem Gewächs schwitzet und an der Luft gerinnet. Der jüdische Historienschreiber Josephus giebt an, das Wörtlein Man sey in ebräischer Sprache ein Fragewörtlein, und bedeutet soviel, als, was ist das? dieweil die Israeliten sich verwunderten, da sie sahen, wie das Manna, welches in demselben Lande Mane hiesse, fiele: es war so groß, wie Coriandersamen, und sie stunden anfangs in den Gedancken, es wäre Schnee, oder vielmehr Reiff. Manobi. Manobi, Lerii, J. B. sind Brasilianische Früchte, rund und gewunden, so groß wie unsere Erdäpfel, dunckel von Farbe: eine iede enthält einen Kern in sich, der ist so dicke, wie bey uns die Haselnüsse, und schmecket auch also, sieht aschenfarbig, klinget und machet ein Geräusche, wann er dörre ist. Diese Früchte finden sich in der Erde, und hangen bey einander an zarten, dünnen Fasen, haben sonsten weder Wurtzel noch Kraut. Sie schmecken sehr gut. Den Magen sollen sie vortrefflich stärcken. Manus Marina. Manus sive Palma marina, frantzösisch, Main de mer, ist ein Gewächs, in Gestalt einer Hand mit ihrem Gelencke. Es ist dick, weißlicht und eitel Haut: wächst in der See: riecht gar seehaftig und schmecket saltzig. Es führet phlegma, Oel und Saltz. Es zertheilet und machet dünne, wann es zerquetscht und aufgeleget wird. Marcasita. Marcasita, frantzösisch, Marcasite, teutsch, Marcasit, ist ein metallartiges Mineral, von welchem es allerhand Arten giebet; dann alle Steine, die viel oder wenig Metall bey sich führen, werden mit diesem Titel beleget: gemeiniglich aber werden unter diesem Namen dreyerley metallartige Mineralien verstanden, nehmlich, Goldmarcasit, Marcasite d'or, Silbermarcasit, Marcasite d'argent, und Kupfermarcasit, Marcasite d' cuivre. Die beyden ersten bestehen aus kleinen Kugeln, die sind so groß wie Nüsse, bey nahe rund, schwer und gewichtig, auswendig braun, inwendig durch die Farbe unterschieden, indem die eine wie Gold, die andere wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/368
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/368>, abgerufen am 26.04.2024.