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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Diese wohnt gemeiniglich im Holtze, spatziret aber auch bisweilen in das Feld, würget die Hüner, und säufft die Eyer aus.

Die Marder werden in den mitternächtigen Ländern gefunden, unter den Dächern der Häuser. Ihr Peltz ist wegen seiner Schönheit angenehm, ingleichen auch der Wärme wegen, die er giebet.

In Moscau, in Litthauen, in Dänemarck, Norwegen und in Schweden, wie auch an vielen andern mitternächtigen Orten noch mehr fällt eine Marderart, die wird genennet

Mustela Zibelina.

Mus Scythicus & Sarmaticus.

Zobola.

frantzösisch, Bellette oder Martre Zibeline.

teutsch, Zobel.

Dieselbe ist viel kleiner, als ein gemeines Marder: ihre Farbe ist braunroth, bis auf die Gurgel, welche aschenfarben sieht. Dieses Thier ist unruhig und beständig in Bewegung. Es frißt die Vögel und die Ratten, die es kan erhaschen: sein Peltz ist bey den Kauffleuten viel angenehmer, als das Marderfell, vornehmlich, wann das Haar fein lang und schwärtzlicht ist.

Das Fleisch von Mardern oder die abgezogenen Marder zertheilen, dienen zu Stärckung der Nerven, von wegen des vielen flüchtigen Saltzes und Oeles, das sie in sich enthalten. Man kan sie auch in Baumöl sieden lassen und sich desselbigen, als wie des jungen Hundeöls bedienen, die preßhaften Glieder damit zu schmieren und zu reiben.

Das Marder wird Martes, Marta und Marterus genannt, dieweil es grausam und wilde ist: als ob man sagen wolte, das es martialisch und kriegerisch ist.

Foina heisset es, dieweil es sich gar oft im Heue, welches auf frantzösisch foin genennet wird, pflegt zu verstecken.

Marum.

Marum, Amberkraut, Mastirkraut, ist ein Kraut, dessen es zwey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Marum Cortusi, J.B. Raji Hist.

Chamaedrys maritima incana frutescens, foliis lanceolatis, Pit. Tournef.

Tragoriganum Lobelii, Ger.

Tragoriganum latifolium, C. B.

Tragoriganum latifolium, sive Marum Cortusi, Matthiolo, Park.

Ist eine Gattung der Chamaedrys, oder ein kleines Kräutlein, welches, als wie der Thymian, einen Hauffen Zweige, oder kleine, und weißlichte Rüthlein treibet, die voller solcher Blätter sitzen, so grösser sind wie die am Thymian, und bald wie die am Quendel sehen, spitzig sind als wie ein [Spaltenumbruch] Spießeisen, obenher grün, unten weißlicht. Die Blüten wachsen nach der Länge hinan zwischen denenselben und den Blättern heraus; sind als wie kleine Rachen formiret und denen an der gemeinen Chamaedrys nicht ungleich, von Farbe purpurhaftig; stehen, eine iede, in einem rauchen, weißlichten Kelche. Wann die Blüte vergangen, so wachsen an ihrer statt vier fast gantz runde Samen, die sind in einer Hülse beschlossen, welche der Blüte zum Kelche hat gedienet. Das gantze Gewächs hat einen lieblichen Geruch, und einen scharffen beissenden Geschmack. Es wächst in warmen Landen, wie z.E. in Provence, in den Hieres Inseln, gegen Toulon zu, woselbst her es dörre zu uns gebracht wird. Es wird auch in den Gärten mit Fleiß gezogen.

Die andre Sorte heist

Marum vulgare, sive Clinopodium, Dod.

Marum verum, sive Mastic, Lugd.

Marum, Mastic Anglorum & Gallorum, Adv.

Thymbra Hispanica Majoranae folio, Pit. Tournef.

Tragoriganum primum, Clus. Hisp.

Clinopodium quibusdam Mastichina Gallorum, J. B.

Sampsuchus, sive Marum Mastichen redolens, C. B.

Die ist eine Gattung Thymbra, oder ein Kraut, das einen Hauffen ästige Zweiglein treibt, als wie der Majoran, die iedoch um ein gut Theil höher sind, indem sie bis auf zwey und drey Fuß Höhe überkommen: sonst sind sie holtzig, und strecken ihre Zweiglein gar weit aus. Ihre Blätterlein sehen als wie die am Majoran, sind aber ein wenig grösser, weißlicht und von scharffen, bitteren Geschmack. Blüten und Samen sehen als wie die am Thymian; allein, die Blüten wachsen als wie Ringlein um die Stengel herum, und zwar Staffelweise, zwischen den Blätterlein und Stengeln heraus, und sehen weiß. Ihre Wurtzel ist holtzig. Das gantze Gewächs hat einen ziemlich starcken, gewürtzhaft- und lieblichen Geruch. Es wird mit Fleiß in den Gärten gezogen. Das beste ist, welches in Spanien und andern warmen Ländern wächst.

Sie führen, eines wie das andere, viel kräftiges Oel und flüchtiges Saltz, wenig phlegma. Das erste wird in den dispensatoriis gar starck zu den Trochiscis hedychroi genommen, welche unter den Theriac gebrauchet werden, worunter das Marum auch erfordert wird. Man soll es aber erwehlen, wann es samt seinen Blüten zwischen Papiere ist gedörret worden, starck riechet, und einen gewürtzhaften, beissenden und bitteren Geschmack hat.

Die erste Gattung, Marum Cortusi genannt, lieben die Katzen überaus; sie riechen dasselbige von weiten, lauffen trefflich darnach, legen und weltzen sich drauf herum, zerbeissen es und machen sich dadurch brünstig. Im Jahr 1705. hatte ich dey 250. Samen von allerhand Gewächsen aufnehmen lassen: sie waren auch nach ihren Arten in besondere Päcklein eingelegt, und unter denenselben war auch dieses Marum Cortusi zu befinden. Eine iedwede Sorte von diesen Gesämig, welches nach Provence versendet werden solte, war nicht allein besonders und genau [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Diese wohnt gemeiniglich im Holtze, spatziret aber auch bisweilen in das Feld, würget die Hüner, und säufft die Eyer aus.

Die Marder werden in den mitternächtigen Ländern gefunden, unter den Dächern der Häuser. Ihr Peltz ist wegen seiner Schönheit angenehm, ingleichen auch der Wärme wegen, die er giebet.

In Moscau, in Litthauen, in Dänemarck, Norwegen und in Schweden, wie auch an vielen andern mitternächtigen Orten noch mehr fällt eine Marderart, die wird genennet

Mustela Zibelina.

Mus Scythicus & Sarmaticus.

Zobola.

frantzösisch, Bellette oder Martre Zibeline.

teutsch, Zobel.

Dieselbe ist viel kleiner, als ein gemeines Marder: ihre Farbe ist braunroth, bis auf die Gurgel, welche aschenfarben sieht. Dieses Thier ist unruhig und beständig in Bewegung. Es frißt die Vögel und die Ratten, die es kan erhaschen: sein Peltz ist bey den Kauffleuten viel angenehmer, als das Marderfell, vornehmlich, wann das Haar fein lang und schwärtzlicht ist.

Das Fleisch von Mardern oder die abgezogenen Marder zertheilen, dienen zu Stärckung der Nerven, von wegen des vielen flüchtigen Saltzes und Oeles, das sie in sich enthalten. Man kan sie auch in Baumöl sieden lassen und sich desselbigen, als wie des jungen Hundeöls bedienen, die preßhaften Glieder damit zu schmieren und zu reiben.

Das Marder wird Martes, Marta und Marterus genannt, dieweil es grausam und wilde ist: als ob man sagen wolte, das es martialisch und kriegerisch ist.

Foina heisset es, dieweil es sich gar oft im Heue, welches auf frantzösisch foin genennet wird, pflegt zu verstecken.

Marum.

Marum, Amberkraut, Mastirkraut, ist ein Kraut, dessen es zwey Sorten giebet.

Die erste wird genannt

Marum Cortusi, J.B. Raji Hist.

Chamædrys maritima incana frutescens, foliis lanceolatis, Pit. Tournef.

Tragoriganum Lobelii, Ger.

Tragoriganum latifolium, C. B.

Tragoriganum latifolium, sive Marum Cortusi, Matthiolo, Park.

Ist eine Gattung der Chamædrys, oder ein kleines Kräutlein, welches, als wie der Thymian, einen Hauffen Zweige, oder kleine, und weißlichte Rüthlein treibet, die voller solcher Blätter sitzen, so grösser sind wie die am Thymian, und bald wie die am Quendel sehen, spitzig sind als wie ein [Spaltenumbruch] Spießeisen, obenher grün, unten weißlicht. Die Blüten wachsen nach der Länge hinan zwischen denenselben uñ den Blättern heraus; sind als wie kleine Rachen formiret und denen an der gemeinen Chamædrys nicht ungleich, von Farbe purpurhaftig; stehen, eine iede, in einem rauchen, weißlichten Kelche. Wann die Blüte vergangen, so wachsen an ihrer statt vier fast gantz runde Samen, die sind in einer Hülse beschlossen, welche der Blüte zum Kelche hat gedienet. Das gantze Gewächs hat einen lieblichen Geruch, und einen scharffen beissenden Geschmack. Es wächst in warmen Landen, wie z.E. in Provence, in den Hieres Inseln, gegen Toulon zu, woselbst her es dörre zu uns gebracht wird. Es wird auch in den Gärten mit Fleiß gezogen.

Die andre Sorte heist

Marum vulgare, sive Clinopodium, Dod.

Marum verum, sive Mastic, Lugd.

Marum, Mastic Anglorum & Gallorum, Adv.

Thymbra Hispanica Majoranæ folio, Pit. Tournef.

Tragoriganum primum, Clus. Hisp.

Clinopodium quibusdam Mastichina Gallorum, J. B.

Sampsuchus, sive Marum Mastichen redolens, C. B.

Die ist eine Gattung Thymbra, oder ein Kraut, das einen Hauffen ästige Zweiglein treibt, als wie der Majoran, die iedoch um ein gut Theil höher sind, indem sie bis auf zwey und drey Fuß Höhe überkommen: sonst sind sie holtzig, und strecken ihre Zweiglein gar weit aus. Ihre Blätterlein sehen als wie die am Majoran, sind aber ein wenig grösser, weißlicht und von scharffen, bitteren Geschmack. Blüten und Samen sehen als wie die am Thymian; allein, die Blüten wachsen als wie Ringlein um die Stengel herum, und zwar Staffelweise, zwischen den Blätterlein und Stengeln heraus, und sehen weiß. Ihre Wurtzel ist holtzig. Das gantze Gewächs hat einen ziemlich starcken, gewürtzhaft- und lieblichen Geruch. Es wird mit Fleiß in den Gärten gezogen. Das beste ist, welches in Spanien und andern warmen Ländern wächst.

Sie führen, eines wie das andere, viel kräftiges Oel und flüchtiges Saltz, wenig phlegma. Das erste wird in den dispensatoriis gar starck zu den Trochiscis hedychroi genommen, welche unter den Theriac gebrauchet werden, worunter das Marum auch erfordert wird. Man soll es aber erwehlen, wann es samt seinen Blüten zwischen Papiere ist gedörret worden, starck riechet, und einen gewürtzhaften, beissenden und bitteren Geschmack hat.

Die erste Gattung, Marum Cortusi genannt, lieben die Katzen überaus; sie riechen dasselbige von weiten, lauffen trefflich darnach, legen und weltzen sich drauf herum, zerbeissen es und machen sich dadurch brünstig. Im Jahr 1705. hatte ich dey 250. Samen von allerhand Gewächsen aufnehmen lassen: sie waren auch nach ihren Arten in besondere Päcklein eingelegt, und unter denenselben war auch dieses Marum Cortusi zu befinden. Eine iedwede Sorte von diesen Gesämig, welches nach Provence versendet werden solte, war nicht allein besonders und genau [Ende Spaltensatz]

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[0372] Diese wohnt gemeiniglich im Holtze, spatziret aber auch bisweilen in das Feld, würget die Hüner, und säufft die Eyer aus. Die Marder werden in den mitternächtigen Ländern gefunden, unter den Dächern der Häuser. Ihr Peltz ist wegen seiner Schönheit angenehm, ingleichen auch der Wärme wegen, die er giebet. In Moscau, in Litthauen, in Dänemarck, Norwegen und in Schweden, wie auch an vielen andern mitternächtigen Orten noch mehr fällt eine Marderart, die wird genennet Mustela Zibelina. Mus Scythicus & Sarmaticus. Zobola. frantzösisch, Bellette oder Martre Zibeline. teutsch, Zobel. Dieselbe ist viel kleiner, als ein gemeines Marder: ihre Farbe ist braunroth, bis auf die Gurgel, welche aschenfarben sieht. Dieses Thier ist unruhig und beständig in Bewegung. Es frißt die Vögel und die Ratten, die es kan erhaschen: sein Peltz ist bey den Kauffleuten viel angenehmer, als das Marderfell, vornehmlich, wann das Haar fein lang und schwärtzlicht ist. 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Ist eine Gattung der Chamædrys, oder ein kleines Kräutlein, welches, als wie der Thymian, einen Hauffen Zweige, oder kleine, und weißlichte Rüthlein treibet, die voller solcher Blätter sitzen, so grösser sind wie die am Thymian, und bald wie die am Quendel sehen, spitzig sind als wie ein Spießeisen, obenher grün, unten weißlicht. Die Blüten wachsen nach der Länge hinan zwischen denenselben uñ den Blättern heraus; sind als wie kleine Rachen formiret und denen an der gemeinen Chamædrys nicht ungleich, von Farbe purpurhaftig; stehen, eine iede, in einem rauchen, weißlichten Kelche. Wann die Blüte vergangen, so wachsen an ihrer statt vier fast gantz runde Samen, die sind in einer Hülse beschlossen, welche der Blüte zum Kelche hat gedienet. Das gantze Gewächs hat einen lieblichen Geruch, und einen scharffen beissenden Geschmack. Es wächst in warmen Landen, wie z.E. in Provence, in den Hieres Inseln, gegen Toulon zu, woselbst her es dörre zu uns gebracht wird. Es wird auch in den Gärten mit Fleiß gezogen. Die andre Sorte heist Marum vulgare, sive Clinopodium, Dod. Marum verum, sive Mastic, Lugd. Marum, Mastic Anglorum & Gallorum, Adv. Thymbra Hispanica Majoranæ folio, Pit. Tournef. Tragoriganum primum, Clus. Hisp. Clinopodium quibusdam Mastichina Gallorum, J. B. Sampsuchus, sive Marum Mastichen redolens, C. B. Die ist eine Gattung Thymbra, oder ein Kraut, das einen Hauffen ästige Zweiglein treibt, als wie der Majoran, die iedoch um ein gut Theil höher sind, indem sie bis auf zwey und drey Fuß Höhe überkommen: sonst sind sie holtzig, und strecken ihre Zweiglein gar weit aus. Ihre Blätterlein sehen als wie die am Majoran, sind aber ein wenig grösser, weißlicht und von scharffen, bitteren Geschmack. Blüten und Samen sehen als wie die am Thymian; allein, die Blüten wachsen als wie Ringlein um die Stengel herum, und zwar Staffelweise, zwischen den Blätterlein und Stengeln heraus, und sehen weiß. Ihre Wurtzel ist holtzig. Das gantze Gewächs hat einen ziemlich starcken, gewürtzhaft- und lieblichen Geruch. Es wird mit Fleiß in den Gärten gezogen. Das beste ist, welches in Spanien und andern warmen Ländern wächst. Sie führen, eines wie das andere, viel kräftiges Oel und flüchtiges Saltz, wenig phlegma. Das erste wird in den dispensatoriis gar starck zu den Trochiscis hedychroi genommen, welche unter den Theriac gebrauchet werden, worunter das Marum auch erfordert wird. Man soll es aber erwehlen, wann es samt seinen Blüten zwischen Papiere ist gedörret worden, starck riechet, und einen gewürtzhaften, beissenden und bitteren Geschmack hat. Die erste Gattung, Marum Cortusi genannt, lieben die Katzen überaus; sie riechen dasselbige von weiten, lauffen trefflich darnach, legen und weltzen sich drauf herum, zerbeissen es und machen sich dadurch brünstig. Im Jahr 1705. hatte ich dey 250. Samen von allerhand Gewächsen aufnehmen lassen: sie waren auch nach ihren Arten in besondere Päcklein eingelegt, und unter denenselben war auch dieses Marum Cortusi zu befinden. Eine iedwede Sorte von diesen Gesämig, welches nach Provence versendet werden solte, war nicht allein besonders und genau

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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/372>, abgerufen am 26.04.2024.