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Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

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[Beginn Spaltensatz] Er führet viel kräftig Oel und flüchtig Saltz. Er wird zum Theriac gebraucht.

Er eröffnet, treibt den Urin und der Weiber Reinigung: widerstehet dem Gifte, und treibet die Winde aus.

Einsmahls geriethe mir ein kleiner Petersilienstengel unter die Hände, daran natürlich eine Fliege unbeweglich und gantz veste angewachsen ware; sie war so groß als eine Biene, iedoch ein wenig länger. Vorn an dem länglichten Kopfe waren zwey kleine Hörner zu befinden, deren iedes ein Paar Linien lang, vest und dichte war: sie hatte ein Gesicht, gerade wie ein Kind; daran waren zwey Augen, eine Nase, ein Maul, und ein Kien, alle zusammen wol geordnet, und nach ihrer Grösse artig proportioniret, nur daß gar keine Oeffnung daran zu spüren. Dieser Kopf sahe aus als wie ein kleiner Moseskopf, wie ihn die Mahler bilden. Die Flügel bedeckten den Leib, waren schön und deutlich zu ersehen. Dieser Fliege Theile alle mit einander hatten eine schöne goldgelbe Farbe, und waren obenher sehr glatt polirt, welches ein artiges Ansehen machte. Sie hunge an dem Zweiglein als wie eine Frucht an einer Pflantze, an welcher sie gewachsen ist, und ware alles dergestalt natürlich, daß man nicht wähnen können, als ob die Kunst etwas dabey gethan. Ich zeigete dieses Wunderding gar vielen Leuten, und unter andern auch dem Herrn Abte de la Roque, welcher es zwar in dem Journal des Scavans, das er zur selben Zeit verfertigte, mit angeführet, doch weiter nichts dazu gesetzet hat, als was ich erst erzehlet habe.

Es kunte seyn, daß sich ein Bieneneylein in der Erde an das Samenkorn geleget, aus welchem diese Petersilienpflantze entsprossen war; da nun das Eygen ausgebrütet, und die Pflantze groß geworden, mochte sie die Fliege, die daraus gekommen, mit in die Höhe getrieben haben, und auch derselben einen Theil von ihrem Safte zur Nahrung mitgetheilet, so lang als sie gelebet: als sie aber hernach gestorben, hat sie sich auf der Pflantze erhalten. Allein, was das Gesichte des Kindes anbetrifft, das dieses Würmlein hatte, wie ingleichen seine goldne Farbe, da dürffte gar schwer fallen, wann einer solte eine hinlängliche Ursache geben.

Diese Fliege habe ich viel Monate hindurch bey ihrer völligen Schönheit erhalten, dann ich sie immerfort an der verdorrten Pflantze, daran sie sich gehencket hatte, gelassen. Hernach thate ich sie in Weinspiritus, in Meynung sie also zu erhalten, allein sie verlohre viel von ihrer Farbe, und da ich sie nachdem in eine Schachtel gethan, und trocken werden lassen, ward sie zu einem leichten grauen Pulver.

Peucedanum.

Peucdanum, Ger. Dod.

Peucedanum vulgare, Park.

Peucedanum Germanicum, C.B. Pit. Tournef.

Pinastellum, Dod.

Foeniculum porcinum, Lon.

Peucedanum minus Germanicum, C.B. Raji Hist.

frantzösisch, Queue de pourceau, oder Fenouil de porc.

teutsch, Haarstrang, Saufenchel.

Ist ein Kraut, das einen Stengel etwan auf zwey Schuh hoch treibt, der ist hol und ästig. Seine Blätter sind um ein gut Theil grösser, als wie die am Fenchel, und sehr zerschnitten, welche Theile [Spaltenumbruch] oder Stücken lang und schmal sind, breit, und sehen aus wie die an dem Grase. Die Spitzen bringen Umbellen oder Kronen, welche breit, und mit gelben Blümlein besetzet sind, die aus fünff Blätterlein, in Rösleinform bestehen. Wann die Blüten vergangen sind, so folgen die Samen, zwey und zwey beysammen, die sind schier ovalrund, obenher gestreifft, und am Rande mit einem Blättlein eingefasset, von scharffen, bitteren Geschmack. Die Wurtzel ist lang und dicke, in Seitenwurtzeln zertheilet, fleischig, auswendig schwartz, inwendig weißlicht, voller Saftes, welcher heraus laufft, wann man drein schneidet, und riechet als wie Pech. Dieses Gewächse wächst an sumpfigen und düstern Orten, die an der See gelegen sind, und auch auf Bergen: führet viel Sal essentiale und Oel. Die Wurtzel wird zur Artzney gebraucht. Der Saft der heraus rinnet, wann drein geschnitten wird, den läst man an der Sonne oder übern Feuer trocken werden, und hebt ihn auf; er ist resinos oder gummos.

Die Wurtzel und der Saft, der daraus kommt, machen dünne, und zertheilen den Schleim auf der Brust, befördern den Auswurff, machen einen leichten Athem, reinigen die Wunden und die Geschwüre, treiben den Harn und die weibliche Reinigung. Sie werden innerlich und äusserlich gebraucht.

Peucedanum kommt von peuke, pinus, eine Fichte, dieweil die Blätter dieses Krautes schier wie die Fichtennadeln sehen: und eben um dieser Ursach willen wird es auch Pinastellum genennet.

Phagrus.

Phagrus.

Pagrus.

Ist ein Seefisch, ungefehr eines Schuhes lang, dick und breit, roth von Farbe, dem Rouget nicht so gar ungleich, iedoch ist er viel grösser und viel dicker, mit runden, breiten und zarten Schupen bedecket; die Nase ist krumm wie ein Haken, die Schnautze dick und rund; die Zähne sind scharff; im Kopfe hat er kleine Steine. Er lebt vom Moos, vom Schlamme, und von kleinen Fischen. Er ist gut zu essen.

Die in seinem Kopfe befindlichen Steine, gerieben und eingenommen, eröffnen, dienen zum Nierenstein, den Leib zu stopfen, die Schärffe und die Säure im Magen zu mildern. Sie werden von einem halben Scrupel bis auf ein halbes Quintlein auf einmahl gegeben.

Man will vorgeben, das Wort Phargus komme von Fragum, Erdbeer, her, weil dieser Fisch so roth, als wie Erdbeeren sieht.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Er führet viel kräftig Oel und flüchtig Saltz. Er wird zum Theriac gebraucht.

Er eröffnet, treibt den Urin und der Weiber Reinigung: widerstehet dem Gifte, und treibet die Winde aus.

Einsmahls geriethe mir ein kleiner Petersilienstengel unter die Hände, daran natürlich eine Fliege unbeweglich und gantz veste angewachsen ware; sie war so groß als eine Biene, iedoch ein wenig länger. Vorn an dem länglichten Kopfe waren zwey kleine Hörner zu befinden, deren iedes ein Paar Linien lang, vest und dichte war: sie hatte ein Gesicht, gerade wie ein Kind; daran waren zwey Augen, eine Nase, ein Maul, und ein Kien, alle zusammen wol geordnet, und nach ihrer Grösse artig proportioniret, nur daß gar keine Oeffnung daran zu spüren. Dieser Kopf sahe aus als wie ein kleiner Moseskopf, wie ihn die Mahler bilden. Die Flügel bedeckten den Leib, waren schön und deutlich zu ersehen. Dieser Fliege Theile alle mit einander hatten eine schöne goldgelbe Farbe, und waren obenher sehr glatt polirt, welches ein artiges Ansehen machte. Sie hunge an dem Zweiglein als wie eine Frucht an einer Pflantze, an welcher sie gewachsen ist, und ware alles dergestalt natürlich, daß man nicht wähnen können, als ob die Kunst etwas dabey gethan. Ich zeigete dieses Wunderding gar vielen Leuten, und unter andern auch dem Herrn Abte de la Roque, welcher es zwar in dem Journal des Sçavans, das er zur selben Zeit verfertigte, mit angeführet, doch weiter nichts dazu gesetzet hat, als was ich erst erzehlet habe.

Es kunte seyn, daß sich ein Bieneneylein in der Erde an das Samenkorn geleget, aus welchem diese Petersilienpflantze entsprossen war; da nun das Eygen ausgebrütet, und die Pflantze groß geworden, mochte sie die Fliege, die daraus gekommen, mit in die Höhe getrieben haben, und auch derselben einen Theil von ihrem Safte zur Nahrung mitgetheilet, so lang als sie gelebet: als sie aber hernach gestorben, hat sie sich auf der Pflantze erhalten. Allein, was das Gesichte des Kindes anbetrifft, das dieses Würmlein hatte, wie ingleichen seine goldne Farbe, da dürffte gar schwer fallen, wann einer solte eine hinlängliche Ursache geben.

Diese Fliege habe ich viel Monate hindurch bey ihrer völligen Schönheit erhalten, dann ich sie immerfort an der verdorrten Pflantze, daran sie sich gehencket hatte, gelassen. Hernach thate ich sie in Weinspiritus, in Meynung sie also zu erhalten, allein sie verlohre viel von ihrer Farbe, und da ich sie nachdem in eine Schachtel gethan, und trocken werden lassen, ward sie zu einem leichten grauen Pulver.

Peucedanum.

Peucdanum, Ger. Dod.

Peucedanum vulgare, Park.

Peucedanum Germanicum, C.B. Pit. Tournef.

Pinastellum, Dod.

Fœniculum porcinum, Lon.

Peucedanum minus Germanicum, C.B. Raji Hist.

frantzösisch, Queue de pourceau, oder Fenouil de porc.

teutsch, Haarstrang, Saufenchel.

Ist ein Kraut, das einen Stengel etwan auf zwey Schuh hoch treibt, der ist hol und ästig. Seine Blätter sind um ein gut Theil grösser, als wie die am Fenchel, und sehr zerschnitten, welche Theile [Spaltenumbruch] oder Stücken lang und schmal sind, breit, und sehen aus wie die an dem Grase. Die Spitzen bringen Umbellen oder Kronen, welche breit, und mit gelben Blümlein besetzet sind, die aus fünff Blätterlein, in Rösleinform bestehen. Wann die Blüten vergangen sind, so folgen die Samen, zwey und zwey beysammen, die sind schier ovalrund, obenher gestreifft, und am Rande mit einem Blättlein eingefasset, von scharffen, bitteren Geschmack. Die Wurtzel ist lang und dicke, in Seitenwurtzeln zertheilet, fleischig, auswendig schwartz, inwendig weißlicht, voller Saftes, welcher heraus laufft, wann man drein schneidet, und riechet als wie Pech. Dieses Gewächse wächst an sumpfigen und düstern Orten, die an der See gelegen sind, und auch auf Bergen: führet viel Sal essentiale und Oel. Die Wurtzel wird zur Artzney gebraucht. Der Saft der heraus rinnet, wann drein geschnitten wird, den läst man an der Sonne oder übern Feuer trocken werden, und hebt ihn auf; er ist resinos oder gummos.

Die Wurtzel und der Saft, der daraus kommt, machen dünne, und zertheilen den Schleim auf der Brust, befördern den Auswurff, machen einen leichten Athem, reinigen die Wunden und die Geschwüre, treiben den Harn und die weibliche Reinigung. Sie werden innerlich und äusserlich gebraucht.

Peucedanum kommt von πέυκη, pinus, eine Fichte, dieweil die Blätter dieses Krautes schier wie die Fichtennadeln sehen: und eben um dieser Ursach willen wird es auch Pinastellum genennet.

Phagrus.

Phagrus.

Pagrus.

Ist ein Seefisch, ungefehr eines Schuhes lang, dick und breit, roth von Farbe, dem Rouget nicht so gar ungleich, iedoch ist er viel grösser und viel dicker, mit runden, breiten und zarten Schupen bedecket; die Nase ist krumm wie ein Haken, die Schnautze dick und rund; die Zähne sind scharff; im Kopfe hat er kleine Steine. Er lebt vom Moos, vom Schlamme, und von kleinen Fischen. Er ist gut zu essen.

Die in seinem Kopfe befindlichen Steine, gerieben und eingenommen, eröffnen, dienen zum Nierenstein, den Leib zu stopfen, die Schärffe und die Säure im Magen zu mildern. Sie werden von einem halben Scrupel bis auf ein halbes Quintlein auf einmahl gegeben.

Man will vorgeben, das Wort Phargus komme von Fragum, Erdbeer, her, weil dieser Fisch so roth, als wie Erdbeeren sieht.

[Ende Spaltensatz]
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[0452] Er führet viel kräftig Oel und flüchtig Saltz. Er wird zum Theriac gebraucht. Er eröffnet, treibt den Urin und der Weiber Reinigung: widerstehet dem Gifte, und treibet die Winde aus. Einsmahls geriethe mir ein kleiner Petersilienstengel unter die Hände, daran natürlich eine Fliege unbeweglich und gantz veste angewachsen ware; sie war so groß als eine Biene, iedoch ein wenig länger. Vorn an dem länglichten Kopfe waren zwey kleine Hörner zu befinden, deren iedes ein Paar Linien lang, vest und dichte war: sie hatte ein Gesicht, gerade wie ein Kind; daran waren zwey Augen, eine Nase, ein Maul, und ein Kien, alle zusammen wol geordnet, und nach ihrer Grösse artig proportioniret, nur daß gar keine Oeffnung daran zu spüren. Dieser Kopf sahe aus als wie ein kleiner Moseskopf, wie ihn die Mahler bilden. Die Flügel bedeckten den Leib, waren schön und deutlich zu ersehen. Dieser Fliege Theile alle mit einander hatten eine schöne goldgelbe Farbe, und waren obenher sehr glatt polirt, welches ein artiges Ansehen machte. Sie hunge an dem Zweiglein als wie eine Frucht an einer Pflantze, an welcher sie gewachsen ist, und ware alles dergestalt natürlich, daß man nicht wähnen können, als ob die Kunst etwas dabey gethan. Ich zeigete dieses Wunderding gar vielen Leuten, und unter andern auch dem Herrn Abte de la Roque, welcher es zwar in dem Journal des Sçavans, das er zur selben Zeit verfertigte, mit angeführet, doch weiter nichts dazu gesetzet hat, als was ich erst erzehlet habe. Es kunte seyn, daß sich ein Bieneneylein in der Erde an das Samenkorn geleget, aus welchem diese Petersilienpflantze entsprossen war; da nun das Eygen ausgebrütet, und die Pflantze groß geworden, mochte sie die Fliege, die daraus gekommen, mit in die Höhe getrieben haben, und auch derselben einen Theil von ihrem Safte zur Nahrung mitgetheilet, so lang als sie gelebet: als sie aber hernach gestorben, hat sie sich auf der Pflantze erhalten. Allein, was das Gesichte des Kindes anbetrifft, das dieses Würmlein hatte, wie ingleichen seine goldne Farbe, da dürffte gar schwer fallen, wann einer solte eine hinlängliche Ursache geben. Diese Fliege habe ich viel Monate hindurch bey ihrer völligen Schönheit erhalten, dann ich sie immerfort an der verdorrten Pflantze, daran sie sich gehencket hatte, gelassen. Hernach thate ich sie in Weinspiritus, in Meynung sie also zu erhalten, allein sie verlohre viel von ihrer Farbe, und da ich sie nachdem in eine Schachtel gethan, und trocken werden lassen, ward sie zu einem leichten grauen Pulver. Peucedanum. Peucdanum, Ger. Dod. Peucedanum vulgare, Park. Peucedanum Germanicum, C.B. Pit. Tournef. Pinastellum, Dod. Fœniculum porcinum, Lon. Peucedanum minus Germanicum, C.B. Raji Hist. frantzösisch, Queue de pourceau, oder Fenouil de porc. teutsch, Haarstrang, Saufenchel. Ist ein Kraut, das einen Stengel etwan auf zwey Schuh hoch treibt, der ist hol und ästig. Seine Blätter sind um ein gut Theil grösser, als wie die am Fenchel, und sehr zerschnitten, welche Theile oder Stücken lang und schmal sind, breit, und sehen aus wie die an dem Grase. Die Spitzen bringen Umbellen oder Kronen, welche breit, und mit gelben Blümlein besetzet sind, die aus fünff Blätterlein, in Rösleinform bestehen. Wann die Blüten vergangen sind, so folgen die Samen, zwey und zwey beysammen, die sind schier ovalrund, obenher gestreifft, und am Rande mit einem Blättlein eingefasset, von scharffen, bitteren Geschmack. Die Wurtzel ist lang und dicke, in Seitenwurtzeln zertheilet, fleischig, auswendig schwartz, inwendig weißlicht, voller Saftes, welcher heraus laufft, wann man drein schneidet, und riechet als wie Pech. Dieses Gewächse wächst an sumpfigen und düstern Orten, die an der See gelegen sind, und auch auf Bergen: führet viel Sal essentiale und Oel. Die Wurtzel wird zur Artzney gebraucht. Der Saft der heraus rinnet, wann drein geschnitten wird, den läst man an der Sonne oder übern Feuer trocken werden, und hebt ihn auf; er ist resinos oder gummos. Die Wurtzel und der Saft, der daraus kommt, machen dünne, und zertheilen den Schleim auf der Brust, befördern den Auswurff, machen einen leichten Athem, reinigen die Wunden und die Geschwüre, treiben den Harn und die weibliche Reinigung. Sie werden innerlich und äusserlich gebraucht. Peucedanum kommt von πέυκη, pinus, eine Fichte, dieweil die Blätter dieses Krautes schier wie die Fichtennadeln sehen: und eben um dieser Ursach willen wird es auch Pinastellum genennet. Phagrus. Phagrus. Pagrus. Ist ein Seefisch, ungefehr eines Schuhes lang, dick und breit, roth von Farbe, dem Rouget nicht so gar ungleich, iedoch ist er viel grösser und viel dicker, mit runden, breiten und zarten Schupen bedecket; die Nase ist krumm wie ein Haken, die Schnautze dick und rund; die Zähne sind scharff; im Kopfe hat er kleine Steine. Er lebt vom Moos, vom Schlamme, und von kleinen Fischen. Er ist gut zu essen. Die in seinem Kopfe befindlichen Steine, gerieben und eingenommen, eröffnen, dienen zum Nierenstein, den Leib zu stopfen, die Schärffe und die Säure im Magen zu mildern. Sie werden von einem halben Scrupel bis auf ein halbes Quintlein auf einmahl gegeben. 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Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/452>, abgerufen am 26.04.2024.