Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] in einen Kreis gestellten gelblichten Blätterlein, und riechen wol. Die Früchte sind gantz oder ovalrunde Beeren, welche dichte und getrungen, als dicke Trauben bey einander sitzen, sind anfangs grün und sauer, bekommen aber, wann sie zeitig werden, eine weisse, rothe oder schwartze Farbe, werden fleischig, und voller süssen, angenehmen Saft: sie beschliessen einige spitzige Kerne. Der Weinstock wird in warmen und temperirten Landen gebauet: es giebet seiner allerhand Arten, und er führet in allen seinen Theilen viel Saltz und Oel.

Wann im Frühjahre der Saft in den Weinstock getreten und ihm werden die Spitzen verschnitten, so tröpfelt von Natur ein Wasser oder Saft heraus (im teutschen Weinrebenwasser, lateinisch, Lacryma vitis genannt,) das eröffnet und reiniget, dient zu dem Stein und Gries, wanns innerlich gebrauchet wird: man wäschet auch die Augen damit, den Eyter wegzubringen und das Gesichte hell zu machen.

Die Augen am Weinstock, die zarten Blätter und die Gäbelein, lateinisch, Pampini seu Capreoli, frantzösisch, Pampres genannt, halten an, kühlen, dienen zu dem Durchlauff und zum Bluten, wann sie abgesotten gebrauchet werden: man bähet sich auch die Schenckel damit: sie bringen Schlaf zu wege.

Die Weinrancken oder das Holtz vom Weinstock eröffnet trefflich starck, wann es abgesotten gebrauchet wird.

Die annoch grünen Beeren, lateinisch, Agrestae, frantzösisch, Verjus, genannt, halten an, kühlen und machen Appetit.

Die reiffen Trauben machen Appetit und öffnen den Leib, daraus wird der Most bereitet, davon der Wein kommt: wie allbereit unter dem Titel Mustum ist erinnert worden.

Die Weinbeer werden an der Sonne oder in dem Ofen getreuget, damit sie ihre Wäßrigkeit verliehren und sich wol halten mögen. Diese werden auf lateinisch, Uvae passae seu Passulae, frantzösisch, Raisins secs, auf teutsch, Rosinen, genennet, und unterschiedene Arten auf eben diese Weise bereitet, z.E. grosse, Uvae Damascenae, Raisins de Damas, grosse oder blaue Rosinen, und kleine, Uvae Corinthiacae, Raisins de Corinthe, kleine Rosinen, Corinthen, genennet.

Alle dienen die Schärffe auf der Brust und vom Husten zu mildern, den Leib zu erweichen und gelinde zu machen: die Kerne aber werden heraus gethan, weil sie anhalten.

Die Dröster, welche nach der Presse, wann der Most bereitet ist, zurücke bleiben, heissen auf lateinisch Vinacea, frantzösisch, Marc. Die werden auf einen Hauffen zusammengeschüttet, damit sie sich erhitzen und fermentiren mögen: darein werden die Beine oder der gantze Leib von solchen Patienten gestecket, die mit Flüssen beladen, oder mit dem Hüfftwehe, oder mit Lähmung der Glieder; damit sie schwitzen und die Nerven gestärcket werden. Alleine, es entstehet nicht gar selten Schwindel daher, wegen des schwefelichten Geistes, der in die Köpfe steiget.

Vitis kommt von vieo, ich binde, weil sich der Weinstock beugt und krümmet, sich auch um die dabey [Spaltenumbruch] stehenden Gewächse, Latten und Pfeile zu schlingen pfleget.

Vitis Idaea.

Vitis Idaea angulosa, J. B.

Vitis Idaea fructu nigro, Ang.

Vitis Idaea foltis oblongis crenatis fructu nigricante, J.B. Raji Hist.

Vaccinia nigra, Dod. Ger.

Vitis Idaea, seu Vaccinum, efficinis Myrtillus, Raji Hist.

Vitis Idaea vulgaris baccis nigris, Clus. Pan.

Myrtillus, Matth. Lon.

Vacinia nigra vulgaria, Park.

frantzösisch, Airelle oder Myrsille.

teutsch, Heidelbeer.

Ist ein kleiner Strauch, einen oder anderthalben Schuh hoch, der treibet schwancke Zweiglein mit einer grünen Schale überzogen. Die Blätter sind länglicht, so groß wie die am Buchsbaum, jedoch nicht also dicke, am Rande leichte ausgezackt, und von anziehenden Geschmack. Die Blüten sind rund, hol und als wie kleine Schellen formiret, von Farbe weiß und röthlicht; jedwede sitzt auf einem Kelche, der, wann die Blüte gefallen ist, zu einer weichen, kugelrunden Beere wird, die voll Saft ist, so dicke als wie die Wachholderbeeren, hat oben auf eine kleine Höhe, als wie ein Nabel, sieht dunckelblau und schwärtzlicht, hat einen anziehenden, in etwas saueren Geschmack: sie beschliesset einen Hauffen kleine weißlichte Samen. Die Wurtzel ist holtzig, dünn und läufft gar ofters unter der Erde weg. Dieses Gewächse wächst in magern, unfruchtbarem Lande, an wüsten, wilden Orten, in Höltzern, die an Bergen und vor dem Winde frey liegen, auch manchmahl in der Ebene: es blühet im Frühjahre, und die Beeren werden im Julius zeitig. Das gantze Gewächse führet viel sauer, irdisches Sal essentiale und Oel.

Die Beeren halten an, trocknen, kühlen, dienen zu der rothen Ruhr und andern Arten des Durchlauffes.

Vitis Idaea bedeutet soviel als Weinstock vom Berge Ida: weil dieses Gewächs, gleichwie der Weinstock, eine Art kleiner Weinbeerlein bringet, und vor diesem in Menge auf dem Berge Ida wuchse.

Vitriolum.

Vitriolum, Calcanthum.

frantzösisch, Vitriol oder Couperose.

teutsch, Vitriol, Kupferwasser.

Ist ein mineralisches Saltz, welches, wie der Salpeter, aus einer Gattung Marcasit, Pyrites oder Quis genannt, davon behöriges Orts ist gehandelt worden, durch waschen, filtriren, ausdämpfen und crystallisiren bereitet wird. Diese Marcasit findet sich in den Ertzgebürgen, an vielen Orten in Europa, [Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] in einen Kreis gestellten gelblichten Blätterlein, und riechen wol. Die Früchte sind gantz oder ovalrunde Beeren, welche dichte und getrungen, als dicke Trauben bey einander sitzen, sind anfangs grün und sauer, bekommen aber, wann sie zeitig werden, eine weisse, rothe oder schwartze Farbe, werden fleischig, und voller süssen, angenehmen Saft: sie beschliessen einige spitzige Kerne. Der Weinstock wird in warmen und temperirten Landen gebauet: es giebet seiner allerhand Arten, und er führet in allen seinen Theilen viel Saltz und Oel.

Wann im Frühjahre der Saft in den Weinstock getreten und ihm werden die Spitzen verschnitten, so tröpfelt von Natur ein Wasser oder Saft heraus (im teutschen Weinrebenwasser, lateinisch, Lacryma vitis genannt,) das eröffnet und reiniget, dient zu dem Stein und Gries, wanns innerlich gebrauchet wird: man wäschet auch die Augen damit, den Eyter wegzubringen und das Gesichte hell zu machen.

Die Augen am Weinstock, die zarten Blätter und die Gäbelein, lateinisch, Pampini seu Capreoli, frantzösisch, Pampres genannt, halten an, kühlen, dienen zu dem Durchlauff und zum Bluten, wann sie abgesotten gebrauchet werden: man bähet sich auch die Schenckel damit: sie bringen Schlaf zu wege.

Die Weinrancken oder das Holtz vom Weinstock eröffnet trefflich starck, wann es abgesotten gebrauchet wird.

Die annoch grünen Beeren, lateinisch, Agrestæ, frantzösisch, Verjus, genannt, halten an, kühlen und machen Appetit.

Die reiffen Trauben machen Appetit und öffnen den Leib, daraus wird der Most bereitet, davon der Wein kommt: wie allbereit unter dem Titel Mustum ist erinnert worden.

Die Weinbeer werden an der Sonne oder in dem Ofen getreuget, damit sie ihre Wäßrigkeit verliehren und sich wol halten mögen. Diese werden auf lateinisch, Uvæ passæ seu Passulæ, frantzösisch, Raisins secs, auf teutsch, Rosinen, genennet, und unterschiedene Arten auf eben diese Weise bereitet, z.E. grosse, Uvæ Damascenæ, Raisins de Damas, grosse oder blaue Rosinen, und kleine, Uvæ Corinthiacæ, Raisins de Corinthe, kleine Rosinen, Corinthen, genennet.

Alle dienen die Schärffe auf der Brust und vom Husten zu mildern, den Leib zu erweichen und gelinde zu machen: die Kerne aber werden heraus gethan, weil sie anhalten.

Die Dröster, welche nach der Presse, wann der Most bereitet ist, zurücke bleiben, heissen auf lateinisch Vinacea, frantzösisch, Marc. Die werden auf einen Hauffen zusammengeschüttet, damit sie sich erhitzen und fermentiren mögen: darein werden die Beine oder der gantze Leib von solchen Patienten gestecket, die mit Flüssen beladen, oder mit dem Hüfftwehe, oder mit Lähmung der Glieder; damit sie schwitzen und die Nerven gestärcket werden. Alleine, es entstehet nicht gar selten Schwindel daher, wegen des schwefelichten Geistes, der in die Köpfe steiget.

Vitis kommt von vieo, ich binde, weil sich der Weinstock beugt und krümmet, sich auch um die dabey [Spaltenumbruch] stehenden Gewächse, Latten und Pfeile zu schlingen pfleget.

Vitis Idæa.

Vitis Idæa angulosa, J. B.

Vitis Idæa fructu nigro, Ang.

Vitis Idæa foltis oblongis crenatis fructu nigricante, J.B. Raji Hist.

Vaccinia nigra, Dod. Ger.

Vitis Idæa, seu Vaccinum, efficinis Myrtillus, Raji Hist.

Vitis Idæa vulgaris baccis nigris, Clus. Pan.

Myrtillus, Matth. Lon.

Vacinia nigra vulgaria, Park.

frantzösisch, Airelle oder Myrsille.

teutsch, Heidelbeer.

Ist ein kleiner Strauch, einen oder anderthalben Schuh hoch, der treibet schwancke Zweiglein mit einer grünen Schale überzogen. Die Blätter sind länglicht, so groß wie die am Buchsbaum, jedoch nicht also dicke, am Rande leichte ausgezackt, und von anziehenden Geschmack. Die Blüten sind rund, hol und als wie kleine Schellen formiret, von Farbe weiß und röthlicht; jedwede sitzt auf einem Kelche, der, wann die Blüte gefallen ist, zu einer weichen, kugelrunden Beere wird, die voll Saft ist, so dicke als wie die Wachholderbeeren, hat oben auf eine kleine Höhe, als wie ein Nabel, sieht dunckelblau und schwärtzlicht, hat einen anziehenden, in etwas saueren Geschmack: sie beschliesset einen Hauffen kleine weißlichte Samen. Die Wurtzel ist holtzig, dünn und läufft gar ofters unter der Erde weg. Dieses Gewächse wächst in magern, unfruchtbarem Lande, an wüsten, wilden Orten, in Höltzern, die an Bergen und vor dem Winde frey liegen, auch manchmahl in der Ebene: es blühet im Frühjahre, und die Beeren werden im Julius zeitig. Das gantze Gewächse führet viel sauer, irdisches Sal essentiale und Oel.

Die Beeren halten an, trocknen, kühlen, dienen zu der rothen Ruhr und andern Arten des Durchlauffes.

Vitis Idæa bedeutet soviel als Weinstock vom Berge Ida: weil dieses Gewächs, gleichwie der Weinstock, eine Art kleiner Weinbeerlein bringet, und vor diesem in Menge auf dem Berge Ida wuchse.

Vitriolum.

Vitriolum, Calcanthum.

frantzösisch, Vitriol oder Couperose.

teutsch, Vitriol, Kupferwasser.

Ist ein mineralisches Saltz, welches, wie der Salpeter, aus einer Gattung Marcasit, Pyrites oder Quis genannt, davon behöriges Orts ist gehandelt worden, durch waschen, filtriren, ausdämpfen und crystallisiren bereitet wird. Diese Marcasit findet sich in den Ertzgebürgen, an vielen Orten in Europa, [Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="lexiconEntry">
          <p><pb facs="#f0617"/><cb type="start"/>
in einen Kreis gestellten gelblichten Blätterlein, und riechen wol. Die Früchte sind gantz oder ovalrunde Beeren, welche dichte und getrungen, als dicke Trauben bey einander sitzen, sind anfangs grün und sauer, bekommen aber, wann sie zeitig werden, eine weisse, rothe oder schwartze Farbe, werden fleischig, und voller süssen, angenehmen Saft: sie beschliessen einige spitzige Kerne. Der Weinstock wird in warmen und temperirten Landen gebauet: es giebet seiner allerhand Arten, und er führet in allen seinen Theilen viel Saltz und Oel.</p><lb/>
          <p>Wann im Frühjahre der Saft in den Weinstock getreten und ihm werden die Spitzen verschnitten, so tröpfelt von Natur ein Wasser oder Saft heraus (im teutschen <hi rendition="#fr">Weinrebenwasser,</hi> lateinisch, <hi rendition="#i">Lacryma vitis</hi> genannt,) das eröffnet und reiniget, dient zu dem Stein und Gries, wanns innerlich gebrauchet wird: man wäschet auch die Augen damit, den Eyter wegzubringen und das Gesichte hell zu machen.</p><lb/>
          <p>Die Augen am Weinstock, die zarten Blätter und die Gäbelein, lateinisch, <hi rendition="#i">Pampini seu Capreoli,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Pampres</hi></hi> genannt, halten an, kühlen, dienen zu dem Durchlauff und zum Bluten, wann sie abgesotten gebrauchet werden: man bähet sich auch die Schenckel damit: sie bringen Schlaf zu wege.</p><lb/>
          <p>Die Weinrancken oder das Holtz vom Weinstock eröffnet trefflich starck, wann es abgesotten gebrauchet wird.</p><lb/>
          <p>Die annoch grünen Beeren, lateinisch, <hi rendition="#i">Agrestæ,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Verjus</hi></hi>, genannt, halten an, kühlen und machen Appetit.</p><lb/>
          <p>Die reiffen Trauben machen Appetit und öffnen den Leib, daraus wird der Most bereitet, davon der Wein kommt: wie allbereit unter dem Titel <hi rendition="#i">Mustum</hi> ist erinnert worden.</p><lb/>
          <p>Die Weinbeer werden an der Sonne oder in dem Ofen getreuget, damit sie ihre Wäßrigkeit verliehren und sich wol halten mögen. Diese werden auf lateinisch, <hi rendition="#i">Uvæ passæ seu Passulæ,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#i">Raisins secs,</hi> auf teutsch, <hi rendition="#fr">Rosinen,</hi> genennet, und unterschiedene Arten auf eben diese Weise bereitet, z.E. grosse, <hi rendition="#i">Uvæ Damascenæ,</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Raisins de Damas</hi></hi>, <hi rendition="#fr">grosse oder blaue Rosinen,</hi> und kleine, <hi rendition="#i">Uvæ Corinthiacæ,</hi> <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Raisins de Corinthe</hi></hi>, <hi rendition="#fr">kleine Rosinen, Corinthen,</hi> genennet.</p><lb/>
          <p>Alle dienen die Schärffe auf der Brust und vom Husten zu mildern, den Leib zu erweichen und gelinde zu machen: die Kerne aber werden heraus gethan, weil sie anhalten.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#fr">Dröster,</hi> welche nach der Presse, wann der Most bereitet ist, zurücke bleiben, heissen auf lateinisch <hi rendition="#i">Vinacea,</hi> frantzösisch, <hi rendition="#i">Marc.</hi> Die werden auf einen Hauffen zusammengeschüttet, damit sie sich erhitzen und fermentiren mögen: darein werden die Beine oder der gantze Leib von solchen Patienten gestecket, die mit Flüssen beladen, oder mit dem Hüfftwehe, oder mit Lähmung der Glieder; damit sie schwitzen und die Nerven gestärcket werden. Alleine, es entstehet nicht gar selten Schwindel daher, wegen des schwefelichten Geistes, der in die Köpfe steiget.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Vitis</hi> kommt von <hi rendition="#i">vieo,</hi> <hi rendition="#fr">ich binde,</hi> weil sich der Weinstock beugt und krümmet, sich auch um die dabey <cb/>
stehenden Gewächse, Latten und Pfeile zu schlingen pfleget.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Vitis Idæa.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Vitis Idæa angulosa</hi>, J. B.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Vitis Idæa fructu nigro</hi>, Ang.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Vitis Idæa foltis oblongis crenatis fructu nigricante</hi>, J.B. Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Vaccinia nigra</hi>, Dod. Ger.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Vitis Idæa, seu Vaccinum, efficinis Myrtillus</hi>, Raji Hist.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Vitis Idæa vulgaris baccis nigris</hi>, Clus. Pan.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Myrtillus</hi>, Matth. Lon.</hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Vacinia nigra vulgaria</hi>, Park.</hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Airelle</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Myrsille.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Heidelbeer.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein kleiner Strauch, einen oder anderthalben Schuh hoch, der treibet schwancke Zweiglein mit einer grünen Schale überzogen. Die Blätter sind länglicht, so groß wie die am Buchsbaum, jedoch nicht also dicke, am Rande leichte ausgezackt, und von anziehenden Geschmack. Die Blüten sind rund, hol und als wie kleine Schellen formiret, von Farbe weiß und röthlicht; jedwede sitzt auf einem Kelche, der, wann die Blüte gefallen ist, zu einer weichen, kugelrunden Beere wird, die voll Saft ist, so dicke als wie die Wachholderbeeren, hat oben auf eine kleine Höhe, als wie ein Nabel, sieht dunckelblau und schwärtzlicht, hat einen anziehenden, in etwas saueren Geschmack: sie beschliesset einen Hauffen kleine weißlichte Samen. Die Wurtzel ist holtzig, dünn und läufft gar ofters unter der Erde weg. Dieses Gewächse wächst in <hi rendition="#fr">magern, unfruchtbarem Lande,</hi> an wüsten, wilden Orten, in Höltzern, die an Bergen und vor dem Winde frey liegen, auch manchmahl in der Ebene: es blühet im Frühjahre, und die Beeren werden im Julius zeitig. Das gantze Gewächse führet viel sauer, irdisches <hi rendition="#i">Sal essentiale</hi> und Oel.</p><lb/>
          <p>Die Beeren halten an, trocknen, kühlen, dienen zu der rothen Ruhr und andern Arten des Durchlauffes.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#i">Vitis Idæa</hi> bedeutet soviel als <hi rendition="#fr">Weinstock vom Berge Ida:</hi> weil dieses Gewächs, gleichwie der Weinstock, eine Art kleiner Weinbeerlein bringet, und vor diesem in Menge auf dem Berge Ida wuchse.</p>
        </div><lb/>
        <div type="lexiconEntry">
          <head>Vitriolum.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Vitriolum, Calcanthum.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>frantzösisch, <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Vitriol</hi></hi> oder <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Couperose.</hi></hi></p><lb/>
          <p>teutsch, <hi rendition="#fr">Vitriol, Kupferwasser.</hi></p><lb/>
          <p>Ist ein mineralisches Saltz, welches, wie der Salpeter, aus einer Gattung Marcasit, <hi rendition="#i">Pyrites</hi> oder <hi rendition="#i">Quis</hi> genannt, davon behöriges Orts ist gehandelt worden, durch waschen, filtriren, ausdämpfen und crystallisiren bereitet wird. Diese Marcasit findet sich in den Ertzgebürgen, an vielen Orten in Europa, <cb type="end"/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0617] in einen Kreis gestellten gelblichten Blätterlein, und riechen wol. Die Früchte sind gantz oder ovalrunde Beeren, welche dichte und getrungen, als dicke Trauben bey einander sitzen, sind anfangs grün und sauer, bekommen aber, wann sie zeitig werden, eine weisse, rothe oder schwartze Farbe, werden fleischig, und voller süssen, angenehmen Saft: sie beschliessen einige spitzige Kerne. Der Weinstock wird in warmen und temperirten Landen gebauet: es giebet seiner allerhand Arten, und er führet in allen seinen Theilen viel Saltz und Oel. Wann im Frühjahre der Saft in den Weinstock getreten und ihm werden die Spitzen verschnitten, so tröpfelt von Natur ein Wasser oder Saft heraus (im teutschen Weinrebenwasser, lateinisch, Lacryma vitis genannt,) das eröffnet und reiniget, dient zu dem Stein und Gries, wanns innerlich gebrauchet wird: man wäschet auch die Augen damit, den Eyter wegzubringen und das Gesichte hell zu machen. Die Augen am Weinstock, die zarten Blätter und die Gäbelein, lateinisch, Pampini seu Capreoli, frantzösisch, Pampres genannt, halten an, kühlen, dienen zu dem Durchlauff und zum Bluten, wann sie abgesotten gebrauchet werden: man bähet sich auch die Schenckel damit: sie bringen Schlaf zu wege. Die Weinrancken oder das Holtz vom Weinstock eröffnet trefflich starck, wann es abgesotten gebrauchet wird. Die annoch grünen Beeren, lateinisch, Agrestæ, frantzösisch, Verjus, genannt, halten an, kühlen und machen Appetit. Die reiffen Trauben machen Appetit und öffnen den Leib, daraus wird der Most bereitet, davon der Wein kommt: wie allbereit unter dem Titel Mustum ist erinnert worden. Die Weinbeer werden an der Sonne oder in dem Ofen getreuget, damit sie ihre Wäßrigkeit verliehren und sich wol halten mögen. Diese werden auf lateinisch, Uvæ passæ seu Passulæ, frantzösisch, Raisins secs, auf teutsch, Rosinen, genennet, und unterschiedene Arten auf eben diese Weise bereitet, z.E. grosse, Uvæ Damascenæ, Raisins de Damas, grosse oder blaue Rosinen, und kleine, Uvæ Corinthiacæ, Raisins de Corinthe, kleine Rosinen, Corinthen, genennet. Alle dienen die Schärffe auf der Brust und vom Husten zu mildern, den Leib zu erweichen und gelinde zu machen: die Kerne aber werden heraus gethan, weil sie anhalten. Die Dröster, welche nach der Presse, wann der Most bereitet ist, zurücke bleiben, heissen auf lateinisch Vinacea, frantzösisch, Marc. Die werden auf einen Hauffen zusammengeschüttet, damit sie sich erhitzen und fermentiren mögen: darein werden die Beine oder der gantze Leib von solchen Patienten gestecket, die mit Flüssen beladen, oder mit dem Hüfftwehe, oder mit Lähmung der Glieder; damit sie schwitzen und die Nerven gestärcket werden. Alleine, es entstehet nicht gar selten Schwindel daher, wegen des schwefelichten Geistes, der in die Köpfe steiget. Vitis kommt von vieo, ich binde, weil sich der Weinstock beugt und krümmet, sich auch um die dabey stehenden Gewächse, Latten und Pfeile zu schlingen pfleget. Vitis Idæa. Vitis Idæa angulosa, J. B. Vitis Idæa fructu nigro, Ang. Vitis Idæa foltis oblongis crenatis fructu nigricante, J.B. Raji Hist. Vaccinia nigra, Dod. Ger. Vitis Idæa, seu Vaccinum, efficinis Myrtillus, Raji Hist. Vitis Idæa vulgaris baccis nigris, Clus. Pan. Myrtillus, Matth. Lon. Vacinia nigra vulgaria, Park. frantzösisch, Airelle oder Myrsille. teutsch, Heidelbeer. Ist ein kleiner Strauch, einen oder anderthalben Schuh hoch, der treibet schwancke Zweiglein mit einer grünen Schale überzogen. Die Blätter sind länglicht, so groß wie die am Buchsbaum, jedoch nicht also dicke, am Rande leichte ausgezackt, und von anziehenden Geschmack. Die Blüten sind rund, hol und als wie kleine Schellen formiret, von Farbe weiß und röthlicht; jedwede sitzt auf einem Kelche, der, wann die Blüte gefallen ist, zu einer weichen, kugelrunden Beere wird, die voll Saft ist, so dicke als wie die Wachholderbeeren, hat oben auf eine kleine Höhe, als wie ein Nabel, sieht dunckelblau und schwärtzlicht, hat einen anziehenden, in etwas saueren Geschmack: sie beschliesset einen Hauffen kleine weißlichte Samen. Die Wurtzel ist holtzig, dünn und läufft gar ofters unter der Erde weg. Dieses Gewächse wächst in magern, unfruchtbarem Lande, an wüsten, wilden Orten, in Höltzern, die an Bergen und vor dem Winde frey liegen, auch manchmahl in der Ebene: es blühet im Frühjahre, und die Beeren werden im Julius zeitig. Das gantze Gewächse führet viel sauer, irdisches Sal essentiale und Oel. Die Beeren halten an, trocknen, kühlen, dienen zu der rothen Ruhr und andern Arten des Durchlauffes. Vitis Idæa bedeutet soviel als Weinstock vom Berge Ida: weil dieses Gewächs, gleichwie der Weinstock, eine Art kleiner Weinbeerlein bringet, und vor diesem in Menge auf dem Berge Ida wuchse. Vitriolum. Vitriolum, Calcanthum. frantzösisch, Vitriol oder Couperose. teutsch, Vitriol, Kupferwasser. Ist ein mineralisches Saltz, welches, wie der Salpeter, aus einer Gattung Marcasit, Pyrites oder Quis genannt, davon behöriges Orts ist gehandelt worden, durch waschen, filtriren, ausdämpfen und crystallisiren bereitet wird. Diese Marcasit findet sich in den Ertzgebürgen, an vielen Orten in Europa,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-02-19T20:05:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-02-19T20:05:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;

Abbildungen innerhalb des Textteils wurden nicht markiert. Die Stichwörter der einzelnen Einträge innerhalb des Textteils sind, abweichend von der Vorlage, nicht in Versalien gesetzt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/617
Zitationshilfe: Lémery, Nicolas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lemery_lexicon_1721/617>, abgerufen am 27.04.2024.