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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr,
1218mählung bestreitet, findet man bey Raynalden ums Jahr 1247 n. 8. Der Name
Mathildis ist in Alberts Billingischer Geschlechtstafel p. 277. Das ist vielleicht
die, so nachher der Schwerinische Graf Helmold zur Ehe hatte, den der Prinz Jo-
hannes
1274 in einem geschriebenen Diploma seiner Schwester Mann nennet. Und
weil Albert II Anno 1292 den Burggrafen von Nürnberg, Friedrichen, auch sei-
nen Schwestermann in einem geschriebenen Diploma heisset, so war seine Gemah-
lin Helene ebenfals eine Prinzeßin Alberts des I, aber von der andern Ehe, wie der
Name zu bedeuten, scheinet. Nun ist die 4te oder 5te noch übrig Elisabeth, Gräfin
von Brenne. Von welcher Eccards geneal. Saxon. p. 89 handelt. Vielleicht aber
war sie eine Witwe des Grafen Johannes von Holstein, weil ich das Jahr ihres
Todes in den Holsteinischen Scribenten nicht bemerket finde. Es könte es aber ein an-
derer einmal finden, der glücklicher ist, als ich. Die Mutter Agnes ging schon 1238
mit Tode ab. Doch ich muß hier von Alberts Familie mich ab, und zu den öffent-
lichen Angelegenheiten dieses tapfern Fürsten wenden. Denn weil ihm das Stillesitzen
unerträglich war, so ging er nicht lange nach volzognem Beylager nach Jtalien zum Kai-
ser Friedrieh dem II in die Campagne, wo er in dem nächstfolgenden Jahre fast unter
allen kaiserlichen Briefschaften unterschrieben stehet: A. Herzog zu Sachsen. Als
1225 der Landgraf von Thüringen, Ludwig der Heilige, in Vormundssachen des
Meißnischen Marggraf Heinrichs, seines Schwestersohns, an den Kaiser sich wen-
den wolte; so traf er den Kaiser, und dessen Armee wie auch unsern Albert zu Ra-
venna
an. Der Landgraf hatte seinen Kapelan Bertold zum Reisegefährten bey sich,
der seines Herrn Leben beschrieben: daraus die Reinersbornischen Mönche das wich-
tigste Stück in ihre Jahrbücher eingetragen, die noch nicht recht völlig im Drucke liegen.
Darinne wird genau erzählet, wie der Kaiser mit der Armee von Ravenna nach Pla-
cenz
aufgebrochen, und was er vor Beschwerlichkeiten ausgestanden, als er das For-
lische, Bolognesische, Modenesische, Rezzische
und Parmesanische paßiret.
Darzwischen wird namentlich erwehnet, was dem Herzog zu Sachsen begegnet sey,
"mit diesen Worten. "Der Kaiser zog von Modena weg, und in Reggio ein, blieb
"auch dieselbe Nacht da bis an frühen Morgen. Wie der Tag aber anbrach, machte
"sich der Kaiser mit seiner ganzen Armee wieder aus derselben Stadt weg. Einer von
"den Bürgern der Stadt aber, bey dem der Herzog von Sachsen im Quartiere lag,
"fing mitten in der Nacht an mit dem Herzoge und seinen Leuten sich zu überwerfen, und
"der Herzog konte nichts dagegen thun. Wie nun beyde Parteien auf einander losgin-
"gen, so wurden 2 Bediente des Herzogs hart verwundet, und liessen den Streit also
"nach. Die Bürger aber jagten dieser Beleidigung halber des Kaisers Vieh, das er
"bey der Armee zum täglichen Unterhalt hertreiben ließ, von ihrer Weide, und wolten
"die Jungen, welche die Heerde trieben, todtschlagen. Nachdem der Kaiser solches
"vernommen, ging er eiligst zurücke, und zog in die berühmte Stadt Parma." Da
Albert be-
komt Lanen-
burg, Ratze-
burg
und das
Obereigen-
thum über
Nordalbin-
gien.
unterdessen es mit den Dänen in Hollstein zur Neige ging, weil ihr König Walde-
mar
und dessen Prinz gleiches Namens gefangen worden; so kam er auf Antrag der
Feinde des Königs unverzüglich herbey, nahm Lauenburg und Ratzeburg weg, ge-
wann das Treffen bey Bornhoveden Anno 1227, und erhielt zugleich, mit Genehm-
haltung seiner Alliirten, die Herrschaft über ganz Nordalbingien. Jch wil von die-
ser Schlacht was hersetzen aus Contin. Saxonis Grammatici l. c. was mich nicht erin-
nere, sonst wo gelesen zu haben: "Der König (Waldemar) selbst hatte ein Auge ver-
"loren und war so getroffen, daß er ganz ohne Gefühl lag. Er würde auch wieder ge-
"fangen oder getödtet worden seyn, wenn nicht ein deutscher Ritter ihn quer über vor
"sich auf sein Pferd geleget, und ihn durch heimliche Wege nach Riel gebracht. Denn
Lübek hatte schon vor der Schlacht sich in Freyheit gesetzt. Nachdem aber Graf
Adolf die grosväterlichen Länder wieder bekam, so erkante er Alberten für seinen
Herrn und unterwarf sich ihm als Vasal. Das ist daraus zu erweisen, daß in denen
hernach ausgegangenen Patenten ausser dem herzoglichen Titel von Sachsen, Engern
und Westphalen, der Name eines Herrn über Nordalbingien vorgeschrieben stehet.
Wie dergleichen bey Pfeffinger. jun. hist. Brunsuic. tom. 2. p. 364 vorhanden. Jn
des Herrn Staphorst. hist. eccles. Hamburg. tom. 2. p. 21. wird einer Bulle gedacht
vom Albert, Herzog von Sachsen, Engern und Westphalen, auch Herrn über
Nordalbingien, darinne er den Hochgebornen (illustrem) Grafen von Hollstein
seinen Vasallen nennet, die Anno 1237 datiret ist. Und Anno 1232 hat unser Albert
ein Privilegium von Graf Adolfen bestätiget, so dem Kloster Preze ertheilet worden,
und nicht eher gelten solte, als bis des Kaisers und Herzogs Alberts Einwilligung da-
zu käme bey Moller. hist. Cimbr. part. 4 p. 392 p. 397 §. 8. Es könten dergleichen
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, ein und zwanzigſtes Jahr,
1218maͤhlung beſtreitet, findet man bey Raynalden ums Jahr 1247 n. 8. Der Name
Mathildis iſt in Alberts Billingiſcher Geſchlechtstafel p. 277. Das iſt vielleicht
die, ſo nachher der Schweriniſche Graf Helmold zur Ehe hatte, den der Prinz Jo-
hannes
1274 in einem geſchriebenen Diploma ſeiner Schweſter Mann nennet. Und
weil Albert II Anno 1292 den Burggrafen von Nuͤrnberg, Friedrichen, auch ſei-
nen Schweſtermann in einem geſchriebenen Diploma heiſſet, ſo war ſeine Gemah-
lin Helene ebenfals eine Prinzeßin Alberts des I, aber von der andern Ehe, wie der
Name zu bedeuten, ſcheinet. Nun iſt die 4te oder 5te noch uͤbrig Eliſabeth, Graͤfin
von Brenne. Von welcher Eccards geneal. Saxon. p. 89 handelt. Vielleicht aber
war ſie eine Witwe des Grafen Johannes von Holſtein, weil ich das Jahr ihres
Todes in den Holſteiniſchen Scribenten nicht bemerket finde. Es koͤnte es aber ein an-
derer einmal finden, der gluͤcklicher iſt, als ich. Die Mutter Agnes ging ſchon 1238
mit Tode ab. Doch ich muß hier von Alberts Familie mich ab, und zu den oͤffent-
lichen Angelegenheiten dieſes tapfern Fuͤrſten wenden. Denn weil ihm das Stilleſitzen
unertraͤglich war, ſo ging er nicht lange nach volzognem Beylager nach Jtalien zum Kai-
ſer Friedrieh dem II in die Campagne, wo er in dem naͤchſtfolgenden Jahre faſt unter
allen kaiſerlichen Briefſchaften unterſchrieben ſtehet: A. Herzog zu Sachſen. Als
1225 der Landgraf von Thuͤringen, Ludwig der Heilige, in Vormundsſachen des
Meißniſchen Marggraf Heinrichs, ſeines Schweſterſohns, an den Kaiſer ſich wen-
den wolte; ſo traf er den Kaiſer, und deſſen Armee wie auch unſern Albert zu Ra-
venna
an. Der Landgraf hatte ſeinen Kapelan Bertold zum Reiſegefaͤhrten bey ſich,
der ſeines Herrn Leben beſchrieben: daraus die Reinersborniſchen Moͤnche das wich-
tigſte Stuͤck in ihre Jahrbuͤcher eingetragen, die noch nicht recht voͤllig im Drucke liegen.
Darinne wird genau erzaͤhlet, wie der Kaiſer mit der Armee von Ravenna nach Pla-
cenz
aufgebrochen, und was er vor Beſchwerlichkeiten ausgeſtanden, als er das For-
liſche, Bologneſiſche, Modeneſiſche, Rezziſche
und Parmeſaniſche paßiret.
Darzwiſchen wird namentlich erwehnet, was dem Herzog zu Sachſen begegnet ſey,
„mit dieſen Worten. „Der Kaiſer zog von Modena weg, und in Reggio ein, blieb
„auch dieſelbe Nacht da bis an fruͤhen Morgen. Wie der Tag aber anbrach, machte
„ſich der Kaiſer mit ſeiner ganzen Armee wieder aus derſelben Stadt weg. Einer von
„den Buͤrgern der Stadt aber, bey dem der Herzog von Sachſen im Quartiere lag,
„fing mitten in der Nacht an mit dem Herzoge und ſeinen Leuten ſich zu uͤberwerfen, und
„der Herzog konte nichts dagegen thun. Wie nun beyde Parteien auf einander losgin-
„gen, ſo wurden 2 Bediente des Herzogs hart verwundet, und lieſſen den Streit alſo
„nach. Die Buͤrger aber jagten dieſer Beleidigung halber des Kaiſers Vieh, das er
„bey der Armee zum taͤglichen Unterhalt hertreiben ließ, von ihrer Weide, und wolten
„die Jungen, welche die Heerde trieben, todtſchlagen. Nachdem der Kaiſer ſolches
„vernommen, ging er eiligſt zuruͤcke, und zog in die beruͤhmte Stadt Parma.„ Da
Albert be-
komt Lanen-
burg, Ratze-
burg
und das
Obereigen-
thum uͤber
Nordalbin-
gien.
unterdeſſen es mit den Daͤnen in Hollſtein zur Neige ging, weil ihr Koͤnig Walde-
mar
und deſſen Prinz gleiches Namens gefangen worden; ſo kam er auf Antrag der
Feinde des Koͤnigs unverzuͤglich herbey, nahm Lauenburg und Ratzeburg weg, ge-
wann das Treffen bey Bornhoveden Anno 1227, und erhielt zugleich, mit Genehm-
haltung ſeiner Alliirten, die Herrſchaft uͤber ganz Nordalbingien. Jch wil von die-
ſer Schlacht was herſetzen aus Contin. Saxonis Grammatici l. c. was mich nicht erin-
nere, ſonſt wo geleſen zu haben: „Der Koͤnig (Waldemar) ſelbſt hatte ein Auge ver-
„loren und war ſo getroffen, daß er ganz ohne Gefuͤhl lag. Er wuͤrde auch wieder ge-
„fangen oder getoͤdtet worden ſeyn, wenn nicht ein deutſcher Ritter ihn quer uͤber vor
„ſich auf ſein Pferd geleget, und ihn durch heimliche Wege nach Riel gebracht. Denn
Luͤbek hatte ſchon vor der Schlacht ſich in Freyheit geſetzt. Nachdem aber Graf
Adolf die grosvaͤterlichen Laͤnder wieder bekam, ſo erkante er Alberten fuͤr ſeinen
Herrn und unterwarf ſich ihm als Vaſal. Das iſt daraus zu erweiſen, daß in denen
hernach ausgegangenen Patenten auſſer dem herzoglichen Titel von Sachſen, Engern
und Weſtphalen, der Name eines Herrn uͤber Nordalbingien vorgeſchrieben ſtehet.
Wie dergleichen bey Pfeffinger. jun. hiſt. Brunſuic. tom. 2. p. 364 vorhanden. Jn
des Herrn Staphorſt. hiſt. eccleſ. Hamburg. tom. 2. p. 21. wird einer Bulle gedacht
vom Albert, Herzog von Sachſen, Engern und Weſtphalen, auch Herrn uͤber
Nordalbingien, darinne er den Hochgebornen (illuſtrem) Grafen von Hollſtein
ſeinen Vaſallen nennet, die Anno 1237 datiret iſt. Und Anno 1232 hat unſer Albert
ein Privilegium von Graf Adolfen beſtaͤtiget, ſo dem Kloſter Preze ertheilet worden,
und nicht eher gelten ſolte, als bis des Kaiſers und Herzogs Alberts Einwilligung da-
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Der Landgraf hatte ſeinen Kapelan Bertold zum Reiſegefaͤhrten bey ſich, der ſeines Herrn Leben beſchrieben: daraus die Reinersborniſchen Moͤnche das wich- tigſte Stuͤck in ihre Jahrbuͤcher eingetragen, die noch nicht recht voͤllig im Drucke liegen. Darinne wird genau erzaͤhlet, wie der Kaiſer mit der Armee von Ravenna nach Pla- cenz aufgebrochen, und was er vor Beſchwerlichkeiten ausgeſtanden, als er das For- liſche, Bologneſiſche, Modeneſiſche, Rezziſche und Parmeſaniſche paßiret. Darzwiſchen wird namentlich erwehnet, was dem Herzog zu Sachſen begegnet ſey, „mit dieſen Worten. „Der Kaiſer zog von Modena weg, und in Reggio ein, blieb „auch dieſelbe Nacht da bis an fruͤhen Morgen. Wie der Tag aber anbrach, machte „ſich der Kaiſer mit ſeiner ganzen Armee wieder aus derſelben Stadt weg. Einer von „den Buͤrgern der Stadt aber, bey dem der Herzog von Sachſen im Quartiere lag, „fing mitten in der Nacht an mit dem Herzoge und ſeinen Leuten ſich zu uͤberwerfen, und „der Herzog konte nichts dagegen thun. Wie nun beyde Parteien auf einander losgin- „gen, ſo wurden 2 Bediente des Herzogs hart verwundet, und lieſſen den Streit alſo „nach. Die Buͤrger aber jagten dieſer Beleidigung halber des Kaiſers Vieh, das er „bey der Armee zum taͤglichen Unterhalt hertreiben ließ, von ihrer Weide, und wolten „die Jungen, welche die Heerde trieben, todtſchlagen. Nachdem der Kaiſer ſolches „vernommen, ging er eiligſt zuruͤcke, und zog in die beruͤhmte Stadt Parma.„ Da unterdeſſen es mit den Daͤnen in Hollſtein zur Neige ging, weil ihr Koͤnig Walde- mar und deſſen Prinz gleiches Namens gefangen worden; ſo kam er auf Antrag der Feinde des Koͤnigs unverzuͤglich herbey, nahm Lauenburg und Ratzeburg weg, ge- wann das Treffen bey Bornhoveden Anno 1227, und erhielt zugleich, mit Genehm- haltung ſeiner Alliirten, die Herrſchaft uͤber ganz Nordalbingien. Jch wil von die- ſer Schlacht was herſetzen aus Contin. Saxonis Grammatici l. c. was mich nicht erin- nere, ſonſt wo geleſen zu haben: „Der Koͤnig (Waldemar) ſelbſt hatte ein Auge ver- „loren und war ſo getroffen, daß er ganz ohne Gefuͤhl lag. Er wuͤrde auch wieder ge- „fangen oder getoͤdtet worden ſeyn, wenn nicht ein deutſcher Ritter ihn quer uͤber vor „ſich auf ſein Pferd geleget, und ihn durch heimliche Wege nach Riel gebracht. Denn Luͤbek hatte ſchon vor der Schlacht ſich in Freyheit geſetzt. Nachdem aber Graf Adolf die grosvaͤterlichen Laͤnder wieder bekam, ſo erkante er Alberten fuͤr ſeinen Herrn und unterwarf ſich ihm als Vaſal. Das iſt daraus zu erweiſen, daß in denen hernach ausgegangenen Patenten auſſer dem herzoglichen Titel von Sachſen, Engern und Weſtphalen, der Name eines Herrn uͤber Nordalbingien vorgeſchrieben ſtehet. Wie dergleichen bey Pfeffinger. jun. hiſt. Brunſuic. tom. 2. p. 364 vorhanden. Jn des Herrn Staphorſt. hiſt. eccleſ. Hamburg. tom. 2. p. 21. wird einer Bulle gedacht vom Albert, Herzog von Sachſen, Engern und Weſtphalen, auch Herrn uͤber Nordalbingien, darinne er den Hochgebornen (illuſtrem) Grafen von Hollſtein ſeinen Vaſallen nennet, die Anno 1237 datiret iſt. Und Anno 1232 hat unſer Albert ein Privilegium von Graf Adolfen beſtaͤtiget, ſo dem Kloſter Preze ertheilet worden, und nicht eher gelten ſolte, als bis des Kaiſers und Herzogs Alberts Einwilligung da- zu kaͤme bey Moller. hiſt. Cimbr. part. 4 p. 392 p. 397 §. 8. Es koͤnten dergleichen Jnſtru-

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/188>, abgerufen am 26.04.2024.