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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1219 bis 1220.
Syembe, theilten an den Oertern dieses Landes eben dieses Sacrament aus,1219
und tauften alle; endlich versamleten sie die Leute in Riole, so ihre letzte Burg
war, und lehrten sie die Lehre des Evangelii. Nachdem sie daselbst bey fünf
hundert von beyderley Geschlechte durcheinander getauft hatten, begaben sie sich
nach Wirland. Es nahmen sie auch die Wirländer von der ersten Provinz
auf, so Pudymen genant wird, und es wurden von ihnen fast alle vierzehn
Dörfer getauft, zugleich mit ihrem Landesältesten Tabellin, so nachher von den
Dänen gehenket worden, weil er die Taufe der Rigischen angenommen, und
seinen Sohn an die Brüder der Ritterschaft zur Geissel gegeben. Die übrigen
Wirländer aber aus den andern Provinzen, getraueten sich wegen Bedrohungen
der Dänen nicht, die Rigischen Priester anzunehmen, und riefen also die Dä-
nen
als ihre Nachbaren zu sich, von denen sie sich taufen liessen. Die Wir-
länder
glaubten also, es sey nur Ein GOtt der Christen, der Dänen so wol
als der Deutschen, Ein Glaube, und Eine Taufe, und weil sie meinten, es
werde kein Aufsehen verursachen, nahmen sie die Taufe der Dänen als nächsten
Nachbaren ohne Unterscheid an. Die Rigischen hingegen bezogen sich darauf,
Wirland wäre ihre, nemlich von ihren Leuten dem christlichen Glauben unter-
worfen, und sandten vorbenante Priester hinüber, dasselbe zu taufen.

a) Hier scheinet im Lateinischen etwas ausgelassen und zugleich geändert zu seyn. Denn
entweder muß man lesen: Cujus instantia plus quam sollicitudo omnium ecclesiarum
illum semper detinuit,
oder: Cujus instantia & sollicitudo super omnium eccle-
siarum, (sc. sollicitudinem,) illum detinuit.
[Mit der wenigsten Aenderung ist in dieser
Uebersetzung; cujus instantiae soll. angenommen worden, daß instantia ecclesiarum,
die noch fehlende Prediger sind.]
§. 2.

Die Dänen aber, so dieses ihnen benachbarte Land gerne zuvor wegfischen
wolten, schickten ihre Priester dahin, gleichsam in eine fremde Erndte. Diese tauf-
ten etliche Dörfer und sandten ihre Leute wieder auf andre, wohin sie nicht so gleich
selbst kommen konten, liessen auf allen Dörfern grosse hölzerne Kreuze ma-
chen, schickten auch durch die Hände der Bauren das Weihwasser herum, beorder-
ten sie, Weiber und Kinder damit zu besprengen, und unternahmen sich solcher
Gestalt den Priestern von Riga zuvorzukommen, fädelten es auch auf die Art ein, da-
mit sie das Land der Gewalt des Königs in Dännemark voraus unterwerfen möch-
ten. (Gedachter) Peter und Heinrich merkten das Ding und gingen nach Ger-
wen.
Als sie daselbst in den vördersten Dörfern viel Leute getauft, vernahmen
sie, daß ein Dänischer Priester Wolther auch dahin gekommen. Darauf gin-
gen sie ihm entgegen, und sagten, das Land stehe unter Botmäßigkeit der Rigi-
schen,
und behaupteten, daß dieser Weinberg durch die Fahne der heiligen Jung-
frau Maria, unter vielem Eifer der Pilger und mit saurer Arbeit der Rigischen
gepflanzet sey. Nachher begaben sie sich aufs Schloß der Dänen mit samt dem
Prediger, und berichteten vor dem Hochwürdigen Erzbischof von Lunden, An-
dreas,
ein gleiches. Der Erzbischof aber erwiederte, ganz Esthland, es möch-
ten es die Rigischen erobert, oder noch nicht sich unterworfen haben, gehöre dem
König von Dännemark; und wäre ihm von den Rigischen Bischöfen, wegen
seines Beystandes gegen die Esthen, abgetreten worden. Er schickte auch Ex-
presse nach Riga, mit dem Verbot, sie solten die unreifen kleinen Trauben nicht
ablesen, noch ihre Priester in die Winkel in Esthland zum predigen ausschicken.
Der Hochwürdige alte Bischof von Riga, Albert, schrieb ihm aber zurück: Der
Weinberg der Esthnischen Kirche sey schon viele Jahre vor der Dänen Zeit
von seinen Leuten längst angeleget, mit dem Blute vieler Deutschen und vie-
lem Kriegesungemach bearbeitet worden, und seine Priester wären nicht in den
Winkeln von Esthland, sondern mitten in Gerwen und Wirland, ja vor
den Augen des Erzbischofs selbst erschienen. Auf dieses Schreiben ward der Kö-

nig
R r 2

von 1219 bis 1220.
Syembe, theilten an den Oertern dieſes Landes eben dieſes Sacrament aus,1219
und tauften alle; endlich verſamleten ſie die Leute in Riole, ſo ihre letzte Burg
war, und lehrten ſie die Lehre des Evangelii. Nachdem ſie daſelbſt bey fuͤnf
hundert von beyderley Geſchlechte durcheinander getauft hatten, begaben ſie ſich
nach Wirland. Es nahmen ſie auch die Wirlaͤnder von der erſten Provinz
auf, ſo Pudymen genant wird, und es wurden von ihnen faſt alle vierzehn
Doͤrfer getauft, zugleich mit ihrem Landesaͤlteſten Tabellin, ſo nachher von den
Daͤnen gehenket worden, weil er die Taufe der Rigiſchen angenommen, und
ſeinen Sohn an die Bruͤder der Ritterſchaft zur Geiſſel gegeben. Die uͤbrigen
Wirlaͤnder aber aus den andern Provinzen, getraueten ſich wegen Bedrohungen
der Daͤnen nicht, die Rigiſchen Prieſter anzunehmen, und riefen alſo die Daͤ-
nen
als ihre Nachbaren zu ſich, von denen ſie ſich taufen lieſſen. Die Wir-
laͤnder
glaubten alſo, es ſey nur Ein GOtt der Chriſten, der Daͤnen ſo wol
als der Deutſchen, Ein Glaube, und Eine Taufe, und weil ſie meinten, es
werde kein Aufſehen verurſachen, nahmen ſie die Taufe der Daͤnen als naͤchſten
Nachbaren ohne Unterſcheid an. Die Rigiſchen hingegen bezogen ſich darauf,
Wirland waͤre ihre, nemlich von ihren Leuten dem chriſtlichen Glauben unter-
worfen, und ſandten vorbenante Prieſter hinuͤber, daſſelbe zu taufen.

a) Hier ſcheinet im Lateiniſchen etwas ausgelaſſen und zugleich geaͤndert zu ſeyn. Denn
entweder muß man leſen: Cujus inſtantia plus quam ſollicitudo omnium eccleſiarum
illum ſemper detinuit,
oder: Cujus inſtantia & ſollicitudo ſuper omnium eccle-
ſiarum, (ſc. ſollicitudinem,) illum detinuit.
[Mit der wenigſten Aenderung iſt in dieſer
Ueberſetzung; cujus inſtantiæ ſoll. angenommen worden, daß inſtantia eccleſiarum,
die noch fehlende Prediger ſind.]
§. 2.

Die Daͤnen aber, ſo dieſes ihnen benachbarte Land gerne zuvor wegfiſchen
wolten, ſchickten ihre Prieſter dahin, gleichſam in eine fremde Erndte. Dieſe tauf-
ten etliche Doͤrfer und ſandten ihre Leute wieder auf andre, wohin ſie nicht ſo gleich
ſelbſt kommen konten, lieſſen auf allen Doͤrfern groſſe hoͤlzerne Kreuze ma-
chen, ſchickten auch durch die Haͤnde der Bauren das Weihwaſſer herum, beorder-
ten ſie, Weiber und Kinder damit zu beſprengen, und unternahmen ſich ſolcher
Geſtalt den Prieſtern von Riga zuvorzukommen, faͤdelten es auch auf die Art ein, da-
mit ſie das Land der Gewalt des Koͤnigs in Daͤnnemark voraus unterwerfen moͤch-
ten. (Gedachter) Peter und Heinrich merkten das Ding und gingen nach Ger-
wen.
Als ſie daſelbſt in den voͤrderſten Doͤrfern viel Leute getauft, vernahmen
ſie, daß ein Daͤniſcher Prieſter Wolther auch dahin gekommen. Darauf gin-
gen ſie ihm entgegen, und ſagten, das Land ſtehe unter Botmaͤßigkeit der Rigi-
ſchen,
und behaupteten, daß dieſer Weinberg durch die Fahne der heiligen Jung-
frau Maria, unter vielem Eifer der Pilger und mit ſaurer Arbeit der Rigiſchen
gepflanzet ſey. Nachher begaben ſie ſich aufs Schloß der Daͤnen mit ſamt dem
Prediger, und berichteten vor dem Hochwuͤrdigen Erzbiſchof von Lunden, An-
dreas,
ein gleiches. Der Erzbiſchof aber erwiederte, ganz Eſthland, es moͤch-
ten es die Rigiſchen erobert, oder noch nicht ſich unterworfen haben, gehoͤre dem
Koͤnig von Daͤnnemark; und waͤre ihm von den Rigiſchen Biſchoͤfen, wegen
ſeines Beyſtandes gegen die Eſthen, abgetreten worden. Er ſchickte auch Ex-
preſſe nach Riga, mit dem Verbot, ſie ſolten die unreifen kleinen Trauben nicht
ableſen, noch ihre Prieſter in die Winkel in Eſthland zum predigen ausſchicken.
Der Hochwuͤrdige alte Biſchof von Riga, Albert, ſchrieb ihm aber zuruͤck: Der
Weinberg der Eſthniſchen Kirche ſey ſchon viele Jahre vor der Daͤnen Zeit
von ſeinen Leuten laͤngſt angeleget, mit dem Blute vieler Deutſchen und vie-
lem Kriegesungemach bearbeitet worden, und ſeine Prieſter waͤren nicht in den
Winkeln von Eſthland, ſondern mitten in Gerwen und Wirland, ja vor
den Augen des Erzbiſchofs ſelbſt erſchienen. Auf dieſes Schreiben ward der Koͤ-

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[159/0191] von 1219 bis 1220. Syembe, theilten an den Oertern dieſes Landes eben dieſes Sacrament aus, und tauften alle; endlich verſamleten ſie die Leute in Riole, ſo ihre letzte Burg war, und lehrten ſie die Lehre des Evangelii. Nachdem ſie daſelbſt bey fuͤnf hundert von beyderley Geſchlechte durcheinander getauft hatten, begaben ſie ſich nach Wirland. Es nahmen ſie auch die Wirlaͤnder von der erſten Provinz auf, ſo Pudymen genant wird, und es wurden von ihnen faſt alle vierzehn Doͤrfer getauft, zugleich mit ihrem Landesaͤlteſten Tabellin, ſo nachher von den Daͤnen gehenket worden, weil er die Taufe der Rigiſchen angenommen, und ſeinen Sohn an die Bruͤder der Ritterſchaft zur Geiſſel gegeben. Die uͤbrigen Wirlaͤnder aber aus den andern Provinzen, getraueten ſich wegen Bedrohungen der Daͤnen nicht, die Rigiſchen Prieſter anzunehmen, und riefen alſo die Daͤ- nen als ihre Nachbaren zu ſich, von denen ſie ſich taufen lieſſen. Die Wir- laͤnder glaubten alſo, es ſey nur Ein GOtt der Chriſten, der Daͤnen ſo wol als der Deutſchen, Ein Glaube, und Eine Taufe, und weil ſie meinten, es werde kein Aufſehen verurſachen, nahmen ſie die Taufe der Daͤnen als naͤchſten Nachbaren ohne Unterſcheid an. Die Rigiſchen hingegen bezogen ſich darauf, Wirland waͤre ihre, nemlich von ihren Leuten dem chriſtlichen Glauben unter- worfen, und ſandten vorbenante Prieſter hinuͤber, daſſelbe zu taufen. 1219 a⁾ Hier ſcheinet im Lateiniſchen etwas ausgelaſſen und zugleich geaͤndert zu ſeyn. Denn entweder muß man leſen: Cujus inſtantia plus quam ſollicitudo omnium eccleſiarum illum ſemper detinuit, oder: Cujus inſtantia & ſollicitudo ſuper omnium eccle- ſiarum, (ſc. ſollicitudinem,) illum detinuit. [Mit der wenigſten Aenderung iſt in dieſer Ueberſetzung; cujus inſtantiæ ſoll. angenommen worden, daß inſtantia eccleſiarum, die noch fehlende Prediger ſind.] §. 2. Die Daͤnen aber, ſo dieſes ihnen benachbarte Land gerne zuvor wegfiſchen wolten, ſchickten ihre Prieſter dahin, gleichſam in eine fremde Erndte. Dieſe tauf- ten etliche Doͤrfer und ſandten ihre Leute wieder auf andre, wohin ſie nicht ſo gleich ſelbſt kommen konten, lieſſen auf allen Doͤrfern groſſe hoͤlzerne Kreuze ma- chen, ſchickten auch durch die Haͤnde der Bauren das Weihwaſſer herum, beorder- ten ſie, Weiber und Kinder damit zu beſprengen, und unternahmen ſich ſolcher Geſtalt den Prieſtern von Riga zuvorzukommen, faͤdelten es auch auf die Art ein, da- mit ſie das Land der Gewalt des Koͤnigs in Daͤnnemark voraus unterwerfen moͤch- ten. (Gedachter) Peter und Heinrich merkten das Ding und gingen nach Ger- wen. Als ſie daſelbſt in den voͤrderſten Doͤrfern viel Leute getauft, vernahmen ſie, daß ein Daͤniſcher Prieſter Wolther auch dahin gekommen. Darauf gin- gen ſie ihm entgegen, und ſagten, das Land ſtehe unter Botmaͤßigkeit der Rigi- ſchen, und behaupteten, daß dieſer Weinberg durch die Fahne der heiligen Jung- frau Maria, unter vielem Eifer der Pilger und mit ſaurer Arbeit der Rigiſchen gepflanzet ſey. Nachher begaben ſie ſich aufs Schloß der Daͤnen mit ſamt dem Prediger, und berichteten vor dem Hochwuͤrdigen Erzbiſchof von Lunden, An- dreas, ein gleiches. Der Erzbiſchof aber erwiederte, ganz Eſthland, es moͤch- ten es die Rigiſchen erobert, oder noch nicht ſich unterworfen haben, gehoͤre dem Koͤnig von Daͤnnemark; und waͤre ihm von den Rigiſchen Biſchoͤfen, wegen ſeines Beyſtandes gegen die Eſthen, abgetreten worden. Er ſchickte auch Ex- preſſe nach Riga, mit dem Verbot, ſie ſolten die unreifen kleinen Trauben nicht ableſen, noch ihre Prieſter in die Winkel in Eſthland zum predigen ausſchicken. Der Hochwuͤrdige alte Biſchof von Riga, Albert, ſchrieb ihm aber zuruͤck: Der Weinberg der Eſthniſchen Kirche ſey ſchon viele Jahre vor der Daͤnen Zeit von ſeinen Leuten laͤngſt angeleget, mit dem Blute vieler Deutſchen und vie- lem Kriegesungemach bearbeitet worden, und ſeine Prieſter waͤren nicht in den Winkeln von Eſthland, ſondern mitten in Gerwen und Wirland, ja vor den Augen des Erzbiſchofs ſelbſt erſchienen. Auf dieſes Schreiben ward der Koͤ- nig R r 2

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/191>, abgerufen am 26.04.2024.