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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Vorrede des Herrn Hofrath Grubers.
che die ersten Täuflinge gewesen, richtig an, schreibet sie auch recht
Doch deswegen kan mich noch nicht überreden zu glauben, daß er unsere
Chronik gehabt, weil es ein Unverstand gewesen, das Ansehen dieses als ei-
nes zu gleicher Zeit lebenden Geschichtschreibers, dem Russov nachzusetzen,
und nach verlassener Quelle aus einer unreinen Pfütze zu schöpfen*).

Und deren
Vortreflich-
keit.

Jch nenne aber nicht unbillig ein solch Buch eine Quelle, dessen Ver-
fertiger aussaget, daß er bey den Begebenheiten, die er erzählet, zugegen
gewesen, und sie alle entweder gesehen, oder von andern, die es gesehen,
gehöret habe. Er erzählet nemlich, wie und wenn die Sachsen zuerst
nach Liefland gekommen; wie das heidnische Liefland ausgesehen; wer
die gewesen, welche das wilde Volk entweder durch die Waffen gebändi-
get, oder mit Vorhaltung der Belohnung des ewigen Lebens zur Mensch-
lichkeit und zum Christenthum, theils mit Gewalt, theils durch Lehre und
Unterricht gebracht; was es mit der Stiftung der Ritterschaft Christi vor
eine Bewandniß gehabt; wie schwach der Anfang des Schwerdtbrüder-
ordens
gewesen; was vor Städte damals erbauet; welche Schlösser, und
auf was Art sie erobert; welche Schlachten gehalten; wie eine Nation,
die ausser dem Hausstande von den übrigen Vortheilen des geselschaftli-
chen Lebens nichts gewust, ihre erste Obrigkeit und Anordnung der Ge-
richte von den Geistlichen erhalten, uud zu einer förmlichen und ordent-
lichen Republik geworden. Dieses alles, obschon es mit wenig Worten
und ungeschminkt vorgetragen wird, ist um desto anmuthiger und nützli-
cher zu lesen, je rarer die Gründung der Republiken, ihrer geistlichen
und weltlichen Einrichtnng nach, aufgezeichnet worden, oder je häufiger
solche Nachrichten wieder verloren gegangen.

Muthmas-
sung von
dem Auctor,
der ein Ein-
länder ist.

Frägt man nach dem Verfasser; so kan ich nichts gewisses angeben,
weil er nach der Mode seiner Zeit seinen Namen nicht heraus sagen wollen:
indem er mehr auf die Ehre der grossen Männer, die Liefland bezwungen
und zum Christenthum gebracht, als auf seinen Selbstruhm gesehen.
Doch daß er ein Pfaffe und den Bischöfen günstiger als den Rittern, inson-
derheit aber seinem Albert ungemein zugethan gewesen; läst sich auch dar-
aus abnehmen, daß er die Geschichte in Liefland, nicht nach den Jahren
nach CHristi Geburt, welches doch in Verfertigung der Chroniken die al-
lerüblichste und bequemste Art ist, sondern nach den Jahren des Bi-
schof Alberts, eintheilet. Allein mich deucht, ich finde an diesem Chronik-
schreiber nicht einen Mann von hoher Würde; sondern nur einen geringen

und
*) Daß der geschickte und gelehrte Herr Pastor Kelch dis Manuscript gehabt, zeigen nicht nur
p. 51 die Lateinischen Worte, welche er aus selbigem anführet, sondern auch etliche an-
dere Begebenheiten, und der Ort p. 57, wenn er sie nicht aus dem Hiärne genommen.
Die schlechte und unverständliche Abschrift aber hat ihn entweder am Gebrauch desselben
gehindert, oder er hat auch seinem Schatz nicht den rechten Werth zu geben gewust; wie
denn dazu eine ungemeine Belesenheit gehöret, mit alten Handschriften so umzugehen, als
der Herr Hofrath Gruber mit dieser gethan, worinne gewiß ein Meisterstück einer gründ-
lichen Gelehrsamkeit abgeleget worden.

Vorrede des Herrn Hofrath Grubers.
che die erſten Taͤuflinge geweſen, richtig an, ſchreibet ſie auch recht
Doch deswegen kan mich noch nicht uͤberreden zu glauben, daß er unſere
Chronik gehabt, weil es ein Unverſtand geweſen, das Anſehen dieſes als ei-
nes zu gleicher Zeit lebenden Geſchichtſchreibers, dem Ruſſov nachzuſetzen,
und nach verlaſſener Quelle aus einer unreinen Pfuͤtze zu ſchoͤpfen*).

Und deren
Vortreflich-
keit.

Jch nenne aber nicht unbillig ein ſolch Buch eine Quelle, deſſen Ver-
fertiger ausſaget, daß er bey den Begebenheiten, die er erzaͤhlet, zugegen
geweſen, und ſie alle entweder geſehen, oder von andern, die es geſehen,
gehoͤret habe. Er erzaͤhlet nemlich, wie und wenn die Sachſen zuerſt
nach Liefland gekommen; wie das heidniſche Liefland ausgeſehen; wer
die geweſen, welche das wilde Volk entweder durch die Waffen gebaͤndi-
get, oder mit Vorhaltung der Belohnung des ewigen Lebens zur Menſch-
lichkeit und zum Chriſtenthum, theils mit Gewalt, theils durch Lehre und
Unterricht gebracht; was es mit der Stiftung der Ritterſchaft Chriſti vor
eine Bewandniß gehabt; wie ſchwach der Anfang des Schwerdtbruͤder-
ordens
geweſen; was vor Staͤdte damals erbauet; welche Schloͤſſer, und
auf was Art ſie erobert; welche Schlachten gehalten; wie eine Nation,
die auſſer dem Hausſtande von den uͤbrigen Vortheilen des geſelſchaftli-
chen Lebens nichts gewuſt, ihre erſte Obrigkeit und Anordnung der Ge-
richte von den Geiſtlichen erhalten, uud zu einer foͤrmlichen und ordent-
lichen Republik geworden. Dieſes alles, obſchon es mit wenig Worten
und ungeſchminkt vorgetragen wird, iſt um deſto anmuthiger und nuͤtzli-
cher zu leſen, je rarer die Gruͤndung der Republiken, ihrer geiſtlichen
und weltlichen Einrichtnng nach, aufgezeichnet worden, oder je haͤufiger
ſolche Nachrichten wieder verloren gegangen.

Muthmaſ-
ſung von
dem Auctor,
der ein Ein-
laͤnder iſt.

Fraͤgt man nach dem Verfaſſer; ſo kan ich nichts gewiſſes angeben,
weil er nach der Mode ſeiner Zeit ſeinen Namen nicht heraus ſagen wollen:
indem er mehr auf die Ehre der groſſen Maͤnner, die Liefland bezwungen
und zum Chriſtenthum gebracht, als auf ſeinen Selbſtruhm geſehen.
Doch daß er ein Pfaffe und den Biſchoͤfen guͤnſtiger als den Rittern, inſon-
derheit aber ſeinem Albert ungemein zugethan geweſen; laͤſt ſich auch dar-
aus abnehmen, daß er die Geſchichte in Liefland, nicht nach den Jahren
nach CHriſti Geburt, welches doch in Verfertigung der Chroniken die al-
leruͤblichſte und bequemſte Art iſt, ſondern nach den Jahren des Bi-
ſchof Alberts, eintheilet. Allein mich deucht, ich finde an dieſem Chronik-
ſchreiber nicht einen Mann von hoher Wuͤrde; ſondern nur einen geringen

und
*) Daß der geſchickte und gelehrte Herr Paſtor Kelch dis Manuſcript gehabt, zeigen nicht nur
p. 51 die Lateiniſchen Worte, welche er aus ſelbigem anfuͤhret, ſondern auch etliche an-
dere Begebenheiten, und der Ort p. 57, wenn er ſie nicht aus dem Hiaͤrne genommen.
Die ſchlechte und unverſtaͤndliche Abſchrift aber hat ihn entweder am Gebrauch deſſelben
gehindert, oder er hat auch ſeinem Schatz nicht den rechten Werth zu geben gewuſt; wie
denn dazu eine ungemeine Beleſenheit gehoͤret, mit alten Handſchriften ſo umzugehen, als
der Herr Hofrath Gruber mit dieſer gethan, worinne gewiß ein Meiſterſtuͤck einer gruͤnd-
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[0026] Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. che die erſten Taͤuflinge geweſen, richtig an, ſchreibet ſie auch recht Doch deswegen kan mich noch nicht uͤberreden zu glauben, daß er unſere Chronik gehabt, weil es ein Unverſtand geweſen, das Anſehen dieſes als ei- nes zu gleicher Zeit lebenden Geſchichtſchreibers, dem Ruſſov nachzuſetzen, und nach verlaſſener Quelle aus einer unreinen Pfuͤtze zu ſchoͤpfen *). Jch nenne aber nicht unbillig ein ſolch Buch eine Quelle, deſſen Ver- fertiger ausſaget, daß er bey den Begebenheiten, die er erzaͤhlet, zugegen geweſen, und ſie alle entweder geſehen, oder von andern, die es geſehen, gehoͤret habe. Er erzaͤhlet nemlich, wie und wenn die Sachſen zuerſt nach Liefland gekommen; wie das heidniſche Liefland ausgeſehen; wer die geweſen, welche das wilde Volk entweder durch die Waffen gebaͤndi- get, oder mit Vorhaltung der Belohnung des ewigen Lebens zur Menſch- lichkeit und zum Chriſtenthum, theils mit Gewalt, theils durch Lehre und Unterricht gebracht; was es mit der Stiftung der Ritterſchaft Chriſti vor eine Bewandniß gehabt; wie ſchwach der Anfang des Schwerdtbruͤder- ordens geweſen; was vor Staͤdte damals erbauet; welche Schloͤſſer, und auf was Art ſie erobert; welche Schlachten gehalten; wie eine Nation, die auſſer dem Hausſtande von den uͤbrigen Vortheilen des geſelſchaftli- chen Lebens nichts gewuſt, ihre erſte Obrigkeit und Anordnung der Ge- richte von den Geiſtlichen erhalten, uud zu einer foͤrmlichen und ordent- lichen Republik geworden. Dieſes alles, obſchon es mit wenig Worten und ungeſchminkt vorgetragen wird, iſt um deſto anmuthiger und nuͤtzli- cher zu leſen, je rarer die Gruͤndung der Republiken, ihrer geiſtlichen und weltlichen Einrichtnng nach, aufgezeichnet worden, oder je haͤufiger ſolche Nachrichten wieder verloren gegangen. Fraͤgt man nach dem Verfaſſer; ſo kan ich nichts gewiſſes angeben, weil er nach der Mode ſeiner Zeit ſeinen Namen nicht heraus ſagen wollen: indem er mehr auf die Ehre der groſſen Maͤnner, die Liefland bezwungen und zum Chriſtenthum gebracht, als auf ſeinen Selbſtruhm geſehen. Doch daß er ein Pfaffe und den Biſchoͤfen guͤnſtiger als den Rittern, inſon- derheit aber ſeinem Albert ungemein zugethan geweſen; laͤſt ſich auch dar- aus abnehmen, daß er die Geſchichte in Liefland, nicht nach den Jahren nach CHriſti Geburt, welches doch in Verfertigung der Chroniken die al- leruͤblichſte und bequemſte Art iſt, ſondern nach den Jahren des Bi- ſchof Alberts, eintheilet. Allein mich deucht, ich finde an dieſem Chronik- ſchreiber nicht einen Mann von hoher Wuͤrde; ſondern nur einen geringen und *) Daß der geſchickte und gelehrte Herr Paſtor Kelch dis Manuſcript gehabt, zeigen nicht nur p. 51 die Lateiniſchen Worte, welche er aus ſelbigem anfuͤhret, ſondern auch etliche an- dere Begebenheiten, und der Ort p. 57, wenn er ſie nicht aus dem Hiaͤrne genommen. Die ſchlechte und unverſtaͤndliche Abſchrift aber hat ihn entweder am Gebrauch deſſelben gehindert, oder er hat auch ſeinem Schatz nicht den rechten Werth zu geben gewuſt; wie denn dazu eine ungemeine Beleſenheit gehoͤret, mit alten Handſchriften ſo umzugehen, als der Herr Hofrath Gruber mit dieſer gethan, worinne gewiß ein Meiſterſtuͤck einer gruͤnd- lichen Gelehrſamkeit abgeleget worden.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/26>, abgerufen am 26.04.2024.